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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2020

650 Seiten Spannung pur

Das Opfer
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In diesem Psychothriller geht es um die Liebe, die zu einem Albtraum wird. Es ist eine Liebe der extremsten Art. Die attraktive und nette Studentin Ashley hat eines Tages einen Fehler gemacht, der zunächst ...

In diesem Psychothriller geht es um die Liebe, die zu einem Albtraum wird. Es ist eine Liebe der extremsten Art. Die attraktive und nette Studentin Ashley hat eines Tages einen Fehler gemacht, der zunächst als solches nicht erkennbar ist. Auf einer Party hat sie Michael O’Connell kennen gelernt. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, ist, dass Michael ein Computerfreak und ein Hacker ist. Auf der Party kommt es zu einem One-Night-Stand. Das hätte Ashley lieber nicht zulassen sollen. Doch Ashley denkt sich nichts dabei, und für sie soll Michael auch nur ein nettes Erlebnis auf einer Party bleiben. Doch für Michael scheint es mehr zu sein. Er kann nicht nachlassen, Ashley anzurufen und ihr seine Liebe zu gestehen. Ashley wird dieser Typ lästig, doch so sehr beunruhigt ist sie nicht. Zunächst. Bei weiterer Gelegenheit lernt sie einen anderen netten Jungen kennen, mit dem Sie sich gerne erneut treffen würde. Es bleibt jedoch bei der Vereinbarung, in Kontakt zu bleiben. Doch Ashley wartet lange auf dessen nächsten Anruf. Zu lange. Dabei hatte er gar nicht den Eindruck gemacht, als würde die Begegnung mit ihr für ihn auch nur eine einmalige Angelegenheit sein. Doch, was Ashley nicht weiß, ist, dass dieser Junge nach dem ersten Treffen mit ihr so zusammengeprügelt wurde, dass er sein weiteres Leben nur noch in einem Rollstuhl verbringen kann. Während er zunächst viele Wochen in einer Klinik verbringt und gar keine Gelegenheit hat, sich mit Ashley in Verbindung zu setzen, so hat er anschließend jede Hoffnung aufgegeben, Ashley jemals als Krüppel wiederzusehen. Während Ashley weiterhin versucht, ihren lästigen Michael loszuwerden, geschehen merkwürdige Dinge an ihrer Uni und in dem Museum, in welchem sie jobbt. Sie wird von der Uni geworfen und verliert ihren Job. Völlig verständnislos muss sie diese Tatsachen hinnehmen. Diese Merkwürdigkeiten ziehen ihre Eltern auf dem Plan. Ashley hat im Prinzip drei Elternteile: ihren Vater und die von ihm getrennt lebende Mutter, sowie die lesbische Lebensgefährtin der Mutter. Ashley ist mit diesen dreien zusammen aufgewachsen und obwohl der Vater und die Lebensgefährtin der Mutter nicht gut miteinander können, raufen sich diese drei zusammen, um Ashley zu helfen.

Es beginnt ein perfides Katz- und Mausspiel, den der Psychopath Michael ins Leben gerufen hat. Das, was er als Liebe bezeichnet, ist nichts anderes als Macht ausüben und Besitz ergreifen wollen über Ashley. Er denkt sich immer wieder neue Scheußlichkeiten aus, um Ashley und ihre Helfer in die Schranken zu weisen. Aber er schreckt auch nicht vor Brutalität zurück.

Katzenbach hat diesen spannenden Psychothriller in eine besondere Erzählform gebracht. Die Handlung wird begleitet von den Recherchen des Autors. In jedem Kapitel befindet sich eine zweite Ebene des Erzählens. Am Ende stehen immer weniger Seiten manchmal auch nur eine halbe Seite, in welcher der Leser die Recherchen des Autors verfolgen kann. Während dieser Recherchen interviewt der Autor Zeugen und Angehörige des Dramas. Diese Abschnitte sind zwar optisch kenntlich gemacht, aber gerade zu Beginn hat der Leser Schwierigkeiten, diesen verwirrenden Strang in die Handlung einzubringen. Erst nach 3-5 Kapiteln kann man sich damit anfreunden und erkennt immer wieder die gleichlaufenden Passagen von der Recherche des Autors und der tatsächlichen Handlung. Die größten Teile des Buches verfolgt der Leser mit Spannung, wie Michael, der Psychopath, äußerst clever und präzise sein Opfer und deren Angehörige jagt. Es wird schnell klar, dass ihm die Opfer nicht viel entgegen setzen können. Erst als die Arroganz des Täters zunimmt, scheint sich das Blatt zu wenden.

