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Veröffentlicht am 30.08.2019

Thriller-Element verschwunden, dafür mehr Fantasy

Schattendämmerung
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Der zweite Band der Schatten-Trilogie handelt etwas mehr als zehn Jahre nach dem ersten Band. Er kann aber standalone gelesen werden. Da, wo es notwendig ist, werden die fehlenden Infos aus „Schattenmond" ...

Der zweite Band der Schatten-Trilogie handelt etwas mehr als zehn Jahre nach dem ersten Band. Er kann aber standalone gelesen werden. Da, wo es notwendig ist, werden die fehlenden Infos aus „Schattenmond" nachgereicht. Was die Figuren angeht, gibt es natürlich Überschneidungen. Muss ja auch so sein, denn schließlich wird eine komplette Welt erschaffen, wie das in Fantasy-Romanen üblich ist.

Protagonistin dieses Bandes ist Fallon Swift, die Tochter von den Protagonisten Lana und Max aus dem ersten Band. Sie ist im Teenageralter und wurde bereits mit den Kräften geboren, um die Welt von allem Bösen zu befreien. Sie ist die Eine, die Retterin. Doch obwohl sie schon über alle Kräfte verfügt, muss sie erst noch lernen, wie sie sie richtig einsetzen kann. Dafür wird sie für zwei Jahre in die Lehre geschickt. Sie muss ihre Familie allein lassen. Der Abschied fällt ihr schwer und macht ihr zu schaffen. Doch sie lernt auch viele neue Wesen kennen, die ihr sehr gute Freunde werden. Neben Menschen sind es Hexen, Elfen, Feen und andere zauberhafte Wesen. Bedroht wird Fallon's Welt von dunklen Mächten, die auch schon hinter dem Virus steckten, der die Erde wie sie einmal war zerstört und die Menschen fast ausgerottet hat.

Der Roman bleibt meiner Meinung nach weit hinter dem ersten Band zurück. Es fehlen die Action, die Kämpfe und Schlachten, die Intrigen, mit denen die Geschichte im ersten Band beginnt. Die Welt, wie sie jetzt existiert ist mit der düsteren Welt von „The Walking Dead" vergleichbar, nur ohne Zombies. Andererseits erinnert die Ausbildung der jungen Fallon zur vollwertigen Weltretterin sehr stark an Harry Potter und dessen Spiele in Hogwarts. Es geht zu sehr um die Gefühle von Fallon Swift, das Verlassen der Familie, das Kennenlernen neuer Leute, dass Lernen und Sammeln von Erfahrungen. Die vielbeschworene Bedrohung durch die Raider oder Purity Warriors ist eine stete Bedrohung, scheint aber nicht wirklich gefährlich zu sein. Während ich den ersten Band noch als einen Thriller mit Mystery- und Fantasy-Elementen charakterisierte, ist im zweiten Band das Thriller-Element komplett verschwunden.

Es bleibt ein sehr unterhaltsamer Fantasy-Roman, der den Ansprüchen der Fantasy-Leser genüge tun mag, aber dem es an Kraft und Action fehlt. Unterhaltsam und lesbar ist dabei aber allemal.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 23.08.2019

drei Jahre Undercover

Dornenspiel
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Mit diesem Thriller habe ich für mich eine neue Autorin entdeckt und das Universum von ihr kennengelernt. Doch der Reihe nach.

Griffin "Decker" Davenport war drei Jahre in einem Undercover-Einsatz, um ...

Mit diesem Thriller habe ich für mich eine neue Autorin entdeckt und das Universum von ihr kennengelernt. Doch der Reihe nach.

