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Veröffentlicht am 23.10.2020

Spannung bei jovialen Sprachstil

Fesseltrick
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In diesem neuesten Hartmann-Krimi erzählt der Krimiautor Klaus Stickelbroeck einen der harmlosesten Fälle für Privatdetektiv Christian Hartmann, der seines Zeichen Ex-Profifußballer bei Fortuna Düsseldorf ...

In diesem neuesten Hartmann-Krimi erzählt der Krimiautor Klaus Stickelbroeck einen der harmlosesten Fälle für Privatdetektiv Christian Hartmann, der seines Zeichen Ex-Profifußballer bei Fortuna Düsseldorf war.

Hartmanns zwielichtiger Kumpel Huren-Heinz vermittelt ihm den Auftrag eines Unternehmers, wel der mit eigentlich belanglosen Fotos um einen eigentlich belanglosen Geldbetrag erpresst wird.

Was dem Unternehmer aber gegen den Strich geht, ist die Tatsache, das alles an die Öffentlichkeit gelangen kann. Denn die Fotos wurden bei einer exklusiven und privaten Fesselsession in der BDSM-Szene gemacht. Hier nahmen noch weitere Herren der Gesellschaft teil, die ebenfalls wahrscheinlich erpresst werden.

Bei so vielen Beteiligten bliebe das vor der Presse nicht geheim, so die Befürchtungen des Unternehmers und Auftraggebers. Hartmann soll den Erpresser finden. Doch das wird nicht leicht.

Mit sehr viel Humor und Augenzwinkern hat Klaus stickelbroeck eine Geschichte gebaut, der es nicht an Wendungen und Ereignissen mangelt. Soviel sei verraten: Natürlich bleibt es nicht bei Erpressung.

Beteiligt werden alle alten und neuen Bekannte und Freunde des Privatdetektivs. Neben Huren-Heinz auch Johnny, Angie und Alina. Man muss diese Figuren nicht von vornherein schon kennen. Ihre Charakterisierung in dieser Roman genügt, um sie hier kennenzulernen. Die Leser können »Fesseltrick« also getrost als „Standalone“ lesen.

Der joviale Sprachstil des Autors, der der Handlung und Szenerie sehr entspricht, macht das Lesen zu einem Vergnügen. Erotische Szenen, Actionszenen, Peinlichkeiten und dumme Sprüche wechseln sich ab. Es kann keine Langeweile aufkommen.

Im Gegenteil, man rast durch die Handlung und somit durch die Seiten. Immer mit einer Musik im Kopf. Denn wie auch in den vorherigen Hartmann-Romanen wird jeder Schritt mit einem Soundtrack begleitet, der für ein stimmungsvolles Gefühl beim Lesen sorgt.

Außerdem wurde das Tempo mit zahlreichen Cliffhanger erhöht, die bei jedem Kapitel am Ende ein Fragezeichen stehen lassen.

Bei so viel Spaß und Spannung bleibt mir nichts anderes übrig, als diesen Krimitrick mit einem „ausgezeichnet“ zu empfehlen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

Veröffentlicht am 22.10.2020

Laura Lippman schickt ihre Protagonistin Tess Monaghan auf Jobsuche

Der Geliebte der Verlobten
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Diese Geschichte von Laura Lippman ist wieder ein Roman mit der Privatdetektiven Tess Monaghan. Dabei ist dies der erste Roman mit dieser Ermittlerfigur, denn zu Beginn ist sie mehr oder weniger auf Jobsuche, ...

Diese Geschichte von Laura Lippman ist wieder ein Roman mit der Privatdetektiven Tess Monaghan. Dabei ist dies der erste Roman mit dieser Ermittlerfigur, denn zu Beginn ist sie mehr oder weniger auf Jobsuche, weil sie als Journalistin in Baltimore ihren Job verloren hat.

Es ist zunächst ein ziemlich einfacher Auftrag. Ihr Freund und Ruderkollege bittet sie darum, seine Verlobte zu beschatten. Die Verlobte kommt ihm verdächtig vor und entzieht sich ihm immer mal wieder für ein paar Stunden. Da der Ruderer weiß, das Tess einen Job sucht, Geld benötigt und auch als Journalistin zu recherchieren gelernt hat, will er Tess mit diesem Auftrag auch einen Gefallen tun. Doch als Tess feststellt, dass die Verlobte sich während ihrer Mittagspausen in der Kanzlei als Ladendiebin betätigt, bekommt das ganze eine Wendung.

