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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2022

Das Leben schreibt die besten Geschichten

Strahlemann
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„Strahlemann“ ist ein sehr persönliches, autobiografisches Werk des Moderator und Autors Fritz Schäfer. Muss gestehen, dass ich den erstmal googeln musste und dann kannte ich ihn immer noch nicht. Ist ...

„Strahlemann“ ist ein sehr persönliches, autobiografisches Werk des Moderator und Autors Fritz Schäfer. Muss gestehen, dass ich den erstmal googeln musste und dann kannte ich ihn immer noch nicht. Ist aber nicht schlimm, sein Buch fand ich sehr sympathisch.

Zum Inhalt: Fritz Schäfer erzählt von seiner Jugend als Sohn einer alleinerziehenden Mutter, die Sextherapeutin wird als er ein Teenager ist, als Bruder einer körperlich beeinträchtigten Schwester, als Enkel schrulliger Großeltern, als Außenseiter, Freak, Selbstverletzter. Und als Stehaufmännchen- als Strahlemann. Er erzählt vom Freunde finden, vom unterdrückt werden, vom verliebt sein und abgewiesen werden. Er erzählt von sich selbst.

Das Buch ist in Anekdotenartiger Manier geschrieben. So wie ein Freund dir von seinen Erlebnissen erzählt. Nahbar, ungeschönt, durch die Jahre und kindliche Weltanschauung verklärt, aber doch absolut real. Man kann gut mit Fritz mitempfinden, sich in ihn hineinfühlen, mitleiden und mitschmunzeln. Das primäre Ziel ist unterhalten, an einigen Stellen gab es trotzdem Momente des Reflektieren und Nachdenkens z.B. dass es keine geeignete Literatur für Kinder mit körperlich oder geistig eingeschränkten Geschwistern gab.

Fritz selbst berichtet, wie es war im Schatten seiner kleinen Schwester zu stehen, wenn es darum ging Aufmerksamkeit von Erwachsenen zu bekommen. Er erzählt offen von seinen größeren und kleineren physischen sowie psychischen Verletzungen und vom Gefühl entgegen jeder Widrigkeiten vorzeigbar/ gefällig sein zu müssen.

Das Buch hat sich leicht und flüssig lesen lassen und ich habe es praktisch in einem Rutsch gelesen. Am Ende schafft Schäfer leider den Bogen nicht, um in seinen Erinnerungen und Anekdoten die übergeordnete Message oder Erkenntnis abschließend unterzubringen. Dementsprechend ernüchtert hat mich das Buch zurückgelassen. 3,5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Netter Erotik-Roman für Zwischendurch

Watch Me
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„Watch me“ hat mich durch seinen Klappentext neugierig gemacht. Nachdem der Prolog relativ heftig begann, wurde das Buch im folgenden Verlauf seichter und legte andere Schwerpunkte. Mit den knapp 200 Seiten ...

„Watch me“ hat mich durch seinen Klappentext neugierig gemacht. Nachdem der Prolog relativ heftig begann, wurde das Buch im folgenden Verlauf seichter und legte andere Schwerpunkte. Mit den knapp 200 Seiten handelt es sich um einen recht kurzen Roman, von dem man entsprechend keine Tiefe erwarten darf. Lässt man das außer Acht, so ist er ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Zum Inhalt: Nachdem Zoey auf dem College bei einer Party Opfer sexueller Übergriffigkeit wird, sinnt sie auf Rache als Teil ihres Heilungsprozesses. Sie will ihre Peiniger in einem exklusiven Sexclub mit ihrer Jungfräulichkeit konfrontieren. Doch was als einmaliges Abenteuer beginnt, wird für Zoey ein Spiel mit der Lust und langsam beginnt sie ihren Körper und ihre Sexualität wieder zu genießen.

Das Buch ist voller starker, interessanter Frauen, über die ich gerne mehr erfahren hätte. Besonders Zoey und ihre Freundinnen machen einen sehr sympathischen Eindruck und ich hätte gerne mehr Szenen aus der Frauen-WG gelesen. Aber darum geht es in diesem Buch nicht und so sind die Szenen entsprechend kurz gehalten. Es soll wohl weitete Bücher in dieser Reihe geben, die die anderen beiden Frauen in den Fokus stellen.

Es wird sehr offen mit Sexualität und Verlangen umgegangen, was ich von einem Erotikroman aber auch erwarten würde. Trotzdem sind die Sexszenen relativ kurz, auch hier wird kein echter Fokus gesetzt.
In der zweiten Hälfte des Buch überschlagen sich die Ereignisse und auf wenigen Seiten passiert wahnsinnig viel. Das war dann doch sehr unrealistisch.

Das Thema der sexuellen Gewalt wird hier ebenfalls eher oberflächlich angeschnitten und meiner Meinung nach hätte es das in diesem Buch gar nicht gebraucht.