650 Seiten Spannung pur und dank schlafloser Nächte rasant schnell durchgelesen. Volle Punktzahl!



© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 16.08.2020

angenehm zu lesender und spannender historischer Roman

Sehet die Sünder
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Sehr flüssig zu lesender, historischer Roman. Er spielt im Nordwesten Frankreichs, in der Bretagne, im Jahre des Herrn 1440. In dem kleinen Dorf Saint Mourelles verschwinden Menschen. Zunächst wird den ...

Sehr flüssig zu lesender, historischer Roman. Er spielt im Nordwesten Frankreichs, in der Bretagne, im Jahre des Herrn 1440. In dem kleinen Dorf Saint Mourelles verschwinden Menschen. Zunächst wird den Einwohnern nicht klar, ob diese Menschen getötet oder ob sie einfach nur verschwunden sind. Misstrauen gegenüber den Nachbarn und Angst schleichen sich unter die Bewohner des Dorfes, die zuvor eine unverbrüchliche Dorfgemeinschaft bildeten. Es wird von Gottesstrafe gesprochen, es wird eine Heimsuchung des Teufels vermutet oder es wird angenommen, dass es vielleicht doch das Werk eines Wahnsinnigen ist. Protagonisten dieses Romans, wenn man sie als solche bezeichnen möchte, sind Catheline, die Haushälterin des Dorfpfarrers, und der junge Bauer Mathis, der vor kurzem erst ein Krüppel geworden ist, weil er dem Lehnsherren das Leben gerettet hatte. Beide versuchen auf ihre Art Licht in das Dunkel der verschwundenen Menschen zu bringen. Jeder von ihnen hat eine eigene Theorie, die er zu beweisen versucht. Während für Catheline die Spuren ganz eindeutig zum nahe gelegenen Schloss und dessen Herrn führen, versucht Mathis loyal gegenüber dem Baron zu sein, dem er vor kurzem das Leben gerettet hat, und der ihm deshalb in besonderer Weise verbunden ist.
Eine grundlegende Spannung des Romans basiert also auf einer kriminellen Geschichte. Der Leser wird stets bemüht sein, mit dem Protagonisten zu ermitteln und zu rätseln, um zu erfahren, wer hinter den Morden steckt, wie sich herausgestellt hat. Eine weitere Spannung bezieht der Roman aus der Liebesgeschichte zwischen Catheline und Mathis. Mathis weist Catheline ab, weil er nicht möchte, dass sie sich mit einem Krüppel abgibt. Neben den Spannungsbögen hat das Buch einen angenehmen Schreibstil, der sehr gut zu lesen ist. Die historischen Hintergründe und Abenteuer machen Spaß zu lesen.
Winterberg hat außerdem sehr viel Wert darauf gelegt, dass sich der Leser in diesem Roman nicht so verloren vorkommt. So gibt es zu Beginn eine detaillierte Personenübersicht über die Figuren in den einzelnen Abschnitten, zum Ende des Romans gibt es darüber hinaus ein Glossar, in welchem die ausgefallenen Begriffe und auch einige real existierende Figuren beschrieben wurden. In weiteren Notizen beleuchtet die Autorin den geschichtlichen Hintergrund sowohl des Landstrichs der Bretagne als auch konkret den Hintergrund des Inquisitionsprozesses, den es in ähnlicher Weise in der Vergangenheit tatsächlich so gegeben hat.
Ein angenehm zu lesender und spannender historischer Roman mit allem Drum und Dran, was ein solcher Roman bieten sollte. Von meiner Seite gibt es dafür fünf von fünf Punkten.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 16.08.2020

sehr einfühlsames, keineswegs trauriges Buch

Abschied für Anfänger
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Abschied für Anfänger ist ein stiller Roman mit Potenzial zu Gewaltigem. Die aus Minnesota stammende Schriftstellerin hatte 1989 für ihren Roman Atemübungen bereits den Pulitzerpreis erhalten. Man kann ...