Laura Lippmann hat einen ganz besonderen Stil und gehört zu einer Reihe moderner Autorinnen in den USA, die fast schon ein neues Genre des Kriminalromans etablieren. Hierzu zähle ich beispielsweise Alafair Burke oder auch Angie Kim. Das Vorspiel zum Kriminalfall ist sehr lang, der Roman erweckt zunächst den Eindruck eines normalen Gegenwartsroman. Die Leser erfahren sehr viel über das Umfeld der Figuren und besonders das der Protagonisten.

Lippman mach das mit einer frechen Schnauze. Ihre Protagonisten hat einen überaus eigenen Willen und lässt sich nicht viel reinreden. Trotzig macht sie mit Mitte Zwanzig gerade das, was sie nicht machen sollte. Dabei gibt es immer wieder Leute, die ihr Ratschläge geben oder je nach dem Verhältnis auch Anweisungen. Aber Tess kann nicht anders als das zu ignorieren. Wie heißt es so schön: Jedes Kind muss sich selbst die Hand verbrühen.

Es macht Spaß, diesen dieser rotznäsigen Ermittlerin zu folgen. Nach dem großen Anlauf werden die Verstrickungen immer enger gezwirbelt und verdreht. Als Leser spekuliert man stets den Tätern hinterher, um schließlich doch festzustellen, das man komplett falsch lag.

Diese Roman empfehle ich genauso gerne wie »Die Frau im grünen Regenmantel«

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Zwei Menschen im Nordatlantik

Caribou
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Kevin Major hat mit »Caribou« einige reale Vorfälle aus dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen und daraus einen Roman gemacht. Es geht um die U-Boot-Schlachten im Nordatlantik vor der kanadischen Küste.

Der ...

Kevin Major hat mit »Caribou« einige reale Vorfälle aus dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen und daraus einen Roman gemacht. Es geht um die U-Boot-Schlachten im Nordatlantik vor der kanadischen Küste.

Der Roman handelt den von zwei Protagonisten der damaligen Zeit. Einer von ihnen ist John Gilbert, den der Leser als Steward auf der Fähre Caribou kennenlernt. 1942 befördert die Caribou auch Soldaten. Der zweite Protagonist ist der deutsche U-Boot Kommandant Ulrich Gräf.

Die Schicksale beider Personen sind untrennbar miteinander verbunden, obwohl sie sich nie begegnet waren. Ihre Leben werden in den beiden Strängen konsequent getrennt und dabei ausführlich geschildert. Es gibt keinen Guten und keinen Bösen im Charakter dieser Protagonisten. Dennoch ist es gesellschaftlich historisch klar, das Gräf sowas wie ein Bösewicht ist. Kevin Major geht aber tiefer und versucht die Denkweise und das Verhalten des U-Boot-Kommandanten zu erklären.

Die beiden Stränge werden stilistisch durch eine andere Erzählperspektive getrennt. Während der Deutsche alles aus seiner eigenen Perspektive schildert, erlebt der Leser das Geschehen um den Kanadier aus der Sicht einer dritten Person.

Der Autor hat hervorragende Recherchearbeit geleistet und bringt überaus viele Informationen ein, die in Dokumenten und Protokollen existieren. Er versucht ein Bild der damaligen Situation zu geben, welches sich nicht einfach in Schwarz und Weiß einordnen lässt. Er zeigt sehrviele Grautöne auf. Doch bei all der Information, die transportiert wird, hat mir eine konkrete Handlung zunächst gefehlt. Besonders im ersten Teil wirkt das Buch wie ein Sachbuch. Spannend und interessant ist es auf jeden Fall, aber es sind kaum Dialoge zwischen all den Figuren enthalten. Diese wirken hier lediglich wie schmückendes Beiwerk. Zwischenmenschliche Beziehungen und Konflikte werden nur angerissen. Obwohl das Verhältnis des Kandiers John zum Texaner Hank viel mehr Potential hätte.

Im zweiten Teil ändert sich dies. Die Leser erfahren viel mehr über die Herkunft der beiden Männer, sie lernen deren Familien kennen. Und auch die Wege zu einer Partnerschaft werden entwickelt, trotz des Krieges. In dieser zweiten Hälfte kommen wesentlich mehr Dialoge zum Einsatz, es menschelt mehr. Als Leser beginnt man, mit dem Protagonisten zu empfinden.

