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Veröffentlicht am 12.11.2020

Der Provokateur der Philosophie!

Meine Sommer mit Nietzsche - Die Erinnerungen der Sibylle von Rathingen an ihre Begegnungen mit dem Philosophen - Historischer Roman
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Friedrich Nietzsche war ein wahrhaftiger
Querdenker, im Gegensatz zu den Pseudoquerdenkern von heute, die zwar so tun als ob sie welche wären, aber meist nur Coronaleugner sind und nicht wenige kruden ...

Friedrich Nietzsche war ein wahrhaftiger
Querdenker, im Gegensatz zu den Pseudoquerdenkern von heute, die zwar so tun als ob sie welche wären, aber meist nur Coronaleugner sind und nicht wenige kruden Verschwörungstheorien anhängen. So kann man das Wort "Querdenker" auch in Verruf bringen.

Friedrich Nietzsche jedenfalls war hochintelligent, mißverstanden und ein Provokateur. Jedenfalls in den Augen der Kirche. Kein Wunder, beginnt sein wohl berühmtestes Zitat mit: "Gott ist tot ... " ( Es gibt ja den Witz: Nietzsche- Gott ist tot ... Gott - Du aber jetzt auch, Friedrich! Und Karel leider auch! ).

Fräulein Sibylle von Rathingen ( zwar fiktiv, aber an Resa von Schirnhofer inspiriert ) möchte dieses Unikum und Faszinosum von Philosophen kennenlernen. Sie selber gehört auch zur Gattung "Homo Philosophicus". Sils-Maria ist jener Punkt in Zeit und Raum, an welchem sie immer wieder aufeinandertreffen. Sich sogar fruchtbar austauschen ( bitte keine zweideutigen Gedanken nun! ). Sie lernt von ihm, er aber ebenso von ihr.

Fundiert hat Markus Herrmann reale Historie und einen echten Hauptprotagonisten in einer genau recherierten, fiktiven Geschichte in Prosa eingebunden. Es ist im besten Sinne detailverliebt und äußerst gelungen wie eine sehr scharf aufgelöste Photographie. Die neben der Fiktion vorhandene Authentizität und viel Erzählfreude sprüht aus diesem Buch wie ein warmer Sommernieselregen.

Aus der Ichperspektive Sibylles wird Philosophie lesegerecht den nach Worten haschenden Bibliomanen nahegebracht. Wer mit Nietzsche bisher nicht viel anzufangen wußte, wird durch dieses Buch aufs Angenehmste getriggert, mehr über und von ihm erfahren zu wollen.

Es ist kurzweilig, aber sehr tiefgründig, mit dem Gaststar Melancholia, nicht geschwätzig und sehr pointiert - erstklassiger Lesestoff, mit einem kurzen erläuterndem Nachwort sowie einem Literaturverzeichnis.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Verloren - für immer?

Zweite Chance verpasst
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Alexander Wieser, 1977 in Schruns, Vorarlberg geboren hat ( te ) kein leichtes Leben.

Vom Vater brutal mißhandelte, in der Schule attackiert, verspottet, kurzum: gemobbt. Das nahm man damals jedoch noch ...

Alexander Wieser, 1977 in Schruns, Vorarlberg geboren hat ( te ) kein leichtes Leben.

Vom Vater brutal mißhandelte, in der Schule attackiert, verspottet, kurzum: gemobbt. Das nahm man damals jedoch noch nicht ernst und das Wort Mobbing für dieses grausige Phänomen gab es noch nicht. Viele Lehrer und nicht nur die dachten nach dem Motto: Wenn er nicht lernt, sich durchzusetzen, dann wird er / sie eben lebebsunfähig. Soviel zum Thema, daß Lehrer zumindest doch helfen sollten.

Alexander kommt dann zum Schluß, daß er sich eben selbst hilft. Er erhofft sich durch Kampfsport und Prügeleien Respekt. Er gerät jedoch in die Abwärtsspirale, hat dann auch noch hohe Schulden und begeht das erste kleine Verbrechen. Die erste Perle, das erste bittere Reiskorn in der Kette, dann das nächste, dann das nächste, bis er hopps genommen wird. Selbst das Gericht scheint ihm keine Furcht einzuflößen und daß er eine Bewährungsstrafe erhält. Die Schulden bleiben real und der Leidensdruck zum Verbrechen auch, bis ihm das vergitterte Zwangshotel auf Staatskosten droht ...

Daher der Titel.

