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Veröffentlicht am 29.04.2020

von einm hochkarätigen Krimiautor

Schwarzer Schwan
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Gerne wird der Kriminalschriftsteller Horst Eckert von den Medien in und um Düsseldorf als regionaler Autor oder Autor von Düsseldorf-Krimis tituliert. Doch solch eine Bezeichnung wird ihm nicht gerecht. ...

Gerne wird der Kriminalschriftsteller Horst Eckert von den Medien in und um Düsseldorf als regionaler Autor oder Autor von Düsseldorf-Krimis tituliert. Doch solch eine Bezeichnung wird ihm nicht gerecht. Tatsache ist, dass ein Krimi nun mal irgendwo spielen muss. Bei Donna Leon ist es Venedig, bei Henning Mankell Ystad und bei Horst Eckert ist es (zumeist) Düsseldorf. Das heißt noch lange nicht, dass es sich um einen Regionalkrimi handelt, wie er langläufig definiert wird. Selbst, wenn ein Düsseldorfer Oberbürgermeister eine wichtige Rolle darin spielt („Königsallee“). Eckert beweist erneut in dem soeben erschienenen Krimi „Schwarzer Schwan“, dass es sich um einen hochbrisanten, alarmierend aktuellen Politthriller handelt, der überall in Deutschland spielen könnte. Vor dem Hintergrund des Bankencrashes im Jahre 2008, der sich in Wirklichkeit als Gelddruckmaschine für die Banken herausstellte, über den Atomausstieg der jetzigen Bundesregierung bis hin zur Griechenlandpleite wird in einem Mordfall und einem Entführungsfall ermittelt. Dass es sich um zwei voneinander losgelöste Fälle handelt, mag der Leser bald nicht mehr wahr haben. Dass die beiden Verbrechen ein beinahe banales Motiv haben, ebenso wenig. Schnell wird klar, dass die Motivlage in einem Gewirr aus Bankern, Wirtschaftsbossen, Lobbyisten und Politikern verborgen liegt. Selbst die Bundeskanzlerin bekommt eine Rolle in diesem Stück. In vielen parallelen Handlungen, die in Düsseldorf genauso wie in Berlin spielen, taucht der Leser in das schwer durchschaubare Geflecht ein.Die Bankerin Hanna, deren Millionendeal auf höchster Vorstandsebene zum Schaden der eigenen Bank gekippt wird, zweifelt am Sinn des Lebens und erkennt nicht, dass sie nur wie ein kleiner Hamster in einem Rädchen strampelt. Erst als der Polizist Dominik in ihrer Wohnung Abhörwanzen entdeckt, wird ihr das ganze Ausmaß von dem, was ihr schon längst Bauchschmerzen verursachte, bewusst. Dann verschwindet auch noch ihre Nichte. Zwischen der Entführung Leonies und dem in Düsseldorf verübten Mord an der Lobbyistin Paula, die ebenfalls aus dem Politrummel aussteigen wollte, gibt es einen Zusammenhang: ein alter, weißer Golf II. Eckert schafft in diesem Thriller eine erschreckende Nähe zum aktuellen Tagesgeschehen. Gespräche aus den Polittalkshows werden sofort präsent. Als Leser steht man mittendrin. Trotz der vielen Namen und Figuren macht es keine Mühe, der Handlung zu folgen. herausgehoben und von etwas mehr Ruhe begleitet wird ein Handlungsstrang aus der Sicht der entführten Leonie, deren Szenen aus der Perspektive dieses Mädchens erzählt werden. In diesen Passagen verzichtet Eckert auf Tempo, umso mehr gehen sie in die Tiefe und lassen den Leser mitfühlen. Ein handwerklich sehr gut gemachter Krimi, der einen Adler-Olsen nicht fürchten muss und von solch einer Brisanz ist, dass er alle anderen Krimis auf hintere Plätze verweist. Herzlichen Glückwunsch für den Dortmunder Grafit-Verlag, solch einen hochkarätigen Krimiautor in seinem Programm zu haben.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011

Veröffentlicht am 29.04.2020

Angenehme Urlaubslektüre

Wie durch ein dunkles Glas
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Eigentlich liegt gar kein Kriminalfall an. Commissario Brunetti ist zu Müßiggang verurteilt. So etwas wie ein Sommerloch tut sich in seiner Questura auf. Nur allzu gerne hilft er Vianello, dessen Öko-Freund ...

