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Veröffentlicht am 14.10.2021

Ein stiller Held, fürwahr!

Der Rote Drache oder Die Frau am Klavier
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Man kann ein Individuum, einen vermeintlichen Karrieristen und scheinbaren Mitläufer besser verstehen, wenn man über dessen Leben im historischen Kontext liest.

Es ist ein ganz besonderer, außergewöhnlicher ...

Man kann ein Individuum, einen vermeintlichen Karrieristen und scheinbaren Mitläufer besser verstehen, wenn man über dessen Leben im historischen Kontext liest.

Es ist ein ganz besonderer, außergewöhnlicher Mensch. Der Großvater der Autorin. Dr. Walther Hultsch.

Aus Sachsen stammend, in einem gehobeneren, sehr anregenden Ambiente aufgewachsen, die Wert auf Kultur legte, strebte er nach dem Studium der Jurisprudenz.

Er wird Veteran des Ersten Weltkrieges werden, was nicht spurlos an ihm vorbeigehen wird. Er hat kein Verständnis für den Vertrag von Versailles.

Die knechtende Wirtschaftskrise leistete ebenso den Nazis Vorschub und verleitete ihn dazu, in jenen eine Chance zu sehen.

Bei der Polizei kümmerte er sich um die Spionageabwehr in Sachsen. Danach kam er ins Präsidium der Gestapo.

Ihm wird jedoch sehr bewußt, reflektierend wie er ist, daß dieses Regime sehr sehr dunkel ist. Ab 1934 gehört er zum Widerstand.

1939 im Amt Ausland bei der Abwehr eingesetzt, hatte er Kontakt zu den "Attentätern" des 20. Juli 1944.

Er half Juden und anderen Verfemten, so oft er konnte.

Ein entscheidender Fehler ist im Klappentext, das Attentat auf Hitler war am 20. Juli 1944, nicht 1943. Der Inhalt ist jedoch mehr als überzeugend.

Ein äußerst liebevolles Porträt ist der Schriftstellerin hier gelungen, die hier empathisch ihren Großvater ehrt. Sie zeigt auf, daß er eine der vielen, stillen, vergessenen Helden ist. Solche aber waren ebenso eminent wie die "Berühmten". Er gehört ebenso zu den Gerechten unter den Völkern. Das jüdische Sprichwort: Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt, greift auch hier.

Das Persönliche und Biographische ist gut miteinander verknüpft, sodaß man sich exzellent hineinversetzen kann.

Walther war warmherzig, einfühlsam, sensibel und von durch und durch tiefwurzelndem Humanismus geprägt. Ein nachdenklicher Mensch, der sich ebenso in der späteren DDR noch sehr engagiert hatte.

Es bewegt sehr, qua dieses Werkes am Leben dieses beeindruckenden Menschen partizipieren zu können.

Abbildungen bereichern das Buch. Authentisch ohnehin und ein Monument aus superben Worten, emotional packend und möge Walther dadurch unvergessen bleiben. Längst überfällig, Menschen wie ihn aus dem Nebel der Historie zu holen ... Danke, Charlotte von Bieberstein!!!!!

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Zwei Männer, sich ähnlicher, als sie selbst gedacht hätten ...

Mr. Lincoln & Mr. Thoreau
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Die intellektuellen Größen der Literatur und der Politik treffen aufeinander. Kluge Reflexion, die auch unsere Zeit miteinbezieht. Klasse!

Sebastian Guhr hat Berlin 1983 durch seine brandneue Mitgliedschaft ...

Die intellektuellen Größen der Literatur und der Politik treffen aufeinander. Kluge Reflexion, die auch unsere Zeit miteinbezieht. Klasse!

Sebastian Guhr hat Berlin 1983 durch seine brandneue Mitgliedschaft als zu dem Club der Menschheit gehörend, Berlin definitiv bereichert. Er studierte Philosophie, Amerikanistik und Literaturwissenschaften. Er weiß also genau, wovon er schreibt.

