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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.11.2022

Tragisch und zutiefst berührend

Als die Welt zerbrach
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„Der Junge im gestreiften Pyjama“ war bei mir in der Schule Pflichtlektüre. Und trotzdem habe ich dieses Buch geliebt, das uns an diese düstere Zeit deutscher Geschichte erinnert. Mit „Als die Welt zerbrach“ ...

„Der Junge im gestreiften Pyjama“ war bei mir in der Schule Pflichtlektüre. Und trotzdem habe ich dieses Buch geliebt, das uns an diese düstere Zeit deutscher Geschichte erinnert. Mit „Als die Welt zerbrach“ ist nun die Fortsetzung dieses ergreifenden Werkes erschienen. Und in meinen Augen ist es ein echtes Meisterwerk. Ein Buch, das nachdenklich stimmt, tief bewegt und lange nachhallt.

Zum Inhalt: nach Ende des Zweiten Weltkrieges flüchtet Gretel mit ihrer Mutter unter falschem Namen nach Paris. Niemand darf wissen wer sie mal waren, wofür ihre Familie stand. Doch lange bleiben sie nicht unentdeckt, bis das Schicksal sie einholt. Jahrzehnte später zieht Gretes die Bilanz ihres Lebens und wagt einen mutigen Schritt.

Das Cover des Buches ist sehr ansprechend gestaltet und schafft direkten Bezug und Wiedererkennungswert zum ersten Band. Das Buch ist komplett aus Gretels Sicht geschrieben und erzählt ihre Lebensgeschichte in zwei Zeitebenen. In der Gegenwart zieht sie mit über 90 Jahren eine Bilanz auf ihr Leben, während im zweiten Handlungsstrang ihre Lebensgeschichte in den wichtigsten Etappen erzählt wird. Diese Erzählweise hat mir sehr gut gefallen, es hat die Geschichte realitätsnah und authentisch gemacht.

Gretel Lebensgeschichte ist gezeichnet von Schuld, Angst und Leid und es ist mir sehr leicht gefallen mit ihr mitzufühlen und Sympathie für sie zu entwickeln. Die Wandlung, die sie am Ende ihres Lebens durchmacht, wie sie versucht eine alte Schuld zu begleichen, fand ich mutig und ausgesprochen selbstlos. Die Passagen aus Gretas Vergangenheit und die Dämonen denen sie sich stellen muss, fand ich etwas interessanter als den Handlungsstrang der Gegenwart. Liegt aber vermutlich daran, dass ich selbst niemanden kenne, der diese Zeit selbst durchlebt hat und alle Eindrücke aus der Nachkriegszeit daher faszinierend für mich sind.

Die Geschichte war emotional ergreifend und auf düstere Art spannend. Für mich ist dieses Buch ein absolutes Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Brandaktuell und bildgewaltig

Turmschatten
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„Turmschatten“ hat mich durch das sehr düstere, beklemmende Cover aufmerksam werden lassen. Ich fand, das Buch strahlt direkt was aus, ohne überhaupt zu wissen, worum es geht. Der Klappentext wirkt eindringlich ...

„Turmschatten“ hat mich durch das sehr düstere, beklemmende Cover aufmerksam werden lassen. Ich fand, das Buch strahlt direkt was aus, ohne überhaupt zu wissen, worum es geht. Der Klappentext wirkt eindringlich und macht neugierig. Ich bin von diesem Buch nicht losgekommen und habe es anschließend auch in einer Nacht durchgelesen, so packend war die Geschichte.

Zum Inhalt: in einem Turm, der während des zweiten Weltkrieges als Bunker diente, werden drei Neonazis gefangen gehalten. Über eine Liveschaltung soll die Welt über ihre Taten richten und entscheiden, ob die drei leben oder sterben sollen. Der Geiselnehmer konfrontiert sie mit ihren Taten. Und obwohl dir Polizei unermüdlich versucht die Situation zu entschärfen, gelingt es ihnen nicht Ephraim Zamir zur Aufgabe zu bewegen. Der ehemalige Mossad-Agent scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein

Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und blendet dabei sowohl die Sichtweisen der beschuldigten Neonazis, als auch die des Geiselnehmers Zamir ein. In vielen Rückblenden werden Schlüsselereignisse aus den Leben der Figuren erzählt, die Sinnbilder rechter Gewalt und nationalsozialistischer Gesinnung sind. Jeder der drei Beschuldigten hat dabei auf verschiedenste Art Schuld auf sich geladen und wird durch Zamir zum Geständnis gebracht, bevor über in gerichtet wird.

