Wie Melodien im Wind

Diese Review könnte Spoiler für „Wie Wellen im Sturm“ und für „Wie Melodien im Wind“ enthalten. Bittet beachtet auch eines Themen innerhalb des Buches: Mentale Gesundheit
Gesponserte Review; Danke an lesejury.de, die mir das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt haben.

Auf die Fortsetzung von „Wie Wellen im Sturm“ (WWS) habe ich mich sehr gefreut. Trotzdem konnte ich den zweiten Teil von „Liebe ist“ ist nicht so verschlingen. Zum Vergleich: „WWS“ habe innerhalb einer Nacht gelesen. Für „Wie Melodien im Wind“ (WMW) habe ich eine Woche gebraucht. Hinweis: Ich würde Band 2 nicht vor Band 1 lesen. Diese Bücher bauen aufeinander auf.

WMW führt uns in die Welt von „Liebe ist“ zurück ans Internat Schloß Mare. Es ist das 12. Schuljahr für die Gruppe von Menschen, die wir bereits im 1. Band kennenlernen durften. Diesmal jedoch aus der Sicht von Toni.
Sie wurde uns im ersten Band bereits als gute Freundin und treue Teamkameradin vorgestellt. Eine Person, die immer deinen Rücken stärkt und versucht gute Laune zu verbreiten. Doch schon in Band 1 von „Liebe ist“ wird verraten, dass Toni mehr ist, als der gut gelaunte Nebencharakter, den man in ihr vermuten könnte. Sie liebt Lukas, einen dänischen Mitschüler und kommt nicht aus dem Elternhaus reicher Eltern, wie sie vor anderen behauptet.
Band 2 dreht sich also ganz um Toni, ihre Identität, ihre Liebe zu Lukas und die Probleme die es mit sich bringt, wenn man sich tagtäglich selbst belügt um zu funktionieren - bis es dann nicht mehr geht.

Bevor ich tiefer ins Detail gehe, möchte ich allgemein noch etwas zum Buch sagen:
Wer bei Band 2 das Gleiche erwartet hat, wie bei Band 1, der musste feststellen, dass Band 2 deutlich düstererer war, als Band 1. Klar könnte man sagen „Es ist ne Liebesgeschichte, kein Horrorroman, die beiden Hauptcharaktere werden schon zusammen kommen“. Aber Alicia Zett hat eben nicht „Schema 0815 Groschenroman“ für Toni und Lukas aufgelegt und nachgezeichnet. Sie bleibt ihrer bisherigen Erzählweise treu und erklärt den Weg zum Ziel.

Themen in „Wie Melodien im Wind“

Die Musik (Identität)
In einem Buch über eine leidenschaftliche Schlagzeugerin geht es natürlich um Musik. Toni schreibt nicht nur Lieder, sondern spielt auch für ihr Leben gern Schlagzeug - um Stress abzubauen und um „im Takt zu bleiben“. Mehr noch als bei allen anderen Büchern konnte man hier auch die Liebe zur Musik von der Autorin Alicia Zett herauslesen, die zusammen mit Lukas Pfeiffer den Song „Freier Fall“ für dieses Buch geschrieben hat. https://spotify.link/36Z5MYzwCDb

Die Familie
Toni hat eine Familie über die sie ihre Internatsfreundinnen belügt. Ihre Mutter und ihr Vater sind nicht das reiche Ärztepaar und sie nicht das Einzelkind. In Band 1 erfahren wir bereits, dass der Vater und der Bruder vorgestraft sind.

Freundschaft
Traue deinen Freundinnen und frage nach Hilfe. Toni wird im Laufe des Buches feststellen müssen, was wahre Freundschaft bedeutet.

Die Liebe
Lukas und Toni können in Band 1 nicht voneinander und auch nicht miteinander. Können sie die Kluft ihrer Herkunft überwinden? Wir erfahren mehr über die Vergangenheit der beiden.

Mentale Gesundheit
Die Zukunft macht Angst. Dieser Generation mehr als allen anderen zuvor. Gleichzeitig hat man mit den ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Ist es Schwäche Hilfe annehmen zu müssen? Das Buch gibt hier eine klare Antwort: „(…) es ist keine Schwäche, Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Niemals.“

Zu auf den ersten 130 Seiten hätte ich „Wie Melodien im Wind“ schwächer eingestuft als Band 1. Die Erzählung kommt aus meinen Augen schleppender in die Gänge und es wird deutlich mehr Vorwissen vorausgesetzt als in Band 1, dass man zunächst mit allem Neuen in Verbindung bringen muss. Man hat sich doch sehr in Lous Sicht der Dinge verheddert und muss Toni zunächst Zeit geben sich zu öffnen. Im Nachhinein kommt mir das sehr passend vor, ob Tonis Charakter und Vergangenheit. Allerdings war auch das durchgängige Thema der Mentalen Gesundheit deutlich schwerer zu verarbeiten. Die Geschichte nimmt danach Fahrt auf und steuert auf verschiedene Punkte zu. Scheidewege, an denen Toni sich entscheiden muss. Die Rückblicke von Toni auf ihre Vergangenheit erinnern an die Buchausschnitte aus Band 1. Sie geben der aufmerksamen Leser*in einen Eindruck von Tonis Gefühlswelt, aber auch Hintergrundinfos zur Person. Die Rückblicke waren zunächst etwas hemmend, aber das habe ich ja oben bereits erläutert. Der Zugang hinter Tonis Mauern fehlte.

Leider fand ich das Szenario mit Lukas etwas zu einfach gelöst. Lukas hat als dänischer Prinz hohen Druck auf sich lasten. Anhand von Beispielen aus der realen Welt wissen wir, dass die Königshäuser Europas längst nicht so liberal sind - siehe Prinz Harry oder Leonor von Spanien.

Alles in allem fand ich das Buch aber sehr gut und kann eine klare Empfehlung aussprechen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Bücher irgendwann verfilmt werden. Wie Melodien im Wind hat auf jeden Fall das Potential einer dieser Musikfilme zu werden, bei dem einem das Herz aufgeht. Ich würde wieder mit Toni mitfiebern.

Meine Zitatliste
„Immer im Takt bleiben“
„Ich frage mich, ob es Zuviel verlangt wäre, wenn es für einen Augenblick einfach mal normal wäre. Es muss nicht alles super sein, aber etwas weniger scheiße wäre schon okay.“
„Ich bin nicht okay.“
„Ich liebe alles daran!“
„(…) wenn ich im letzten Jahr eins gelernt habe, dann das es wirklich hilft über Dinge zu reden.“
„(…) es ist keine Schwäche, Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Niemals.“

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