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Veröffentlicht am 12.02.2024

Drei Detektivgeschichten in einem Buch

Die New-York-Trilogie
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Es sei vorausgeschickt, dass es sich bei »Die New-York-Trilogie« um drei getrennt erschienene Romane aus den Jahren 1985 und 1986 handelt, die damals auch zeitnah in deutscher Übersetzung erschienen waren. ...

Es sei vorausgeschickt, dass es sich bei »Die New-York-Trilogie« um drei getrennt erschienene Romane aus den Jahren 1985 und 1986 handelt, die damals auch zeitnah in deutscher Übersetzung erschienen waren. Jeder dieser Romane ist kein normaler Krimi, sondern ein Roman mit kriminellen Zutaten.

Erster Roman: Stadt aus Glas: Da ist zunächst Daniel Quinn. Vor fünf Jahren hat er Ehefrau und Sohn verloren. Seitdem vegetiert er allein in New York vor sich hin. Er schreibt Romane unter dem Pseudonym William Wilson, macht alles unter diesem Namen. Nicht mal sein Literaturagent kennt ihn persönlich. Jedes Jahr ein Detektivroman, an dem er sechs Monate arbeitet und von dessen Geld er zwölf Monate leben kann. Der Protagonist in diesem Romanen ist der Privatdetektiv Max Work. Während William Wilson eine abgespaltene Persönlichkeit von Quinn ist, von der er nichts wissen will, die er auch nicht mag, die lediglich auf dem Cover seiner Romane steht, ist Max Work eher der Typ, der er auch gerne sein würde.

Eines Tages erhält Quinn einen seltsamen Anruf. Jemand möchte den Privatdetektiv Paul Auster sprechen. Quinn findet das merkwürdig, weil er nicht Auster heißt oder ist. Deshalb legt er auf, zumal der Mann auf der anderen Seite der Leitung so eigenartig klingt. Doch daraufhin überlegt er es sich anders und wartet jeden Abend auf einen erneuten Anruf dieser Person. Bis es einige Tage später klappt.

Quinn lässt den Anrufer in dem Glauben, dass er der gewünschte Privatschnüffler Paul Auster ist und verabredet einen Termin mit dem Anrufer. So schlüpft Daniel Quinn in die Rolle eines Privatdetektivs und erhält seinen ersten Auftrag. Der wird allerdings noch skurriler als die erste Begegnung mit diesem ominösen Auftraggeber.

Nun solltet ihr allerdings so gespannt sein, wie ich es war, um zu erfahren, wie es mit Daniel Quinn alias Paul Auster weitergeht.

Zweiter Roman: Schlagschatten: Der zweite Roman in dieser Trilogie hat einige Gemeinsamkeiten mit dem ersten Roman. Es ist wieder eine Detektivgeschichte. Auch hier wird jemand beauftragt, einen anderen Menschen zu beschatten, ihn zu beobachten und schließlich darüber zu berichten. Erneut hat die Geschichte mit Schriftstellern und dem Schreiben von Gedichten und Geschichten zu tun.

Das skurrilste an dieser sind aber die Namen der Figuren, denn es sind lediglich Farben. So wurde das Detektivbüro von Brown gegründet, der auch den aktuellen Inhaber Blue angelernt hatte, nun aber im Ruhestand ist. Blue ist die Hauptfigur dieses Romans. Er wurde von White beauftragt, Black zu beschatten. Er bekommt regelmäßig Geld und eine Wohnung dafür gestellt.

Interessant wird es, als Black seinen Gesprächspartner Blue – denn dieser hält es irgendwann nicht mehr aus und trifft anonym und verkleidet mit seiner Zielperson zusammen – einen Black and White Whisky anbietet. Schwarzer Humor lässt grüßen.

Dritter Roman: Hinter verschlossenen Türen: Mit dem dritten Roman in dieser Trilogie schließt sich in gewisser Weise der Kreis.

