Aussage gegen Aussage
Sie sagt. Er sagt.Ich verfolge den Autor ja schon eine Weile und war bisher immer schwer begeistert, von allem was ich aus seiner Feder in die Hände bekommen hab. Ein Theaterstück kannte ich von ihm noch nicht, fands aber ...
Ich verfolge den Autor ja schon eine Weile und war bisher immer schwer begeistert, von allem was ich aus seiner Feder in die Hände bekommen hab. Ein Theaterstück kannte ich von ihm noch nicht, fands aber grandios- prägnant und auf den Punkt gebracht beschreibt es alles, was es zu dem diesem zu sagen gibt.
Zum Inhalt: ein Gerichtssaal. Katharina Schlüter und Christian Thiede hatten jahrelang eine Affäre, die vor vier Monaten endete. Danach sahen sie sich nur einmal und nun sitzen sie einander im Gerichtssaal gegenüber. Als Angeklagter und Nebenklärin/Zeugin. Er soll sie vergewaltigt haben. Es steht Aussage gegen Aussage.
Ich muss ja sagen, dass ich eigentlich nicht so gern Theaterstücke lese, weil mir die Rahmenhandlung und Atmosphäre fehlt. Hier habe ich das aber überhaupt nicht so empfunden. Die Stimmung im Gerichtssaal war so aufgeladen, nicht zuletzt durch das Gekabbel zwischen Ankläger und Verteidigung, dass ich es als sehr atmosphärisch empfunden habe. Sehr angespannt, ein ungewisser Ausgang im Raum stehend, reich an Anschuldigungen.
Ich fand das Thema auf vielfältige Weise in diesem Stück beleuchtet, ähnlich wie es in echten Gerichtssälen vermutlich zugeht- von Schirach ist ja selbst Jurist und man merkt in seinen Büchern, dass er einfach weiß, wovon er schreibt.
Erschütternd war für mich vor allem, die die Strafverteidigerin versucht die Zeugin zu verunglimpfen, sie zu verunsichern und selbst zur Täterin zu machen. Das finde ich eine ganz dreckige Vorgehensweise, bei der ich mir aber vorstellen kann, dass sie nicht ganz ungewöhnlich ist.
Letztendlich steht hier Aussage gegen Aussage, ein klassisches Patt, unterlegt durch die emotionale Komponente der Tat selbst. Ein spannender, interessanter Fall, mit ungewissem Ausgang