Stimmiges Zeitbild
Deutsches HausIch bin ja tatsächlich erst durch die Serie auf das Buch aufmerksam geworden. Aber da mir diese gut gefallen hat, war ich sehr neugierig auf den zugrundeliegendenText. Und den fand ich sehr aufrührend, ...
Ich bin ja tatsächlich erst durch die Serie auf das Buch aufmerksam geworden. Aber da mir diese gut gefallen hat, war ich sehr neugierig auf den zugrundeliegendenText. Und den fand ich sehr aufrührend, stellenweise erschütternd, aber teils auch ein bisschen oberflächlich. Insgesamt gibt das Buch einen sehr stimmigen, überzeugenden Blick auf die damalige politische und gesellschaftliche Stimmung.
Zum Inhalt: Eva wächst behütet als jüngste Tochter der Wirtshausbesitzer Bruhn auf und steht kurz vor ihrer Verlobung mit Jürgen- einer guten Partie. Da erfährt sie, dass sie bei einem Gerichtsverfahren übersetzen soll. Und zwar im Prozess gegen die Verbrecher von Auschwitz. Und Eva hört dort von Gräueltaten, die sie nicht für undenkbar gehalten hat, sie lernt auch, dass ihr eigenes Schicksal damit verbunden ist.
Was mir gut gefallen hat war die Atmosphäre im Buch, nicht nur im Prozess selbst, sondern in der Gesellschaft rund um Eva. Selbst knappe 20 Jahre nach dem Krieg, sind dessen Schrecken und Auswirkungen immer noch im Hintergrund greifbar, trotzdem ist deutlich, dass sie die Gesellschaft im Umbrauch befindet. Anfangs wirkte Eva sehr blauäugig auf mich, aber im Verlauf der Geschichte wurde sie mir sympathischer.
Ihre Rolle im Buch ist interessant herausgearbeitet und spiegelt auch das Rollenbild der Frau in der Gesellschaft gut wider. Auch die Verstrickungen der Familie Bruhns werden auf behutsame Art eingeflochten und sorgen für eine Prise Familiendrama.
Ein bisschen hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass anfangs sehr viel Handlung angeteasert wurde, die letztendlich kaum Beachtung fand, wie z.B. der gesamte Handlungsstrang rund um Annegret, ihre unkonventionellen Beziehungen und die „Krise“ im Krankenhaus. Das fand ich sehr schade, weil ich das Gefühl hatte, damit wird das Buch den Themen nicht gerecht und war teilweise eher oberflächlich.
Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht und sehe sein Potential. Man hätte aber noch mehr rausholen können.