Griffin "Decker" Davenport war drei Jahre in einem Undercover-Einsatz, um an einen Menschenhändler-, Kinderporno- und Drogenring heranzukommen. Bei dieser Aktion wäre er beinahe draufgegangen. Er wurde angeschossen und in der Klinik ins künstliche Koma versetzt, aus dem er zu Beginn dieses Romans aufwacht. Selbst im Koma scheint er zu ahnen, dass etwas schiefgegangen ist und immer noch viele Kinder in Gefahr sind. An seiner Seite wacht Agent Kate Coppola vom FBI. Sie war es, die ihn vor dem Tod gerettet hatte. Sie ist neu in Cincinnati, weil sie einem Freund und Kollegen hierher gefolgt ist. Dies wird offensichtlich ihr erster Fall in dieser Stadt, nicht zuletzt wegen ihres beherzten Eingreifens. Nun fühlt sie sich für Decker verantwortlich. Außerdem bekommt sie immer ein unerwartetes Gefühl, wenn sie an den neuen Kollegen denkt. Als Decker gerade mal auf den Beinen ist, beginnt er, den Verbrecherboss, der jeden tötet der sich ihm in den Weg stellt, zusammen mit Kate zu jagen.

Zunächst haben mir die Story und die Figuren gefallen. Die Geschichte ist in ihren Strängen dermaßen verworren, dass man einfach dranbleiben muss. Die Dialoge der Polizisten untereinander sind teils sehr humorvoll. Sie wirken aus dem Leben gegriffen, die Kollegen nehmen sich gegenseitig auf die Schippe, machen Witze über einander. Das erinnerte mich an TV-Serien wie „The Rookie" oder „Lethal Weapon". Für die Beschreibung der einzelnen Figuren werden nicht selten komplett losgelöste Geschichten erzählt, die einem die Figuren sehr nahe bringen.

In diesem Zusammenhang hat mir eine besondere Gestaltung des Buches sehr gefallen. Sämtliche auf Deutsch erschienenen Romane sind mit Kurzfassung und Protagonisten genannt, dazu gibt es eine Liste aller Protagonisten von Karen Rose mit der Angabe, in welchem Roman welche Figur bereits mitgespielt hat. Deshalb hatte ich oben von Universum der Autorin gesprochen.

Dennoch gibt es einen Wermutstropfen, der mich davon abhält die volle Punktzahl zu vergeben. Für einen Thriller ist dieser Roman zu lang. Mit über 800 Seiten hat er eine Länge, die es zu überwinden gilt. Jede amerikanische TV-Produktion würde aus diesem Roman eine Serie mit mindestens 16 Folgen machen. Aber wie gesagt, er ist dennoch spannend, unterhaltsam, humorig und macht nachdenklich. Eine Empfehlung ist er allemal und die Protagonisten habe ich lieben gelernt.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 14.08.2019

ausgefeilte Charakterbeschreibungen

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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In seinem zehnten Roman um Robert Hunter hat Carter zum ersten Mal einen Fortsetzungsroman geschrieben. Er greift einen Fall aus dem sechsten Thriller auf. Aber keine Angst, man kann den vorliegenden Thriller ...

In seinem zehnten Roman um Robert Hunter hat Carter zum ersten Mal einen Fortsetzungsroman geschrieben. Er greift einen Fall aus dem sechsten Thriller auf. Aber keine Angst, man kann den vorliegenden Thriller wie einen Standalone lesen. Alles, was an Informationen aus dem Vorgänger notwendig ist, wird hier nochmals aufgeführt. So mag es auch nicht verwundern, dass der Prolog dem letzten Kapitel des sechsten Buches entspricht, dramaturgisch angepasst.

Der brutalste Serienkiller aller Zeiten wurde vor wenigen Jahren unter Mithilfe von Robert Hunter hinter Gittern gebracht. Hunter ist wie auch zuvor als Officer im LAPD tätig. An seiner Seite Garcia. Nun ist Lucien, der Killer, aus dem Hochsicherheitsgefängnis entkommen. Dabei hat er Wachleute und Pfleger umgebracht. Und kaum, dass er in Freiheit ist, hinterlässt er seinem einstigen Häscher und Jugendfreund eine Botschaft. Er teilt Hunter mit, dass er mit ihm abrechnen wird. Hunter ist geschockt. Aber nicht nur er. Der Ausbruch dieses bestialischen Täters gehört in die Zuständigkeit der US Marshals und des FBI. Doch die wollen das LDPD dabei haben, weil Hunter eine alte und enge Verbindung zu Lucien hat. Außerdem ist er die Zielperson dieses Schlächters

Der Schreibstil und die Spannung machen den Thriller zu einem Page-Turner. Dabei bekommen die Figuren sehr viel Raum und Charakter. Der Leser erhält unheimlich viel Hintergrundinformationen. Eine notwendige Plausibilität wird nicht nur mit einem Satz wie "ihre Eltern waren die wichtigste Person für sie" abgetan. Nein, dafür wird eine Geschichte aus der Kindheit erzählt, über mehrere Kapitel und der Leser erfährt, wie wichtig die Eltern wirklich waren.