Zunächst geht es darum, dass Ich-Erzähler (Ich kann mich nicht erinnern, dass diese Figure einen Namen hätte!) über das Vermächtnis seines Schulfreundes Fanshawe informiert wurde. Dessen Ehefrau teilt dem Ich-Erzähler mit, das Fanshawe verschwunden sei. Er solle das Material in Form von Manuskripten, Gedichten und Theaterstücken entweder vernichten oder veröffentlichen. Bei Veröffentlichung könne er selbst 25% von den Einnahmen behalten. Außerdem erfährt der Ich-Erzähler, dass Fanshawe bereits von einem Privatdetektiv namens Quinn (!) gesucht worden war. Die Suche blieb allerdings erfolglos. Danach gingen alles davon aus, dass Fanshawe tot wäre.

Der Ich-Erzähler trifft sich mit einem weiteren Schulkameraden, der heute als Lektor tätig ist und plant mit diesem die Veröffentlichung des Materials über mehrere Jahre hinweg. Außerdem heiratete er die Ehefrau Fanshawes und adoptierte dessen kleinen Sohn, der ihm bald Papa nannte. Es wurde eine glückliche Familie.

Doch mit dem Erfolg der Bücher hatte keiner gerechnet. Da erreichte der Ich-Erzähler ein Brief von Fanshawe, der sich ebenfalls von dem Erfolg überwältigt sah. Allerdings wollte er nicht gefunden werden und drohte, den Ich-Erzähler zu töten, falls der ihn aufspüren würde. Er wollte weiterhin als tot gelten.

Es ist Wahnsinn, in welcher Weise Paul Auster mit diesen drei Romanen seine Spannung aufgebaut hat. Die Überraschung am Ende des dritten Romans kann kaum größer sein. Man beachte den Namen des nur kurz erwähnten Detektivs im dritten Roman.

Man bedenke auch, dass die drei Romane jeweils mit zeitlichem Abstand erschienen sind. Und trotzdem gibt es ein zufriedenstellendes und überraschendes Ende am Schluss des letzten Romans.

Paul Auster hat drei Romane sehr selbstbewusst und flippig aufgeschrieben. Er ist sich nicht zu schade, die Leser als auch die Buchbranche auf den Arm zu nehmen, indem er ihnen ganz bewusst etwas Lokalkolorit anbietet, damit die Leser es kaufen.

Zwar behauptet Paul Auster, dass nun genugf Lokalkolorit enthalten sei, aber trotzdem strotzt der Roman weiterhin nur so voller New Yorker Charm und Fleur.

Der Schreibstil ist ein wenig plaudernd und an manchen Stellen erkennt man, wie Paul Auster mit den Lesern spielt. Nicht nur bezüglich des Lokalkolorits. An anderer Stelle z.B. wenn er schreibt, dass er gar nicht weiter ins Detail gehen will und anschließend über drei Seiten genau diese Details ausbreitet. Ich finde diesen Ton gegenüber den Lesern einfach herrlich!

»Die New-York-Trilogie« ist die Zusammenstellung dreier separat erschienener Romane, die erstaunlich viele Gemeinsamkeiten haben. Jeder Geschichte wirkt wie eine klassische spannungsgeladene Kriminalgeschichte Die Neuerscheinung dieser Romane bei Rowohlt in einem Buch hat mir sehr gut gefallen und ich empfehle ihnen allen feinfühligen Lesern, die nicht nur an der Oberfläche schürfen wollen.

Insgesamt weisen die drei Kriminalgeschichten in einem Roman viele Gemeinsamkeiten auf. Von den skurrilen Zutaten bis zur überraschenden Auflösung am Ende der dritten Geschichte, bietet dieses Buch eine spannende und unterhaltsame Lektüre für jeden Literaturfan.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

Veröffentlicht am 07.02.2024

Arthur Conan Doyle ist ein Pseudonym von Franziska Franke

Sherlock Holmes und das Geheimnis der Pyramide
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Jetzt muss es endlich mal gesagt werden: Arthur Conan Doyle ist ein Pseudonym von Franziska Franke. Sie schreibt ihre Romane um Sherlock Holmes und seinem Partner David Tristram so stilecht, wie es das ...

Jetzt muss es endlich mal gesagt werden: Arthur Conan Doyle ist ein Pseudonym von Franziska Franke. Sie schreibt ihre Romane um Sherlock Holmes und seinem Partner David Tristram so stilecht, wie es das Original kaum besser machte.

