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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2018

Spannende Themen, die auch beim Leser Fragen aufwerfen

Polarisiert
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Die Hauptfiguren in „Polarisiert“ von Peter Bogardt sind Andreas und sein Sohn Sebastian in ihrer eigenen Selbstfindungsgeschichte am Rande einer Verschwörungstheorie.

Der Programmierer Andreas entschließt ...

Die Hauptfiguren in „Polarisiert“ von Peter Bogardt sind Andreas und sein Sohn Sebastian in ihrer eigenen Selbstfindungsgeschichte am Rande einer Verschwörungstheorie.

Der Programmierer Andreas entschließt sich nach einem Burnout für ein selbstbestimmtes Leben in Sibirien. Ohne Vorkenntnisse, egal ob handwerklich oder im Gartenbau, tritt er sein neues Leben an. Nur durch Hilfestellung der hilfsbereiten Nachbarn überlebt er den ersten Winter. Andreas findet Zeit nachzudenken, was ihm wichtig ist. Seine Prioritäten ändern sich in der harten Wildnis Sibiriens. Wird er bleiben, oder nach Deutschland zurückkehren?

Sebastian ist Student in Berlin. Ein junger Mann, der nicht nur mit dem plötzlich und unvorbereiteten Umzug seines Vaters nach Sibirien klar kommen muss, sondern auch mit den Wirren der jugendlichen Liebe. Findet auch er seinen Platz?

Rund um die Lebensumstände der beiden zeigt uns Peter Bogardt eine Verschwörungstheorie im Zusammenhang mit dem Klimawandel unserer Zeit auf.

Das Buch ist in verschieden lange Kapitel mit Ortsangabe, wo wir uns in diesem Kapitel befinden werden, geteilt. Das fand ich persönlich sehr hilfreich. Jedes Kapitel trägt einen kurzen, passenden Spruch oder Zitat als Art Überschrift. Der Schreibstil ist für mich gut lesbar und flüssig.

„Polarisiert“ polarisiert wirklich. Es hat in mir selbst zwei Pole geschaffen. Einerseits finde ich die Idee sehr gut. Spannende Abschnitte wechseln sich mit leichtern Kapiteln ab. Ein schöner Ausgleich. Und andererseits, ist mir, im Vergleich zum wirklich interessanten Schluss, die Einleitung etwas zu lange bzw. mit zu vielen Personen, geraten. Auch habe ich für mich nicht alle Fragen beantwortet gefunden. Was wiederum in der Sache der Natur liegen kann, dass es einfach keine Antworten gibt.

Ich finde hier zwei Ideen miteinander verknüpft, aber nur lose und nicht wirklich verbunden. So einmal die Idee der Verschwörungstheorie, die eigentlich nur im Strang Andreas einfließt. Andererseits die Vater/Sohn Selbstfindungsgeschichten in der für Sebastian die Verschwörungstheorie gleich Null Bedeutung hat.

Meine Leseempfehlung geht an jene Leser, die eine Vielschichtigkeit, gepaart mit abwechslungsreicher Spannung, aber nicht unbedingt eine vorgegebene und fix präsentierte Lösung, rund um Verschwörung und menschlicher Grenzsituationen, bevorzugen. Trotz der für mich offenen Punkte hat mir das Lesen Spaß gemacht und kurzweilige Stunden beschert.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Fehler der Eltern erschweren dem Jugendlichen die Trennung zu verarbeiten

Der rote Swimmingpool
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„Der rote Swimmingpool“ steht für die perfekte, harmonische Vorzeigefamilie. Der Vater baute ihn extra für seine Frau, damit sie ihre Heimat und das Meer nicht so sehr vermisst.

Adam ist siebzehn Jahre, ...

„Der rote Swimmingpool“ steht für die perfekte, harmonische Vorzeigefamilie. Der Vater baute ihn extra für seine Frau, damit sie ihre Heimat und das Meer nicht so sehr vermisst.

Adam ist siebzehn Jahre, als seine Welt plötzlich und ohne Vorwarnung zerbricht. Sein Vater verlässt die Familie. Er bricht sogar den Kontakt zu Adam ab. Auch seine Mutter ist Adam keine wirkliche Hilfe. Sie lässt ihren Sohn ebenfalls im Ungewissen über die Trennungsgründe. Adam versteht die Welt nicht mehr. Aus all dieser Verzweiflung trifft Adam eine folgenschwere, falsche Entscheidung. Für die wird er auch zur Rechenschaft gezogen und wird zu Sozialarbeit verurteilt. Hierbei trifft er auf Tina. Sie wird ihm Stütze und wir dürfen die ersten Schritte einer aufkeimenden Liebe miterleben.