Da Hunter zuvor auch bei der BAU in Quantico war (eine Einheit des FBI, die viele aus der TV-Serie criminal minds kennen) und der Täter ein Psychopath ist, gibt es sehr viel Hintergrund zur Kriminalpsychologie. Angehenden Thrillerautoren könnte der vorliegende Roman auch als Sekundärliteratur dienen.

Hohes Tempo, ausgefeilte Charakterbeschreibungen, brutalste Tötungen und sympathische Protagonisten machen dieses Thriller zu einem Nummer-Eins-Thriller!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 06.08.2019

ES, King, die Tommyknockers und der Kinderflüsterer

Der Kinderflüsterer
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Dieses Buch, ES kann eine gewisse Ähnlichkeit mit den Romanen von Stephen King nicht verbergen. Die Tommyknockers lassen grüßen. Doch es bleibt bei dieser Ähnlichkeit, die Handlung ist anders, die Spannung ...

Dieses Buch, ES kann eine gewisse Ähnlichkeit mit den Romanen von Stephen King nicht verbergen. Die Tommyknockers lassen grüßen. Doch es bleibt bei dieser Ähnlichkeit, die Handlung ist anders, die Spannung weist nicht mehr die kindliche Angst auf. Ohne Zweifel ist "Der Kinderflüsterer" ein Thriller der heutigen Zeit, der besonders verschlungene Pfade beschreitet und Spuren legt.

Tom Kennedy hat vor kurzem seine Frau Rebecca verloren. Mit seinem kleinen Sohn Jake will er eine Veränderung herbeirufen. Im ihrem bisherigen Haus fühlen sich beide zu sehr an Mutter und Ehefrau erinnert. Tom hat ein Haus gefunden und sich noch gewundert, dass er es so schnell bekam. Noch weiß er nicht, dass dieses Haus auch das "Gruselhaus" genannt wird und für die Kinder in der Stadt oftmals für eine Mutprobe herhalten muss. Morgen soll für Jake der erste Schultag in der neuen Schule sein. Obwohl Jake ihm gesagt hat, dass er ein Flüstern gehört hat, will sein Vater davon nichts wissen. Aber der ist eh voller Zweifel, ob er es überhaupt schafft, seinen Sohn alleine zu erziehen. Aber er hat Jake auch schon bei Selbstgesprächen erwischt. Und ja, Jake unterhält sich oft und gerne mit einer Freundin, die gar nicht wirklich da ist.

Alex North arbeitet wie Stephen King mit den Ängsten aus der Kinderzeit. Meist war die Ursache nicht real. Dennoch geht die Phantasie eines Kindes soweit, dass sie bei dem Kind echte Ängste hervorruft. Doch hier wird hier schnell klar, dass es sich nicht um kindliche Hirngespinste handelt, die Schrecken verbreiten. Auch nicht die Tatsache, dass das Haus ein Gruselhaus sein soll. Schnell wird klar, dass sowohl Tom als auch Jake tatsächlich in Gefahr sind. Obwohl der Kinderflüsterer von vor zwanzig Jahren immer noch im Gefängnis sitzt, scheint er wieder aktiv zu sein.

Ein unheimlich gut gestricktes Figurenensemble, bei dem die Verbindung zwischen den einzelnen Figuren nicht so offensichtlich ist. Das erzeugt Irreführungen und Spannungen beim Leser. Der Ort der Handlung – Featherbank - hat irgendwie etwas von Broadchurch an sich. Er wirkt schon unheimlich, nur weil man seinen Namen liest. Es ist jedenfalls kein englischer Ort, in welchem sich viele Touristen aufhalten. Das Cover hat ein unmittelbaren Zusammenhang zum Inhalt.

