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Veröffentlicht am 13.11.2020

Zara und der innere Tornado

Zara
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Zara lebt in einem kleinen Städtchen, in welches sie erst vor einem halben Jahr hingezogen ist. Ihr Vater kam bei einem Unfall ums Leben, den sie aber für Suizid hält. Ihre Mutter arbeitet als Ärchäologin. ...


Zara lebt in einem kleinen Städtchen, in welches sie erst vor einem halben Jahr hingezogen ist. Ihr Vater kam bei einem Unfall ums Leben, den sie aber für Suizid hält. Ihre Mutter arbeitet als Ärchäologin.

Sie geht in die 12. Klasse des Hermann Hesse-Gymnasiums. Sie hat einen Klinikaufenthalt hinter sich, weil sie unter Essstörungen litt und nach wie vor leidet, viel zu dünn ist. Das fing nach dem Tode ihres Vaters an.

Ihre Klassenkameradin Lia ist übergewichtig und hat ebenfalls einen Klinikaufenthalt hinter sich, nachdem sie sich mit Schlaftabletten das Leben nehmen wollte. Sie wurde und wird an der Schule gemobbt, obwohl diese für ihre gewaltfreie Kommunikation berühmt ist.

In der Stadt hatte jemand in einem Mietshaus Kinderwägen angezündet und in der Schule gab es auch danach einen Brand.

Lias Eltern sind geschieden, ihr Vater hat offenbar eine neue Freundin und ihre Mutter erwartet von einem anderen ein Kind.

Cindy ist privilegiert. Sie war in New York, soll mit Dressurreiten anfangen, ein Austauschjahr in New York verbringen und später in Oxford oder Cambridge studieren.

Richard Grundmann ist der neue, außergewöhnliche Philosophielehrer und Ulrike Vogel ist die Kunstlehrerin.

Faris stammt ursprünglich aus dem Libanon, rappt für sein Leben gern und sieht jegliche Kommunikation als battle an. Außerdem ist er Frauen gegenüber ziemlich aggressiv. Er mobbt gerne Zara und Lia, nennt sie leany und fatty sowie sluts ( Schlampen, Nutten ). Nicht einmal vor Frau Vogel macht er halt.

Was diese innere Dynamik der 12c angeht, ist der Lehrkörper hilf- und ratlos. Sie reden, reden, reden mit den Betroffenen, aber es bringt und verbessert nichts, vor allem, weil Faris rhetorisch gewieft ist.

Als ob der Stress in der Schule nicht reichte, haben Zara und Lia auch noch genug privaten Ballast, mit welchem sie sich rumschlagen müssen. Zara verwindet den Tod ihres Vaters und im Grunde genommen den Umzug nicht. Lia hat an der Scheidung ihrer Eltern und der Schwangerschaft ihrer Mutter zu knabbern, vor allem, weil beide kaum Zeit für sie haben wollen. Sie neigt zum unkontrollierten Essen und ist mit ihrem Übergewicht mehr als unglücklich.

Die Protagonisten sind ambivalent. Wärme wechselt sich schon mal mit Neid und Eifersucht ab im Verhältnis der Mädchen, aber sie halten trotzdem zusammen. Wenn es darauf ankommt, ist jede für die andere da.

Die Erwachsenen verhalten sich inadäquat. Sie erkennen nicht die Tiefe der Not der Schülerinnen, bis auf wenige Ausnahmen wie Esther, die Geschäftsführerin des Café Cebra.

Bei einer Kunstausstellung im Rahmen des Erntedankfestes der Schule wird Zaras Bild sabotiert. Ein neuer Brand bricht in der Schule aus. Faris wird immer aufdringlicher, ein Reporter schnüffelt rum und dann kommt es auch noch zu einem tragischen Unfall...

Dieses Buch hat die undankbare Aufgabe die Nummer Zwei einer ( mutmaßlichen ) Trilogie zu sein. Man erfährt mehr Dinge, aber gleichzeitig stellen sich neue Fragen, die zugunsten des nächsten Bandes noch unbeantwortet bleiben. Deswegen hat dieses Buch einen Cliffhanger, was mich ein bißchen unbefriedigt zurückließ. Man möchte in dieser speziellen Situation doch wissen, wie es mit Zara weitergeht. Ich bin jedenfalls angefixt und will unbedingt den nächsten Band lesen!

Die Charaktere und auch der Roman sind sehr vielschichtig. Er blickt tief unter die schönen glänzenden Oberflächen und zeigt, was sich für Abgründe auftun. Nach außen hin materiell gut abgesichert und nach innen Chaos, Verzweiflung, unendliche Einsamkeit, nicht nur bei den Jugendlichen..

