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Veröffentlicht am 16.09.2018

Eine außergewöhnliche Freundschaft

Ich komme mit
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Die Schweizer Autorin Angelika Waldis zeigt mit ihrem Roman „Ich komme mit“ ein berührendes tiefgründiges Bild einer ungewöhnlichen Gemeinschaft.

Vita ist 72 Jahre alt, Witwe, einsam und etwas lebensüberdrüssig, ...

Die Schweizer Autorin Angelika Waldis zeigt mit ihrem Roman „Ich komme mit“ ein berührendes tiefgründiges Bild einer ungewöhnlichen Gemeinschaft.

Vita ist 72 Jahre alt, Witwe, einsam und etwas lebensüberdrüssig, sie lebt schon seit 42 Jahren in der Torstraße in Zürich.
Lazy ist ein 20jähriger Student, der an Leukämie erkrankt ist. Er wohnt im gleichen Haus. Als Kind mochte er Vita nicht und sie ihn auch nicht. Jetzt hat sich langsam aber desto intensiver eine Freundschaft entwickelt. Vita sorgt sich wie eine Großmutter um ihn.

Die Beiden erzählen uns wechselweise ihre Empfindungen. Die Wortspiele untereinander sind poetisch. Sie pfilosophieren über das Leben. Trotz allem schwingt auch ein gewisser Humor zwischen ihnen durch.
Besonders traurig empfinde ich Lazys Spruch. Ich sterbe unvergeßbar, denn ich bin schon vergessen.

Am Ende gibt es noch ein Interview mit der Autorin, das ihre Idee mit dieser Geschichte erklärt.

Ich komme mit, ist ein ernster Roman, den man in Ruhe lesen sollte.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Im Grenzgebiet von Südkorea

Ein Winter in Sokcho
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Elisa Shua Dusapins Roman „Ein Winter in Sokcho“ ist ein einzigartiges Werk. Es wurde von Andreas Jandl übersetzt.
Sokcho ist ein kleiner Küstenort in Südkorea, kurz vor der Grenze nach Nordkorea.

Die ...

Elisa Shua Dusapins Roman „Ein Winter in Sokcho“ ist ein einzigartiges Werk. Es wurde von Andreas Jandl übersetzt.
Sokcho ist ein kleiner Küstenort in Südkorea, kurz vor der Grenze nach Nordkorea.

Die Protagonistin und Erzählerin ist eine junge Angestellte in einer Pension. Sie hat eine koreanische Mutter und einen französischen Vater. Das hat sie mit der Autorin gemein. Die Geschichte spielt im Winter. Ein neuer Bast ist ein französischer Comiczeichner. Er sucht die Stille in Sokcho.
Die Protagonistin beobachtet den Zeichner bei der Arbeit.
Die Dialoge zwischen ihnen sind interessant. Sie sind beide etwas einzigartig. Auch die Mutter der Protagonistin ist ein Unikum.

Die Autorin zeigt uns das beschauliche Küstenstädtchen mit ihren Bewohnern, viele sind Fischer. Es ist eines der Orte, aus denen die jungen Leute wegziehen.

Ein Buch in dem mehr drin steckt als man denkt, es lohnt sich, es zu lesen.
Es ist gute Literatur.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Erschreckend

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Lukas Rietzschel zeigt uns mit seinem Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ die Jugendjahre von 2 Jungen in der Provins Sachsens. Es ist ein hochaktuelles Thema. Er zeigt die erschreckende Perspektivlosigkeit ...

Lukas Rietzschel zeigt uns mit seinem Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ die Jugendjahre von 2 Jungen in der Provins Sachsens. Es ist ein hochaktuelles Thema. Er zeigt die erschreckende Perspektivlosigkeit in den Dörfern.
Das Hörbuch wird gesprochen von Christoph Letkowski, er liest ganz gut und ruhig, passend zum Schreibstil..