Nach ihrem Abenteuer auf Malta (Sherlock Holmes und der Ritter von Malta) reisen Sherlock Holmes und David Tristram nach Ägypten. Ihr persönliches Interesse ist angestachelt worden. In Alexandria wollen sie sich Kunstwerke anschauen und erfahren bei den Kunstexperten, dass eine Landkarte, die sehr gut für Ausgrabungen benutzt werden kann, abhanden gekommen ist. Welch ein Zufall. Da beide Detektive sind, bieten sie sich für das Auffinden der Karte an. Kaum sind sie wegen ersten Ermittlungen unterwegs, da erfahren sie aus der Presse, dass einer ihrer diesbezüglichen Gesprächspartner ermordet worden ist. An der leiche fand man einen Hinweis, dass es allen Dieben so ergehen werde. Nun ist aus dem kleinen Suchauftrag doch noch ein „richtiger“ Fall geworden, folgert Tristram.
Zwar spielen die Romane von Franziska Franke immer etwa zur selben Zeit zum Ende des 19. Jh., aber die Orte der Handlungen sind jeweils ganz andere. Da erfreut es, mit welcher Leichtigkeit die Autorin die örtlichen Gegebenheiten, das Flair, die Athmosphäre widergibt. Im vorliegenden Roman geht es in den Orient und ein Hauch von 1001er Nacht kommt beim lesen auf. Man wird erinnert an die im Orient spielden Karl-May-Romane, an Indiana Jones etc. Man scheint selbst durch die engen Gassen oder über einen Basar zu gehen und meint, von den Gerüchen und Geräuschen umgeben zu sein.

Für Leser, die sich im wahrsten Sinne de Wortes auf eine Reise in den alten Orient begeben wollen. Rätselspaß aufgrund des spannenden Kriminalfalls inklusive.

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Veröffentlicht am 07.02.2024

»Echo einer Winternacht« und seine Rückblenden

Echo einer Winternacht
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Der 550 Seiten dicke Roman »Echo einer Winternacht« ist in zwei Teile untergliedert. Es beginnt in einer eisigen Winternacht im Jahre 1978. In dem schottischen Universitätsstädtchen St. Andrews machen ...

Der 550 Seiten dicke Roman »Echo einer Winternacht« ist in zwei Teile untergliedert. Es beginnt in einer eisigen Winternacht im Jahre 1978. In dem schottischen Universitätsstädtchen St. Andrews machen Alex und seine Freunde auf einem alten keltischen Friedhof eine grausige Entdeckung. Sie finden den blutüberströmten Körper der jungen Rosie.

Zwar lebt sie noch, aber die Hilfe kommt dennoch zu spät. Aber diejenigen, die das Mädchen zu dieser ungewöhnlichen Zeit an diesem ungewöhnlichen Ort gefunden haben, werden von der Polizei auch als Täter verdächtigt. Nicht unbedingt alle gemeinsam, aber möglicherweise ein einzelner von ihnen, der später dann durch das Auffinden von sich ablenken wollte. Die Polizei kann ihnen aber nichts nachweisen. So bleibt es nur bei diesem Verdacht. Das allerdings über viele Jahre hinweg und außerdem scheint dieser Verdacht die Freunde voneinander entfernen.

25 Jahre später, als wegen technischer Entwicklungen die Polizeiarbeit noch weiter vorankommt, werden von der Polizei ungelöste Mordfälle wieder aufgerollt. So auch wird der Mord an dem Mädchen Rosie wieder auf den Schreibtisch gelegt. Außerdem scheint es jemandem zu geben, der seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit hat.

Einer der vier Freunde kommt auf mysteriöse Weise ums Leben, obwohl diese Freunde von damals mittlerweile an unterschiedlichen Plätzen der Welt wohnen und leben. Wird bei dem ersten toten Freund zunächst noch ein Unfall vermutet, so ändert sich dies schnell, als kurz darauf ein zweiter durch einen mysteriösen Unfall ums Leben kommt. Alex will und muss herausfinden, wer es auf die vier Freunde abgesehen hat, denn schließlich möchte er selbst nicht das nächste Opfer sein.

