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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2024

Eine besondere Freundschaft

Leonard und Paul
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Ich hatte das Buch schonmal zu seinem Erscheinungstermin auf dem Schirm, habe es aber erst im Zuge der Nominierung zum Lieblingsbuch der Unabhängigen gelesen und muss sagen: diese Nominierung ist mehr ...

Ich hatte das Buch schonmal zu seinem Erscheinungstermin auf dem Schirm, habe es aber erst im Zuge der Nominierung zum Lieblingsbuch der Unabhängigen gelesen und muss sagen: diese Nominierung ist mehr als gerechtfertigt. Ein wunderschönes, bewegendes und auf feinsinnige Art humorvolles Buch. Habe es sehr geliebt.

Zum Inhalt: Leonard und Paul sind jeder für sich Einzelgänger, aber füreinander beste Freunde. Beide führen ein eher beschauliches Leben, bei dem sie sich jeweils im Hintergrund halten. Doch plötzlich tut sich im Leben der beiden was, sodass die Ruhe durchbrochen wird und beide sich neuen, ungeahnten Herausforderungen stellen.

Leonard und Paul haben jeder für sich allein, aber auch zusammen eine ganz besondere Dynamik, die auch mit der Abwesenheit jeglicher Dynamik beschrieben werden könnte. Jeder für sich fällt wohl in die Kategorie „Außenseiter“ und „schräger Vogel“, weshalb sie füreinander auch so wichtige Bezugspersonen sind. Sie machen einfach jeder ihr Ding, fallen nicht auf, bis sie es dann eben doch tun.

Ich finde ihre jeweiligen Interessen und Lebenswege überzeugend und authentisch dargestellt. Besonders Paul ist mir im Verlauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Beide Männer machen eine starke charakterliche Entwicklung durch, begeben sich aus ihren jeweiligen Komfortzonen heraus und stehen für sich ein. Das hat mir richtig gut gefallen und war sehr unterhaltsam zu lesen. Vor allem wie sie sich manchmal etwas unbeholfen, aber sehr offen und ehrlich dem Leben und ihren Problemen stellen.

Die Erzählung selbst verläuft eher in ruhigen Bahnen, was perfekt zu den Figuren passt. Der unaufgeregte Erzählton ist angenehm zu lesen und man kann sich innerhalb der Geschichte gut treiben lassen, die vor allem von der bildlichen Beschreibungen dieser zwei hinreißenden Charaktere lebt. Einfach wundervoll

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Entsetzlich

Tote Augen
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Karin Slaughter schreibt Geschichten, aus denen Albträume gemacht sind. Und sie ist so gut darin, dass sie mich mit ihren Beschreibungen regelrecht in diese Horrorszenarien versetzt. Definitiv nichts für ...

Karin Slaughter schreibt Geschichten, aus denen Albträume gemacht sind. Und sie ist so gut darin, dass sie mich mit ihren Beschreibungen regelrecht in diese Horrorszenarien versetzt. Definitiv nichts für schwache Nerven.

Zum Inhalt: Dr. Sara Linton arbeitet in einem Krankenhaus in Atlanta, als eine junge Frau eingeliefert wird, die Teil eines schrecklichen Autounfalls war. Aber nicht nur das: ihr Körper zeigt Spuren von Unterernährung, Missbrauch und Folter. Das GBI übernimmt den Fall, denn die Frau war nicht das einzige Opfer.

Der Fall selbst ist abgründig, brutal und erschreckend, um nicht zu sagen abstoßend. Die Beschreibungen der Orte und Gewaltszenarien sind keine leichte Kost, Slaughter erzeugt hier eine gewaltdurchtränkte, grausige Atmosphäre. Gleichzeitig bekommt das Verbrechen im Verlauf der Handlung einen psychologische Komponente.

Das Team um Will und Faith wird in diesem Fall durch Sara Linton verstärkt, die mit ihrem scharfen Verstand und ihrer sehr menschlichen Art eine große Bereicherung ist. Gleichzeitig offenbart Will hier will von sich selbst, seiner Vergangenheit und den Wunden seiner Seele. Das schafft einen spannenden und angenehmen Kontrast zu den Gewaltbeschreibungen. Bezüglich Figurenentwicklung für mich ein sehr starker Band.

