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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2024

cooles Konzert, mal echt was anderes

Murder in the Family
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Cold Cases haben immer so eine ganz eigene Faszination und Spannung und ich fand das Konzept der Autorin, ihr Buch als eine Art True Crime Reality TV-Show aufzuziehen total interessant und mal echt was ...

Cold Cases haben immer so eine ganz eigene Faszination und Spannung und ich fand das Konzept der Autorin, ihr Buch als eine Art True Crime Reality TV-Show aufzuziehen total interessant und mal echt was neues. In dieser Form habe ich bisher noch kein Buch gelesen und war neugierig, ob das für mich funktioniert.

Zum Inhalt: Der Tod von Luke Ryder beschäftigte 2003 die Medien. 20 Jahre später ist der Fall immer noch nicht aufgeklärt, aber Ryders Stiefsohn Guy will das ändern. In der True Crime Show Infamous soll ein Team aus Experten die Beweis erneut sichten und nochmals damalige Zeugen befragen. Und was sie dabei zutage befördern, lässt den alten Fall in einem ganz neuen Licht erscheinen.

Für das Buch wurde eine ganz besondere Erzählform gewählt, denn letztendlich macht einen Großteil der Handlung die Talkrunde der Experten aus, die die jeweiligen Spuren besprechen, denen sie nachgehen. Dazu gibt es noch Interviews/Zeugenbefragungen und verschiedenes Medienmaterial wie Zeitungsartikel und Bildmaterial. Klassische Beschreibungen gibt es kaum, maximal in Form von Regiekommentaren. Insgesamt ist das zum Einstieg erstmal gewöhnungsbedürftig, aber an sich cool gewählt und auch gut umgesetzt. Mir hat dadurch so ein bisschen das Rahmensetting und die Atmosphäre gefehlt, denn die lässt sich allein durch Gespräche schwer aufbauen.

Den Einstieg fand ich nicht ganz leicht, denn obwohl es zu den Experten Kurzprofile zu deren Vorstellung gab, sind es doch erstmal viele Personen und ich musste besonders zu Anfang immer wieder zurückblättern um nachzulesen wer wer war und auch die persönlichen Verstrickungen mit dem damaligen Fall sind nicht unbedingt immer sofort erkennbar.

Was mir gut gefallen hat ist, dass die Ermittlungen selbst schnell Fahrt aufnehmen und die ersten neuen Hinweise präsentieren. Dabei wird alles sehr simpel und überschaubar für den Leser aufbereitet, sodass man, wenn man aufmerksam liest, sich auch selbst ein paar Sachen zusammenpuzzeln kann. Sowas mag ich immer ganz gerne, wenn Bücher diese Art Whodunnit-Elemenete haben.

Aufgrund der gewählten Erzählform fand ich keine der Personen nahbar, viele existieren auch nur am Rande und insgesamt ist für mich nicht so richtig Spannung aufgekommen. Trotzdem war es für mich mal ein ganz neues Leseerlebnis, daher solide drei Sterne.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

interessant aber für mich schwer greifbar

Die Stadt und ihre ungewisse Mauer
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Um Haruki Murakami rankt sich ja ein regelrechter Hype und ich war schon länger neugierig auf seine Bücher, wusste aber nicht mit welchem ich starten sollte. Das neue Buch bot nun Anlass, endlich herauszufinden, ...

Um Haruki Murakami rankt sich ja ein regelrechter Hype und ich war schon länger neugierig auf seine Bücher, wusste aber nicht mit welchem ich starten sollte. Das neue Buch bot nun Anlass, endlich herauszufinden, was es mit seinen Büchern auf sich hat. Erzähltechnisch hat es mir sehr gefallen, mit dem Inhalt bin ich allerdings nicht so recht warm geworden.

Ein namenloser Protagonist, eine große Liebe und ein ominöser Ort. Klingt erstmal ziemlich interessant und war für mich auch direkt ansprechend. Die Idee hinter der Stadt, den fehlenden Schatten und der Tatsache, dass das Betreten der Stadt das an Bedingungen geknüpft ist, hat mir insgesamt gut gefallen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sich der namenlose Protagonist immer wieder im Kreis bewegt und die Handlung einfach nicht so richtig vom Fleck kommt.

Die Geschichte hat einen mysteriösen, beinahe schon nebulösen Touch. Einzelne Textpassagen muten nicht nur verträumt philosophisch an, sondern haben etwas beinahe ätherisches. Zentrales Element sind für mich die einzelnen Begegnungen unseres Erzählers mit den verschiedensten Personen, denen er nachsinnt, an denen er auch sein eigenes Sein rekapituliert.

