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Veröffentlicht am 19.08.2023

EIN NEUER FALL FÜR BENTZ UND MONTOYA.

Pray - Meine Rache findet euch
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Dieser Roman von Lisa Jackson ist ein Thriller aus der Reihe um Rick Bentz und Reuben Montoya, deren Handlung in Louisiana und New Orleans angesiedelt ist. Durch das Lesen der Romane von James Lee Burke ...

Dieser Roman von Lisa Jackson ist ein Thriller aus der Reihe um Rick Bentz und Reuben Montoya, deren Handlung in Louisiana und New Orleans angesiedelt ist. Durch das Lesen der Romane von James Lee Burke begab ich mich also in mir bekannte Gefilde.

Die beiden Detectives Bentz und Montoya vom NOPD werden ganz tief in ein Fall hineingezogen, als Kristi Bentz, die Tochter des kurz vor dem Ruhestand stehenden Ermittlers vor einem Gebäude überfallen wird. Ihr Mann wird bei diesem Überfall getötet. Es ist unklar, ob der Tod ein Unfall während des Überfalls war, oder ob Kristis Mann gezielt ermordet wurde. Oder ob eigentlich die True-Crime-Bestseller-Autorin Kristi Bentz selbst das Ziel dieses Anschlags gewesen sein könnte.

Alles scheint möglich. Kristi Bentz schreibt als Autorin Bücher über Serienkiller, davon gibt einige sogar im Fernsehen zu sehen. Mit diesen Büchern hat sie einerseits die Killer selbst, mehr aber noch deren Familien in der Öffentlichkeit verletzt. Einige von ihnen sind der Meinung, dass Kristi Bentz wegen der Verletzung und Diffamierung von Familien reich wird. Da mag es sehr viele Motive geben.

Neben dem Überfall auf Kristi Bentz wird auch ein eine ermordete Prostituierte aufgefunden. Sie und zuvor eine andere Frau waren ganz nach dem Schema eines Serienkillers ermordet worden. Dieser Killer ist als der Rosenkranzmörder bekannt. Rick Bentz erschoss ihn vor etwa zehn Jahren in den Sümpfen. Leider wurde dessen Leiche damals nie gefunden. Rick Bentz ist nun der Meinung, der Rosenkranzmörder wäre wieder aufgetaucht, will sich an ihm rächen und hat es deshalb auf seine Tochter Kristi abgesehen.

Meisterlich hat Lisa Jackson wieder eine Geschichte zusammengestrickt, die nur so von Wendungen und falschen Fährten strotzt. Allzu leichtgläubig folgt man allen Vermutungen, die die Figuren des Romans anstellen. Es wirkt immer wieder so plausibel, obwohl gleichzeitig manche Figuren ihre Zweifel äußern.

Neben der Erzählung zu den Ermittlungen gibt es immer wieder Einblicke aus der Sicht des Täters. Diese Szenen werden teilweise in der ersten Person (Ich) erzählt. Aber so genau ich diese Abschnitte auch las, ich konnte nicht auf die Identität der Person schließen. Gut gemacht!

Übrigens ist dies wohl mein erster Roman von Lisa Jackson, in welchem es keinen Schneesturm gab. Andere Reihen von ihr Spielen in Montana und Oregon, wo es viel wintert. Hier in Louisiana schneit offenbar nicht. Aber das nur nebenbei. Ansonsten hat mir die Ansiedlung in dieser Region sehr gut gefallen Punkt, ich konnte mich sehr gut einfühlen.

Gewohnte Spannung auf hohem Niveau macht diesen Thriller sehr empfehlenswert. Er macht Spaß und liest sich schnell.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 14.08.2023

Dave und Clete auf dem Weg in ihre letzte Schlacht

Verschwinden ist keine Lösung
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Mit diesem Roman von James Lee Burke scheint die letzte Schlacht seiner beiden Protagonisten Dave und Clete angebrochen. Es ist der 23. und letzte Roman aus der Dave-Robicheaux-Reihe mit Handlungsort Louisiana. ...

Mit diesem Roman von James Lee Burke scheint die letzte Schlacht seiner beiden Protagonisten Dave und Clete angebrochen. Es ist der 23. und letzte Roman aus der Dave-Robicheaux-Reihe mit Handlungsort Louisiana. Er erschien 2020.

Dave Robicheaux trifft auf einer Pier ein junges Mädchen. Isolde ist die Tochter einer Familie, die für nichts Gutes in der Gegend steht. Sie beklagt, dass sie nicht frei leben kann, weil sie einer anderen Familie versprochen wurde und nun dorthin gebracht werden soll. Johnny soll Isolde zu seinem Onkel bringen.