Abschied für Anfänger ist ein stiller Roman mit Potenzial zu Gewaltigem. Die aus Minnesota stammende Schriftstellerin hatte 1989 für ihren Roman Atemübungen bereits den Pulitzerpreis erhalten. Man kann also davon ausgehen, dass sie mächtig etwas vom Schreiben versteht.

Bereits der Titel dieses neuen Buches deutet an, dass es in der Geschichte um Abschied geht. Und Abschied hat immer etwas mit Trauer zu tun. Der Titel deutet noch etwas anderes an. Das "für Anfänger" scheint einer Artikelreihe eines Ratgeberverlages zu entstammen. Damit wurde der Nagel auf den Kopf getroffen. Im Buch werden viele weitere solcher Buchtitel genannt, beispielsweise "Weinratgeber für Anfänger", "Hundetraining für Anfänger" oder "Schwangerschaft für Anfänger". Das kommt daher, weil der Protagonist und seine Schwester den Druckkostenzuschussverlag ihres Vaters nach dessen Tod weiterführen.

Aaron Woolcott, der Ich-Erzähler dieser Geschichte, ist der Lektor der Anfänger-Reihe im Verlag. Aaron erzählt in amüsanter Weise den Lesern die Geschichte seiner Ehe. Grund hierfür ist der Unfalltod seiner Frau Dorothy. Sie wurde im eigenen Haus von einem umgestürzten Baum erschlagen. Aaron ist Mitte 30 und bereits Witwer. Nur schwer wird er damit fertig. Da nützen auch die Hilfen und Ratschläge vieler Menschen um ihn herum nichts. Kaum einer scheint bis zu ihm durchzudringen. Dies alles und wie er die robuste Ärztin Dorothy, die ihre Tasche immer diebstahlsicher über Schulter und Brust hängen hatte, kennen gelernt und geheiratet hat, erzählt Aaron. Und er erzählt, dass Dorothy nach ihrem Tod zurückgekehrt ist. Keiner seiner Angehörigen, Nachbarn und Kollegen hat sie gesehen, außer er selbst. Dabei ist er sich aber auch nicht sicher, doch wie sonst hätte er sich mit Dorothy nach deren Tod unterhalten sollen? Dem Protagonisten fällt der Abschied von seiner Frau sichtlich schwer.

Nun könnte man denken, es müsste sich bei diesem Thema um einen depressiven Roman handeln. Dem ist allerdings ganz und gar nicht so. Aaron, der körperlich leicht behindert ist und etwas stottert, scheint sich über alle Hilfsbereitschaft der Menschen um ihn herum zu amüsieren. Es hängt ihm zum Halse raus, wie sie ihn, den frischen Witwer, bemuttern. Er will davon nichts wissen, sie aber auch nicht vor den Kopf stoßen. Während sie ihm also gut gemeint eine gekochte Mahlzeit nach der anderen bringen, kippt er sie quasi hinter ihren Rücken gleich in den Müll.

Anne Tyler, und mit ihr die Übersetzerin Christine Frick-Gerke haben eine äußerst anregende Sprache für den Ich-Erzähler Aaron Woolcott gefunden. Leiser Humor schwingt ständig mit, aber je weiter man sich dem Schluss nähert, umso großartiger wird dieser Humor, der so manches Mal zum lauten Lachen führt. Beinahe zum Running Gag mutiert das Wort "auftauchen", denn sobald Dorothy die Bühne der Handlung betritt, taucht sie in der Handlung auf. Doch nicht genug, dass die Geschichte von einem stillen See zu einem tosenden Meer wird, präsentiert sie ein überraschendes Ende, welches den Leser zufrieden zurücksinken lässt, wenn er das Buch zu klappt.

Zum Abschluss einen winzigen Ausschnitt, in welchem Aaron erkennt, dass Dorothy nach ihrem Tod vielleicht noch viel öfter nach ihm gesucht hat.

„Ich wartete. Und wartete.

Tagelang blieb ich im Ausnahmezustand und wartete darauf, dass sie wieder kam.

Da Sie in unserer Straße aufgetaucht war, glaubte ich, sie würde dort am ehesten wieder auftauchen. Tatsächlich hätte ich mich dafür ohrfeigen können, nicht schon früher dorthin gegangen zu sein. War sie in all den Monaten auf der Rumor Road herumgeirrt und hatte sich gefragt, wo ich sei? Es war kaum zu ertragen, wenn ich in all die verpassten Gelegenheiten dachte.“

Ein sehr einfühlsames, keineswegs trauriges Buch von der Verabschiedung eines nahen Menschen. Die Traurigkeit kann man eigentlich schon vergessen, wenn man an der Ratgebertitel dieses Buches denkt.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 16.08.2020

Drei von fünf Punkten für die schnelle Lektüre.

