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Veröffentlicht am 11.07.2022

Fesselnder altenglischer Who-Dunnit-Krimi

Die Toten von Fleat House
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Lucinda Riley ist natürlich ein Name, den man in der Welt der Literatur kennt- wenn auch nicht unbedingt in Bezug auf Krimis. Denn dieses Buch ist nicht nur die letzte Veröffentlichung der verstorbenen ...

Lucinda Riley ist natürlich ein Name, den man in der Welt der Literatur kennt- wenn auch nicht unbedingt in Bezug auf Krimis. Denn dieses Buch ist nicht nur die letzte Veröffentlichung der verstorbenen Autorin, sondern auch ihr einiger Kriminalroman. Lucinda Riley hat eine riesige Fangemeinde und da sie sich mit diesem Buch eher auf meinem literarischen Interessengebiet bewegt, wollte ich es unbedingt wagen. Und ich muss sagen: ich bin richtig traurig, dass es keine weiteren Fälle geben wird, denn was Lucinda Riley hier abliefert ist echt spitze.

Zum Inhalt: ein englisches Internat in Norfolk, elitäre Umgangsformen und ein altehrwürdiges Gebäude. Was wie der Traum reicher Eltern für ihre verziehenen Sprösslinge klingt, entwickelt sich schnell zum Albtraum, als binnen zweier Tage zwei Tode in Fleat House gefunden werden. Was zuerst noch nach einem Unfall aussieht, entwickelt sich schnell zur Mordermittlung, zu der auch Scotland Yard hinzugezogen wird. Jazz wollte eigentlich den Polizeidienst quittieren, doch dieser ungewöhnliche Fall, lässt sie ihre Entscheidung überdenken. Kann sie den Fall lösen?

Das Cover ist toll gestaltet und passt perfekt zum Inhalt; genauso stelle ich mir so ein privates Internat auf dem Land vor. Das Setting wird gleichermaßen respekt- wie furchteinflößend. Das Buch beginnt unmittelbar vor den ersten Todesfall, es gibt also nicht viel Vorgeplänkel, was aber auch gar nicht nötig ist. Die Spannung wird direkt hochgehalten.

Schon zu Beginn gibt es eine düstere Grundstimmung, die daher rührt, dass scheinbar etwas zu verbergen versuchen. Es wird viel unterschwellig angedeutet, ohne dem Leser aber konkrete Hinweise zu machen, die ihm eine Lösung des Falles ermöglichen. Trotzdem habe ich versucht mitzuraten und zu kombinieren, was wohl vor sich gehen könnte. Vom Aufbau her ist das Buch ein typischer Who-Dunnit-Krimi, voller Befragungen und polizeilicher Ermittlungen, die am Ende das Gesamtbild ergeben.

Generell passiert in diesem Buch ziemlich viel, sodass auf einige Erkenntnisse gar nicht weiter im Detail eingegangen wird. Hier hätte ich mir gerne noch ein paar Seiten mehr gewünscht. Auch weil mir das Buch so gefallen hat und ich gerne noch weiterlesen wollte.
Ich finde es schade, dass wir wohl nie erfahren werden, wie die Geschichte um Jazz weitergeht, einen Folgeband hätte ich liebendgerne gelesen. Dieses Buch zeigt einfach, wie toll Lucinda Riley auch abseits ihres Roman-Genres schreiben konnte.

Ein fantastisches Buch

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Horrorgeschichten vom Highway

Tief in den Wäldern
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„Tief in den Wäldern“ erzählt eine Geschichte, wie man sie aus Nachrichten, True Crime Podcasts oder Krimiserien kennt und die einem unwillkürlich Schauer über den Rücken jagen, weil sie so alltagsnah, ...

„Tief in den Wäldern“ erzählt eine Geschichte, wie man sie aus Nachrichten, True Crime Podcasts oder Krimiserien kennt und die einem unwillkürlich Schauer über den Rücken jagen, weil sie so alltagsnah, so absolut im Bereich unserer Realität liegen, dass wir lieber glauben wollen, uns selbst könne so etwas nicht passieren.