Das Verhältnis zu seinen Eltern ist angespannt, das Vertrauen verloren. Ob die drei es schaffen sich einander wieder anzunähern?

Natalie Buchholz führt uns durch Adams Geschichte mit zwei Erzählsträngen. Einmal Gegenwart nach der verhängnisvollen Tat, einmal wie es dazu kam. Diese Stränge wechseln sich kapitelweise ab. Anfangs hatte ich meine Probleme dieses System zu durchblicken, doch dann war es weiterhin kein Problem. Der Schreibstil hat mir persönlich sehr zugesagt. Er ist leicht und flüssig zu lesen. Bei entsprechender Freizeit kann ich mir vorstellen, das Buch in einem Rutsch lesen zu können.

Zu den Protagonisten ist zu sagen, dass sie alle irgendwie sehr speziell sind. Manches ist nachvollziehbar, manches nicht unbedingt auf den ersten Blick, wird aber schlüssiger, wenn man weiter liest, anderes macht einfach nur nachdenklich. Gerade der Egoismus der Eltern war für mich schwer zu verdauen, dennoch ist mir bewusst, dass dies teilweise sehr wohl Realität ist. Leider.

„Der rote Swimmingpool“ ist einerseits ein leicht lesbarer Roman, gleichzeitig aber regt er zum Nachdenken an. Die Geschichte wird harmonisch abgerundet und ließ bei mir keine Fragen offen. Ich empfehle das Buch für all jene, die gerne das Erwachsenwerden mit seinen gewöhnlichen bis ungewöhnlichen Problemen mitverfolgen wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Dramaturgie
Veröffentlicht am 25.05.2018

Junger Patrizier klärt Mord, unbeeindruckt von geltenden gesellschaftlichen Stellungen

Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn
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Norbert W. F. Meier zeigt uns in seinem „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“, in detailreicher Sprache und mit Illustrationen bestückten Beschreibungen, einen kurzen Ausschnitt von Berlin ...

Norbert W. F. Meier zeigt uns in seinem „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“, in detailreicher Sprache und mit Illustrationen bestückten Beschreibungen, einen kurzen Ausschnitt von Berlin im Jahr 1312. Hier passiert ein abscheulicher Mord an einem Ratsherrn. Es scheint auch schon der Täter festzustehen. Doch einer, Otto Wieprecht, schließt sich der gängigen Meinung nicht an und wird sogleich zum Mordermittler bestimmt.

Otto Wieprecht, ein junger, unerfahrener Patriziersohn, hat von nun an alle Hände voll zu tun, um den Täter ausfindig zu machen und überführen zu können. Diese Aufgabe wird ihm anfangs von der Tochter des, an der Mordtat beschuldigten, Knochenhauermeisters Teggels nicht gerade leichter gemacht.

Sophie Teggels ist eine für ihre Zeit sehr selbständige junge Frau. Sie versucht auf eigene Faust die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Zwangsläufig kreuzen sich Otto´s und Sophie´s Wege immer wieder. Langsam entwickelt sich eine zarte Zuneigung zwischen den beiden.

Ist Sophie´s Vater unschuldig? Kann Otto seine Unschuld beweisen und die Liebe von Sophie gewinnen? Doch auch wenn dies so sein sollte, steht der Standesunterschied zwischen dem Patriziersohn und der Handwerkerstochter einer Verbindung im Wege. Oder werden sich die beiden jungen, selbstsicheren Menschen darüber hinwegsetzen können?

Die Geschichte ist geschickt und spannend aufgebaut. Dem Leser – oder zumindest mir – ist bis zur Präsentation der Lösung nicht 100%ig klar, wer nun den Mord begangen hat. Zwischendurch ist mir die, doch sehr detailreiche, Beschreibung immer wieder einmal etwas zu genau geworden, sodass ich das Gefühl hatte, die Handlung der Mordaufklärung aus den Augen zu verlieren und mich keinen Schritt vorwärts zu bewegen. Keine Frage, hilfreich und interessant sind die Illustrationen der damaligen Zeit.

Die Charaktere von Otto und Sophie haben sich von der ersten bis zu letzten Seite kontinuierlich entwickelt. Hin und wieder scheint Otto dem Temperament von Sophie nicht ganz Herr zu werden, doch ihm imponiert die junge Frau, die so ganz anders als ihre Altersgenossinnen ist.