Die Kunst der letzten Stunde
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Wer einen Eifelkrimi sucht, der ist bei diesem Roman genau richtig. Das Ermittlerpaar des nicht unähnlich wirkenden Autorenpaares Wirtz ist ebenfalls ein Autorenpaar mit den Namen Malu und Markus Poschen. ...

Wer einen Eifelkrimi sucht, der ist bei diesem Roman genau richtig. Das Ermittlerpaar des nicht unähnlich wirkenden Autorenpaares Wirtz ist ebenfalls ein Autorenpaar mit den Namen Malu und Markus Poschen. Während Malu über Gott und die Welt labert, am meisten dabei über ihren Mann quasselt, ist Markus auf einer Nordic Walkingtour durch die nahe Eifellandschaft. Dabei stolpert er buchstäblich über den schwer verletzten Lokalpolitiker Jean-Marie Caspers. Seines Zeichens ein Kasper, wie alle Politiker. Caspers ist zuvor in einer Szene des Buches von einem Modellflugzeug attackiert worden. Während er noch nach dem merkwürdigen Summen Ausschau hält, hat ihn der Flieger bereits ins Visier genommen. Die Ermittlungen führen an das Gymnasium. Vermutet wird zunächst, dass die Gegner des neuen Schulprojektes, für das sich Caspers einsetzt, ihn mit seltsamen Methoden attackieren. Doch wie so oft in allen Krimis, verlaufen die diversen Ermittlungen irgendwie im Nirwana und fördern kaum handfeste Ergebnisse zu Tage. So ergeht es auch dem Ermittlerpaar Poschen, bis dann das Unerwartete eintritt. Ein Buch mit ganz viel Eifel drin, ja, aber auch ein Buch mit wenig Krimi. Ein Buch mit ganz viel Humor für Leute, die sich darin wiedererkennen. So mancher Name lässt auf reale Größen der Schriftstellerszene Deutschlands schließen. Das Geschwafel von Malu Poschen, welches meist nichts mit den Ermittlungen und dem Kriminalfall zu tun hat, regt zum Schmunzeln an, aber kann vom Krimiliebhaber durchaus überblättert werden. Für die verbissene Ermittlungsarbeit ist Markus Poschen zuständig, und der kniet sich sehr zum Ärger seiner Frau tief in die Ermittlungsarbeit hinein. Manchmal fängt zwar auch er zu schwätzen an, aber dann hat es wenigstens mit dem Fall zu tun. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Zunächst aus der Sicht Malu Poschens, dann aus der Sicht ihres Ehemann Markus Poschen, und schließlich aus der Sicht des unbekannten dritten Erzählers. Da die Abschnitte des Ermittlerehepaars beide in der Ich-Form geschrieben sind, kommt es trotz des Hinweises in Form einer Überschrift leicht zu Verwirrungen und Irritationen. Für den Leser ist es gewöhnungsbedürftig, dass zwei verschiedene Personen in der Ich-Form und mit gleicher Sprache und Stil erzählen. Es wurde bewusst der Plauderton gewählt, schließlich soll es hier um bodenständige Eifelaner gehen. Wortkombinationen wie „ja nun natürlich auch“ muss der Leser in nahezu jedem Satz hinnehmen. Das kann nervig sein. Wesentlich eleganter lesen sich die Abschnitte des dritten Erzählers aus dem Off. Alles in allem ein lesbares Buch. Der Liebhaber von Rätselkrimis kommt auf seine Kosten, aber er wird eben lange Strecken mehr mit Süßholzraspeln abgelenkt als mit spannender Parallelhandlung. Drei von fünf Punkten für die schnelle Lektüre.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 16.08.2020

Spott und Witzeleien

Herzblut
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Da ist mir neulich doch glattweg der neue Krimi von Klüpfel und Kobr auf den Schreibtisch geflattert. Ich muss zugeben, bisher hatte ich mich geziert, einen Roman von diesen Krimi-Duo zu lesen. Irgendwie ...