Zum Inhalt: Cold Creek ist eine Kleinstadt, in der man seine Nachbarn kennt, in der die Polizei sich hauptsächlich um Ruhestörungen, betrunkene Jugendliche und Verkehrsdelikte kümmert und der Plakate von jungen Frauen den Highway zieren. Denn seit Jahren verschwinden hier junge Frauen, die dann ermordet aufgefunden werden. Ein Täter wurde bisher nie gefasst, dabei sucht er sich schon das nächste Opfer.

„Tief in den Wäldern“ erzählt von den Geheimnissen und Machenschaften in einer Kleinstadt, die so unschuldig wirkt, dass es schon wieder verdächtig ist. Das Setting ist toll angelegt. Beim Prolog habe ich kurz gestrauchelt, weil es von einer scheinbar unbekannten aber allwissenden Stimme aus dem Off erzählt wird. Ganz am Ende wird dies nochmal aufgegriffen, um das Buch abzurunden. Fand ich als Stilmittel ok, auch wenn es mit dem klassischen Krimi irgendwie gebrochen hat.

Die Geschehnisse werden in verschiedenen Zeitabschnitten und aus der Perspektive zweier junger Frauen erzählt wird, wobei die eine mittels ein Ich-Erzähler, die andere mittels personalem Erzähler wiedergegeben wird. Dadurch fühlte ich mich ersterer eindeutig näher, die in meinen Augen auch die Hauptfigur der Handlung ist.

Für einen Thriller hat das Buch einen eher ruhigen Ton, die Gefahr wird eher unterschwellig dargestellt, echte Gefahrensituationen gibt es vergleichsweise wenige. Stattdessen herrscht eher eine angespannte, düstere Grundstimmung; ein schwelen unter der Oberfläche, dass sich erst am Ende so richtig Bahn bricht.

Was mich etwas gestört hat war hier die mangelhafte Polizeiarbeit, die ein minderjähriges Mädchen in den Vordergrund rückt. Sowas kommt mir immer etwas unglaubwürdig vor. Ist aber nur ein kleines Manko und insgesamt hat mir das Buch gut gefallen

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Romeo und Julia in Neuauflage

Westwell - Heavy & Light
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„Westwell“ ist optisch echt ein Hingucker, das Cover gefällt mir richtig gut. Zudem ist es der Auftaktband einer neuen Reihe von Lena Kiefer und auch der Folgeband ist designtechnisch ein Volltreffer. ...

„Westwell“ ist optisch echt ein Hingucker, das Cover gefällt mir richtig gut. Zudem ist es der Auftaktband einer neuen Reihe von Lena Kiefer und auch der Folgeband ist designtechnisch ein Volltreffer. Die Handlung ist an die drastische Lovestory von Romeo und Julia angelehnt und hat mir richtig gut gefallen, auch wenn es ich mir noch einen Hauch mehr Rivalität und Drama erwartet hatte.

Zum Inhalt: nach dem Tod ihren älteren Schwester wurde Helena von ihren Eltern mach England verbannt. Aber nach fast drei Jahren im Exil ist sie endlich zurück in New York. Und sie hat einen Plan: sie will den tragischen Tod ihrer Schwester aufklären und deren Ruf wieder herstellen. Doch läuft dabei ausgerechnet Jessiah in die Arme, dessen Bruder gemeinsam mit ihrer Schwester gestorben ist und dessen Familie den Ruf der Familie Coldwell zerstört. Und obwohl sie ihn hassen sollte, hassen will, ist da diese unwiderrufliche Anziehung.

Ich liebe es, dass der Untertitel „heavy and light“ ebenfalls an Romeo und Julia angelehnt ist und sich dies auch im Folgeband fortsetzt. Den Handlungsort New York finde ich für die Geschichte toll gewählt, da die Upper East Side und die High Society der Story einen interessanten Rahmen geben und die Familienfehde sehr authentisch machen. Ein bisschen haben mich Setting und Background an „Gossip Girl“ erinnert.