Eine Geschichte, die mich das gruseln lehrt und bei der es mir kalt den Rücken herunterläuft. Absolut abgründig und perfide geplottet und wahnsinnig packend von der ersten bis zur letzten Seite.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Flucht und Sinnsuche

Haus aus Wind
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Zum Inhalt:Johanna entflieht ihrem Leben und flüchtet sich in ein Surfcamp an der Algarve. Doch statt am Ende ihres Urlaubs heimzukehren, beschließt sie zu bleiben, nimmt einen Aushilfsjob an und verliebt ...

Zum Inhalt:Johanna entflieht ihrem Leben und flüchtet sich in ein Surfcamp an der Algarve. Doch statt am Ende ihres Urlaubs heimzukehren, beschließt sie zu bleiben, nimmt einen Aushilfsjob an und verliebt in zwei Frauen. Doch ihre Vergangenheit holt sie ein und die leichte Blase langer Sommernächte beginnt langsam zu platzen.

Ich hab mich ganz merkwürdig in die Geschichte geworfen gefühlt. Normalerweise macht mir das nichts aus und gefällt mir sogar, aber hier habe ich mich sehr schwergetan ein Gefühl für Johanna und ihre Situation zu bekommen.
Die Protagonistin wirkte auch mich vor allem anfangs fast schon kindlich naiv, aber je mehr Seiten ich gelesen habe, desto verständlicher wurde sie mir.

Was mich immer so ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen hat, waren die englischen Dialoge. Die habe ich verstanden, waren ja auch denkbar einfach gehalten, aber dieser Switch von Deutsch zu Englisch und wieder zurück war irgendwie nicht so meins. Hatte jetzt auch nicht unbedingt das Gefühl, dass es als Stilmittel besonders zur Stimmung oder so beigetragen hätte.

Viele ihre Gedanken und Gefühle empfand ich als überraschend nahbar, wie es plötzlich aus ihr herausbricht, als wäre da kein Raum mehr in ihr um den aufgestauten Frust, die Ängste und Verzweiflung zu verstecken. Der Schreibstil und die Sprache tragen sehr gut dazu bei zu vermitteln, was da in Johanna brodelt, wie es in ihr arbeitet und was das mit ihr selbst und ihrem Selbstbild macht. Dazu Rückblicke in Johannas Kindheit und Jugend. Zu Momenten, die sie geprägt haben. Sie ist wahnsinnig selbstreflektiert, reflektiert aber ihr gesamtes Umfeld direkt mit, was sie zunehmend strauchelnd lässt und in regelrechtes selbst-bashing ausartet

Das Buch hat eine wunderschöne, teils richtig poetische Erzählstimme. Die Geschichte wird auf eine feinsinnige Art erzählt, die sich ganz wunderbar lesen lässt. Es ist kein klassischer Sommerroman, überzeugt aber mit den tiefsinnigen Untertönen.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Starke weibliche Hauptfigur mit Fitzgerald-Flair

Ex-Wife
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Dieses Buch über die Rolle der Frau, die Ehe und den Status des Geschiedenseins erinnerte mich total an die Sozialporträts à la Scott Fitzgerald, der für mich mit seinen Werken die Zeit der Goldenen Zwanziger ...

Dieses Buch über die Rolle der Frau, die Ehe und den Status des Geschiedenseins erinnerte mich total an die Sozialporträts à la Scott Fitzgerald, der für mich mit seinen Werken die Zeit der Goldenen Zwanziger geprägt hat.
Besonders spannend, da dieses Buch erstmals in den 1920ern veröffentlicht wurde und als Skandalroman galt.

Zum Inhalt: Pat ist frisch verheiratet und lebt mit ihrem Mann ein ausschweifendes Leben in New York. Das Geld ist knapp, der lockere Lebensstil schlaucht und nach nur vier Jahren Ehe will ihr Mann die Scheidung. Er sei in eine andere Frau verliebt. Pat, immer noch verliebt, kämpft zunächst um die Ehe, während sie versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen.