Diese authentische Geschichte pendelt als Novelle zwischen Verhaftung, Gefängnis und der Biographie der Vergangenheit - wie es soweit kommen konnte. Das abschließende 16. Kapitel lautet: Die Zeit danach.

Lakonisch und trocken, aber dennoch nicht frei von Emotionen erzählt Alexander Wieser von der Tragödie seines Lebens. Es liegt tatsächlich an jedem zumindest zum Teil selbst, die Gegenwart und Zukunft u. U. eingeschränkt, zu gestalten. Das ist ihm wenigstens trotz aller Widrigkeiten gelungen. Er hat sich aus der Verlorenheit zurückgekämpft.

Das Buch hat zwar nur 133 Seiten, aber das sorgt für eine Verdichtung, Intensität und Eindringlichkeit, die seinesgleichen sucht.

Er schont weder sich noch den Leser, frank und frei ( Frank & Frei, hört sich wie eine Anwaltskanzlei an! ) über all das Negative zu berichten. Vielleicht läßt er mal einen Nachfolgeband erscheinen, in welchem er andere Aspekte schildert sowie sein gegenwärtiges Leben wiedergibt. Interessieren würde mich das schon. Jedenfalls beweist Alexanders Geschichte, wie wichtig es ist, frühzeitig genug gegen Kindesmißhandlung und Mobbing vorzugehen, bevor es zu spät ist!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Die Hexen sind Heiden in der Heide?

Heidehexen
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Stefan, Marie und Walter, Polizisten aus Lüneburg, kommen mit obskuren Sachen in Berührung. Leute, die in Flammen aufgehen und das Haus gleich mit.

Eine aufgepumpte männliche Leiche in einer Autowerkstatt ...

Stefan, Marie und Walter, Polizisten aus Lüneburg, kommen mit obskuren Sachen in Berührung. Leute, die in Flammen aufgehen und das Haus gleich mit.

Eine aufgepumpte männliche Leiche in einer Autowerkstatt und noch ein paar Männer, denen Fürchterliches blühen wird.

Etwas war ursprünglich nur als Gag gedacht, aber es hat sich verselbständigt. Leichen waren nicht vorgesehen!

Marie stürzt sich voll in die Sache. Eine kompetente, energische Ermittlerin! Sehr engagiert und läßt sich kein X für ein U vormachen. Zusammen mit Irina kommen sie gut voran.

Stefan trägt noch traumatisches Gepäck mit sich herum von seinem früheren Fall aus Düsseldorf. Langsam bekommt er alles in den Griff.

Marie hat eine schöne Sache mit dem Rechtsmediziner laufen und wird hoffentlich glücklich mit ihm.

Das Buch läßt sich etwas gemächlich an, aber gesteigertes Tempo läßt die Handlung akzelerieren und legt dem Leser Kabelbinder an, so daß er das Buch nicht mehr aus den gebundenen Händen legen kann.

Ab circa Seite 150 könnte die Mördersuche für den einen oder anderen versierten Leser leicht vorhersehbar sein, aber so ganz einfach ist es nun doch wieder nicht.

Der Schreibstil umgarnt geschickt den Leser, der von Wendung zu Wendung mehr das Hirn zum Rauchen bringt, vor allem, wenn er zum Ermorden nicht darauf kommt, wer der Mörder ist.

Die Story ist echt gut und legt sich als Schlinge immer enger um die Gehirnwindungen des Lesers, quetscht ordentlich seine Ungeduld, läßt ihn durch die Seiten fliegen bis zum abgerundeten Ende!

Ja, Niedersachsen, Lüneburg und die ach so unschuldig wirkende idyllische Heide. Klaas Kroon offenbart erschreckende Abgründe und vielleicht sympathisiert der eine oder die andere mit dem Motiv, das letztendlich dahintersteckt. Geschickt gestrickt aus reinster Bioblutwolle, von Lüneburger Heidschnucken geschoren und durch die mörderische Phantasie des Autoren tiefrot ( sanguinis rosso ) eingefärbt.

Trotz der erwähnten kleinen Schwächen überwiegen eben doch die Stärken und die fünf Todessterne sind letztendlich hart und messerscharf erarbeitet!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Ein Meister in der Gesell ( en )schaft, mit Ironie, Saft und Kraft!

My hort will go on
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Humor ist wenn Schicht im Andreasschacht trotzdem im Alltag zum Lachen bracht'! Satire at its best!

Mad Köninger ( ist Mad eine Referenz an das gleichnamige überdrehte, witzige Satiremagazin? Abkürzung ...

