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Veröffentlicht am 23.03.2019

Liebesgeschichte samt behutsamen Einstieg in die Materie der Fesselungen

Eine Woche Probezeit - Bekenntnisse einer Nymphomanin | Erotischer Roman
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Sarah und Henry sitzen sich täglich im Büro gegenüber. Sie kennen sich seit einigen Jahren. Doch plötzlich wird alles anders. Auf einer Betriebsfeier kommen sie sich näher und noch am selben Abend gesteht ...

Sarah und Henry sitzen sich täglich im Büro gegenüber. Sie kennen sich seit einigen Jahren. Doch plötzlich wird alles anders. Auf einer Betriebsfeier kommen sie sich näher und noch am selben Abend gesteht Henry seine Leidenschaft zur Dominanz, zur Fesselung und dem Wunsch dies in einer Partnerschaft auch ausleben zu können. Sie vereinbaren eine Art Probezeit, eine Woche, danach werden sie sehen ob es zwischen ihnen funktionieren kann. Wird Henry es schaffen, Sarah an sich zu binden, auch ohne jegliche Art von Fesseln? Ist Sarah die junge, unschuldige Frau, die Henry in ihr sieht, oder erwartet ihn eine Überraschung?

Mit „Eine Woche Probezeit“ haben wir einen leidenschaftlichen Roman in Händen, der sich trotz Dominanz und Unterwerfung von anderen Geschichten abhebt. Nicht nur, dass sich der Schreibstil leicht und flüssig lesen lässt, nein, auch die Wortwahl ist keineswegs abwertend, anrüchig oder vulgär.

Jascha Bending beschreibt sexuelle Spielvarianten liebevoll bis ins Detail. Das Kopfkino des Lesers kann sich dadurch wunderbar eine bildhafte Welt aufbauen, auch wenn er verschiedene Praktiken oder Geräte weder kennt noch je davon gehört hat.

Mir persönlich gefällt sehr gut, dass in diesem Roman neben Liebe auch hohes, gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung als wichtige Voraussetzungen für eine Partnerschaft, besonders in der Dominanz und Unterwerfung eine Rolle spielen, aufgezeigt werden. Einzig würde ich den Untertitel „Bekenntnisse einer Nymphomanin“ nicht so unterschreiben, da ich Nymphomanie doch stärker auf Sex bezogen sehe, oft auch mit verschiedenen Partnern.

Das Hauptaugenmerk liegt auf verschiedenen Fesselungsarten und der Annäherung der Wünsche von Sarah und Henry. Wer Demütigung in Form von Erziehung, Bestrafung oder Zufügen von Schmerzen sucht, wird bei diesem Roman nicht fündig werden. Für mich beinhaltet dieser Roman aber alles Wichtige eines erotischen Romans: eine Liebesgeschichte, Wertschätzung des Partners, Leidenschaft und Erotik, harmonisch abgerundet und in einer wohlwollenden Sprache erzählt. Mein Lesevergnügen ist mir alle fünf Punkte wert.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Vom ersten bis zum letzten Satz spannend und mitreißend geschrieben

Der Gesang der Bienen
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„Der Gesang der Bienen“ zeigt uns Einblicke in das einfache Leben eines Zeidlers um das Jahr 1152. Der Leser erfährt beinahe nebenbei wie damals mit Bienen gearbeitet wurde, wie mühsam die Arbeit war. ...

„Der Gesang der Bienen“ zeigt uns Einblicke in das einfache Leben eines Zeidlers um das Jahr 1152. Der Leser erfährt beinahe nebenbei wie damals mit Bienen gearbeitet wurde, wie mühsam die Arbeit war. Seyfried, der Zeidler hat mit seiner Arbeit seine Frau Elsbeth und seine drei Kinder zu versorgen. Ein sehr beschauliches und bescheidenes Leben.

Elsbeth versteht sich auf einfache Heilkunst. Als sie versucht einem jungen Mädchen das Leben zu retten, nehmen die unglücklichen Zusammenhänge ihren Lauf, an deren Ende sie unschuldig zum Tode verurteilt wird. Seyfried kann einzig einen Aufschub erbeten um in der Zwischenzeit die Meinung der angesehenen Heilerin Hildegard einholen zu können. Doch die Zeit ist mehr als knapp bemessen. Seyfried muss sich sputen. Seine jüngste Tochter kommt bei Bauern in der Umgebung unter. Anna, ungefähr 14 Jahre, und Jasper, 8 Jahre müssen auf die Burg Staufen als Pfand.

Während Elsbeth im Turm bei schmutzigem Wasser und verdorbenen Lebensmittel ums Überleben kämpft, Seyfried sich seinen Weg durch allerlei Mühsal zu Hildegard nach Bingen bannt, um dort erneut auf die Geduldsprobe gestellt zu werden, muss Anna sich in der Burg behaupten und die Stärke einer Löwin entwickeln um für sich und ihren Bruder zu kämpfen.

