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Veröffentlicht am 17.03.2023

Fischland: Verbrechen vom Feinsten

Der Strand: Verraten
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Dies ist der zweite Teil der Fischland-Trilogie von Karen Sander, in der es um die gehörlose junge Frau Lilli Sternberg geht.

Fast alle Bewohner des fiktiven Ortes Sellnitz hatten sich an der Suche beteiligt. ...

Dies ist der zweite Teil der Fischland-Trilogie von Karen Sander, in der es um die gehörlose junge Frau Lilli Sternberg geht.

Fast alle Bewohner des fiktiven Ortes Sellnitz hatten sich an der Suche beteiligt. Aber die Suche war ergebnislos geblieben. Der Fall soll zu den Akten gelegt werden. Doch nicht nur der Ermittler Tom Engelhardt sträubt sich dagegen. Seine Kollegin Mascha Krieger aus dem LKA in Schwerin lässt sich für eine Woche beurlauben, um auf eigene Faust weiter in Sachen Sternberg zu ermitteln.

Schließlich bekommen sie offiziell doch noch eine weitere Woche für diesen Fall.

Währenddessen wird eine weibliche Leiche an den Ostseestrand gespült. Dass es sich dabei um Lilli Sternberg handeln könnte, lässt alle den Atem anhalten. Doch die Spuren ergeben, dass es sich nicht um die vermisste Frau handelt. Dafür liegt eine weitere Tote vor den Ermittlern.

Karen Sander schafft in dieser Trilogie drei spannende Thriller, die zwar jeder für sich gelesen werden können, aber zusammen ein umso besseres Bild ergeben. Die Suche nach der Vermissten zieht sich über alle Romane. In jedem einzelnen Roman bleiben noch so viele Tote, Verbrechen und Konflikte, dass sowohl das Ermittlerteam als auch die Leser sehr viel Raum für Spannung und Spekulation erhalten. In jedem Roman gibt es Fälle, die für sich genommen aufgelöst werden müssen. Sie sind schon spannend genug. Aber die Vermisste über alle drei Romane hinweg gibt der Trilogie noch den Kick.

Die regionale Verortung auf dem Fischland finde ich persönlich besonders interessant als jemand, der dort viele Jahre gelebt und studiert hat.

Karin Sander bietet wieder mal pure Spannung mit Geschichten die man nicht missen sollte. Ich freue mich schon auf den dritten Teil dieser Reihe.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 13.03.2023

Familien in zwei Diktaturen

Mit aller Macht
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Dieser Roman von Rainer Wittkamp ist posthum erschienen und herausgegeben aus seinem Nachlass von Günter Butkus und Alexander Häusser. Für die Veröffentlichung dieser Geschichte, die sich der jüngeren ...

Dieser Roman von Rainer Wittkamp ist posthum erschienen und herausgegeben aus seinem Nachlass von Günter Butkus und Alexander Häusser. Für die Veröffentlichung dieser Geschichte, die sich der jüngeren deutschen Historie annimmt, war dem Schriftsteller und Drehbuchautor leider keine Zeit mehr geblieben. Er starb 2020 überraschend und viel zu früh.

Peter Körber, Kind aus dem Zweiten Weltkrieg, wächst bei seinen Stiefeltern in Ostberlin auf. Sein Stiefvater ist linientreu der Partei und dem Staat gegenüber. Er lenkt Peter auf den richtigen Weg, fördert dessen Karriere. Eine frühe Begegnung mit dem Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, prägt Peters Lebensweg. Bis zu einem entscheidenden Ereignis, in dem er von seinem leiblichen Vater erfährt.

Sein leiblicher Vater war in der Zeit des Nationalsozialismus Henker im Auftrag der deutsche Regierung.

Die Geschichten von Vater und Sohn sind weitestgehend als zwei separate Geschichten erzählt. Die des Vaters beginnt, nachdem der Sohn von seinem leiblichen Vater erfährt. Aber erst in einem dritten Teil erfährt der Leser, wie der Sohn mit dem Wissen um seinen leiblichen Vater umgehen wird. Überraschungen sorgen für weitere Spannung und bieten ein überraschendes Ende.

Rainer Wittkamp erzielt einen Familiendrama über zwei Generationen hinweg. Detailliert zeigt er den Zwiespalt zwischen den privaten Interessen einerseits und dem vom Staat aufgezwungenen Erfordernissen andererseits. Vater und Sohn werden zu Schritten gedrängt, die sie im Innersten nicht wirklich wollten. Aber um Leben zu können, fügen Sie sich in die Notwendigkeit und scheinen daran zu zerbrechen.

Anhand beider Figuren zeigt der Autor nachvollziehbar, wie aus unbescholtenen zukunftsgewandten Menschen ohne ihr wirkliches Wollen Täter werden. Und trotzdem stellen siech auch diese Täter die Frage, ob das denn wirklich so schlimm war, was sie gemacht hatten. Schließlich mussten sie es doch machen.