Johnnys Familie ist die zweite große Verbrecherfamilie, um die es in diesem Roman geht. Das Verhältnis von Isolde und Johnny ist in etwa so was wie das von Romeo und Julia.

Dave Robicheaux und sein Freund Clete Purcel begeben sich auf eine große Reise. Sie wollen Isolde befreien und gleichzeitig die beiden Familien in die Knie zwingen. Auch, wenn sie es anfangs selbst noch nicht wissen.

Wenn man fast alle Romane dieser Reihe aus den letzten dreißig Jahren gelesen hat, dann sind einem die Örtlichkeiten und die Figuren schon ziemlich bekannt. Man weiß, wie sie ticken. Man hat ihr Leben miterlebt. James Lee Burke hat das Leben der beiden Freunde in diesen Romanen konsequenterweise fortgeführt.

Waren Dave Robicheaux und Clete Purcel schon immer Säufer, so erleben sie jetzt ihre geistigen Höhepunkte. Dave ist seit vielen Monaten trocken und geht regelmäßig zu den Anonymen Alkoholikern, Clete hat das Trinken nie aufgegeben. Der jetzige Höhepunkt liegt darin, dass sie offenbar Geister jagen. Beide haben gleiche Halluzinationen, sehen eine Galeere auf dem Wasser, einen Reptilienmenschen, den es schon vor mehreren Hundert Jahren gegeben hat. Sie sprechen mit Menschen, die eigentlich nicht mehr existieren.

Kurzum: Dave und Clete sind in diesem Roman aufgrund ihres Suffs total durchgedreht. Und dennoch wollen Sie das Böse nicht herrschen lassen, sondern es mit aller Macht versuchen zu vernichten. Der Roman mutet wie ein Fantasy- oder ein Horrorroman an. Er ist bei weitem kein normaler Krimi oder Thriller, wie wir es sonst aus dieser Reihe kennen.

James Lee Burke hat dabei einen besonderen Erzählstil gewählt. Der Erzähler ist sein Protagonist Dave Robicheaux, der aus seinem Leben in der Ich-Form erzählt. Die Geschichte ist also zuvor passiert und läuft hier wie in einer Rückblende. Da James Lee Burke das Leben von Dave Robicheaux auch zuvor nie in chronologischer Reihenfolge erzählt hat, spielt dies für den (vorerst?) letzten Roman keine besondere Rolle. Die Geschichte ist also irgendwann zwischen den anderen 22 Romanen angesiedelt.

Diesmal spricht der Ich-Erzähler Dave Robicheaux auch direkt die Leser an. Er zieht sie vollkommen in die Geschichte hinein.

Der Hass des Autors auf Nazis und Rassisten nimmt einen großen Teil in dieser Geschichte ein. Wen wundert es, dass die beiden darin Ermittler ihre Pflicht zur Beseitigung des Bösen sehen. Beide haben im Vietnamkrieg gekämpft und Clete hat stets ein Foto aus dem Zweiten Weltkrieg, auf dem eine Mutter mit ihren Kindern abgebildet ist, die in die Gaskammern von Auschwitz geführt werden.

Dave und Clete zögern nie, Gewalt einzusetzen, obwohl meist einer von beiden versucht, den anderen davon abzuhalten. Aber ihre Wut auf das Böse konnten sie nicht nie im Zaum halten. Auch in diesem Roman dauert es zu Beginn nur wenige Seiten, bis die erste Prügelei im Gange ist. Derb und brutal geht es auch in dieser Geschichte zu.

Bei aller Gewalt und allem Bösen verliert James Lee Burke nie den Blick für die Landschaft, die Straßenzüge, die Gärten, den Fluss. Immer wieder kann die Seele entspannen, wenn man beim Lesen durch die Straßen von Louisiana zieht.

Neben den sanften Tönen während der Handlungsbeschreibung, fallen die extrem archaischen Worte in den Dialogen auf. Dave und Clete schenken sich und den anderen Figuren nichts. Während die Verbrecher versuchen, mit vornehmem Ausdrücken zu glänzen und alles von sich abprallen zu lassen, haben die beiden Freunde keine Zeit für solche Schleimereien und greifen zu besonders drastischen Worten in ihren Sätzen.