Anfangs habe ich mich mit der Protagonistin etwas schwergetan. Sie ist jung und naiv, bedient die Gesellschaftsklischees der damaligen Zeit von Verschwendungssucht, Alkoholkonsum und einem lockeren Lebensstil. Erstmal nichts neues. Aber dann der Bruch, das Eheaus und das Suchen nach einer neuen, selbstbestimmte Rolle. Da begann es für mich wirklich interessant und spannend zu werden.

Pat muss nicht nur am eigenen Leid erfahren, dass ihr Status als geschiedene Frau sie zum Zielobjekt von Spott, männlicher Begierde und Neid macht, sie baut sich aus eigener Kraft auch eine Karriere auf und sucht nach einer neuen, beständigen Liebe, die der Wehmut des Verlorenen entgegentreten kann. Vor dem Hintergrund eines ausschweifenden Lebens in New York gar nicht so einfach, aber durch den glamourösen Flair doch recht catchy.

Die Erzählung war für mich sehr stimmungsvoll, die Ausschweifungen und Begegnungen teilweise sehr bildhaft und Pat durch ihre direkte Art erfrischend unterhaltsam. Ein schönes Sittengemälde über die Fesseln der sogenannten Freiheit geschiedener Frauen.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

stimmungsvoll und trügerisch

Feuerjagd
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Ich bin großer Fan von Tana French und fand auch den ersten Band der Reihe um Cal Hooper richtig gelungen, sodass ich mich sehr auf eine Fortsetzung seiner besonderen Freundschaft zur störrischen Teenagerin ...

Ich bin großer Fan von Tana French und fand auch den ersten Band der Reihe um Cal Hooper richtig gelungen, sodass ich mich sehr auf eine Fortsetzung seiner besonderen Freundschaft zur störrischen Teenagerin Trey und den Verschrobenheiten Ardnakeltys gefreut habe. Irisches Landleben wird hier einfach großartig auf die Spitze getrieben und hat mich auch in diesem Folgeband wieder königlich unterhalten.

Zum Inhalt: ein heißer Sommer in Irland, der auch die Gemüter zunehmend erhitzt, da ein Großteil der Einwohner von Ardnakelty von der Landwirtschaft lebt. Als Treys Vater Johnny unerwartet aus England zurückkommt, vorgeblich weil er seine Familie vermisst hat, merkt nicht nur Trey schnell, dass mehr hinter seiner Rückkehr stecken muss. Und bald schon beginnt Johnny eine unglaubliche Geschichte von schnellem Reichtum zu erzählen.

Was ich an diesen dörflichen Einöden als Setting so liebe ist, dass es immer eine Vergangenheit und Geschichte gibt und damit einhergehend auch Geheimnisse, die gelüftet werden wollen. Ich hatte tatsächlich die Geschehnisse aus Band 1 nicht mehr ganz so parat, bin aber schnell wieder reingekommen. Ich finde sogar, dass man bei dieser Reihe Band 1 nicht gelesen haben muss, um Freude an der Geschichte zu haben. Die wirft hier nämlich wiederholt die Frage auf, wer hier eigentlich wen betrügt und hintergeht und das ist wahnsinnig lesenswert.

Ich liebe es, wie hier wahnsinnig viel suggeriert wird, denn eine Eigenheit von Ardnakelty ist, dass man nicht einfach Klartext miteinander spricht, denn dann würde der Gegenüber ja wissen, dass man selbst etwas weiß und vielleicht zu verbergen hat. Und die zuverlässigste Kommunikationsform ist sowieso der Dorfklatsch. So bleiben die vollen Intentionen der einzelnen Figuren bis zum Ende hin eher nebulös. Ihre irrwitzigen Gespräche zu verfolgen macht aber einfach Spaß.

Ich mochte die Mischung aus Folklore, Gerüchten und Geheimnissen sehr gerne und die nuancierten Untertöne der Geschichte tragen sehr zur packenden Atmosphäre bei. Vom Tempo her ist die Story eher gemächlich, sodass man die Stimmung gut auf sich wirken lassen kann.
Hat mir wieder richtig gut gefallen, ich kann die Reihe und Tana French im allgemeinen nur empfehlen!

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