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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2024

echt unheimlich

The Family Guest
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ich lese aktuell total gerne diese Art Thriller, die "Home invasion/Intruder" zum Thema haben. Grade, weil das eigene Zuhause ja ein sicherer Ort sein sollte, haben diese Bücher immer einen besonders packenden ...

ich lese aktuell total gerne diese Art Thriller, die "Home invasion/Intruder" zum Thema haben. Grade, weil das eigene Zuhause ja ein sicherer Ort sein sollte, haben diese Bücher immer einen besonders packenden und unheimlichen Touch an sich, den ich aktuell total ansprechend und spannend finde. Dementsprechen hat mich dieses Buch total neugierig gemacht, nicht zuletzt, weil es irgendwie nach einem unheimlichen Barbie/Psychothriller-Crossover aussieht. Und ein bisschen war es das tatsächlich auch, wenn auch reichlich überzogen.

Zum Inhalt: Mit der Ankunft der britischen Austauschschülerin Tanya versucht Familie Merrit ihr Familienleben wieder in Schwung zu bringen. Aber nicht alle sind begeistert von dem Hausgast. Und Tanya lebt sich nicht nur schnell ein, sie übernimmt quasi die Rolle der verstorbenen Tochter Anabel und wir dieser von Tag zu Tag ähnlicher..

Ich finde das Buch liest sich richtig gut, schön flüssig und sehr bildlich. Familie Merrit erfüllt für mich das Klischee einer kalifornischen Vorzeigefamilie und könnte glatt einer amerikanischen Serie entsprungen sein. Die Charaktere selbst sind insgesamt eher blass und sehr stereotypisch angelegt. Im Zentrum der Handlung stehen eigentlich jegliche Interaktionen, die irgendwie mit Tanya zu tun haben, die sich regelrecht in das Leben der Familie reinzeckt und es quasi völlig übernimmt. Etwas unglaubwürdig fand ich dabei, wie man ihr einfach alles durchgehen lässt, keiner irgendwas an ihrem Verhalten hinterfragt und besonders Natalie Tanya nach quasi einem Tag schon abgöttisch liebt. Ja, die Amis sind oft überschwänglich, aber das erschien mir doch etwas unauthentisch.

Interessanter fand ich, wie anhand des Hausgastes auch die unliebsamen Charaktereigenschaften und dunklen Geheimnisse der anderen Familienmitglieder hervorgehoben werden und ans Licht kommen. Auch hier eigentlich ein bisschen zu viel des Guten wie viel Schmutz da zutage gefördert wird. Trotzdem blieb diese Art voyeuristischer Spannung, die mich weiterlesen ließ, weil ich unbedingt wissen wollte, wie dieses Albtraumszenario wohl endet. Stimmungstechnisch also schon lesenswert angelegt, auch wenn die Handlung selbst mich nicht so richtig überzeugen konnte.

Bin irgendwie zwiegespalten, wie ich das Buch nun eigentlich fand. Denn an sich habe ich es schon gespannt verfolgt. Aber irgendwie hatte es auch Trash-TV Charakter und war einfach oft eher unglaubwürdig geplottet.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Eigentümliche Geschichte

Die Insel des Zorns
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Ich hab mich vom Klappentext des Buches ein bisschen täuschen lassen. Denn schon auf den ersten Seiten wurde klar, dass dieses Buch überhaupt nicht das ist, was ich mir von der Geschichte erwartet hatte. ...

Ich hab mich vom Klappentext des Buches ein bisschen täuschen lassen. Denn schon auf den ersten Seiten wurde klar, dass dieses Buch überhaupt nicht das ist, was ich mir von der Geschichte erwartet hatte. Ich muss dem Buch zugutehalten, dass es mich immer wieder überrascht hat und ich absolut nicht vorhersehen konnte, wie diese Geschichte ausgeht. Leider hat mich die Erzählstruktur überhaupt nicht abgeholt und ich bin einfach nicht an die Geschichte rangekommen. Nicht mein Buch, aber definitiv mal was anderes.

Zum Inhalt: was eine Auszeit vom Alltag sein sollte, endet im absoluten Chaos. Auf einer kleinen, abgeschotteten Insel vor der Küste Griechenlands will Ex-Filmstar Lana sich erden und ihre Beziehung retten. Doch dann ertönen Schüsse und am Ende der Nacht wird jemand tot sein.

Die Geschichte wird retrospektiv von einem der Charaktere erzählt. Das finde ich eine sehr spezielle Form der Erzählung, denn natürlich wird der Leser dadurch direkt beeinflusst. Der Erzähler entpuppt sich auch sehr schnell als unzuverlässig, schmückt aus, lässt weg und erfindet ganze Alternativstränge für die Handlung. Ich fand das teils sehr anstrengend zu lesen, weil es auch sehr aus- und abschweifend war. Die Geschichte bewegt sich unstet durch Zeit und Handlungsorte und immer wieder werden falsche Fährten gelegt; wird der Leser aktiv getäuscht.