Ich fand die Story ok, wenn auch etwas übertrieben dafür, dass ein Großteil der Handlung innerhalb weniger tage stattfindet. Das Buch hat sich leicht und flüssig lesen lassen, sodass man es auch gut in einem Rutsch lesen kann. Das ist dann auch ok und durchaus unterhaltsam. Nicht mehr und nicht weniger.

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Veröffentlicht am 24.01.2022

Reichlich konstruiert und wenig überraschend

Perfect Day
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Romy Hausmann wird für ihre Thriller inzwischen ziemlich gehyped und ich wollte gerne wissen, ob da was Wahres dran ist. Optisch passt das Buch gut zu den zwei vorherigen Thrillern und schafft einen gewissen ...

Romy Hausmann wird für ihre Thriller inzwischen ziemlich gehyped und ich wollte gerne wissen, ob da was Wahres dran ist. Optisch passt das Buch gut zu den zwei vorherigen Thrillern und schafft einen gewissen Wiedererkennungswert. Inhaltlich konnte mich der Fall des Schleifenmörders allerdings nicht packen.

Zum Inhalt: seit 14 Jahren verschwinden kleine Mädchen. Und alles was als Hinweis vom Täter hinterlassen wird sind rote Schleifen, die den Weg zu den Leichen markieren. Als der Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak verhaftet wird, scheint der Fall abgeschlossen. Für alle außer seiner Tochter Ann, die von der Unschuld ihres Vaters fest überzeugt ist. Auf eigene Faust beginnt sie zu ermitteln und bringt dabei nicht nur sich selbst in Gefahr.

Das Buch ist gut geschrieben- keine Frage. An sich mit sehr einfacher Sprache, aber dadurch wirklich flüssig und leicht lesbar. Die Perspektive wechselt zwischen Ann und einer Person unter der Überschrift „Wir“, was gut gemacht ist und erheblich zur Spannung beiträgt. Die Kapitel werden immer mal wieder durch Interviews 4 Jahre nach den Vorkommnissen unterbrochen, wobei bis zuletzt nicht verraten wird, wer genau da interviewt wird. Das lockert die Handlung auf, zieht sie ab und zu aber auch künstlich in die Länge.

Die Protagonistin Ann ist mir schon nach kurzer Zeit irgendwie auf die Nerven gegangen. Sie ist sehr Ich-fokussiert und hat eine impertinente Art. Alles bezieht sie automatisch auf sich selbst. In vielen Situationen handelt sie unbedacht und überstürzt. Außerdem scheint sie ein deutlich besseres Gespür als alle anderen zu haben, die an dem Fall ermitteln und ist der Polizei gefühlt immer weit voraus, was mir irgendwann doch etwas unrealistisch erschien.

Die Handlung wirkt am Ende doch etwas überkonstruiert und dadurch unnatürlich. Es passieren zu viele glückliche Zufälle, die die Handlung vorantreiben und Ann erzwingt sich alle erhofften Informationen und Resultate.

Am Ende konnte mich die Geschichte nicht wie erhofft abholen und überzeugen, weshalb ich nur 3,5 von 5 Sternen vergeben würde.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Fürsorglichkeit ins Obsessive gekehrt

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Ich mag Matt Haigs ruhige, gelassene Art zu schreiben. Besonders sein „Comfort Book“ hat mir sehr gut gefallen, nachdem ich den Hype um „Die Mitternachtsbibliothek“ nicht ganz nachvollziehen konnte. Mit ...

Ich mag Matt Haigs ruhige, gelassene Art zu schreiben. Besonders sein „Comfort Book“ hat mir sehr gut gefallen, nachdem ich den Hype um „Die Mitternachtsbibliothek“ nicht ganz nachvollziehen konnte. Mit „Der fürsorgliche Mr. Cave“ wollte ich mich nochmal an einen Roman von ihm wagen. Und bleibe dabei, dass seine Romane nicht ganz meinen Geschmack treffen, aber toll geschrieben sind.

Zum Inhalt: nach dem tragischen Tod seiner Frau bei einem Überfall und dem Verlust seines Sohnes ist sich Terence Cave sicher, dass auf seiner Familie, wenn nicht sogar auf ihm persönlich, ein Fluch liegt, der alle dahinrafft die er liebt. So fürchtet er nun auch seine heranwachsende Tochter zu verlieren. Die junge Bryony hingegen hält nichts von den strengen Regeln ihres Vaters, die sie immer mehr einzuengen drohen und rebelliert, wo sie nur kann. Und was als Fürsorge beginnt, wird schnell zum Wahn, der droht die Familie zu zerstören.

Matt Haig kann schreiben. Das muss er nicht mehr beweisen. Er kann einfach sehr gut mit Worten umgehen und seine Geschichten haben immer eine charmante Klangfarbe, einen Hauch Extravaganz und bisschen Skurrilität. So auch hier. Was ganz harmlos beginnt, entwickelt schnell eine zwanghafte, dunkle Dynamik, die mich als Leser mitgerissen hat. Väterliche Liebe schlägt in Obsession um, nah an der Grenze zu obszönem Stalking. Die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwimmen zusehends und eventuell sind auch böse Geister involviert.

