Leider enttäuschender Roman, der nur mit seiner Atmosphäre punkten kann.
Sonne und BetonFelix Lobrecht ist einer der vielversprechendsten Newcomer der Stand-Up-Comedians und wurde beispielweise für den Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Mit seinem Podcast „Gemischtes Hack“ feiert er weltweit ...
Felix Lobrecht ist einer der vielversprechendsten Newcomer der Stand-Up-Comedians und wurde beispielweise für den Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Mit seinem Podcast „Gemischtes Hack“ feiert er weltweit riesige Erfolge. Zusätzlich ist er auch als Autor tätig – in seinem zweiten Buch „Sonne und Beton“, welches vor einigen Monaten als selbstgelesenes Hörbuch neu veröffentlicht wurde, erzählt er eine Geschichte rund um vier Jugendliche, welche in Neukölln leben, und lässt dabei Anekdoten aus der eigenen Kindheit mit einfließen. Darüber schreibt er selbst: „Ich wünschte, ich hätte mir mehr ausdenken müssen." Wie mir diese Lektüre gefallen hat und welche Eindrücke aus dieser gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension.
Der Titel „Sonne und Beton“ ist für dieses Werk gelungen gewählt und führt den Leser passend in die Atmosphäre des Buches ein. Durch verschiedene stilistische Mittel versteht es Lobrecht, eine Momentaufnahme des Lebens in der Neukölln-Kulisse einzufangen und dies auch vortragstechnisch authentisch zu vermitteln. Die dem heutigen berlinerischen Jugendslang angepasste Ausdrucksweise eignet sich hierfür gut, den sozialen Brennpunkt authentisch darzustellen.
Leider kann ich über das Buch weiterhin nicht viele gute Worte verlieren. Zwar ist es über alle Maßen kurzweilig und bietet angenehm unkomplizierte Unterhaltung, so enttäuscht Lobrecht jedoch mit blass bleibenden und sich fraglich entwickelnden Charakteren, die zu keiner Zeit eine Art Identifikationsfigur darstellen, sondern nicht nachvollziehbar oder gar unverständlich handeln. Auch spricht der Autor in seinem Werk zwar die unterentwickelten Lebensumstände des Wohnraums an, bietet dem Leser jedoch keine Message, die aus der Seele des Buches spricht und es markant im Gedächtnis bleiben lässt. Somit bleibt es auf lange Dauer gesehen belanglos – und einen solchen Eindruck darf ein Roman nicht vermitteln.
Der Spannungsbogen enttäuscht leider ebenso auf ganzer Linie. Eine wirkliche Handlung eröffnet sich dem Leser erst nach einer seicht dahinplätschernden ersten Hälfte, die in diesem Zusammenhang einer Nennung nicht wert erscheint, wird dann jedoch gehetzt und nicht zufriedenstellend zu Ende geführt. Dabei bleibt „Sonne und Beton“ jederzeit an der Oberfläche, unternimmt nicht einmal den Versuch, an dieser zu kratzen und geht mit seiner unspektakulären Art unter. Konkurrenz zu anderen (Hör-)Büchern seines Genres bietet er somit nicht.
Zwar kann mich Felix Lobrecht auf der Bühne mit einer eigen- und einzigartigen Präsenz vollends überzeugen und ich bin großer Fan seines Podcasts, so schafft er das hier jedoch auf keiner Linie mit seinem Roman, der mich wirklich enttäuscht zurückgelassen hat. Bis auf den spannenden Einblick in eine glaubwürdige Momentaufnahme der Lebenszustände in Neukölln bietet mir „Sonne und Beton“ keinen stichartigen Grund, es hiermit weiterzuempfehlen. Deswegen gibt es von mir keine Hörempfehlung.
„Sonne und Beton“ ist ein auf ganzer Linie enttäuschender Roman, der lediglich mit seiner atmosphärischen Schilderung trumpfen kann. Ansonsten bleibt er in allen Aspekten so sehr an der Oberfläche, dass man das Gefühl bekommt, nach dem Buch nicht mehr zu wissen als davor.
Ich vergebe hier leider enttäuschte zwei von fünf möglichen Sternen.