Die Brüder Daniel und Philipp sind die Protagonisten. Erst scheinen sie eine glückliche Familie zu sein, dann kommt es zur Trennung und der Großvater stirbt.
Als sie älter werden gibt es keine Arbeit und sie kommen in eine radikale Gruppe. Philipp gelingt der Absprung, aber Daniel bleibt dabei.
Der Autor lässt uns an seinen Gedanken, seiner Unzufriedenheit, seiner Verlorenheit teilnehmen. Dann kommen auch noch die Flüchtlinge und Daniel fühlt sich vergessen.

Lukas Rietzschel beschreibt die Situation ruhig und unaufgeregt. Der Titel Mit der Faust in die Welt schlagen ist passend.

Ich habe das Hörbuch mit Interesse angehört.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Ernst und bewegend

Loyalitäten
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Die französische Autorin Delphine de Vigan ist eine meiner Lieblingsschriftstellerin. Sie greift Probleme Jugendlicher und Kinder auf. Die Übersetzerin ihrer Romane ist Doris Heinemann.

Ihr neuer Roman ...

Die französische Autorin Delphine de Vigan ist eine meiner Lieblingsschriftstellerin. Sie greift Probleme Jugendlicher und Kinder auf. Die Übersetzerin ihrer Romane ist Doris Heinemann.

Ihr neuer Roman Loyalitäten beschreibt ein bedrückendes Thema. Es geht um den 12jährigen Theo, ein Scheidungskind, dessen Eltern ihn nicht unterstützen. Es ist erschütternd mit welchen Problemen der Junge konfrontiert wird.
Die Lehrerin Helene bemerkt eine Veränderung, schafft es aber nicht bei den Kollegen Unterstützung zu bekommen, wird sogar gestoppt.
Theos Freund Mathis macht sich um ihn Gedanken, will ihn auch nicht verraten und alles weiß auch er nicht.
Der Roman wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. So bekommen wir das Dilemma direkt mit. Am liebsten würde ich eingreifen.

Delphine de Vigan versteht es mit Sensibilität diese Geschichte an uns Leser zu leiten. Ich bin beeindruckt.
Mit seinen 180 Seiten ist der Roman kurz, aber er hat es in sich. Ein Roman der lange im Gedächtnis bleibt.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Locker und spritzig

Die Sonnenschwestern
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Die Sonnenschwestern ist der dritte Roman, den ich von Tracy Rees gelesen habe. Mit jedem gefällt mir der Lesestoff besser.

Nora lebt und arbeitet in London. An ihrem 40. Geburtstag ist sie allein. Sie ...

Die Sonnenschwestern ist der dritte Roman, den ich von Tracy Rees gelesen habe. Mit jedem gefällt mir der Lesestoff besser.

Nora lebt und arbeitet in London. An ihrem 40. Geburtstag ist sie allein. Sie ist unzufrieden mit ihrer Lage und kündigt spontan ihren Job. Sie will mehr über ihre Mutter und Vorfahren erfahren und fährt in die Heimat ihrer Mutter. Die ist gerade für ein halbes Jahr in Italien. Die Großmutter lebt auch noch. Nora begibt sich nach Tenby einem kleinen Ort im Süden von Wales, in dem ihre Mutter die Sommerferien regelmäßig verbrachte.

Die Autorin hat den Roman interessant aufgebaut, mal erfährt man Noras Eindrücke 2006 und ihre Suche nach den Geheimnissen ihrer Mutter.
Dann kann man Chloes Erlebnisse ab 1956 miterleben. Jedes Jahr fährt sie zu ihrer Tante Susanne, dort trifft sie auch immer ihren Sandkastenfreund Llew wieder, die beiden sind toll.

Die beiden Episoden wechseln sich ab.

Der Roman hat mich total gefesselt. Der Schreibstil Tracy Rees ist locker und spritzig, da werde ich gerne weitere Romane von ihr lesen.