Eigentlich liegt gar kein Kriminalfall an. Commissario Brunetti ist zu Müßiggang verurteilt. So etwas wie ein Sommerloch tut sich in seiner Questura auf. Nur allzu gerne hilft er Vianello, dessen Öko-Freund in der Patsche steckt, diesen aus selbiger herauszuholen. Dabei erfährt er Interessantes aus dem handwerklich-industriellen Umfeld in Venedig. Abends bei dem Besuch einer Vernissage mit seiner Frau Paola trifft er auf die Personen, die ihn am Tag begegnet waren und von denen er gehört hatte. Da bittet ihn Paola, sich den Problemen ihrer neuen Freundin zu widmen. Guido Brunetti ist höflich und nicht uninteressiert. Nach kurzer Zeit muss er feststellen, dass er in ein Gewirr von Intrigen und Machenschaften in der Glasproduktion einerseits und die Müllentsorgung andererseits geraten ist. Die dienstliche Langeweile gestattet ihm jedoch, sich ausgiebig diesen Intrigen zu widmen. Er vermutet einen ausgewachsenen Umweltskandal. Jedoch hat er keine Beweise und ohne denen ist ihm sein Vice-Questore Patta wenig hilfreich. Wo kein Verbrechen, da keine Ermittlungen. Während sich Brunetti zu einem Umweltschützer entwickelt, wobei ihm Signorina Elettra gerne behilflich ist, gibt es plötzlich in einer Glasbläserei einen Toten. Alles deutet auf einen Unfall, zumal der Tote anscheinend paranoide Wahnvorstellungen hatte. Brunetti ist von einer anderen Todesursache überzeugt. Ein Bluff hilft ihm schließlich bei der Aufklärung dieses Falles. In gewohnt gekonnter Weise schildert Donna Leon die Ermittlungen in einem Umweltskandal und verknüpft dies mit der detailreichen Charakterisierung ihrer tragenden Figuren. Die Freunde Brunettis an gutem Essen, seine Verbissenheit, wenn ihn ein Fall nicht loslässt, seinen Respekt für seine Frau Paola und die Liebe zu seinen Kindern Raffi und Chiara. All das lässt die amerikanische Autorin voller Bilder im Kopf der Leser entstehen. Nicht zu kurz kommen die Borniertheit seines Vorgesetzten und die spitzzüngige Freundlichkeit dessen Sekretärin. Der Regionalkrimi mit einen gewissen Flair für den Touristen ist eine spannende und unterhaltsame Lektüre. Der Leser wird in die Stadt der Gondeln entführt und erfährt auf unterhaltsame Weise etwas über die Glasbläserei und die Entsorgung der dabei entstehenden Abfallprodukte. Angenehme Urlaubslektüre, die immer wieder in die Reisetasche oder auf den Nachttisch gehört.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011

Veröffentlicht am 29.04.2020

Ein spannender, historischer Roman

Der Katalane
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Katalonien im 19. Jahrhundert. Die Lebensverhältnisse sind schwer. Viele Bauern bauen Wein an, aber dessen Qualität reicht gerade mal, um daraus Essig zu machen. Josep ist nicht erster Sohn in der Familie ...