Wie er zu Anfang des Buches in seiner Apologie erwähnt ist die Wirkung der literarischen Lösung wichtiger als die historisch korrekte. Dies ist ja auch ein Werk der Fiktion und kein Sachbuch oder Dissertation.

1837 ist Abraham Lincoln erst achtundzwanzig Jahre alt, als er in der fünf Jahre alten Stadt Springfield in Illinois als Kompagnon eines Anwalts anfängt. Er ist von asthenischer Konstitution, nervös, unstet und neigt zu schweren Depressionen, dem schwarzen Hund, den Churchill ebenfalls gut kannte.

Er löst sich aus einer ihm lästigen Verlobung und lernt bald die bezaubernde Mary Todd kennen, eine starke, intelligente Frau, die allerdings unter Migräne leidet. https://de.m.wikipedia.org/wiki/MaryLincoln

Als der Anwalt in die Politik geht, verliert Abe seine bisherige Anstellung. Gesetze bedeuten ihm alles. Man macht ihn noch immer und stets dafür verantwortlich, daß er durch Infrastrukturreformen als Lokalpolitiker ein immenses Haushaltsloch verschuldet habe. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Abraham
Lincoln

Er verlobt sich gegen den Willen ihrer Familie mit Mary. Ein Konflikt, der ihm nicht gut tut.

Im parallelen Handlungsstrang, die Kapitel in der dritten Person wechseln jeweils zwischen den beiden ab, lernen wir Henry David Thoreau kennen. Er lebt in Concord, Massachusetts, ist Sohn eines Bleistiftfabrikanten und hat in Harvard studiert. https://de.m.wikipedia.org/wiki/HenryDavidThoreau

Daher ist ihm auch Ralph Waldo Emerson bekannt und dieser lebt ohnehin ebenso in Concord. Sie gehören wie einige andere Intellektuelle auch den Transzendentalisten an. https://de.m.wikipedia.org/wiki/RalphWaldoEmerson

Thoreau ist Nonkonformist und nimmt den Ruf zurück zur Natur und dem einfachen, unverfälschten Leben im Gegensatz zum Salonlöwen Emerson ernst. Er ist eher misanthropisch, ein Einzelgänger und lehnt die Zivilisation ab.

Er begibt sich an den Walden See und baut sich eine Hütte, um in Union mit der Natur zu leben. Jedoch bricht die Zivilisation immer wieder in seine Illusion einer Idylle ein, sei es der Pfarrer, seine Mutter, seine ehemalige Schülerin Louisa May Alcott https://de.m.wikipedia.org/wiki/LouisaMayAlcott samt Abolitionisten ( Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei, die Underground Railroad war ein Teil davon ) oder der radikale John Brown höchstpersönlich.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/JohnBrown(Abolitionist)

Außerdem, und hier nimmt das Buch ganz aktuelle Bezüge, dringt die Zivilisation immer weiter in die mitnichten unberührte Natur vor. Zum Ärger Thoreaus. Die Eisenbahn breitet sich aus, die Städte fressen sich wie ein Geschwür in die Landschaft, sogar Müll findet sich in der "Wildnis."

Lincoln kämpft immer wieder mit seinem schwarzen Hund, muß sich einer Rosskur unterziehen. ( Aderlass, das vorgebliche Allheilmittel ). Er ärgert sich über jenen Essay Thoreaus Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat.

Sie scheinen so unterschiedlich zu sein, aber beide sind auf ihre Art ungepaßt. Thoreau lebt in den Wäldern, Lincoln hat den ( verdorrten ) Wald in sich. Thoreau schreibt schon bald an seinem später berühmten Klassiker "Walden oder das Leben in den Wäldern", setzt sich mit Nathaniel Hawthorne und Margaret Fuller auseinander. ( Hawthorne lebte ebenfalls in Concord und ist auf dem Sleepy Hollow Friedhof beerdigt! Da klingelt es, oder? Hä! Hä ).

