Gelungene Adaption
JamesDie Abenteuer von Tom Sawyer und Huck Finn haben auch mich durch meine Jugend begleitet. Nun hat Percival Everett die Abenteuer am Mississippi genommen und erzählt die Geschichte aus der Perspektive des ...
Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huck Finn haben auch mich durch meine Jugend begleitet. Nun hat Percival Everett die Abenteuer am Mississippi genommen und erzählt die Geschichte aus der Perspektive des Sklaven Jim. Das gelingt ihm nicht nur ganz hervorragend, die Geschichte bewahrt sich absolut ihren Abenteuer-Charakter, gleichzeitig wird das Leben der Sklaven facettenreich beleuchtet und in den Vordergrund gestellt. Sollte man unbedingt lesen.
Zum Inhalt: Jim ist ein Sklave seit seiner Geburt. Schon seine Eltern waren Sklaven, seine Frau ist eine Slavin und auch seine Tochter. Zu ihrem Schutz stellen sie sich dumm, fügen sich in ihr Leben und versuchen sich klein und unsichtbar zu machen. Als man Jim verkaufen will, flieht er von der Farm. Am Mississippi trifft er auf Huck, der ebenfalls von zu Hause und seinem gewalttätigen Vater weggelaufen ist. Gemeinsam schlagen sie sich entlang des Mississippi durch, während Jim überlegt, wie er auch seine Familie retten kann.
Ich finde es total gut umgesetzt wie in dieser Geschichte durch die Begegnungen und Weggefährten ganz viele verschiedene Eindrücke erzeugt werden und die Geschichte dadurch sehr facettenreich und durchweg mitreißend und spannend ist. Das Buch hat dadurch nicht nur einen aufklärenden Charakter, da es die Augen des Lesers für die Umstände der Sklaverei öffnet, sondern es hat sich auch diesen gewagten Charme von Abenteuergeschichten bewahrt, da sich Huck und Jim immer wieder in die Bredouille bringen.
Der Autor arbeitet wirklich sehr gekonnt mit Sprache, schafft einerseits mit wenigen Worten große Bilder und tiefgreifende Eindrücke und gleichzeitig ist sagt er sehr viel zwischen den Zeilen aus. Das hat die Lektüre für mich nochmal bedeutsamer gemacht und ich habe versucht auch gezielt auf Wortwahlen zu achten. Dass hier viel mit dem Südstaaten-Slang der Sklaven gearbeitet wird, war für mich ein weiteres sehr gelungenes Stilmittel. Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig zu lesen, aber ich finde, dass es den Text an sich einfach großartig ergänzt hat. Ich mochte auch den eher nüchternen Erzählton, die im krassen Gegensatz zu meinen eigenen Empfindungen während des Lesens stand, als würde Jim sich von seiner eigenen Situation distanzieren, während ich immer tiefer hineingezogen wurde.
Das Buch macht auch Lust das Original nochmal zu lesen, um zu erfahren, wie Huck während dieser Odyssee empfunden hat und welchen Stellenwert Jim in der Originalerzählung einnimmt. Ich bin nicht unbedingt Fan von Nacherzählungen und Adaptionen, aber diese hier finde ich absolut gelungen. Ein Buch, das man lesen sollte.