Katalonien im 19. Jahrhundert. Die Lebensverhältnisse sind schwer. Viele Bauern bauen Wein an, aber dessen Qualität reicht gerade mal, um daraus Essig zu machen. Josep ist nicht erster Sohn in der Familie und hat deshalb kein Anrecht auf den Hof. Wie auch in anderen Familien üblich, muss er frühzeitig sehen, wie und womit er seinen Lebensunterhalt verdient. Er lässt sich auf Anraten seines Vaters und dessen Freundes von der Armee anheuern und denkt, damit gut bedient zu sein. Doch die politischen Verhältnisse stehen nicht gerade zum Besten. Josep flieht und findet im Languedoc bei einem französischen Winzer Unterkunft, Arbeit und schließlich Ausbildung. Mehrere Jahre verbringt er dort, um schließlich in seine spanische Heimat zurückzukehren. Seinem älteren Bruder kauft er den Hof ab und beginnt, ihn zu bewirtschaften. Dabei geht ihm der Rat seines französischen Lehrmeisters nicht aus dem Kopf: er solle solchen Wein produzieren, den man auch trinken kann und nicht zu billigen Essig machen muss. So bemüht er sich und durchlebt viele Höhen und Tiefen. Der amerikanische Schriftsteller Noah Gordon hat sich einer historisch authentischen Kulisse bedient, um den Lesern eine andere Art des American Way of Live vorzulegen. Er ermutigt zum Kampf im Leben, nicht aufzugeben, seine Ziele stetig zu verfolgen. Was eignet sich besser, als solch ein Thema in einen Entwicklungsroman zu stecken. Darüberhinaus ist ihm eine packende Geschichte gelungen, die den Leser fesselt. Interessant und lehrreich sind die vielen Hinweise und Tipps, die etwas über die Weinherstellung erzählen. Katalanische Wörter in ihrer Sprache zu belassen und anhand eines angehängten Glossars zu erklären, ist eine sehr gute Methode, den Lesefluss nicht gewaltsam zu unterbrechen und den Leser auf so manche regionale Besonderheit hinzuweisen. Schön, dass diese Methode auch vom Übersetzer Klaus Berr so übernommen wurde. Ein spannender, historischer Roman, der nicht den Mainstream bedient, dafür aber jedem interessierten Leser im Gedächtnis bleiben wird.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011

Veröffentlicht am 29.04.2020

Frauenpower a la „The Good Fight“

Die perfekte Schwester
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Es war eine Frage der Zeit, bis ich einen Roman der Tochter des legendären Schriftstellers James Lee Burke, Alafair Burke, lesen würde. Jetzt konnte ich den im März erschienenen Thriller von ihr unter ...

Es war eine Frage der Zeit, bis ich einen Roman der Tochter des legendären Schriftstellers James Lee Burke, Alafair Burke, lesen würde. Jetzt konnte ich den im März erschienenen Thriller von ihr unter die Lupe nehmen. Vielen Dank dem Aufbau Verlag für die Bereitstellung!

Chloe ist eine überaus erfolgreiche Chefredakteurin eines kleinen, aber noblen Frauenmagazins. Durch die von ihr initiierte „ThemToo“-Kampagne gelangte sie zu großem Star-Ruhm, aber auch Neider, Hasse und Trolle wurden auf dem Plan gerufen. Sie ist verheiratet mit dem Ex-Mann ihrer Schwester, also mit ihrem Schwager. Mittlerweile seit über 10 Jahren. Sie hat den Sohn ihrer Schwester, ihren Neffen, als Stiefsohn großgezogen, nachdem Adam nach der Scheidung die Sorgerechte zugesprochen bekam. Adam ist in seinem Job als Anwalt unglücklich. Er war Bundesstaatsanwalt, wechselte vor kurzem aber auf Empfehlung von Chloe zu einer privaten Kanzlei, um nicht in ihrem Ruhm unterzugehen. Aber glücklich wurde er damit nicht.

So viel zur Handlung. Aber keine Angst, es wird noch Tote geben, Korruption, Manipulation, Verstrickungen.