Wird Hildegard dem Zeidler ein Schreiben für den Abt mitgeben, indem sie die Aufhebung des Todesurteils erbittet, fordert, oder würde dies bei den Männern der damaligen Zeit wenig Eindruck schinden? Wie kann Seyfried seiner Frau helfen? Kann Anna für sich und Jasper genug Kraft aufbringen? Schafft Elsbeth es im Turm zu überleben bis Seyfried zurückkommt? Wird das Urteil vielleicht früher vollstreckt? Egal wie man es wendet. Jede Seite ist dermaßen spannend, dass man das Buch nicht zur Seite legen möchte.

Der Schreibstil ist wunderbar leicht und flüssig lesbar. Die Erklärungen und Beschreibungen lassen beinahe von selbst farbenfrohe Bilder entstehen. Insgesamt ist die Geschichte mit starken Charakteren besetzt, die Handlungen nachvollziehbar, wenn auch nicht immer gutzuheißen. Die Geschichte selbst ist eher düster, wenig bis kein Witz und Humor, doch das passt für mich zu dieser Zeit und zur Rahmenhandlung. Die einzelnen Kapitel sind mir Datum und einem Countdown versehen, wie lange noch Zeit bis zur Hinrichtung von Elsbeth bleibt. Dies erhöht naturgemäß die Spannung noch ein Stück.

Ich kann hier eine Leseempfehlung für alle Freunde des historischen Romans geben, die beim Lesen nicht mit unzähligen Jahreszahlen, geschichtlichen Fakten und Daten gequält werden wollen. Der Leser erfährt einiges aus dem einfachen Leben aber auch einen kleinen Einblick in die Geschicke der großen Politik.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Stil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 22.02.2019

Das Große, Außergewöhnliche, im ganz Normalen

Femme Normale
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Lotti ist etwas ganz Besonderes. Sie weiß es ganz genau. Fühlt es in ihren Scheinwerfer-Momenten, wie sie diesen Seins-Zustand beschreibt. Eine kleine Journalistin. Nein, das ist nichts für Lotti. Sie ...

Lotti ist etwas ganz Besonderes. Sie weiß es ganz genau. Fühlt es in ihren Scheinwerfer-Momenten, wie sie diesen Seins-Zustand beschreibt. Eine kleine Journalistin. Nein, das ist nichts für Lotti. Sie gehört an die Front, dorthin wo die Gefahr und der Nervenkitzel herrschen, wo Weltereignisse geschrieben werden.

Perfekt soll ihr Leben sein. Perfekt im Beruf, perfekt im Liebesleben. Doch passt Gregor da wirklich zu ihr? Ist er ihr Traummann? Fühlt sie sich mit ihm wirklich glücklich?

Obwohl ihre Chefin sie offensichtlich nicht mag, sie sogar mobbt, erhält Lotti endlich die Chance, die ihr Sprungbrett werden kann. Der Auftrag in Rom hat nur einen Schönheitsfehler und der heißt Matteo Giordano. Der stadtbekannte Star-Journalist und Frauenheld arbeitet an der selben Sache wie Lotti. Es ist nicht vermeidbar, dass sie sich näher kommen. Näher als Lotti lieb ist. Wird sie ihren Auftrag nutzen und so positiv erledigen können, dass ihre Chefin sie nicht mehr übergehen kann? Wird sie Matteo als Freund oder Feind erweisen? Kommt sich Lotti durch diesen Auftrag vielleicht selbst näher?

Laura Luise Brawand zeichnet in „Femme Normale“ mit Lotti eine junge ehrgeizige Frau, die sich nichts sehnlicher wünscht, als etwas Großes zu erreichen. Gesehen zu werden. Mit Witz und Charme lässt sie Lotti in Situationen schlittern, die sie zum Nachdenken bringen. Ist es wirklich ihr Wunsch, ihr Ziel auf das sie so verbissen hinarbeitet? Wird sie auf diesem Weg glücklich werden.

Die Geschichte ist in einem flüssigen Stil geschrieben. Der Witz sticht dem Leser sofort ins Auge, die tiefgreifenderen Aussagen dahinter schleichen sich eher ins Bewusstsein des Lesers. Ich hatte Spaß bei Lesen, fühlte Spannung ob Lotti ihren Weg findet, aber auch Zwiesprache mit mir über die Aussagen zwischen den Zeilen. Ein Buch für ein Wochenende und für Leser die es mögen Gedankenanregungen aus einem Buch zu ziehen.

Veröffentlicht am 08.02.2019

Spannende Wanderung mit Pferd, zu sich selbst und zur Liebe

Ein Mustang, ein Muli und die Liebe
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„Ein Mustang, ein Muli und die Liebe“ von Tina Wolff nimmt uns mit auf die Wanderung der Annie Parker. Annie, von ihrem Verlobten vor kurzem verlassen, findet sich plötzlich an der Seite der Mustangstute ...