Tatsächlich war es mir mit der Extravaganz in diesem Buch an vielen Stellen zu viel des Guten. Spätestens als Mr. Cave vermehrt wie im Zwang handelt, man fürchten muss, dass er seiner eigenen Tochter etwas antut und niemand was unternimmt, da wollte ich das Buch am liebsten weglegen. Alle erdenklichen Teenie-Klischees werden ausreichend erfüllt, nichts sonderlich dramatisches, sondern eher das, was man selbst in der Jugend so erlebt hat. Aber irgendwie ist bei all dem Drama, den bösen Worten und dem gegenseitigen Misstrauen die Botschaft des Ganzen nicht bei mir angekommen. Die Geschichte schaukelt schnell übertrieben hoch und der tragische Tod des Sohnes, Auslöser der ganzen Misere, rückt in den Hintergrund. Und bleibt trotz allem präsent, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Buch ist wieder sehr hochwertig gestaltet und ich finde das Cover einfach wirklich schön. Die Textform ist interessant und mal was anderes. Denn Terence Cave selbst erzählt seine Geschichte. Und er erzählt sie nicht dem Leser, sondern seiner Tochter. Man befindet sich als Leser direkt im Kopf und den Gedanken des Protagonisten. Diese Perspektive hat mir tatsächlich gut gefallen und mich etwas mit dem Inhalt, der eher nicht nach meinem Geschmack war, versöhnt.

Fazit: wie immer fantastisch geschrieben, inhaltlich etwas schwach. Ich würde 3,5 von 5 Sternen vergeben.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Eine gemeinsame Reise

Ende in Sicht
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Ganz klar: die Discoschnecke hat mich magisch angezogen. Wusste jetzt nicht unbedingt, was eine Schnecke mit dem Sterben zu tun hat, aber die ist witzig und ich mag es. Und der Bezug zum Inhalt ist auf ...

Ganz klar: die Discoschnecke hat mich magisch angezogen. Wusste jetzt nicht unbedingt, was eine Schnecke mit dem Sterben zu tun hat, aber die ist witzig und ich mag es. Und der Bezug zum Inhalt ist auf jeden Fall gegeben, von daher eine süße Idee und ein echter Hingucker. Beim Klappentext musste ich erstmal herzlich lachen, auch wenn es ein ernstes Thema ist: Sterben. Sterben wollen. Am Leben bleiben.

Zum Inhalt: Hella, ein gealtertes und in Vergessenheit geratenes Schlager-Sternchen, beschließt zu sterben. Und zwar ganz unkompliziert und gut umsorgt in einer schweizer Einrichtung. Beim eigenen Tod lässt man sich schließlich nicht lumpen. Verzögert wird Hellas Plan von Juli, die ebenfalls sterben will und von einer Autobahnbrücke springt. Nur dass Juli erst 15 Jahre alt ist. Die beiden gehen ein Stück des Weges gemeinsam und was als skurriler Roadtrip und Selbstmordmission beginnt, wird zu einer Reise der Selbstfindung.

Der Start ins Buch war ehrlich gesagt etwas holprig, da auch inhaltlich anders als auf dem Klappentext angeteasert. Die beiden Protagonistinnen sind erstmal nicht wirklich sympathisch und werden es in meinen Augen auch nie. Ein ungleiches Paar mir einem gemeinsamen Ziel: Sterben. So leicht, so gut. Was nicht gut ist, sind die starken Übertreibungen und teilweise Logikfehler. Mal geht ein Handy nicht, dann wieder doch und zwischendurch wird eben so getan, obwohl man eben noch gesagt hat, dass es nicht geht.
Klingt verwirrend? Wars auch.

Die Schnecke vom Cover zieht sich thematisch durchs Buch, wenn auch wenig Effektvoll. Die sind eben irgendwie allgegenwärtig. Die Motive der beiden vermeintlich Todsuchenden eher fragwürdig und nicht tiefergehend erläutert. Das Thema Depression wird angeschnitten, das wars aber auch. Hier hätte ich mir mehr Tiefgang im Kontrast zum skurrilen Humor gewünscht. Und skurrilen Humor, böse Lügen und sonderbare Begegnungen gibt es reichlich. Und am Ende fügt sich alles irgendwie zusammen.

Ich wollte dieses Buch lieben. Nicht nur weil der Klappentext so fantastisch und die Discoschnecke so putzig war. Auch weil Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre sich bereit erklärt haben, das Buch im Buch zu kommentieren und die Werbetrommel um dieses Buch so heißgelaufen ist. Meine Erwartungen hat es dadurch leider nicht erfüllen können. Daher von mir 3,5 von 5 Sternen.

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