Was ich an diesem Buch so spannend fand war, dass die drei Neonazis nicht nur böser Abschaum sind. Es wird aufgezeigt, wie sie sich der Partei angeschlossen haben, womit sie im Leben selbst gehadert haben und was sie als ihre Schwächen und Ängste betrachte. Dadurch hatte ich teilweise sogar Mitleid mit ihnen. Zamir ist gleichwohl Schattengestalt, wie Racheenge, auf der Suche nach Vergebung für seine eigenen Taten.

Das Buch ist thematisch brandaktuell und unglaublich fesselnd geschrieben. An unterschiedlichen Schauplätzen passiert so viel, dass man schon gut aufpassen muss, damit einem beim Lesen nichts entgeht. Das Buch ist wahnsinnig atmosphärisch und dadurch wirklich fesselnd. Ich konnte es nicht aus der Hand legen

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Schöner Roman über eine bewegte Familiengeschichte

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Zuerst ein Mal muss ich feststellen, dass ich den Titel „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht,blaues Kleid“ einen echten Zungenbrecher finde, den ich mir einfach nicht merken kann. Der Bezug zum ...

Zuerst ein Mal muss ich feststellen, dass ich den Titel „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht,blaues Kleid“ einen echten Zungenbrecher finde, den ich mir einfach nicht merken kann. Der Bezug zum Titel wird im Buch erklärt und ist wirklich treffend, trotzdem spricht mich der Buchtitel leider überhaupt nicht an. Umso schöner finde ich die Covergestaltung, die mir ausgesprochen gut gefällt. Das Buch enthält eine bewegende Familiengeschichte, die ich sehr spannend fand.

Zum Inhalt: Hannah lebt so vor sich hin, ohne so recht voranzukommen. Zwischen Doktorarbeit und der Affäre mit einem verheirateten Mann, gibt es nichts, für das sie brennt. Bis sie bei ihrer Großmutter einen Brief aus Israel findet, der alles verändern soll und Hannahs Welt ins Wanken bringt.

Das Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen und beleuchtet das Leben von Hannah, ihrer Oma Evelyn und deren Mutter Senta und umreißt damit einen Rahmen von fast 100 Jahren. Es erzählt die Geschichte dreier Frauen, auf der Suche nach ihrem Lebensweg und den Widrigkeiten, denen sie sich stellen müssen.

Den geschichtlichen Hintergrund des Nationalsozialismus und Krieges finde ich gut ins Buch eingebunden, es gibt dem ganzen einen zeitlichen und sozialgeschichtlichen Rahmen, ohne selbst zu viel Platz einzunehmen. Besonders die Ausschnitte über die Goldmanns haben mir gut gefallen und waren gleichwohl einnehmend, wie berührend.

Die drei Frauen, die den Großteil der Geschichte ausmachen wirken jede auf ihre Art unnahbar, fast schon fehl am Platz. Ich glaube ich habe noch nie weniger Sympathie für Hauptfiguren empfunden. Die Beziehungen der Frauen der Familie untereinander scheinen generell unter keinen guten Stern zu stehen, was sich gefühlt auch auf den Leser überträgt.

Die Geschichte um die gestohlenen Bilder und die Schnitzeljagd nach weiteten Hinweisen, fand ich spannend und unterhaltsam. Insgesamt ist dieses Buch einfach toll geschrieben. Sehr atmosphärisch, leicht melancholisch mit einem Hauch von „was wäre wenn“.

Mir hat das Buch gut gefallen.

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Veröffentlicht am 04.11.2022

Ein modernes Märchen

Die Kaiserin
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Ich denke jeder kennt die Kultgeschichte um die Liebe von Sisi und Franz. Die Originalgeschichte kommt ja inzwischen doch etwas altbacken daher, deswegen habe ich mich sehr gefreut, als Netflix die Neu-Adaption ...

Ich denke jeder kennt die Kultgeschichte um die Liebe von Sisi und Franz. Die Originalgeschichte kommt ja inzwischen doch etwas altbacken daher, deswegen habe ich mich sehr gefreut, als Netflix die Neu-Adaption dieser großen Liebesgeschichte ankündigte. Und entsprechend neugierig war ich auch auf die Buchvorlage. Gigi Griffis verpasst Sisi ein modernes, fast schon rebellisches Gewand und schafft damit eine neue, große Liebesgeschichte, die sich trotzdem sehr vertraut anfühlt.

Zum Inhalt: die junge Sisi ist von der Auswahl ihrer Verehrer alles andere als begeistert. Weiß sie doch, wie lieblos die Ehe ihrer Eltern ist, ist sie nicht sehr bestrebt aus einem anderen Grund als der wahren Liebe zu heiraten. Als ihre Schwester nach Wien reist, um den zukünftigen Kaiser Franz zu ehelichen, ist es für Sisi Liebe auf den ersten Blick. Und auch Franz ist sehr angetan. Zwischen Verstand und Gefühl, Pflicht und Verlangen versucht Sisi den rechten Weg zu finden.