„Ein Mustang, ein Muli und die Liebe“ von Tina Wolff nimmt uns mit auf die Wanderung der Annie Parker. Annie, von ihrem Verlobten vor kurzem verlassen, findet sich plötzlich an der Seite der Mustangstute Sixteen wieder, die sie bei einem Rodeo kurzentschlossen gekauft hat, um sie vor dem Schlachter zu retten. Doch was jetzt? Ihre spärlichen Kenntnisse über Pferde helfen ihr bei dieser halbwilden Stute nur bedingt weiter. Beim Rodeo hat sie den Namen der Sweet Water Ranch in Montana aufgeschnappt. Dorthin hätte Sixteen ursprünglich gebracht werden sollen. Da sie keinen besseren Plan hat, macht sich Annie zu Fuß mit ihrer Stute auf den langen Marsch nach Montana.

Schon bald begegnet sie am Highway Luke Milers. Ungefragt plant er Annies weitere Route, schickt sein eigenes Muli, den legendären Dexter, mit Annie und Sixteen mit und scheint immer irgendwie auf Annie achtzugeben. Sein Interesse gilt sowohl Annie als auch Sixteen, denn Sixteen soll bei einem Wettbewerb, dem Mustang Show Off, versteigert werden. Diese Tatsache verschweigt er allerdings vor Annie. Wie wird sie reagieren, wenn sie es erfährt? Verliert Annie jegliches Vertrauen in Luke?

Auf ihrer Wanderung lernt Annie Freunde von Luke kennen und bekommt kleine Anekdoten aus seinem Leben erzählt. So wird ihr Luke etwas vertrauter. Doch auch sie selbst verändert sich, stößt an ihre Grenzen und wächst darüber hinaus.

Tina Wolff schreibt in einem wunderbar leicht lesbaren Stil, beschreibt Landschaft und Menschen, Tiere und Emotionen, ohne die Fantasie des Lesers zu sehr einzuengen. Der Leser erfährt über Veranstaltungen, die es zu hinterfragen gilt, über Zusammenhalt echter Freunde, über den Lohn wirklichen Einsatzes und der Unsicherheit unausgesprochener Ängste. Die Geschichte wird immer wieder unterbrochen durch Tagebucheinträge von Annie. Diese geben direkten Einblick in ihre momentane Gefühlswelt und lassen den Leser noch einen Schritt tiefer mitfühlen.

Auch das Cover ist einfach wunderschön; durch die gelungene Farbabstimmung und die transparenten Bilder entsteht eine Tiefe die den Leser direkt ins Buch führen möchte.

Von mir kann ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung abgeben. Ich hatte unterhaltsame, spannende, humorvolle, aber auch lehrreiche Stunden mit Annie und Sixteen.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Keine gewöhnliche Geschichte, aber mit klarer Aussage

Hinterm Hasen lauert er.
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„Hinterm Hasen lauert er“ Tja, wer? Wo? Was will mir das Cover sagen? Das waren so meine ersten Gedanken zu dem Debütroman des erst 17jährigen Autors Colin Hadler.

So ungewöhnlich wie Cover und Titel ...

„Hinterm Hasen lauert er“ Tja, wer? Wo? Was will mir das Cover sagen? Das waren so meine ersten Gedanken zu dem Debütroman des erst 17jährigen Autors Colin Hadler.

So ungewöhnlich wie Cover und Titel sich präsentieren, so ungewöhnlich verläuft auch die Geschichte. Aus Sicht des jugendlichen Finn betrachten wir sein Leben in einer etwas verrückten Familie ebenso wie seinen Umgang mit Freunden und Lehrern.

Als wäre das nicht schon genug, findet sich Finn bald inmitten von Intrigen, Entführung und Drohungen wider. Doch auch den zarte Keim der jungen Liebe spürt Finn in sich heranwachsen. Um dieser Liebe Willen versucht er die Fragen zu lösen, verstrickt sich aber zusehends in weiteren Fragen. Wird er es am Ende schaffen alle Fragen zu klären? Will er die Antwort auf alle Fragen überhaupt wissen?

Colin Hadler überzeugt mit diesen gekonnt geknüpften Strängen aus verschiedenen Ereignissen, verschiedenen Personen und Emotionen. Er ließ ein Werk entstehen, dass sich immer tiefer, in immer neuen Fragen aufzulösen scheint, nur um zum Schluss als etwas Neues vor dem Leser zu bestehen.

Der Täter blieb mir bis zur Auflösung verschlossen. Meine Fragen fand ich alle beantwortet. Während des Lesens hatte ich hin und wieder Probleme mit überzogenen, überzeichneten Situationen, Handlungen bzw. Nicht-Handlungen der Erwachsenen. Doch als Gesamtbild betrachtet herrscht ein stimmiges Gefüge, das dem Leser eben keine gewöhnliche Geschichte vorlegen will, sondern durchaus auch zum Nachdenken anregt und eine klare Aussage für den Leser bereithält.

Meine Leseempfehlung kann ich an alle jene Leser geben, die keine vorgefertigte Linie in einem Buch finden wollen, sondern deren Gedanken sich gerne auch zwischen den Zeilen bewegen.