Die schottische Autorin Val McDermid, selbst in dem Städtchen St. Andrews geboren wurde, hat sich spannenden Plot ausgedacht, der jenseits ihrer Helden angenehm unterhaltsam ist. Ganz ungewöhnlich ist das Ende der Romanhandlung im Jahre 1978. Der Leser wird sich zurecht die Frage stellen, wie es denn nun ab hier weitergehen soll. Schnell wird er dann aber merken, dass es im Jahre 2003 fast nahtlos weitergeht mit dem, was 1978 geschehen war.

Noch mehr als in der ersten Hälfte des Romans rücken die vier Freunde in den Fokus der Geschichte. Dabei sind sie Opfer und Ermittler zugleich, oder auch Täter? Lange Zeit darf man den Ermittlungen beiwohnen und sie von allen Seiten betrachten. Belohnt wird der Leser schließlich am Ende mit einem fulminanten Show-down. Ein Überraschungsmoment jagt das nächste.

Obwohl sich für den Leser alles befriedigend auflöst, bleibt doch ein etwas fader Beigeschmack, denn am liebsten möchte man weiterlesen. Es ist einfach zu schade, den Roman aus der Hand zu legen.

P.S.: Übrigens wurde dieser Roman 2023 unter dem Titel „Karen Pirie – Echo einer Mordnacht“ verfilmt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

Veröffentlicht am 06.10.2023

... der kaum etwas an Spannung vermissen lässt.

Schlussblende
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Die in Schottland aufgewachsene und in Manchester lebende Literaturdozentin und langjährigen Journalistin Val McDermid hat 1995 die Bestsellerlisten erklommen und ist seitdem regelmäßig in diesen Listen ...

Die in Schottland aufgewachsene und in Manchester lebende Literaturdozentin und langjährigen Journalistin Val McDermid hat 1995 die Bestsellerlisten erklommen und ist seitdem regelmäßig in diesen Listen anzutreffen. Mit ihren psycholgischen, nervenkitzelerzeugenden Romanen ist die Kriminalautorin international in der ersten Liga angekommen und nicht mehr wegzudenken. Ihr Ermittler ist der Polizeipsychologe Tony Hill, der der Polizei als solcher bzw. auch als pro Profiler beratend zur Seite steht.

Die Polizisten Shaz Bowman gehört zu einer Polizei-Eliteeinheit, die das Verschwinden von 30 Mädchen aufklären soll. Schon bald vermutet Bowman einen berühmten Fernsehstar als Täter. Doch sie wird von ihren Kollegen dazu ausgelacht. Doch den Kollegen soll das Lachen im Halse stecken bleiben. Dann wird der Polizeipsychologe ins Spiel gebracht. Er soll helfen, einen Mordfall aufzuklären. Doch bald erkennt er bestimmte Muster in in der Handlung des Täters und ihm wird klar, dass es sich um einen persönlichen Rachefeldzug gegen ihn handelt. Von da an wird der Roman zu einem Katz- und Mausspiel, bei dem der Leser es schwer hat, zu erkennen, wer der Jäger und wer der Gejagte ist. Mit Raffinesse ermittelt Toni Hill, an seiner Seite Polizisten, die er eigentlich für die Tätigkeit eines Profilers ausbilden soll. Mit ihnen zusammen behandelt er diesen Ernstfall als erste praktische Übung.

Ein packender Kriminalroman aus England, der kaum etwas an Spannung vermissen lässt. Fazit: höchst empfehlenswert.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

Veröffentlicht am 06.10.2023

Faszinierend ist die komplexe Auflösung des Falles

Das barmherzige Fallbeil
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Es ist einige Zeit her, dass ein neuer Kriminalroman um den Pariser Kommissar Adamsberg in Deutschland erschienen ist. Nun ist es soweit. Fred Vargas’ „Das barmherzige Fallbeil“ erschien in Frankreich ...

Es ist einige Zeit her, dass ein neuer Kriminalroman um den Pariser Kommissar Adamsberg in Deutschland erschienen ist. Nun ist es soweit. Fred Vargas’ „Das barmherzige Fallbeil“ erschien in Frankreich in einem neuen Verlag und hat gleichermaßen in Deutschland ein neues Heim gefunden. Für die Freunde von Adamsberg und seinem dienstlichen Partner Danglard hatte das Warten nun ein Ende.