Besonders den Teil um Peter Körber im Berlin der DDR fand ich sehr authentisch und nachvollziehbar geschrieben. Eine Fähigkeit, die nicht jedem im Westen geborenen Autor liegt. Rainer Wittkamp beweist mit dieser Geschichte, dass er es konnte.

Der Roman versucht, die Schwarz-Weiß-Sichtweise, wie sie auch heute immer wieder praktiziert wird, in viele Grautöne aufzulösen. Er zeigt, dass man Menschen nicht immer nach dem ersten Bild beurteilen sollte.

Ein beeindruckender und lesenswerter Roman, der bei Pendragon erschienen ist.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 21.02.2023

wenn aus einem Urlaub ein Albtraum wird

In blaukalter Tiefe
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Mit diesem Roman lockt die Autorin Kristina Hauff ihre Leser auf einen Segeltörn. Sie beschreibt die Schönheit einer solchen Reise mit emotionalem Engagement, obwohl es in der Handlung alles andere als ...

Mit diesem Roman lockt die Autorin Kristina Hauff ihre Leser auf einen Segeltörn. Sie beschreibt die Schönheit einer solchen Reise mit emotionalem Engagement, obwohl es in der Handlung alles andere als beschaulich zugeht.

Der Rechtsanwalt Andreas einer Kanzlei hat den Segeltörn zum Kitten seiner Ehe mit Caroline organisiert. Zusätzlich hat er einen frisch in der Kanzlei angestellten Anwalt und dessen Freundin eingeladen. Drittes Ehepaar beim Segeln sollten der Skipper und dessen Frau sein. Doch letztere ist krankheitsbedingt abgemeldet.

Andreas ist ein Mensch, der es genießt, wenn andere zu ihm aufschauen. Das sollte auch seine Frau. Aber nicht mal dieser Segeltörn bringt sie dazu, ihrem Mann mit einem lobenden Wort zu schmeicheln. Gut, dass er den Angestellten eingeladen hat. Dieser himmelt ihn an, weil er gerne Partner in der Kanzlei, also Teilhaber statt Angestellter, sein möchte.

Doch die Enge auf dem Segelboot wird für die fünf Menschen an Bord zu einer Zerreißprobe.

Den Formulierungen der Autorin kann man die Liebe zum Detail entnehmen. Sie beschreibt einen Mikrokosmos von Beziehungen, Befindlichkeiten, Verflechtungen und Abhängigkeiten, wie sie Menschen nur erleben, wenn sie ihren Aufenthaltsort nicht verlassen können. Wenn Menschen in kritischen Situationen nicht voreinander fliehen, sich aus dem Weg gehen können, kommt es unweigerlich zu emotionalen Sprengstoff. Kristina Hauff hat solch eine Situation wie durch eine Lupe betrachtet detailgenau beschrieben.

Um dies zu erreichen, wird für die Sicht auf das Geschehen die Perspektive gewechselt. Die Kapitel sind jeweils mit dem Namen der Figur überschrieben, aus deren Sicht es geschildert wird. Elegant wird manchmal das Ende des vorhergehenden Kapitels in das neue übernommen.

Besonders schön fand ich die Klammer um die Haupthandlung herum, die aus einem Prolog und einem Epilog besteht. Diese Klammer beschreibt das Geschehen sechs Wochen nach dem einschneidenden Ereignissen, liegt also in der Gegenwart, während die Haupthandlung bereits vergangen ist. So wird im Prolog bereits deutlich, dass einige Wochen zuvor etwas Schreckliches passiert sein muss. Bis zum vorletzten Kapitel erfährt man dann, was an Bord der Yacht passiert und wie sich die Menschen aneinander reiben. Doch die letzte Auflösung gibt es dann im letzten Kapitel als Epilog. Das ist wunderbar konstruiert.

Der Roman macht Lust auf Segeln und gibt Einblicke in menschliche Abgründe. Er zeigt aber auch Wege aus den Tiefen heraus. Einfach nur empfehlenswert!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Ist alles nur ein Spiel?

Schere, Stein, Papier
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Dieser Thriller von Alice Feeney ist erneut ein Psychothriller, der zunächst etwas schwerfällig daherkommt, bis die ganze Geschichte so richtig auf Touren ist. Wer aber viel Psychothriller liest, der weiß, ...

Dieser Thriller von Alice Feeney ist erneut ein Psychothriller, der zunächst etwas schwerfällig daherkommt, bis die ganze Geschichte so richtig auf Touren ist. Wer aber viel Psychothriller liest, der weiß, dass es dabei oft so zugeht. Der Ball fängt erst ganz langsam zu rollen an, bis er ein Tempo gewinnt. Und wer bereits andere Thriller von Alice Feeney gelesen hat, der weiß, dass sie Expertin in Sachen perfider Psychothriller ist.

Dieser Thriller scheint auf den ersten Blick ein Kammerspiel mit zwei Personen zu sein. Amanda und Adam gönnen sich ein Wochenende in Schottland. Amanda hat diese Reise in der Tombola ihrer Firma, einem Tierheim, gewonnen. Die Ferienwohnung ist eine alte Kapelle, die Blackwater Chapel, die in den vergangenen Jahren zu einem Feriendomizil umgebaut worden war … So heißt es jedenfalls.