Diesen Roman kann man standalone lesen. Leser erfahren vieles beziehungsweise alles, was für das Verständnis der beiden Figuren Dave Robicheaux und Clete Purcel notwendig ist. Für mich persönlich war natürlich deren Entwicklung über die letzten Jahre von besonderem Interesse und ich konnte versöhnlich mit der zu Ende gehenden Reihe abschließen.

Angenehm fand ich außerdem die begleitenden Worte von Jochen König über die Dave-Robicheaux-Reihe.

Wer darüber hinaus etwas über meine persönliche Begegnung mit James Lee Burke und dessen Leben erfahren möchte, sollte sich einmal das Buch »Die Entdeckung Amerikas« anschauen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Isabelle, genannt Izzy

Was verborgen ist
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In diesem Psychothriller von Stacy Willingham geht es um die Mutter Izzy und er strotzt nur so von Geheimnissen und Wendungen. Er bleibt damit nicht hinter »Das siebte Mädchen« derselben Autorin zurück.

In ...

In diesem Psychothriller von Stacy Willingham geht es um die Mutter Izzy und er strotzt nur so von Geheimnissen und Wendungen. Er bleibt damit nicht hinter »Das siebte Mädchen« derselben Autorin zurück.

In einem guten Roman ist es so, dass man das, was man am Anfang liest, für oberflächlich und banal hält, angesichts der Überraschung und Tragweite, die die fortschreitende Geschichte noch offenbaren wird.

364 Tage sind vergangen, dass der Sohn Mason verschwunden ist. Seine Mutter Isabelle geht von einer Entführung aus. Die Ehe mit dem Vater Ben ist zerbrochen. Ben glaubt, dass Mason tot ist und hat inzwischen eine neue Beziehung aufgebaut, die ihm über den Verlust hinweghilft.

Izzy sucht weiterhin nach dem verschwundenen Sohn. Sie will dafür sorgen, dass er im Gespräch bleibt und die Polizei ihre Ermittlungen keinesfalls einstellt. Das macht sie, indem sie öffentlich auftritt und Vorträge hält. Immer, wenn sich eine Möglichkeit bietet, über das Verschwinden ihres Sohnes zu erzählen, nimmt sie diese wahr.

Stacy Willingham erzählt den Thriller aus der Perspektive von Isabelle. So, wie Isabelle immer wieder von neuen Enthüllungen überrascht wird, werden auch die Leser überrascht. Immer wieder bröckelt etwas von den Geheimnissen ab.

In der Rückblende wird eine Geschichte erzählt, die vielleicht für eine Erklärung sorgt. Und dann stellt sich heraus, dass Izzy schlafwandelte, immer schon, auch als Kind. Selbst ihre jüngere Schwester hatte Angst vor ihr, wenn sie nachts durch die Wohnung geisterte.

Vieles stimmt plötzlich nicht mehr, was man bis dahin für stimmig und plausibel gehalten hat. Stacy Willingham ist eine Meisterin darin, die Leser mit falschen Informationen zu füttern. Wenn die Protagonistin davon aus ausgeht, dass etwas richtig ist, so möchte man ihr unbedingt zustimmen. Bis dann …

Es macht unheimlich Spaß, sich in diesem Roman zu vertiefen. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und kann ihn nur empfehlen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Hattinger verzweifelt an seinen Ermittlungen

Hattinger und der verschollene Bruder
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Dies ist ein wunderbarer Weihnachtskrimi von Thomas Bogenberger, der den Lesern die Zeit genauso gut vertreiben kann wie den Ermittlern und Polizisten im Roman selbst. Übrigens wurden bereits einige Hattinger ...

Dies ist ein wunderbarer Weihnachtskrimi von Thomas Bogenberger, der den Lesern die Zeit genauso gut vertreiben kann wie den Ermittlern und Polizisten im Roman selbst. Übrigens wurden bereits einige Hattinger Romane vom ZDF mit dem Schauspieler Michael Fitz als Kommissar Hattinger verfilmt.

Einen Tag vor Heiligabend wird der Unternehmer Herbert Graf tot aufgefunden. Es sieht nach Raubmord aus. Allerdings werden sein Handy und sein Notebook nicht gefunden.

Jemandem, von dem die Kriminalisten hoffen, Auskünfte zu erhalten, ist kurze Zeit darauf ebenfalls tot. Die Fragen der Ermittler bleiben ohne Antwort und es wird alles komplizierter.

Zur gleichen Zeit taucht nach über zwanzig Jahren Hattingers Bruder Anton auf. Anton lebt in Venezuela und hatte damals alle Verbindungen in die Heimat abgebrochen.

