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Veröffentlicht am 09.05.2017

Interessantes Zeitportrait

Das Haus der schönen Dinge
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Heidi Rehns neuer Roman „Das Haus der schönen Dinge“ spielt in München von 1897 bis 1951. Ihre Idee diesen Roman über mehrere Generationen zu schreiben, gefällt mir gut. Der Roman ist dialogbetont. Wie ...

Heidi Rehns neuer Roman „Das Haus der schönen Dinge“ spielt in München von 1897 bis 1951. Ihre Idee diesen Roman über mehrere Generationen zu schreiben, gefällt mir gut. Der Roman ist dialogbetont. Wie die Autorin die Sprache und den Dialekt der bayrischen Bevölkerung einsetzt, ist gut gemacht, deutlich spürbar, aber nicht übertrieben und stört nicht den Lesefluß.

Wir erleben, wie Jacob Hirschvogl sein Kaufhaus, nachdem er in Berlin und Paris gelernt hat, in München nach gleichem Vorbild aufbaut.

Mit seiner Frau Thea, die den gleichen Ehrgeiz hat, wird der Einkaufspalast am Rindermarkt zu etwas besonderem.
1897 bekommen sie den Titel Königlich Bayerischer Hoflieferant.

Die Tochter Lily hat den gleichen Traum wie ihre Eltern.
Ihre Begeisterung für das Geschäft ist schon früh erkennbar.

Heidi Rehn lässt uns die Atmosphäre dieser Zeit gut mitempfinden. Ich sehe mich in dem exklusiven Kaufhaus mit dem immensen Glaskuppeldach flanieren und die schönen, kostbaren Stoffe und andere besondere Dinge bestaunen.

Unterschwellig bemerkt man aber auch schon früh die antisemitische Gesinnung der Münchner. Ein jüdisches Kaufhaus hat es auch schon vor der Naziherrschaft schwer.

Ein bemerkenswerter und gut unterhaltender Roman über eine bewegte Zeit.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Rezepte auch für Ausdauersport

Strongfood – Das Kochbuch
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Strongfoods - Wer Muskeln will, muss richtig essen.
Von Ingo Froböse, der Autor ist bekannt aus verschiedenen Auftritten im Fernsehen.
Die Rezepte wurden von Heike Lemberger zusammengestellt.
Von diesem ...

Strongfoods - Wer Muskeln will, muss richtig essen.
Von Ingo Froböse, der Autor ist bekannt aus verschiedenen Auftritten im Fernsehen.
Die Rezepte wurden von Heike Lemberger zusammengestellt.
Von diesem Kochbuch war ich angenehm überrascht.Das Cover empfinde ich allerdings als Nichtssagend und spricht mich nicht an. Außerdem unterschlägt der Titel den Ausdauersportaspekt.
Die Rezepte sind relativ einfach zuzubereiten und teilweise auch für Nichtsportler geeignet. .Jedenfalls bekam ich bei einigen Gerichten großen Appetit, obwohl ich nicht der Sportler in der Familie bin.
Besonders hervorstellen möchte ich, dass die Rezepte immer für eine Person sind, da entfällt das lästige Umrechnen. Die Zutaten sind meist gut zu bekommen. Der Rezeptteil ist aufgeteilt in Vor dem Training, Nach dem Training, Rekonvalenzphase, Schnelle Snacks für Zwischendurch und Ernährung an trainingsfreien Tagen.
Nun zum technischen und praktischen Teil, im Buch wird der zuerst behandelt. Man lernt Grundlagenwissen über die allgemeine Energiebereitstellung. Für Ausdauersport z.B. der unterschiedlichen Bedeutung von Kohlenhydraten und Fetten und man bekommt Tipps wie man dieses theoretische Wissen im Training und bei Wettkämpfen einsetzt und die im Rezeptteil entsprechend einsortierten Rezepte unterstützen einen dabei.

Veröffentlicht am 06.05.2017

witziger Roman, harmlos, aber unterhaltsam.

Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger
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Billy the Beast - Ein Traum von einem Tiger - ist ein ganz witziger Roman, harmlos, aber unterhaltsam.
Der 16jährige Bert wiegt über 100 Kg, das beeinflusst sein Leben bzw. bringt ihn in eine Außenseitersituation. ...

Billy the Beast - Ein Traum von einem Tiger - ist ein ganz witziger Roman, harmlos, aber unterhaltsam.
Der 16jährige Bert wiegt über 100 Kg, das beeinflusst sein Leben bzw. bringt ihn in eine Außenseitersituation. Als er Maskottchen im Tigerkostüm bei einer Eishockeymannschaft wird, ändert das sein Leben. Von der im Klappentext angekündigten Liebesgeschichte ist wenig zu spüren, außer gegen Ende, aber das macht nichts. Was den Roman aus dem Mittemaß herausholt ist die schwierige Familiensituation, unter der Bert leidet. Seine Mutter ist alleinerziehend und etwas unstet, sein Vater ein Egoist.