Der Mord wird schließlich rest- und lückenlos aufgeklärt. Den endgültigen Beziehungsstand zwischen Otto und Sophie schuldet uns der Autor. Doch vielleicht treffen wir die beiden ja in einem weiteren Werk von Norbert W. F. Meier einmal wieder? Ich empfehle „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“ all jenen Krimifans die sich gerne mit den geschichtlichen und architektonischen Gegebenheiten des Mittelalters befassen, Krimis mit verschlungenen Wegen zum Täter lieben und nicht unbedingt einen abgeschlossenen Liebesstrang im Krimi benötigen.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Erfrischende, ungewöhnliche Liebesgeschichte

Gut gegen Nordwind
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Durch einen Tippfehler schickt Emmi eine Email an die falsche Adresse – zu Leo. Als sympathischer Mitmensch unterrichtet er Emmi von ihrem Missgeschick und schon beginnt eine Email-Bekanntschaft, die mit ...

Durch einen Tippfehler schickt Emmi eine Email an die falsche Adresse – zu Leo. Als sympathischer Mitmensch unterrichtet er Emmi von ihrem Missgeschick und schon beginnt eine Email-Bekanntschaft, die mit fortschreitender Geschichte immer mehr wird.

Einem Unbekannten kann man doch leichter etwas erzählen als jemanden der direkt gegenübersitzt, der einen kennt, den man trifft. Obwohl…. vielleicht wollen sich ja auch Emmi und Leo nach unendlich vielen Mails endlich treffen – oder doch nicht?

Die Beziehung der beiden wird von Daniel Glattauer – trotz Emailstil – witzig und lebhaft, vom anfänglichen nur bruchstückhaften preisgeben der privaten Details bis zu immer direkterer Form, leicht lesbar und flüssig erzählt.

Das Ende von „Gut gegen Nordwind“ muss man mögen – doch es gibt ja einen zweiten Teil. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, nur das Cover gefällt mir persönlich nicht so richtig. Es zeigt für mich eher Langeweile oder Depression – und das vermittelt das Buch sicherlich nicht.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Liebesgeschichte mit gehöriger Portion Spannung

Someone for you
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„Someone for you“ zeigt uns eine Seite der falsch verstandenen Liebe, die niemand erleben möchte. Spannend, mitreißend, fesselnd, geschickt erzählt, sind nur vier Attribute die mir schlagartig zu diesem ...

„Someone for you“ zeigt uns eine Seite der falsch verstandenen Liebe, die niemand erleben möchte. Spannend, mitreißend, fesselnd, geschickt erzählt, sind nur vier Attribute die mir schlagartig zu diesem Buch einfallen.

Ronja Delahaye lässt uns mit Liv mitleiden und mitängstigen, wenn sie von ihrem gewalttätigen Ex-Freund Niko wiedereinmal gefunden wird. Dieser verfolgt sie seit zwei Jahren durch die ganze Welt. Ständig fluchtbereit leben zu müssen, hat zur Folge, dass Liv sehr wenig Kontakt zu anderen Menschen aufbaut.

Doch dann tritt Elijah in ihr Leben. Er ist so anders. Berührt etwas in Liv, sodass sie es wagt, sich ihm zu öffnen. Aber auch er scheint etwas zu verbergen. Kann er Liv die Sicherheit und Geborgenheit geben, die sie sich so sehnlichst wünscht?

Als auch hier wieder Niko auftaucht, fällt Liv in ihr geübtes Muster und sie flieht, diesmal aber auch um Elijah vor Niko zu schützen.

Nur kurz währt ihre Flucht, als Niko sie wieder findet. Wird Elijah ihr zu Hilfe kommen können? Gibt es für Liv und Elijah eine gemeinsame Zukunft oder steht zuviel Vergangenheit zwischen ihnen, den auch Elijah hadert mit Entscheidungen die er vor Jahren getroffen hat. Kann er jetzt die richtige Wahl treffen?

Die Autorin erzählt die Geschichte beginnend kurz vor dem Kennenlernen von Liv und Elijah, in der sie aber immer wieder Rückblicke einfließen lässt, sodass wir auch von Liv und Nikos gemeinsamer Vergangenheit erfahren. Seine Gewaltbereitschaft ist durch die gewählten Worte spürbar und lässt beim Leser – zumindest bei mir - Wut aufkommen wie ein Mensch nur soviel Grausamkeiten einem anderen im Namen der Liebe antun kann. Liv hingegen ist die zurückgezogene, ängstliche und doch so starke Persönlichkeit. Manchesmal ist mir ihr Verhalten nicht so recht nachvollziehbar, aber dies stört den Geschichtsfluss und die Leseverständlichkeit nicht.

Mit „Someone for you“ hat uns Ronja Delahaye eine Liebesgeschichte in die Hand gegeben, die durch die verdrehte Anschauung eines Gewalttäters ums Überleben kämpfen muss. Ich finde sie leicht lesbar geschrieben, wenngleich auch manche Passagen bei mir Herzklopfen und eben auch aufsteigende Wut hervorgerufen haben. Ich gebe 4 von 5 Punkten und merke noch an, dass dieses Buch sehr wohl zum Nachdenken anregt.