Thoreau und Lincoln fühlen sich in ihrem jeweiligen Umfeld nicht ernstgenommen, sind chronisch unterschätzt. Abe erhält von den Emersons nur Nichtbeachtung und Kühle. Umso ironischer, daß Emerson später extrem stolz darauf ist, von Präsident Lincoln im Weißen Haus empfangen zu werden. https://de.m.wikipedia.org/wiki/NathanielHawthorne

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Margaret
Fuller

Der Autor schreibt angenehm kurze Kapitel, aber nicht zu kurz, in einer klaren, schnörkellosen Sprache, die aber die Emotionen der betreffenden Personen hervorragend strahlend zur Geltung bringt.

Man kann all die Nöte und auch Freuden hervorragend durch die hautnahe Exposition, die dennoch die Würde der Protagonisten bewahrt, nachempfinden.

Lincoln, der sich über Thoreau ärgert, möchte ihn treffen. Wird es jemals dazu kommen?

Der Autor verbindet und kombiniert geschickt belegte historische Fakten mit dichterischen Freiheiten. So entstand hier eine psychologische Doppelstudie zweier faszinierender Männer und ebenso fesselnder Frauen, die hier den Y-Chromosom - Trägern in absolut nichts nachstehen. Trotz Sebastian Guhr Mittel der Fiktion verwandte, könnte es ja so gewesen sein.

Es ist ebenso ein Porträt des Ausschnitts einer Epoche am Vorabend des Sezessionskrieges. Superb recheriert, von Melancholie durchwirkt, ein Abgesang auf die Sehnsucht nach einer Ursprünglichkeit und Idylle der Natur, die es nicht mehr gibt und auch nie gab. Eine Sehnsucht, die in der Gegenwart nun wieder sehr virulent ist ( Waldbaden! ), aber eine unerfüllbare bleiben muß. Das Buch ist unbedingt lesenswert! Danke, Sebastian Guhr!!!!!

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Der "Schlechte", der "Verrückte" = Die Wunderbaren! 👬👨‍❤️‍💋‍👨👨‍❤️‍👨

Die Lawrence Browne Affäre
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Juni, LGBTIQ - Monat!

Frühes 19. Jahrhundert, Regencyzeit, nach Waterloo. Bei Penkellis befindet sich das allmählich verfallende Anwesen von Lawrence Browne, Earl von Radnor. Er ist ein kongenialer Wissenschaftler, ...

Juni, LGBTIQ - Monat!

Frühes 19. Jahrhundert, Regencyzeit, nach Waterloo. Bei Penkellis befindet sich das allmählich verfallende Anwesen von Lawrence Browne, Earl von Radnor. Er ist ein kongenialer Wissenschaftler, der immerzu tüftelt und experimentiert.

Er lebt sehr zurückgezogen mit wenigen Angestellten, vernachlässigt sich selbst und haust quasi im Chaos. Nachdem schon sein Vater und Bruder vom Wahnsinn verschluckt worden sind, denkt er, das sei bei ihm ebenfalls der Fall. Vor allem wegen seiner "Anfälle" ( er weiß nicht, daß das Agoraphobie ist ) und seinem "unnatürlichen" Hingezogensein zu Männern, das er konsequent unterdrückt.

Das Dorf jedenfalls ist unisono überzeugt, daß er verrückt ist. Diese seltsamen Dinge, die er da treiben soll. Womöglich der Teufel ....?

Reverend Halliday macht sich große Sorgen um Lawrence und wendet sich schriftlich an Oliver Rivington nach London. Über ihn und durch Jack Turner (Oliver und Jack sind das Paar aus Band Eins The Soldier's Scroundel, den ich noch nicht kenne ) wird Georgie Turner involviert, der jüngere, 25jährige Bruder Jacks.

Aus armen Umständen kommend ist er ein geschickter Betrüger geworden. Jack möchte, daß er der Sache mit Lawrence nachgeht, vor allem weil Gerüchte verlautbaren, daß Lawrences Familie ihn eventuell entmündigen lassen will.