Marukami schreibt sehr bildhaft; detaillierte Beschreibungen von Personen und Szenarien trugen dazu bei, dass die kurzen Intermezzi der Erzählung für sich genommen sehr plastisch sind. Nicht zuletzt auch, weil der namenlose Erzähler seine Eindrücke, Gedanken und Gefühle gefühlt ungefiltert an den Leser weitergibt, wie banal und alltäglich sie auch sein mögen. Die Erzählart hat mir gut gefallen, weil ich mich mitten in das Leben des Erzählers versetzt gefühlt habe.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, und es war wunderbar angenehm gesprochen, wie eine sehr sanfte, ruhige Erzählung, die perfekt in die Welt des Buches passte.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Auftakt eines Fantasy-Epos

Trial of the Sun Queen
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„Trial of the Sunqueen“ ist der erste Band einer Fantasyreihe, die voraussichtlich vier Bände umfassen wird. Für einen Auftaktband fand ich ihn bereits überraschend rund und obwohl die Handlung natürlich ...

„Trial of the Sunqueen“ ist der erste Band einer Fantasyreihe, die voraussichtlich vier Bände umfassen wird. Für einen Auftaktband fand ich ihn bereits überraschend rund und obwohl die Handlung natürlich weitergeht, fühlte sich das Buch recht abgeschlossen an. So als wäre diese Episode aus dem Leben der Protagonistin nun vorbei. Und das hat mir richtig gut gefallen. Ein starker erster Band.

Zum Inhalt: Lor ist Gefangene 3152 im Gefängnis von Nostraza. Als sie eines nachts bei einem Aufstand im Gefängnis aus diesem entführt wird, findet sie sich am Hof des Fae-Sonnenkönig wieder. Dort soll sie als letztes Tribut, als einziger Mensch, um die Krone der Sonnenkönigin kämpfen- oder bis zu ihrem Tod.

Das Worldbuilding ist eher simpel gehalten, aber trotzdem eindrucksvoll, weil viel mit Atmosphäre und Stimmungen gearbeitet wird. Auch wenn das Gefängnis selbst kaum beschrieben wird, kann man sich Lors Leben dort gut ausmalen, und genauso ist es mit dem Hof des Sonnenkönigs. Der Schreibstil ist sehr detailliert und bildhaft, wodurch man als Leser toll in diese Welt eintauchen kann.

Die Prüfungen am Hof des Sonnenkönig selbst fand ich super spannend angelegt; sie sind ausreichend detailliert beschrieben um mitzufiebern und sich für Lor Erfolg zu wünschen. Außerdem offenbaren sie viel über Lor und ihren Charakter, sodass man ihre Entwicklung quasi live mitverfolgen kann. Außerdem offenbaren sie viele Geheimnisse und Intrigen, es werden Bündnisse geschlossen und man bekommt als Leser einiges an Hintergrundgeschichte präsentiert.

Dieses Buch stellt einen sehr starken Auftaktband dar, der absolut neugierig macht, wie die Geschichte in den folgenden Bänden weitergeht. Es bleiben genug Themen offen, um als Leser dranblieben zu wollen, und gleichzeitig fühlte sich das Ende des Bandes trotzdem wie ein Abschluss an. Bin immer nicht so ein Fan drastischer Cliffhanger, daher hat mir das gut gefallen. Hoffe dass in den Folgebänden das Schicksal einiger Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind, weiter beleuchtet wird. Will auf jeden Fall mehr davon lesen.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Gut gegen Böse, Licht gegen Schatten

Sparks
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"Der Nachtzirkus“ meets „The Greatest Showman“- von diesen Worten habe ich mich ködern lassen und mich auf eine fantastische, bunte, mitreißende Geschichte gefreut, mit Figuren die einen berühren. Tatsächlich ...

"Der Nachtzirkus“ meets „The Greatest Showman“- von diesen Worten habe ich mich ködern lassen und mich auf eine fantastische, bunte, mitreißende Geschichte gefreut, mit Figuren die einen berühren. Tatsächlich war die Geschichte aber eher das Gegenteil von dem, was mit vorschwebte- bedrückend, düster, mit dem Flair eines Film Noir.

Zum Inhalt: eine Zirkus zieht durch Land, auf der Suche nach den Menschen, die ihn am dringendsten sehen müssen. Im Ring stehen ausschließlich Sparks- Menschen die eine Gabe erhalten haben und die versuchen, diese für andere einzusetzen. Aber der Zirkus ist in Gefahr, denn der dunkle Circus King will sich seiner bemächtigen.

Ich fand es nicht ganz einfach in die Geschichte reinzukommen, denn man wird als Leser quasi mittendrin geworfen und erst nach und nach bekommt man Hintergrundinfos zu den Sparks. Dazu kommen die Zeitsprünge und wechselnden Perspektiven. Ich hab ein bisschen gebraucht, um mir da einen Überblick zu verschaffen.