Sehr spannende Elemente sind im gesamten Roman enthalten. Zum Beispiel, wenn es um den Abschuss von Torpedos geht, der nicht nur nüchtern berichtet wird, sondern dramaturgisch fesselnd ist.

Da das Geschehen auf realen Ereignissen basiert, haben mir die Fotos im Anhang sehr gut gefallen. Sowohl von den Schiffen als auch den Personen kann man einen guten Eindruck gewinnen. Und wer sich noch nie mit dem U-Boot-Krieg im Zweiten Weltkrieg beschäftigt hat, bekommt mit diesem Buch einen sehr guten Einstieg, der über das Niveau eines Sachbuchs liegt.

Deshalb empfehle ich diesen Roman, der keineswegs nullachtfünfzehn ist, sondern einen besonderen Blick in das Leben zweier Menschen gewährt.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Die Entstehung des Ortes Kingsbridge – wie alles begann

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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Dies ist zwar der vierte Band aus der Kingsbridge-Reihe um das Wirken der Steinmetze beim Bau von Kathedralen, aber es ist der Teil, der vor den anderen drei Bänden spielt. Seine Handlung beginnt im Jahre ...

Dies ist zwar der vierte Band aus der Kingsbridge-Reihe um das Wirken der Steinmetze beim Bau von Kathedralen, aber es ist der Teil, der vor den anderen drei Bänden spielt. Seine Handlung beginnt im Jahre 997. Es ist die Vorgeschichte zur Entstehung von Kingsbridge.

Der Bootsbauer Edgar wartet am Ufer auf seine Freundin, da entdeckt er am Horizont die Drachenboote der Wikinger. Sie gelten bereits als Schrecken, weil sie nur Tod und Verderben bringen. Edgar versucht, die Leute von Combe zu warnen, aber er kommt zu spät, denn der Tod ist über die Stadt gezogen, die Feuer haben fast alles vernichtet. Auch die Werft von Edgars Familie ist den Flammen zum Opfer gefallen, genauso wie Erdgas Freundin den Wikingern nicht entkommen war. Lediglich Edgar und der Brüder konnten den wilden Horden entkommen.

Edgar lernt neue Menschen kennen und seine Kenntnisse beim Bootsbau ermöglicent ihm auch das Bauen von Häusern. Er hat ein Talent für derlei Handwerk, für Linien, Strukturen und Maße. Die wichtigsten Menschen, welche er trifft, sind die normannische Grafentochter Ragnar, der Bischof Winston und der Mönch Aldred. Die Schicksale dieser vier Menschen sind unmittelbar in dieser Zeit miteinander verbunden. Gemeinsam mit Ihnen wandelt sich das England der Angelsachsen von der dunklen Zeit des Mittelalters ins englische Mittelalter. Aus einem kleinen Weiler, noch weniger als ein Dorf, wird der bedeutende Ort Kingsbridge, welchen die Leser und Hörer bereits aus den ersten drei Büchern (siehe unten) kennen.

Ich habe das Hörbuch gehört. Es ist zwar leicht gekürzt im Vergleich zum gedruckten Buch, aber es bietet dennoch fulminante Unterhaltung für viele, viele Stunden. Das Arrangement des Hörbuchs ist dem Genre eines historischen Romans angemessen. Der Erzähler Tobias Kluckert hat eine tiefe, sonore Stimme, welche dem Tempo der Handlung folgt. Ihm zuzuhören wird nie langweilig oder ermüdend.

Besonders gut gefallen haben mir die orchestralen Einschübe. Kleine Verschnaufpausen von der Handlung, eingeleitet von Orgelklängen, die denen einer Kathedrale entstammen könnten. Dann geht dieses Musikstück in ein voluminöses Orchesterstück über. Als Hörer bereitet man sich auf den großen neuen Abschnitt vor.

Die Geschichte selbst gibt ein Bild der Zeitgeschichte wieder. Das gelingt Ken Follett mit Spannung, Handlung und Information umzusetzen. Die verschiedenen Stränge in sich halten die Spannung und schreiten in Höhen und Tiefen mit stetigen Wendungen voran. Kämpfe, Streitigkeiten, romantische Abenteuer, Intrigen, Gemeinheiten, Mut und Aufrichtigkeit – kaum etwas fehlt.

Ich gebe ohne Probleme eine sehr gute Empfehlung. Mir haben sowohl die Geschichte als auch das Hörbuch sehr gut gefallen, weil ich beides stimmig finde. Jeder Liebhaber von großen historischen Werken sollte sich den Hörgenuss nicht entgehen lassen., selbst wenn er den Roman bereits gelesen hat.