Erzählt wird die Geschichte abwechseln aus unterschiedlichen Perspektiven. Während alles, was Tom Kennedy persönlich passiert meist aus seiner Sicht als Ich-Erzähler geboten wird und man dabei hautnah das erfährt, was geschieht, werden die anderen Passagen in der dritten Person aus einer entfernteren Perspektive dargestellt. Dabei wird aber nicht wie bei Jake auf das Eintauchen in die Gedankenwelt verzichtet, wenn der Junge z. B. mit seiner imaginären Freundin spricht.

Schmetterlinge ziehen sich durch den gesamten Roman – auss gutem Grund. Konflikte zwischen einzelnen Figuren, deren Verbindung erst nacheinander aufgezeigt werden, erhöhen die Spannung zusätzlich zur dauerhaft angelegten Gefahr. Man hat beim Lesen stets das Gefühl, ein leises Sirren oder Surren im Hintergrund zu hören.

Ein Thriller der Spitzenklasse, der nichts für schwache Nerven ist.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 01.08.2019

höchst lesbarer Geheimtipp

Tod im Fichtelgebirge
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Die Autorin ist für ihre ausgefeilten Plots mit immensen Wendungen in der Handlung bekannt. Mit dem vorliegenden Roman hat sie ein neues Ermittlerteam geschaffen, welches rund um ihre Heimatstadt wirkt. ...

Die Autorin ist für ihre ausgefeilten Plots mit immensen Wendungen in der Handlung bekannt. Mit dem vorliegenden Roman hat sie ein neues Ermittlerteam geschaffen, welches rund um ihre Heimatstadt wirkt. Unter Pseudonym hat sie bereits bewiesen, dass sie ebensolche Spannung mit Handlung in Irland erzeugen kann .

Worum geht es in diesem Kriminalroman? Der Apotheker Robert Sander ist auf einer Fortbildung. Ein Anruf von seiner Frau. Sie erzählt ihm, dass die beiden Kinder verschwunden sind. Kommissarin Kristina Herbich hat ebenfalls einen Vermisstenfall auf dem Tisch. Ein neunzehnjähriger Flüchtling aus Afghanistan ist verschwunden. Dann bekommt sie den Fall der vermissten Sander-Mädchen zugewiesen und fährt zum Gespräch zu deren Mutter. In einem weiteren Strang muss sich eine Frau mit der Tatsache abfinden dass sie ihr junger Liebhaber, ebenfalls ein jugendlicher Flüchtling, verlassen hat. Doch auch sie geht von einem Verbrechen aus und informiert den Pfarrer. Schließlich verirrt sich im Wald eine junge Frau.

Diese winzige Zusammenfassung des Beginns von dieses Krimis zeigt bereits, dass es zunächst sehr viele Vermisste gibt. Alles kann miteinander zusammenhängen, muss aber nicht. Lochmueller ist sehr souverän darin, nichts davon frühzeitig preiszugeben. Und dennoch wird alles mitgeteilt. Wenn man die Auflösung zum Ende des Romans liest, war ja im Nachhinein alles ganz logisch und Hinweise gab es genug. Als Leser hat man lediglich in die falsche Richtung gedacht .

Schön hat mir auch das Zusammenwachsen der beiden Protagonisten gefallen. Eigentlich ist Herbich eine Einzelgängerin und hält gar nichts davon, bei den Ermittlungen jemanden am Rockzipfel hängen zu haben. Als der Chef ihr einen Partner zur Seite stellt. Die Gelassenheit dieses Mannes und Herbichs Widerstand, mit ihm zusammenzuarbeiten, schafft zusätzliche Spannung.

Das Cover passt gut und spiegelt das Geschehen rund um eine psychiatrische Klinik wieder, die in den Tiefen des Waldes vor sich hin verfällt. Das Licht weist auf Aktivitäten hin, die dort dennoch stattfinden .

Spannung pur, flüssige Handlung, angenehme Figuren machen „Tod im Fichtelgebirge" zu einem höchst lesbaren Geheimtipp. Einfach erste Klasse!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019