Die Entwicklung der Liebesgeschichte à la Enemies to Lovers hat mir gut gefallen, weil sie nicht so überstürzt war, wie es in diesem Genre oft der Fall ist. Der innere Konflikt der Protagonisten wurde gut rübergebracht und macht die Geschichte sehr authentisch. Gut fand ich auch, dass es neben der Lovestory viel um Familie, Erwartungen und Gesellschaftsdruck geht. So bleibt die Handlung auch für die Folgebände weiter ausbaufähig.

Das Buch war eine tolle Mischung aus süßen, romantischen Momenten, in denen die Protagonisten ganz sie selbst sein konnten und der spannenden Suche nach der Wahrheit, was vor drei Jahren wirklich gesehen ist. Die eigentlich Familienfehde war eher Beiwerk und bis zum Schluss ziemlich im Hintergrund angesiedelt. Der Schluss des ersten Bandes teasert aber an, dass es im Folgeband verstärkt darum gehen könnte.

Ingesamt hat es mir sehr gut gefallen und hat noch Potential für mehr, daher gute vier Sterne

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Die Affektiertheit einer Generation in drei Abschnitten

Freizeit
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„Freizeit“ hat fast schon ein puristisches Cover dafür, dass es ein so großer Begriff ist, der viel Raum für Gestaltungsmöglichkeiten lässt. Dass keine davon gewählt wurde, spiegelt gut den Inhalt des ...

„Freizeit“ hat fast schon ein puristisches Cover dafür, dass es ein so großer Begriff ist, der viel Raum für Gestaltungsmöglichkeiten lässt. Dass keine davon gewählt wurde, spiegelt gut den Inhalt des Buches wider: viel Raum, viele Möglichkeiten, stattdessen wählt man Leere. Es geht um alles und gleichzeitig um nichts, die scheinbare Langeweile und Affektiertheit einer Generation, der alle Türen offenstehen und die sich nicht dazu hinreißen lassen kann, eine davon zu wählen.

Zum Inhalt: Franziska führt ein gutes Leben, trotz Studienabbruch schafft es die junge Frau durch Schreiben von Werbeslogans, Songtexten und Kurzromanen ein gutes Einkommen zu erzielen. Nach zwei Jahren in Paris inklusive amouröser Verstrickungen kehrt die junge Frau nach Deutschland zurück. Nur, um ihren Freundeskreis verändert vorzufinden und sich selbst als Außenseiter.

Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, wodurch man gut ins Buch und durch die Seiten kommt. Franziska reflektiert ihr Leben, ihre Freundschaften und Liebschaften der vergangenen Jahre. Sie versucht anzukommen, heimzukommen, bleibt aber relativ ruhelos und getrieben. Die Zeit hat sie und ihre Freunde verändert, Interessen verschoben und den Fokus verrückt, weg von Party und Exzess, hin zu bewusster Ernährung und ländlichem Leben. Gemeinsam und allein wird sich erinnert, an vergangene Nächte, Rauschzustände, das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Alleinsein. Bis hin zu der Erkenntnis, dass selbst Freundschaft wohl nicht immer für die Ewigkeit ist.

Ich fand es sehr schwer mit Franziska warm zu werden, sie ist mir einfach von Grund auf unsympathisch mit ihrem Luxusproblem, des sich „nicht entscheiden wollen“-Könnens. Franziska will ihre alten Freunde behalten, kommt aber nicht mit deren Lebensstil und neuen Bekanntschaften klar. Sie will nicht allein sein, aber für eine Beziehung, die tiefer geht, scheint sie nicht bereit. Sie will zu Hause sein, aber es treibt sie weg von ihrer Heimat. Zwischendurch bekommt der Leser Passagen aus Franziskas Roman vorgesetzt, den sie über ihre Freunde schreibt, was ich irgendwie fantasielos fand.

Der Ansatz war eigentlich nicht schlecht gewählt, trotzdem habe ich das Gefühl die Handlung bleibt eher oberflächlich und erreicht nie die Tiefe die vielleicht vorgesehen und absolut möglich gewesen wäre. Franziska bleibt distanziert, nicht nur zu ihren Freunden, sondern auch zum Leser. Ich hab einfach keine Verbindung finden können und das obwohl ich selbst ungefähr in Franziskas Alter bin und der Generation der Ruhelosen mit den unbegrenzten Möglichkeiten angehöre.