Es sieht aber so aus, als würden sich Amanda und Adam nicht mehr so lieben, wie am Anfang ihrer Ehe. Mit diesem Wochenende haben sie vielleicht auch Gelegenheit, etwas zu kitten.

Alice Feeney hat sich ein ganz perfides Katz-und-Maus-Spiel ausgedacht. Sie lässt die Figuren dieses Romans in einem perversen Psychospiel aufblühen. Das macht sie anhand der Struktur dieser Geschichte. Der dramaturgische Aufbau ist so gestaltet, dass er jede Menge Geheimnisse birgt, die man als Leser nicht auf den ersten Blick wahrnimmt.

Die Kapitel werden aus den beiden Perspektiven von Amanda und Adam dargestellt. Jeder von ihnen erzielt das aktuelle Geschehen aus seiner Sicht. Hinzu kommen ihre Gedanken.

Dann kommt eine unbekannte Figur namens Robin hinzu. Offenbar ist sie eine Nachbarin der Ferienwohnung und wacht über die Geheimnisse der alten Kapelle. Denn im Dorf wird erzählt, dass die Kapelle verflucht sei.

Dazwischen gibt es dann Briefe von Adams Ehefrau an ihn, die diese an jedem Hochzeitstag geschrieben hat. Aber offensichtlich hat sie ihm die tagebuchähnlichen Briefe nie ausgehändigt. Sie sind Liebesbezeugung und Abrechnung zugleich.

Muss ich noch mehr sagen? Eigentlich reicht es, wenn man sich das ganze Kammerspiel als äußerst perfide und gänsehautfördernd vorstellt. Die Überraschung, wie alles zusammenhängt, kann am Ende gar nicht grösser sein.

Ich wünsche allen Lesern viel gruseligen und rätselhaften Spaß mit diesem Roman.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 11.02.2023

Ein Skarabäus und sein dunkles Geheimnis

Das Geheimnis des blauen Skarabäus
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Mit dem historischen Roman stellt Rebecca Michéle einen Abenteuerroman vor, dem es vom Thema her nicht an einer gewissen Ähnlichkeit mit Indiana Jones mangelt. Es verschwinden Menschen, es geschehen Verbrechen, ...

Mit dem historischen Roman stellt Rebecca Michéle einen Abenteuerroman vor, dem es vom Thema her nicht an einer gewissen Ähnlichkeit mit Indiana Jones mangelt. Es verschwinden Menschen, es geschehen Verbrechen, aber es ist mitnichten ein herkömmlicher Kriminalroman.

Die Handlung spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts im südenglischen Cornwall und in Ägypten. Die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun steht noch bevor.

Alexander Vanson ist Ägyptologe und auf der Suche nach einem besonderen Grab. Ihm geht es nicht um Gold und Reichtum, ihm geht es um das kulturelle und historische Wissen für die Menschheit. Da wird ihm von einem Fremden ein Armreif zum Kauf angeboten. Er denkt an den bevorstehenden Geburtstag seiner Tochter Cleopatra, genannt Cleo, die weit von ihm entfernt in Cornwall bei der Tante lebt. Doch kurz darauf wird der Fremde tot aufgefunden.

Cleo ist schließlich die Hauptperson, die Protagonistin, dieses Romans. Ihre Mutter, sie und auch der Vater entstammen einfachen Verhältnissen. Nach dem Tod der Mutter wird Cleo von der Tante aufgezogen, während der Vater sich in Ägypten aufhält.

Durch missliche Umstände gelangt Cleo zu den Herrschaften von Tredennick Manor. Obwohl die Tredennicks ganz besonderen Standes sind, wird sie deren Tochter, später auch dem Bruder eine gute Freundin.

Als Cleos Vater schließlich in Ägypten spurlos verschwindet, sind die Freundschaften in Cornwall so fest, dass ihr die Reise nach Ägypten finanziert wird, um den Vater zu suchen.

Mit vielen Cornwall-Krimis und anderen historischen Romanen hat Rebecca Michele bereits bewiesen, dass sie aus umfangreichen Recherchematerial sehr spannende, unterhaltsame und schließlich auch viel Wissen vermittelnde Romane erschaffen kann.

Zu Beginn der 1920er Jahre sind die Klassenunterschiede in England noch viel stärker als heute. Der Unterschied zwischen den Dienstboten und den Herrschaften wurde von der Autorin sehr deutlich gezeichnet und entbehrt nicht einer gewissen Ähnlichkeit mit den Verhältnissen auf Downton Abbey. So war England halt zur damaligen Zeit. Rebecca Michéle hat das wunderbar in Worte gefasst.

Wer nicht mit der falschen Erwartung eines Kriminalromans an diesen Roman herangeht wird einen herrlichen Abenteuerroman mit Intrigen und Geheimnissen zu lesen bekommen. Mit diesem Roman kann man sehr gut in das alte Ägypten reisen. Und mir war manchmal so, als würde mir beim Lesen Peter Ustinov in der Figur des Hercule Poirot begegnen.

Sehr empfehlenswert!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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