Da ist mir neulich doch glattweg der neue Krimi von Klüpfel und Kobr auf den Schreibtisch geflattert. Ich muss zugeben, bisher hatte ich mich geziert, einen Roman von diesen Krimi-Duo zu lesen. Irgendwie hatte ich nie Bock auf bayerische Krimis. Doch man lernt nie aus. Gerne lasse ich mich zu einem guten Krimi überreden. Gerne lasse ich mich überhaupt auf einen neuen Roman ein. Das Genre ist mir dabei völlig egal, Hauptsache, es verbirgt sich eine interessante und unterhaltsame Geschichte dahinter. So ist es bei Kluftingers neuem Fall.

Kluftinger wird von einem Stechen am Herzen bzw. in der Brust geplagt. Nebenbei wird ein Taxifahrer ermordet. Der Mord an dem Taxifahrer scheint sehr schnell geklärt. Es gibt ein Geständnis. Noch während der Pressekonferenz zu der schnellen Aufklärung bekommt Kluftinger einen Anruf auf sein Handy. Zum Entsetzen aller Leute nimmt Kluftinger diesen Anruf entgegen. Peinlich genug für ihn, dass er sein Handy nicht auf Lautlos oder Vibrieren gestellt hatte. Doch nach der Pressekonferenz wird er den Gedanken nicht los, dass er während dieses Anrufes Hörerzeuge eines Mordes geworden ist. Seine Kollegen haben nichts als hämische Witze dafür übrig. Deshalb ermittelt Kluftinger zunächst auf eigene Faust und findet am vermeintlichen Tatort jede Menge Blut. Leider aber keine Leiche. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und gleich auf mehrere Mordfälle werden Kluftinger und seine Kollegen aufmerksam. Doch zunächst können Sie keine Zusammenhänge zwischen all diesen Morden herstellen. Neben dem Stress bei den Ermittlungen hat Kluftinger nach wie vor den privaten Stress aufgrund der Schmerzen in seiner Brust. Der Klufti sieht sich dem eigenen Sarg schon nahe. Selbst ein Testament schreibt er.

Der Stil der Autoren ist unterhaltsam und flüssig zu lesen. Auf tiefen bayerischen Dialekt wird weitgehend verzichtet. Dennoch sind leichte Anklänge des bayerischen immer wieder zu lesen und sollten auch für den Norddeutschen keine Probleme bereiten. Insgesamt lässt sich die Geschichte in drei große Teile untergliedern. Während des ersten Teils, der vielleicht bis zur Hälfte des Buches geht, spielen die Kriminalfälle gar keine so wesentliche Rolle. Doch dann nimmt deren Volumen ab der Hälfte des Romans wesentlich mehr Raum ein. In der ersten Hälfte ist der Kluftinger sehr viel mit seinem Herzen, seiner Familie und den Kollegen beschäftigt. Der erste Fall wird sehr schnell gelöst. Die anderen Fälle, da ziehen sich die Ermittlungen einfach hin. In diesem Teil lernt man als Leser den Kluftinger und sein privates wie auch dienstliches Umfeld umfassend kennen. Das bringt einen wesentlichen Vorteil, da es sich bei diesem Roman nicht um den ersten Kluftinger-Roman handelt. Als Leser muss man aber nicht bis an die Anfänge des Autorenduos zurück, sondern kann tatsächlich mit diesem Roman einsteigen, und findet sich dennoch sofort in der Szenerie zurecht und ist mit allen Figuren in der Handlung vertraut. Im zweiten Teil, der sich dann hauptsächlich um die Ermittlungen dreht, geht es spannend von einer Überraschung zur nächsten. Die Autoren scheinen jetzt die Familie von Kluftinger vergessen zu haben. Es dreht sich alles um die Ermittlungsarbeit. Einen dritten Teil gibt es dann etwa 40-50 Seiten vor dem Schluss. Dieser dritte Teil ist ein ägyptischer reicher Show-down. So viel Action hätte man dem gemütlichen Kluftinger gar nicht zugetraut. Eines haben alle von mir vorgenommenen Unterteilungen bzw. Teile gemeinsam: Sie stecken voller humorvoll. Der Spott und die Witzeleien kommen auch während der hektischen und harten Ermittlungen nicht zu kurz. Ich vergebe fünf Punkte, weil mir dieser Roman sehr viel Spaß und Unterhaltung geboten hat.



© Detlef Knut, Düsseldorf 2013