Humor ist wenn Schicht im Andreasschacht trotzdem im Alltag zum Lachen bracht'! Satire at its best!

Mad Köninger ( ist Mad eine Referenz an das gleichnamige überdrehte, witzige Satiremagazin? Abkürzung von Madsen, weil heimlich ein Däne, oder ist das das Synonym für "sind wir nicht alle ein bißchen Bluna?" oder steht Mad womöglich für Militärischen Abschirmdienst? O Schreck! ) rückt nicht nur mit einem frisch geschliffenen Messer aus guter Solinger Produktion an. O nein, er bringt eine Guillotine mit, um sezierend all den Irrsinn und Lächerlichkeiten der ach so tollen Gesellschaft kurzerhand mit spitzer Zunge zu köpfen.

Er ist gnadenlos und er scheut nicht davor zurück, durch alle Untiefen und Höhen der Pointen zu sausen.

Er ist ein scharfer Beobachter, der sich nur aufmerksam in seinem eigenen entfesselten Alltag umzusehen braucht, um all den normalen Wahnsinn zu erfassen und in Worte zu bannen.

Man kann oft lachen, aber manchmal bleibt einem selbiges im Larynx stecken.

Wer tiefschwarzen Galgenhumor besitzt wird Freude an diesem enthüllenden Tagebuch haben, diesem Konglomerat aus Short Stories, Glossen und Anekdoten darstellt.

Wozu braucht man dann noch Phantasie, um Fiktion zu ersinnen, wenn man reichlich aus dem eigenen reichen Grünkernsuppenleben schöpfen kann?

Das Beste ist: er schont zwar nichts und niemanden, aber sich selbst am wenigsten. Er führt alle physikalischen Gesetze ad absurdum, weil er sich gekonnt selbst auf den Arm nimmt - entgegen der Schwerkraft.

Übrigens: Die Schnitzeljagdsaison ist schon vorbei, weil die Abschlußquote erfüllt ist und diese sich erst wieder vermehren müssen!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

China - bedrohlich und bedroht?

Chinas Geschichte im Comic - China durch seine Geschichte verstehen - Band 4
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Es wird kolportiert, daß der SARS Cov2 - Virus, die Schreckenskrone, von Wildtieren ( Fledermäuse, iiih! ) mutiert auf Menschen in der Provinz Wuhan übergesprungen ist. Gut, es steht fest, es gab den ersten ...

Es wird kolportiert, daß der SARS Cov2 - Virus, die Schreckenskrone, von Wildtieren ( Fledermäuse, iiih! ) mutiert auf Menschen in der Provinz Wuhan übergesprungen ist. Gut, es steht fest, es gab den ersten bekannten Massenausbruch dieser neuartigen Krankheit in der Provinz Wuhan. Aber ist C. tatsächlich in China geboren? Als Propaganda kommt diese Behauptung Trump wie gerufen.

Man sieht heute die wirtschaftliche und politische Weltmacht China als bedrohlich an, dabei wurde diesem Reich der Mitte viel Unrecht getan.

Die westlichen Mächte und Japan, Großbritannien zwang China Opium auf, was immerhin zu zwei Opiumkriegen führte. Der Boxeraufstand 1900 wurde von überwiegend "Langnasen" aus sieben westlichen Nationen plus der achten, Japan, brutal niedergeschlagen.

China hat eine sehr wechselhafte, bewegte Geschichte, die in diesem Band ab dem Jahr 1368 einsetzt, mit der Ming - Dynastie. Diese war eben mehr als nur Vasen. Großartige Momente vermischen sich bittersüß mit viel Leid und Schmerzen.

Seitdem es die Chinesen per definitionem als eine Art Reich oder Reiche gibt, mußten sie sehr viel erdulden und mitmachen. Kein Wunder, daß sie im späten 20. Jahrhundert und jetzt im 21. Jahrhundert zurückschlagen. China versus den Rest der Welt.

In dieser schwarzweißen Graphic Novel werden diese Jahrhunderte bis zum Jahr 1912 in eindringlichen Illustrationen verdichtet und sehr informativ dargestellt. Die Zeichnungen sind eine Augenweide. Man kann, auch mit Vorwissen, noch viel dazulernen.

Komplexer Stoff wird sehr verständlich heruntergebrochen. Dies ist ein guter Einstieg, diese Reihe, für jeden, der sich für Sinologie interessiert.

Es ist eine bilinguale Ausgabe mit der Originalsprache. Ein großartiges Meisterwerk!

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