Darum geht es bei diesem neuen Fall: Kommissar Bourlin vom 15. Arrondissement in Paris wird zu einer Leiche gerufen. Doch offensichtlich handelt es sich bei der Toten in der Badewanne um ein Selbsttötungsdelikt. Der zuständige Untersuchungsrichter drängt auf einen schnellen Abschluss der Ermittlungen und das Schließen der Akte. Bourlins Bauchgefühl sagt ihm aber, dass es sich nicht um Selbstmord handelt. Besonders wegen eines ungewöhnlichen Symbols auf dem Waschtisch, ähnlich einem großen „H“, jedoch mit zwei Querstrichen, einem geraden und einem gekrümmten. Bourlin möchte seinen Kollegen Danglard und über diesen Adamsberg von der Kriminalabteilung im 13. Arrondissement, dem Studentenstadtteil Quartier Latin, hinzuziehen. Immer an der Aufklärumng eines Rätsels interessiert sind diese beiden schnell bereit dazu. Mehr durch Zufall gelangen sie auf eine Spur, der sie unbedingt nachgehen wollen. Doch dabei treffen sie auf einen weiteren „Selbstmord“.

Nahezu liebevoll kümmert sich Vargas um die vor Jahren geschaffenen Protagonisten. Auf interessante Weise und in vielen Bildern bringt sie den Lesern die Figuren nahe, sodass es nicht notwendig ist, alle vorhergehenden Vargas-Krimis gelesen haben zu müssen. In knappen Worten beschreibt sie Adamsberg und Danglard in einem Dialog von Bourlin mit einem jungen Kollegen folgendermaßen, was sich in der deutschen Übersetzung dann so liest:
„Wenn wir schon im Dunkeln tappen“, meinte Adamsberg im Fortgehen mit einer laxen Handbewegung, „kann man ja auch mal sagen, was einem so einfällt. Mich erinnert das Ding an eine Guillotine.“

Bourlin sah seinen Kollegen eine Weile an.
„Wundere dich nicht“, sagte er zu seinem Brigadier. „Das ist Adamsberg.“
Als wäre damit alles erklärt.
„Aber dieser Commandant Danglard“, meinte der junge Mann, „was hat der in seinem Schädel, dass er das alles weiß?“
„Weißwein.“


Es sind nicht nur die Spannung und die Beliebtheit von Adamsberg, die den Leser an die Geschichte kleben, sondern auch der leise Humor, vom ersten Satz an festklammert. Die Dialoge, die normaler Gespräche genauso wie Frotzeleien unter Kollegen widergeben, sind fortwährend unterhaltsam. Mit zwei Ausnahmen: Die Gespräche mit dem Präsidenten der Robespierre-Gesellschaft weckten kein besonderes Interesse in mir. An diesen Stellen hatte ich eher das Gefühl, als wolle die Schriftstellerin oberlehrerhaft den Lesern ein Stück der Geschichte Frankreichs vermitteln. Ein Straffen dieser Sequenzen hätte dem Roman gutgetan. Das betrifft auch die Passagen über Island und dessen Mythologie, bei denen sich Vargas genauso zu verzetteln scheint, wie es Adamsberg von dessen Kollegen vorgeworfen wird. Diese Passagen führen bei mir als Vargas-Fan leider zu Punktabzug.
Belohnt wird der Leser schließlich mit der Auflösung der einzelnen Konflickte und Irrwege, beispielsweise die Herkunft von Victor und Amédee oder die Geschehnisse auf der isländischen Insel vor mehreren Jahren. Faszinierend schließlich die komplexe Auflösung des Falles, die Adamsberg seinen Kollegen erläutert. Man kommt als Leser nicht umhin, zuzustimmen, wenn er sagt, dass sie, seine Kollegen, auch alles gewusst haben und nur die richtigen Schlüsse hätten ziehen müssen. Als Leser ging es mir genauso. Ich erinnerte mich an die gelesenen Passagen und fragte mich, warum ich nicht auf die Lösung gekommen bin. Wenn das keine Empfehlung wert ist!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015