Das alles kommt Georgie zupass, weil ohnehin jemand hinter ihm her ist, also ab nach Cornwall und weil der Reverend ohnehin meint, daß Lawrence einen Sekretär braucht, wird er eben einer, auch wenn er nie einer war.

Er ist über die desolaten Umstände wie Lawrence "haust" erstaunt. Überraschend gewandt ist Georgie bei seinen neuen Aufgaben. Organisiert, ordnet, bringt ein System hinein.

Lawrence begegnet ihm mit offener Feindseligkeit, will ihn loswerden, lieber vorgestern als morgen. Sehr schnell jedoch erkennt Georgie, daß Lawrence mitnichten verrückt ist.

Sie fassen Vertrauen zueinander und eine Freundschaft sowie Zuneigung erblüht. Es bedarf schon einiges, damit der eine den jeweils anderen überzeugt, daß er weit mehr sein kann und ist, als die jeweilige Schablone, in die er gepreßt worden war. Eine Transzendierung des Charakters.

Georgie fühlte sich sowieso schon von Lawrence angezogen und das ist bei Lawrence auch bald der Fall, als sie ihre Liebe zueinander entdecken ...

Ein sehr schön geschriebenes Buch mit authentischen Protagonisten, ebensolchen Emotionen und einer sehr überzeugenden Handlung. Der historische Kontext ist hervorragend recheriert und liebevoll ausgestaltet, ebenso wie die Charaktere, die Warmherzigkeit und Tiefe besitzen. Das Setting ist ebenso traumhaft.

Man kann das Buch unabhängig von den anderen Bänden lesen. Scharfsinnig und gewitzt liefern sie sich Wortduelle. Keiner steht dem anderen nach. Beide durchlaufen eine realistische Genese, den wahren, bezaubernden Kern ihres Wesens jenseits aller Zuschreibungen von außen zu entdecken. Und ohne den jeweils anderen wäre es ihnen nicht gelungen, ihre gebrochenen Flügel zu heilen und wieder zu fliegen.

Sie ergänzen sich durch ihre jeweiligen Stärken und Schwächen großartig. Hemmungslos romantisch, aber nicht kitschig, berührend, charmant, ohne Klischees, mit sehr heißen, niveaugeladenen Szenen. Cat Sebastian ist eine wahre Perle unter den Schreibern von historischen ( Regency ) Liebesromanen!!! Seufz! Eine Männer / Männer- Liebesgeschichte, die durch und durch überzeugt! Zehn Sterne!

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Sieh dich vor, wenn sie kommen ...

Die Freakshow
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Sie kommen, die Umherreisenden der Freakshow mit ihrem Varieté des Vergnügens. Sie kommen ... nach Pleasant Hills. Doch nach ihrer Ankunft ist nichts mehr pleasant!

Sie stehen in bester Tradition des ...

Sie kommen, die Umherreisenden der Freakshow mit ihrem Varieté des Vergnügens. Sie kommen ... nach Pleasant Hills. Doch nach ihrer Ankunft ist nichts mehr pleasant!

Sie stehen in bester Tradition des Grand Guignol und sind Folterungen nicht abgeneigt. Hüte dich, ihnen zu begegnen ...

Heather und Craig, Mike, Braddock und Sheila sind die All American jungen Menschen, die mit diesem unaussprechlichen Horror konfrontiert werden.

Telefonisch ist der Ort nicht mehr erreichbar. Warum hat kein Geschäft oder Tankstelle mehr geöffnet? Warum sind sämtliche Häuser dunkel? Was ist hier passiert?

Jeder von den Protagonisten erlebt seinen ganz persönlichen Alptraum, vor allem, weil sie getrennt werden ...

Etwas Horribles tobt sich bluttriefend dort aus. Menschen? Oder etwas ganz anderes? Horrorclowns wie aus der Hölle und andere Abominationen ...