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Posthum veröffentlicht: »Begegnung in der Nacht«

Begegnung in der Nacht
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Dieser Roman stammt aus dem Nachlass der Schriftstellerin, die 2015 verstorben war. Er wurde jetzt posthum mal veröffentlicht. Wie in einem Märchen tauchten vergilbte, mit Schreibmaschine eng beschriebene ...

Dieser Roman stammt aus dem Nachlass der Schriftstellerin, die 2015 verstorben war. Er wurde jetzt posthum mal veröffentlicht. Wie in einem Märchen tauchten vergilbte, mit Schreibmaschine eng beschriebene Seiten auf, von denen keiner wusste, das es ein bislang noch nie veröffentlichter Roman war. Noch dazu ein Kriminalroman, mit dem Utta Danella ein Ausflug in ein anderes Genre machte.

Es sind die 1930 er Jahre in Shanghai. Der deutsche Frank Bender, der sieben Jahre in Shanghai lebte, ist geschäftlich wie auch privat am Boden. Der Erfolg, mit dem er sein Unternehmen als Bauingenieur groß gemacht hatte, war versiegt. Seine Ehe war in die Brüche gegangen. Er bekommt einen Job als Verwalter auf einer Plantage auf einer abgelegenen Insel. Auf dem Weg zur Plantage hat Bender eine Panne mit dem Auto und muss in einem abgelegenen Gasthof verweilen.

Doch er nicht der einzige, der zwangsweise hier stecken bleibt. Eine geheimnisvolle Frau namens Miriam muss ebenfalls hier absteigen. Frank fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Sie verbringen wie in einem Rausch die Nacht miteinander. Am nächsten Morgen ist Miriam verschwunden. Auf der Plantage erfährt Bender, das sein neuer Arbeitgeber in der Nacht bzw. am Abend zuvor umgebracht worden war.

Ich verstehe nicht, warum Utta Danella immer als Königin der Liebesromane tituliert wird. Es mag an den Verfilmungen im Fernsehen liegen, natürlich hat sie auch solche Romane geschrieben. Die Romane aber, die ich vor Jahren von ihr gelesen hatte, waren keine reinen Liebesromane. Oft ging es um das Überleben von Menschen und Familien in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Es waren Familiendramen.

Beim vorliegenden Roman ist es nun wieder kein reiner Liebesroman. Er beginnt zwar mit einem amourösen Abenteuer, entwickelt sich aber zu einem Krimi. Dies mag ihr erster Kriminalroman gwesen sein, später weisen auch andere Romane kriminelle Spuren auf.

Schon auf den ersten Seiten wurde ich beim Lesen in eine ganz besondere Stimmung versetzt. Die Dreißigerjahre im exotischen Shanghai schufen für mich eine Atmosphäre, in der ich gerne noch länger verweilt hätte. Eine geheimnisvolle Lady, Urwald und Dschungel, tropische Hitze, Autopanne, ein einsamer Gasthof, der von einem Franzosen gefühlt wird, Figuren unterschiedlichster Nationalitäten. Das erzeugte ein Gefühl von „Jenseits von Afrika“ oder „Indiana Jones".

Ich habe mich sehr heimelig in dieser exotischen Welt gefühlt. Zurücklehnen im Sessel und großes Kino genießen!.Herrlich!

Die Spannung kommt natürlich nicht zu kurz. Sowohl der Handlungsstrang um Bender und die geheimnisvolle Frau als auch der um die Ermittlungen im Mordfall lassen den Leser kleben. In beiden Fällen möchte man unbedingt wissen wie die Geschichte ausgeht bzw wer der Täter ist.

Die Figuren sind allesamt sehr angemessen. Wie in den Tropen üblich, stelle ich mir die Männer in weißen Anzügen und mit einem Tropenhut vor. Die weißen Anzüge werden genannt, der Hut wohl nicht. Dennoch existiert er in meiner Fantasie beim Lesen. Besonders der Inspektor hat es mir angetan. Er ist der typische Columbo. Lässt nicht hinter seine Fassade blicken, gibt sich einfältig. Dabei hat er es aber faustdick hinter den Ohren.

Ich dann schließlich ein spannender Showdown, in der der Ball nach wie vor von einem Verdächtigen zum anderen springt.

»Begegnung in der Nacht« empfehle ich sehr gerne, weil er mir viele schöne Stunden in einer vergangenen und exotischen Welt bereitet hat.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

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