Alafair Burke gehört zu einer neuen Generation amerikanischer Schriftstellerinnen, die manchem vielleicht aus TV-Serien bekannt vorkommen zu scheinen. Der Schreibstil ist modern, die Handlung scheint so aktuell, als würden sie in den gerade in den Medien verkündet. Es ist das Hier und Jetzt der USA, gegebenenfalls in einer Großstadt wie New York oder Philadelphia. Der Leser bewegt sich im Umfeld von Anwälten, Polizisten und Geschäftsleuten.

Bis es richtig zur Sache geht, dauert es einige Seiten. Der Leser soll man erstmal das gesamte Umfeld einatmen. Das ist aber nicht weniger spannend, denn Burke lässt meist zum Ende eines Kapitels ein delikaten Cliffhanger stehen. Wir erfahren alles aus dem Munde von Chloe. Und wenn die dann mal so eine Bemerkung fallen lässt, bleibt einem nur ein „oh oh“ übrig.

Große Teile des Romans spielen in einem Gerichtssaal. Die Zeugenaussagen drehen immer wieder alles bis dahin Feststehende in das Gegenteil um. Da wird man als Leser immer wieder geschockt und muss im Kopf alles neu arrangieren. Dabei hilft Burke, natürlich nur, um dem Leser erneut aufs Glatteis zu führen. Herrlich!

Entbehrlich fand ich allerdings die Zitate aus den sozialen Medien. Auch in anderen Romanen ist dies für mich ein Kritikpunkt, weil ich persönlich diese abgehackten Sätze nicht lesen mag. Die habe ich live und brauche sie nicht auch noch in Romanen.

Ein Thriller, der sich lohnt zu lesen, der sehr viel Spaß macht, besonders wenn man Frauenpower a la „The Good Fight“ mag.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

Veröffentlicht am 29.04.2020

Daisy bei einer Party

Sie finden dich nie
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»Sie finden dich nie« von Cara Hunter ist eine spannende Jagd nach einem vermissten, achtjährigen Mädchen. Offenbar ist Daisy bei einer Party von dem Grundstück ihrer Eltern verschwunden. Die Polizei ermittelt ...

»Sie finden dich nie« von Cara Hunter ist eine spannende Jagd nach einem vermissten, achtjährigen Mädchen. Offenbar ist Daisy bei einer Party von dem Grundstück ihrer Eltern verschwunden. Die Polizei ermittelt sofort und befragt Eltern, Gäste und Nachbarn, später auch Lehrer und Mitschüler. Jeder scheint verdächtig, aber ernsthafte Spuren gibt es nicht. Detective Inspector Adam Fowley kommt mit seinem Team nicht voran, bis er schließlich Informationen aus der Vergangenheit einbezieht.

Gefallen hat: die Spannung bis zum Ende, stets neue Informationen , die in eine andere Richtung zeigen, überraschende Wendungen bis zum Schluss und schließlich eine verblüffende Auflösung des Falls.

Gefallen hat: Die Erzählweise aus unterschiedlichen Perspektiven hat mir besonders viel Spaß gemacht.

Nicht gefallen hat: zwei verschiedene strukturelemente, die von der Autorin eingebracht wurden, um dem Leser einen anderen Blick auf die Sachlage zu gewähren. Das sind einerseits die rückblenden, die beim Tag des Verschwindens beginnen und Stück für Stück immer weiter zurückgehen. durch die chronologisch umgekehrter Reihenfolge hatte dies für mich eher Verwirrung als weitere Erkenntnis zur Folge, obwohl ich durchaus erkenne, dass die Autorin damit bezweckte. andererseits sind es die vielen Twitter Meldungen, mit denen die medienmeldungen kommentiert werden. Die sind für mich total belanglos und komplett entbehrlich Punkt lese ich sowas doch in meinem normalen tagesablauf, also muss ich solch Geschwätz nicht auch noch im Roman lesen.

Mein Fazit: unterhaltsam und spannend mit Potenzial zum Überblättern wegen nutzloser Informationen.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020