Die Protagonisten sind sehr authentisch und der Schreibstil und die Sprache des Romans sind erlesen und gewählt, aber nicht abgehoben und durchaus verständlich. Vor allem die Dialoge und die inneren Monologe sind originell und teilweise von einem grimmigen Humor geprägt. Emanzipatorische Fluktuationskonzeption - darauf muss man erst einmal kommen.

Die Melancholie gefällt mir und vor allem Zara mit ihrer rebellischen Widerspenstigkeit, ihrem speziellen Humor und ihrer Intelligenz. Das Buch ist auch traurig, aber die gesamte nachdenkliche Grundstimmung sagt mir zu.

Schöner Lesestoff!

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Bodenlos am Bodensee!!!

Gewittersee
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Spannend geschrieben mit einem wunderschönen Schauplatz - O Mord, Idylle, wo bist du hin?

Die Handlung wird vom Kunstmilieu bestimmt.

Cora hat noch keinen Überblick, als die erste Tote im Bordell gefunden ...

Spannend geschrieben mit einem wunderschönen Schauplatz - O Mord, Idylle, wo bist du hin?

Die Handlung wird vom Kunstmilieu bestimmt.

Cora hat noch keinen Überblick, als die erste Tote im Bordell gefunden wird. Der geheimnisvolle Mann und Mörder ist in Lindau.

Er macht Jagd auf Ela, Piet und Cora. Es ist keiner sicher. Giorgione und Manet sind die Maler, um die es geht. Falsche Spur?

Cora gerät auch in die Hände des Killers. Wird sie entkommen? Kater Gizmo hat den Mörder gesehen.

Mordversuche und Überfälle sind an der Tagesordnung und machen alle wahnsinnig nervös. Wird der Mörder geschnappt werden? Was hat es mit den Gemälden auf sich?

Das Buch ist gut und verständlich geschrieben. Es ist interessant und gut recheriert. Der Bodensee und Lindau sind heimliche Protagonisten des Buches und geben eine stimmige Rolle. Die Atmosphäre sagt mir zu, die der Roman beim Lesen einem gibt. Man taucht direkt in den Dunst der Geheimnisse ein und hofft bald, dass er sich zufriedenstellend auflöst, aber hoffentlich nicht zu früh und das tut er nicht, aber dann doch auf eine Art, die mir zusagt. Toll!


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Veröffentlicht am 13.11.2020

Mutter ist mehr als Biologie

Single, weiblich (50) sucht Mutter...
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Verwoben mit der Vergangenheit kommt man/frau auf eine gewisse Art nie davon los. Sehr berührend!

Esther ist Anfang fünfzig und anstatt nach Südafrika zu gehen, wo man Ärzte bei einer Hilfsorganisation ...

Verwoben mit der Vergangenheit kommt man/frau auf eine gewisse Art nie davon los. Sehr berührend!

Esther ist Anfang fünfzig und anstatt nach Südafrika zu gehen, wo man Ärzte bei einer Hilfsorganisation gebraucht hätte, lieber von der Stadt aufs Land gezogen. Praxis und Stadtwohnung hat sie verkauft. Sie lernt schnell die nette Nachbarin Pina kennen, obwohl sie eigentlich nur ihre Ruhe haben möchte. Offenbar hatte sie früher einmal schlechte Erfahrungen mit dem Landleben gemacht.

Einem Impuls folgend, gibt sie eine Kleinanzeigen auf, dass sie, Single, weiblich (50), eine Mutter sucht. Sie lernt alle möglichen kuriosen Typinnen kennen und mit einer Candlelight entspinnt sich ein längerer fruchtbarer Dialog.

Sie setzt sich mit ihrer Vergangenheit auseinander, was falsch und gut lief und gewinnt wertvolle Erkenntnisse. Die Freundschaft zu Pina vertieft sich. Es kommt auch zu einer überraschenden Wendung.

Das Buch ist wunderbar emotional und tief unter die Oberfläche gehend. Die Protagonisten sind authentisch und Melancholie spielt immer leise auf dem Klavier die Begleitmelodie. Es ist ein Genuss die Sprachgewandtheit der Autorin auf sich wirken zu lassen und Esther würde man auch gerne kennenlernen. Schönes Buch! Kann ich nur wärmstens empfehlen!

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Ein folgenschwerer Zusammenstoß!

Heimliche Nähe
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Als der achtzehnjährige Tom Felix küsst, erfahren seine Eltern, dass er schwul ist und sind enttäuscht. So bald wie möglich zieht er zuhause aus und in ein WG-Zimmer bei einer netten Studentin. Er bekommt ...