Als Hattinger fast zufällig erfährt, dass sein Bruder den Unternehmer Graf kannte und zudem eine teure Rolex von ihm besitzt, wird es für Hattinger mehr als schwierig. Ist sein Bruder in Deutschland, weil er Graf umgebracht hat?

Fragen über Fragen stellt Thomas Bogenberger in den Raum. Genau richtig, um die Leser mitfiebern zu lassen. Für Spannung ist also gesorgt.

Aber auch das allgemeine Setting in Bayern rund um Rosenheim macht den Roman ungemein gemütlich und gut verdaulich. Das Privatleben der Polizisten spielt auch eine kleine Rolle und erzeugt weiteres Kribbeln. Doch wurde ich beim Lesen an den Schauspieler Walter Sedlmayr erinnert. Ob gewollt oder nicht, ich konnte ihn mir beim Lesen gut als Hattinger vorstellen, was vielleicht auch an dem bayrischen Dialekt lag.

Die Handlung des Krimis beginnt kurz vor Heiligabend und erstreckt sich bis Neujahr. Auch deshalb habe ich ihn eingangs als Weihnachtskrimi tituliert.

Ein kleiner fader Beigeschmack ist der herausgestellte bayerische Dialekt, mit dem Hattinger und einige seiner Kollegen sprechen. Das ist für jemanden, der den Dialekt nicht spricht, sehr herausfordernd. So manchen Satz musste ich zweimal lesen. Aber das gibt sich mit fortgeschrittener Seitenzahl.

Alles in allem handelt es sich bei Hattinger und der verschollene Bruder um einen spannenden, rätselhaften und gemütlichen Kriminalroman, den ich trotz bayrischem Dialekt sehr gerne gelesen habe. Und der natürlich auch außerhalb der Weihnachtszeit gute Unterhaltung bietet.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Liebesgeschichte in Zeiten des Ersten Weltkrieges

Den Teufel im Leib
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Dieser Roman von dem französischen Schriftsteller Raymond Radiguet ist nun als besondere Ausgabe im Hardcover bei dem Bielefelder Verlag Pendragon neu erschienen. Der 1923 erschienene Roman machte den ...

Dieser Roman von dem französischen Schriftsteller Raymond Radiguet ist nun als besondere Ausgabe im Hardcover bei dem Bielefelder Verlag Pendragon neu erschienen. Der 1923 erschienene Roman machte den Schriftsteller berühmt, während der mit nur 20 Jahren an Typhus verstarb.

Der Roman wurde nach der ersten Veröffentlichung in zahlreiche Sprachen übersetzt. Heute hat Pendragon ihn erneut ins Deutsche von Hinrich Schmidt-Henkel übertragen lassen und ihn dabei an den Ton der heutigen Zeit angepasst.

Außerdem wurde der Roman mit Zeichnungen von Jean Cocteau ausgeschmückt und um Briefe und Gedichte von Raymond Radiguet erweitert. Herausgekommen ist eine wunderbare Neufassung des vor 100 Jahren erschienenen Romans, der in seiner Aussage nicht an Aktualität verloren hat.

Es geht nämlich um den fünfzehnjährigen Francois, der sich in die 18-jährige Marthe verliebt. Aber Marthe ist verheiratet. Ihr Mann ist an der Front im Ersten Weltkrieg.

Beide wissen, dass ihre Beziehung eigentlich aussichtslos ist. Doch der Strudel aus Begehren und Leidenschaft reißt sie immer tiefer in eine Sackgasse.

Raymond Radiguet hat sich bei dieser Geschichte ganz auf seinen Protagonisten Francois konzentriert. Alle Gedanken, die dem jungen Mann in Sachen Marthe und Liebe beschäftigen, werden detailliert in wohlgeformten Sätzen erzählt.

Dabei ist der Protagonist nicht gerade eine liebenswerte oder gar sympathische Person. Mit seinem Egoismus und seine Eifersucht ist er eher höchst ekelhaft. Es ist schon ein starkes Stück, wie er Marthe manipuliert, indem er für die neue Wohnung von ihr und ihrem Ehemann die hässlichsten Möbel auswählt, damit sich der Ehemann dort nicht wohlfühlen wird.

Trotz allem hat mich der Roman gefesselt. Ich wollte wissen, wie das Verhältnis zwischen Marthe und Francois enden wird. Ein anspruchsvoller Roman für einige Stunden zu einem Thema, welches nie versiegt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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