Obwohl der Roman nicht direkt als Jugendbuch ausgezeichnet ist, erfüllt die Regeln des Genres komplett. Ein jugendlicher, selbstironischer Icherzähler funktioniert fast immer.
Und der Autor hat das konseque
nt und mit Wortwitz gestaltet. Dazu gehört auch der Einsatz von "Wer wird Millionär-Fragen" und ähnlichen Anspielungen. Nur die zu häufigen Wiederholungen von einigen anfangs amüsanten Passagen nutzen sich mit der Zeit ab.

Man darf gespannt sein, was Jörg Menke-Peitzmeyer noch schreiben wird.

Veröffentlicht am 14.04.2017

Florries Weg

Die zwei Leben der Florence Grace
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Tracy Rees Prosa ist typisch englisch! Die Reise der Amy Snow habe ich bereits gelesen, fand es jedoch etwas langweilig. Trotzdem wollte ich der Autorin mit Die zwei Leben der Florence Grace noch einmal ...

Tracy Rees Prosa ist typisch englisch! Die Reise der Amy Snow habe ich bereits gelesen, fand es jedoch etwas langweilig. Trotzdem wollte ich der Autorin mit Die zwei Leben der Florence Grace noch einmal eine Chance geben. Auch diesmal fehlte mir Spannung, aber dennoch konnte man den Roman ganz gut lesen, obwohl sich die 460 Seiten in der Mitte etwas zogen.
Die Passagen am Anfang hatten mich nicht so überzeugt, aber wie Florrie sich entwickelte, hat mir gut gefallen. Sie ist gezwungen sich zu verändern, da sie als fünfzehnjährige verwaist zur Familie ihres Großvaters muss, die zwar reich aber kalt sind. Florrie muss Tiefen und Höhen überstehen, bis sie sich angepasst hat.
Dachte ich anfangs noch, sie würde sich zwischen den Grace-Männern Turlington und Sanderson entscheiden müssen, ist ihre Zuneigung zu einem der Männer doch klar. Doch der Roman ist nicht kitschig. Sie schafft es im Verlaufe des Romans zu einer freien Persönlichkeit zu werden. Sie brauchte dazu keinen Mann. Sanderson ist sympathisch, doch Turlingtin ist ein Säufer und lebensuntüchtig. Florence erkennt das schnell.

Man kann das Buch schnell lesen, kritisch ist anzumerken, dass es relativ wenig Überraschungen in der Handlung gibt.

Ich vergleiche den warmen und ruhigen Erzählton von Tracy Rees mit den von Lucinda Riley, doch bei ihr ist der Fokus klar auf der historischen Zeitebene. Sie beschreibt das 19.Jahrhundert angemessen. Für einfache Leute war das Leben damals hart, vielleicht waren die etablierten deswegen so egoistisch.

Meine Wertung in Sternen: 3 und ein halber! Ich runde dann auf!

Veröffentlicht am 26.03.2017

Portait der Gegenwart

Die Zeit der Ruhelosen
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Die französische Schriftstellerin Karine Tuil  ist eine große Stilistin und beim Anlegen der übergroßen Figuren hält sie sich mit der Eindringlichkeit nicht zurück. Im Mittelpunkt steht der reiche Manager ...

Die französische Schriftstellerin Karine Tuil  ist eine große Stilistin und beim Anlegen der übergroßen Figuren hält sie sich mit der Eindringlichkeit nicht zurück. Im Mittelpunkt steht der reiche Manager François Vély, der Politiker Osman Diboula und der aus Afghanistan zurückgekehrte Romain Roller
Dann gibt es noch Marion, die Francois heiratet und mit Romain eine Affäre anfängt. Leider wird nicht aus ihrer Perspektive heraus erzählt.
Die Autorin bringt den Leuten die Verfassung dieser Protagonisten näher und zeigt psychologische Zustände auf. Sie alle tun sich schwer im Leben, trotz Erfolge, doch Veranlagung oder äußere Umstände lassen sie ruhelos sein.
Die Figuren sind zwar interessant, aber streckenweise kalt und eignen sich kaum zur Identifikation. Man liest deswegen mit einer gewissen Distanz. Zudem ist das Buch thematisch düster gefärbt und komplett ironiefrei.
Dennoch bleiben mir die Figuren nicht gleichgültig, besonders Romains innere Qualen sind berührend, er musste mit ansehen, wie in Afghanistan mehrere seiner Leute bei einem Abschlag getötet oder schwer verletzt und verstümmelt wurden. Das hinterlässt bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung.
Für Francois Probleme habe ich weniger Verständnis, da er letztlich an den Skandalen mit verantwortlich ist. Später trifft es ihn aber unverdient schwer.
Thematisch ist das Buch ambitioniert, doch oft gerät die Handlung ins Stocken. Richtig packend ist aber das Finale, das sich überraschenderweise teilweise im Irak abspielt.
Für mich ist das Buch kein Meisterwerk, das wäre übertrieben, doch dank Karine Tuils glasklarer Prosa ist der Roman ein ästethischer Genus