Die Handlungsstränge laufen parallel, werden aber zum großen Finale hin geschickt wie gekonnt zusammengeführt, wie ein Freeway ins finsterste Inferno.

Blutig, brutal, mit Wendungen versteht das Buch einen an die Seiten zu binden, auch wenn manchmal der Magen krampft und die Nerven flattern.

Eine Rosskur für Coulrophobiker, fürwahr! Man muß sich immer wieder sagen: Es ist nur Fiktion, Fiktion, Fiktion ... Aber was für welche! Ein wortgewaltiger Nachtmahr. Man sollte das Werk nur tagsüber lesen.

Man bibbert um die gut ausgearbeiteten, sympathischen Protagonisten und gruselt sich in einer ungeahnten Tiefe.

Bryan Smith steht Edward Lee, Richard Laymon, Jack Ketchum und Clive Barker in nichts nach. Am 05.08.65 geboren, stammt der grausige Meister aus Murfreesboro in Tennessee. Na dann! Schöne Alpträume!

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Wer sind hier die wahren Monster? 👹

Monstrosity - Die Kreatur
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Vor geraumer Zeit gelesen, bei meinem Lee'schen Marathon!

Oh Florida! Ein monströses Etwas soll sein Unwesen auf einer Insel vor diesem Bundesstaat treiben. Menschen verschwinden - für immer! Auf nicht ...

Vor geraumer Zeit gelesen, bei meinem Lee'schen Marathon!

Oh Florida! Ein monströses Etwas soll sein Unwesen auf einer Insel vor diesem Bundesstaat treiben. Menschen verschwinden - für immer! Auf nicht sehr appetitliche Art und Weise.

Clare Prentiss, eine toughe, junge Frau ist Realistin und glaubt an keine supernaturalen Wesen. So ein Quatsch aber auch!

Sie hat ihren beruflichen Einstand als Leiterin der Security eines Centers, das Krebs erforscht. Sie kann es sich zwar nicht erklären, aber sie plagt ein ungutes Gefühl.

Sie bekommt schon bald abartig anmutende Mutationen zu Gesicht und hört fassungslos den Bericht einer, die überlebt hat. Zweifel beginnen an ihr zu nagen, was ihre Rationalität zunehmend aushöhlt.

Sie wird immer nervöser, weil sie sich beobachtet und gestalkt wähnt. Wenn die Dunkelheit, gewandet in ihr Leichentuch, wandelt, steht etwas voll gieriger Lust angefüllt vor ihrem Fenster und behält sie genau im Auge. Es ist kein humanes maskulines Etwas, sondern etwas Monströses. In Clare steigen seltsame libidinöse Imaginationen auf. Doch das Grauen ist noch lange nicht vorüber.

Hat dieses Phänomen etwas mit dem Center zu tun oder liegen die Ursachen ganz woanders begründet?

Das Buch beginnt bereits atmosphärisch dicht und steigert das Bedrohliche zunehmend. Das Klaustrophobische des Horrors ist gut eingefangen.

Edward Lee sprengt Grenzen der Genres. Klar kann man ihn keinem zuordnen. Sex und Horror extrem. Eben der weit weniger subtile und "gröbere" "Clive Barker" der USA.

Uff! Der Stil ist wieder sehr graphisch und detailliert, sodaß man beim Lesen direkt physische Schmerzen empfinden. Das ist unzweifelhaft ein Pluspunkt für ein Horrorbuch. Nicht für Menschen mit schwachem Magen, denn es gibt wieder eklige und haarsträubende Szenen.

Überraschende Kehren, ein akzeleriertes Tempo, gut ausgearbeitete Protagonisten, für die man durchaus Zuneigung empfindet, heben die Story über den Durchschnitt.

Es fragt sich nur, wer hier die wahren Monster sind! Denn das Ende macht einen im allerbesten Sinne sprach- und fassungslos. Die Monster oder diejenigen, die sich hinter einen ansehnlichen Haut und weißem Kragen verbergen?

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