Das Buch betrachtet nur einen kurzen Ausschnitt im Leben der Kaiserin von Österreich und zeigt daher auch nur die stürmische, romantische Seite der Beziehung. Das Buch liest sich wie im Wahn einer ersten, alles verzehrenden Liebe, voller Verlangen nach dem anderen und den Zweifeln, ob der Gegenpart denn genauso fühlt. Diese Wankelmütigkeit der ersten Liebe und die Missgunst am kaiserlichen Hofe werden sehr anschaulich dargestellt und haben mich von Beginn bis Ende mitgerissen.

Sisi selbst wirkt in diesem Buch wie eine Naturgewalt. Sie ist schön, ungestüm, offenherzig und charmant. Sie weiß zu bezaubern, setzt aber auch ihren Willen durch und steht für sich ein. Besonders ihre Beziehung zu Franz‘ Bruder sorgt immer wieder für zusätzliches Drama und als Leser habe ich mich mehr als einmal gefragt, wie ihr Leben mit ihm wohl ausgesehen hätte.

Der Grundkern der Geschichte ist natürlich der selbe, den man auch schon aus diversen anderen Büchern und Verfilmungen kennt, aber hier bekommt die Geschichte einen verwegenen, jugendlichen Touch, der mir sehr gut gefallen hat. Und diese Version von Sisi gefällt mir sogar besser, als das langsam einstaubte Original.

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Veröffentlicht am 04.11.2022

Packender Agenten-Thriller

EAST. Welt ohne Seele
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Auch wenn ich die Oxen-Reihe nicht gelesen habe, so ist mir der Name Jens Henrik Jensen doch direkt ein Begriff gewesen und für mich war dieses Buch die optimale Gelegenheit mal eines seiner Bücher auszuprobieren. ...

Auch wenn ich die Oxen-Reihe nicht gelesen habe, so ist mir der Name Jens Henrik Jensen doch direkt ein Begriff gewesen und für mich war dieses Buch die optimale Gelegenheit mal eines seiner Bücher auszuprobieren. Das Buch ist ein klassischer Agententhriller, bei dem man nicht genau weiß, wer für wen arbeitet und auf wessen Seite steht. Das macht viel der vorherrschenden Spannung aus und sorgt für ein rasantes Tempo.

Zum Inhalt: nach einem tragischen Verlust hat sich CIA-Agent Jan Jordi Kazanski in den Alkohol geflüchtet und sucht Trost am Boden einer Whisky-Flasche. Damit dies ihm nicht komplett den Job kostet, wird er für einen Job nach Polen abberufen und soll dort eine Informantin mit Decknamen „die Witwe“ ausfindig machen, nachdem der Kontakt zu ihr abgebrochen ist. Kazanski begibt sich nach Krakau, wo es schon kurz nach seiner Ankunft um sein eigenes Leben bangen muss.

Das Buchcover gefällt mir eigentlich ganz gut, auch wenn es natürlich sehr allgemein gehalten ist. Aber genau deswegen passt es halt zur Agentenszene. Ich finde Geschichten über Agenten, Mafia und Geheimorganisationen aus Söldner bedingen immer automatisch, dass ein Buch eine gewissen Grundspannung mitbringt. Eben weil das Netz aus Informanten, Spionen und Identitäten so undurchdringlich wirkt. So auch bei diesem Buch- die Geschichte wird aus den Perspektiven verschiedener involvierter Parteien erzählt und nicht bei allen ist wirklich klar, welche ziele sie verfolgen. Das macht es für den Leser natürlich spannend mitzurätseln, wer hier die Wahrheit spricht und wer falsch spielt.

Kazanski selbst ist für mich ein eher unscheinbarer Typ, der allein schon durch seine Alkoholsucht und seine „ich habe nichts zu verlieren“-Einstellung irgendwie unnahbar und abstoßend wirkt, aber auf das weibliche Geschlechte scheint er eine geradezu magische Anziehung auszuüben, die ich absolut nicht nachvollziehen kann. Aber gut, das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Trotzdem fand ich die schnellen Affären à la James Bond eher unnötig und Kazanski war einfach eine Figur, die zum Ende genauso blass ist, wie zum Anfang. Von Entwicklung keine Spur.

Am Ende laufen die Handlungsstränge sehr flüssig zusammen, hier muss man fast schon aufpassen, um den Anschluss nicht zu verpassen, so viel passiert gefühlt gleichzeitig. Insgesamt legt das Buch ein ordentliches Tempo vor und ist spannend zu lesen, auch wenn ich mit den Figuren nicht so ganz warm geworden bin.

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