Ich weiß nicht genau, ob es an dieser flatterhaften Erzählweise liegt, aber für mich kam einfach überhaupt keine Spannung beim Lesen auf. Ich wollte schon wissen, wie die Geschichte nun endet und ob es am Ende noch einen roten Faden gibt, aber so richtig gepackt war ich nicht. Das mag auch daran liegen, dass ich ausnahmslos alle Charaktere unsympathisch fand und obwohl sie anfangs sehr plastisch ausgestaltet werden, ist mir keiner von ihnen wirklich nahe gegangen, sodass mich ihr individuelles Schicksal tiefer interessiert hätte.

Es wird für meinen Geschmack auch fast schon inflationär mit Klischees um sich geschmissen. Bei der Art der Erzählung war das vielleicht auch durchaus so gewollt, ich bin da aber einfach kein Fan von. Die Gliederung der Geschichte in Akte fand ich sehr passend und die Erzählweise insgesamt konsequent durchgehalten. Insgesamt ganz cool gemacht, war aber nicht meins.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Pionier

Eine Fingerkuppe Freiheit
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Natürlich war mir die Braille-Schrift bereits vor der Lektüre dieses teils biografischen, teils fiktiven Romans ein Begriff; über ihre Geschichte habe ich mir aber bisher nie Gedanken gemacht. Umso mehr ...

Natürlich war mir die Braille-Schrift bereits vor der Lektüre dieses teils biografischen, teils fiktiven Romans ein Begriff; über ihre Geschichte habe ich mir aber bisher nie Gedanken gemacht. Umso mehr hat mich dieses Buch bereichert und begeistert.

Zum Inhalt: Louis Braille, Sohn eines Sattlers und nach einem Unfall erblindet, hat durch das Engagement seiner Eltern die Möglichkeit eine Blindenschule in Paris zu besuchen. Doch mit der vorherrschenden Reliefschrift tut er sich schwer. Und so beschließt Louis, sich eine eigene Schrift zu überlegen, basierend auf der Nachtschrift eines Offiziers.

Die Lebensgeschichte von Louis Braille wird hier sehr kompakt dargestellt, umreißt aber seine gesamte Schullaufbahn sowie seine Karriere als Lehrer an der Blindenschule. Es wird sich dabei eher schon auf die Meilensteine fokussiert, sowie die schulischen Instanzen, die Brailles Leben begleiteten. Einerseits bekommt man dadurch auf knackige Art die Highlights vermittelt, andererseits geht bei dieser Art Storyline auch viel verloren und Braille selbst blieb mir als Leser eigenartig fremd.

Trotzdem ist das Buch angenehm geschrieben, teilweise gibt es sehr detaillierte Beschreibungen von Personen oder Umständen, die im starken Gegensatz dazu stehen, dass man sehr wenig von den Empfindungen und Gedanken von Louis vermittelt bekommt. Die Handlung ist für mein Empfinden generell sehr stark auf die Außenwelt und die Umwelt von Louis fokussiert und gar nicht so sehr auf ihn als Person selbst.

Für mich war das Buch eher eine Anregung, mich selbst mehr mit dem Thema zu beschäftigen, weil es neugierig auf die Geschichte dieses besonderes Jungen macht und darauf, die seine System aus sechs Punkten das Leben von Blinden für immer verändern sollte. Eine inspirierende Geschichte über einen jungen Mann, der sein Schicksal nicht einfach nur hinnehmen, sondern es aktiv mitgestalten und verbessern wollte.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

richtig coole Story

Yellowface
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Kulturelle Aneignung ist ein brandaktuelles Thema, das die Buchbranche beschäftigt und in den Medien viel Beachtung findet. Dementsprechend trifft Rebecca F. Kuang mit ihrem Roman der Nerv der Zeit und ...

Kulturelle Aneignung ist ein brandaktuelles Thema, das die Buchbranche beschäftigt und in den Medien viel Beachtung findet. Dementsprechend trifft Rebecca F. Kuang mit ihrem Roman der Nerv der Zeit und hat ein Werk geschaffen, das gleichzeitig durch seine Brisanz thematisch relevant und inhaltlich total mitreißend ist. Und der alternative Einband unter dem Schutzumschlag ist ja ein absoluter Knaller- ich liebe diese kleinen Details. Für mich ist dieses Buch ein absolutes Highlight.