Was ich beeindruckend beschrieben fand, war die Manipulation, der Ringmaster durch den Circus King ausgesetzt war. Generell muss ich sagen, dass ich die düsteren Kapitel, die aus seiner Perspektive erzählt wurden, wahnsinnig spannend fand. Nicht nur weil sein Spark so eine enorme Macht mit sich bringt, sondern weil es tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. Schockierend und nahbar zugleich fand ich vor allem das Motiv, das für ihn hinter allem steckte, bzw. zumindest als solches vorgeschoben wurde: der Wunsch bedingungslos geliebt zu werden und zu jemandem zu gehören. Nur dass es bei ihm in etwas hässliches umschlägt. Das hat mich wirklich beeindruckt, wie dies Leitmotiv rübergebracht wurde.
 
Ansonsten fand ich es ein bisschen schade, dass man so wenig Einblicke in die Zirkusnummern bekommt. Da die Sparks ja doch sehr unterschiedlich ausgelegt sind, hätte ich mir hier ein paar mehr ausschweifende, fröhliche Beschreibungen der bunten Treibens im Zirkus erhofft. Trotzdem mochte es ich, wie auch hier die Leitmotive Freundschaft, Familie, Liebe, Loyalität sind und eine Brücke den Kapiteln aus Sicht des Circus King geschlagen wird. Quasi wie eine helle und eine dunkle Seite derselben Medaille.

Den Nebenhandlungsstrang rund um das Ausbrechen des zweiten Weltkrieges fand ich fast schon vernachlässigbar. Es werden zwar kleine Fragmente gezeigt, die gleichzeitig Hoffnungslosigkeit und Resignation, aber auch Kampfeswillen und Menschlichkeit durchscheinen lassen, aber für mich haben diese Ausflüge die eigentliche Handlung eher unterbrochen und konnten sich für meinen Geschmack nicht so recht in die Rahmenhandlung einfügen.
 
Eine schöne und wichtige Botschaft war für mich, dass in den meisten Sparks (und in den meisten Menschen) eine helle und eine dunkle Seite koexistieren. Und man die Wahl hat, auf welche Seite man sich stellt und wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Insgesamt eine schöne Geschichte, die aber für meinen Geschmack nicht ganz ausgewogen ausgestaltet war.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Berührend und schockierend

Der ehrliche Finder
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Für mich war „Der ehrliche Finder“ das erste Buch der Autorin. Aber ich hab viel Gutes über sie gehört und wollte mich gerne selbst überzeugen, ihr neues Buch schien mir zudem thematisch interessant. Ich ...

Für mich war „Der ehrliche Finder“ das erste Buch der Autorin. Aber ich hab viel Gutes über sie gehört und wollte mich gerne selbst überzeugen, ihr neues Buch schien mir zudem thematisch interessant. Ich war erstaunt wie dünn dieses Buch ist und war skeptisch, ob mich meine Geschichte auf so wenig Seiten überhaupt erreichen könnte. Aber Tragik braucht nicht viel Platz und mit wenig Worten wird hier viel gesagt.

Zum Inhalt: Jimmy ist ein Außenseiter in seiner Klasse, hat keine Freunde und auch keine Familie die ihm den Rücken stärkt, wenn man ihm und er Schule mal wieder das Leben schwer macht. Als Tristan aus dem Kosovo mit seiner Familie nach Belgien kommt sieht Jimmy endlich seine Chance auf einen besten Freund gekommen. Einen Freund der nur zu ihm gehört. Und für die er bereit ist, alles zu tun.

Ich lese selten das Nachwort von Büchern, da das Ende aber recht offen gestaltet ist, trotzdem aber einen sehr passenden Abschluss bildet, war ich neugierig, was die Intentionen der Autorin gewesen sein könnten. Und siehe da, es handelt sich hier um wahre Begebenheiten, literarisch verarbeitet. Ich finde das gibt der ganzen Geschichte nochmal eine extra Prise Brisanz. Und obwohl die Handlung des Buches ca. 25 Jahre in der Vergangenheit spielt, ist sie immer noch aktuell wie eh und je.

Auf wenigen Seiten wird hier viel aus dem Leben von Jimmy rübergebracht, sodass man schnell einen Eindruck von ihm und seinen Lebensumständen bekommt. Er verliert sich in alternative Realitäten, ist ein Träumer, ein Nerd.
Demgegenüber steht Tristan, der schon früh mit der harten Realität der Welt konfrontiert ist. Die Kontraste ihrer beiden Leben sind gravierend und durch Tristan erfährt nicht nur Jimmy, sondern auch der Leser, was Flucht bedeutet.

Wenige Worte reichen aus, um das Grauen greifbar zu machen und ein erschütterndes Bild zu zeichnen.
Das Ende kommt wenig überraschend, in jugendlichem Wahn und leichtsinniger Naivität daher.
Toll geschrieben, emotional und bildhaft, eine ergreifende Geschichte.

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