Leider nur zwei Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 06.07.2022

Wahnsinnig packender Thriller

Im Augenblick des Todes
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Als großer Fan der „Auris“-Reihe war ich erfreut, dass Vincent Kliesch mit Olivia Holzmann und Severin Boesherz gleich zwei neue Ermittler geschaffen hat, deren Fälle in zwei getrennten Reihen parallel ...

Als großer Fan der „Auris“-Reihe war ich erfreut, dass Vincent Kliesch mit Olivia Holzmann und Severin Boesherz gleich zwei neue Ermittler geschaffen hat, deren Fälle in zwei getrennten Reihen parallel und anachronistisch erzählt werden. Das jeweils erste Buch der beiden Reihen hatte mich im Vergleich zur „Auris“ zwar nicht völlig umgehauen, aber dennoch genug angefixt und dranzubleiben. Und siehe da, der neue Band „in Augenblick des Todes“ waren einfach unfassbar spannend und einer der besten Thriller, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Zum Inhalt: ein grausamer Mord erschüttert Berlin, als die Leiche eines Arztes gefunden wird, der sich scheinbar selbst behandelt. Und nicht nur die bizarr zur Schau gestellte Leiche lässt Ermittler Severin Boesherz erschauern- er hat das schon einmal gesehen. Der Tatort gleicht dem einzigen Fall, den Severin niemals lösen konnte. Jetzt richtet sich scheinbar der Mörder mit einem grausamen Speil an ihn- finde mich oder es wird nicht enden. Aber kann Severin sich seinen Dämonen stellen oder wird die Vergangenheit ihn einholen?

Zuerst einmal: das Cover ist perfekt. Es hat einen direkten Bezug zur Handlung und zum Hauptcharakter Severin Boesherz, was mir richtig gut gefällt. Außerdem finde ich es total stimmungsvoll und es macht richtig Lust herauszufinden, was es damit auf sich hat. Ich bekenne mich schuldig, fanatischer Fan von Vincent Kliesch zu sein und das Buch in einer einzigen Nacht durchgesuchtet zu haben, so packend fand ich den Inhalt. Ich wollte unbedingt wissen, was Severin weiß und sein dunkles Geheimnis lüften. Und oh man, ich wurde absolut nicht enttäuscht.

Das Buch ist grandios geschrieben und der Plot so verzwickt und gleichzeitig so genial verstrickt konstruiert, dass es mich nicht losgelassen hat. Ich liebe es, wie Boesherz mittels Deduktion Fälle löst und Dinge sieht, die anderen nicht auffallen. In diesem Buch hat aber auch Olivia ganze Arbeit geleistet und ich liebe es, wie erklärt wird, wie sie auf die Lösung der mörderischen Rätsel gekommen sind. Oft entscheiden in Thrillern und Krimis ja Zufälle oder geschickte Tipps über den Ausgang des Falls. Hier ist dem nicht so. Es gibt immer ein konkretes Szenario inklusive Rätsel, das von den Ermittlern gelöst wird. Nebenher gibt es einen eher privaten Handlungsstrang um Severin, der ebenfalls entwirrt werden muss. Es hat mir gut gefallen, dass wie der Leser abgeholt wird, so konnte ich mir anhand der Informationen selbst zusammenreimen, was wohl hinter dem Fall stecken könnte.

Der Fall war schon brutal, aber Kliesch beschreibt die Tatorte fast schon mit klinischer Sachlichkeit, sodass ich es nicht abstoßend fand, sondern eher fasziniert war, von der Kunstfertigkeit, die dahintersteckt. Der Fall entwickelte eine wahre Sogwirkung, der ich nicht entkommen konnte. Ich war gebannt von der Lösung des Rätsels. Der Showdown am Ende war einfach fantastisch.
Wer die anderen beiden Bücher der Ermittlerduos gelesen hat (was aufgrund der anachronistischen Reihenfolge kein Muss ist), der wird hier schon den ein oder anderen Hinweis haben.

Erstklassiges Katz-und-Maus-Spiel bei dem nicht klar ist, wer eigentlich die Katze ist. Ich würde 10 Sterne geben, wenn das möglich wäre.

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