Als der achtzehnjährige Tom Felix küsst, erfahren seine Eltern, dass er schwul ist und sind enttäuscht. So bald wie möglich zieht er zuhause aus und in ein WG-Zimmer bei einer netten Studentin. Er bekommt auch den Ausbildungsplatz zum Buchhändler.

Durch Zufall stößt er auf der Straße mit dem attraktiven Jogger Finlay zusammen, den er dann natürlich noch nicht kennt. Er taucht aber in der Buchhandlung auf und sie treffen sich in einer Kneipe, weil Tom ihm einen USB-Stick mit Hörspielen geben möchte. Er verliebt sich in ihn, aber muss feststellen, dass jener Finn wohl straight ist. Er ist total unglücklich, gibt aber Finn zu verstehen, dass er auf ihn steht.

In einer Schwulenbar lernt Tom Luca kennen, mit dem er unverbindlichen Sex hat. Dieser ist auch unglücklich verliebt.

Es passiert. Finn und Tom gehen aus und erstgenannzer betrinkt sich und hat Sex mit Tom in dessen Zimmer, obwohl er eine Freundin namens Tina hat.

Tom hat einen Unfall und da bemerkt Finn erst, wie wichtig ihm jener ist. Tina ist schwanger. Noch mehr Seltsamkeiten treten zutage.

Finn bleibt zwar mit Tina zusammen, ist aber klandestin mit Tom liiert. Wird Tina es herausbekommen? Was wird dann mit dem Kind? Werden Tom und Finn es offiziell machen können?

Das Buch ist schön geschrieben, zwar aus Toms Perspektive, aber dafür kann man so richtig tief in seine Gedankenwelt eintauchen. Seine quälende Einsamkeit der noch unerwiderten Liebe ist schmerzhaft zu lesen und man leidet mit Tom.

Diese sich entwickelnde Romanze ist eine knallgrüne Raupe mit wunderbaren roten Streifen und im weiteren Verlauf wird daraus ein königsblauer, herrlicher und abgrundtief schöner Falter mit schwarzen Punkten.

Melancholie und Freude liegen nahe beieinander. Das macht das Buch authentisch und die Protagonisten sympathisch. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut zu lesen und fängt einen schnell ein, so dass man weiter lesen und nicht aufhören möchte. Sinnlichkeit kommt auch nicht zu kurz.

Ein Klassebuch!

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Weder lebendig noch tot?

Gestrandet in der Zwischenwelt
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Frau ohne Erinnerung - verschollen? Treue Freundin, die hartnäckig bleibt und nicht aufgibt - Buch, das man auf mehreren Ebenen deuten kann.

Eine Frau wacht ohne Erinnerung und verletzt an einem Strand ...

Frau ohne Erinnerung - verschollen? Treue Freundin, die hartnäckig bleibt und nicht aufgibt - Buch, das man auf mehreren Ebenen deuten kann.

Eine Frau wacht ohne Erinnerung und verletzt an einem Strand auf. Sie sucht verzweifelt nach Gedächtnisspuren und Hilfe...weit und breit scheint aber kein Mensch zu sein.

In Starnberg ist Rebekka, eine enge Freundin und Verlagssekretärin, scheinbar die einzige, der auffällt, dass die Journalistin Natalia Schirowski spurlos verschwunden ist...

Besteht zwischen der Frau mit Amnesie und Natalia ein Zusammenhang? Was ist passiert? Wird die verzweifelt Hilfesuchende rechtzeitig Hilfe zuteil? Kommen Geheimnisse ans Tageslicht, was zuvor aber jemand be- oder verhindern will?

David Novel führt den Leser zuerst auf einige falsche Spuren, genau wie Rebekka erst im Nebel stochert. Ihre Ausdauer und Hartnäckigkeit, sowie dass sie niemals aufgibt, ist bewundernswert. Dass sie sich durchsetzt, wenn es entscheidend ist.

Eindrucksvoll wird der verzweifelte Überlebenskampf jener Frau, die sich dann Alexa nennt geschildert - die Dehydrierung, Nahrungsmangel, Felsmassive und ein undurchdringliches Dickicht. Kein Mensch weit und breit.

Dann hat sie außerkörperliche Wahrnehmungen, sieht einen Tunnel und ein herrliches Licht. Sie landet hin und wieder in der Zwischenwelt.

Das kann man auf mehreren Ebenen interpretieren, von echten spirituellen Erlebnissen, bis hin zu Halluzinationen bis zu Träumen usw.

Man fiebert mit bis zum Ende und hofft. Vielleicht umsonst?

Es ist jedenfalls interessant, dieses vegane Filetstück von Buch ganz langsam geistig zu verdauen und lange darüber nachzudenken - man kann durchaus wertvolle Erkenntnisse daraus beziehen, auch wenn jemand mit Spiritualität nichts anfangen können sollte.

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