Zum Inhalt: June Hayward ist Autorin, allerdings bisher wenig erfolgreich. Ganz im Gegensatz zu Athena Lui, die als Star der Literaturszene gefeiert wird. Bis Athena in Junes Anwesenheit tragischerweise verstirbt und June eine Gelegenheit sieht, sich Athena neustem Manuskript zu bemächtigen. Denn wenn sie es mit ihren Worten umschreibt, es vervollständigt und ihm ihre persönliche Note gibt, dann ist es doch eigentlich ihr Werk und nicht mehr Athenas, oder?

Von Beginn an schlägt die Geschichte eine zwieträchtigen Ton an, Junes Eifersucht und Missgunst ist quasi mit Händen greifbar. Schnell entwickelt die Geschichte eine düstere Sogwirkung, bei der June nicht nur zunehmend mit den Konsequenzen ihrer Handlung konfrontiert wird, sondern auch zunehmend einem paranoiden Verfolgungswahn anheimfällt.

Das Buch wirft nicht nur immer wieder Debatten dazu auf, wer eigentlich über welche Themen schreiben darf, sondern auch zu kultureller Identität, so Plagiaten, Solidarität innerhalb der Literaturszene und darüber, was es heißt Autorin zu sein.

Die Geschichte hat eine tolle Dynamik und ist absolut fesselnd geplottet, die Handlung steigert sich immer mehr in eine fast schon manische Erzählweise als June droht ihren Verstand zu verlieren. Und das Finale der Geschichte ist absolut erschütternd und gleichzeitig rundet es die Erzählung perfekt ab.

Ich habe dieses Buch absolut genossen und wie im Wahn gelesen, so sehr hat mich dieses Buch mitgerissen. Bin absolut begeistert und kann es nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Die Frauen, die sein Leben streiften

Notizen zu einer Hinrichtung
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„Notizen einer Hinrichtung“ hat mich vom Konzept her total neugierig gemacht. Denn an sich geht es um einen Verurteilten Mörder und die letzten Stunden vor seiner Hinrichtung. Aber eigentlich ist ein Buch ...

„Notizen einer Hinrichtung“ hat mich vom Konzept her total neugierig gemacht. Denn an sich geht es um einen Verurteilten Mörder und die letzten Stunden vor seiner Hinrichtung. Aber eigentlich ist ein Buch über die Frauen in seinem Leben- seine Opfer, die Frau die er zu lieben glaubte und die Frau, die ihn zur Strecke brachte. Spannend und eindringlich erzählt ist es ein Buch über Hinterbliebene, das Rechtssystem und Familienbande- ein Buch über das Leben und das Ende davon.

Zum Inhalt: Ansel Packer sitzt im Todestrakt und blickt seiner Hinrichtung entgegen. Aber er will nicht sterben. Und vor allem will er nicht sterben, bevor nicht alle seine Botschaft kennen. Und eine letzte Hoffnung hat Ansel, noch einmal davonzukommen.

Das Buch erzählt auf eine sehr eindrückliche Weise Ansels Lebensgeschichte, die Geschichte eines Jungen, der zurückgelassen wurde, Teil des Systems wurde und seine Empfindungen oder den Mangen davon mit Gewalt kompensiert. Ein charismatischer Blender, der letztendlich nicht so überzeugend ist, wie er sich selbst sieht. Beim Lesen habe ich anfangs noch Mitleid für Ansel empfunden. Dies wich aber immer mehr einer Erleichterung, diese fiktive Person im Gefängnis zu wissen- manipulativ, berechnend, eiskalt. Zwischendurch hatte ich echt Gänsehaut.

Sehr gelungen fand ich die Kapitel aus Sicht von Saffron. Fein nuanciert geht es in ihrer Geschichte nicht nur um ihre Beziehung zu Ansel, sondern auch um ihre Stellung als (farbige) Frau innerhalb des Rechtssystems und Polizeiappartes. Auch die Art, wie sie aufgrund ihrer Kindheit gerne als „Vorzeigeobjekt“ herangezogen wurde zeigt wunderbar auf, was im System falschläuft. Denn obwohl die Geschichte natürlich fiktiv ist, enthält sie viel echte Kritik

Die Idee dem Mörder die „Hauptrolle“ abzusprechen hat mir richtig gut gefallen. Da gibt es ein schönes Zitat aus einem von Hazels Kapitel „echte Strafe wäre wie ein einsames, kolossales Nichts“, denn natürlich interessiert sich bei medienwirksamen Kriminalfällen niemand für die Opfer, alle sehen nur den Täter. In diesem Buch steckt so viel Wahrheit, so viel Schrecken und so viel Leid, dass es mich beim Lesen fassungslos gemacht hat. Tolles Buch, bei dem ich froh bin es gelesen zu haben.

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