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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2019

Trotz Streit und Konflikt präsentiert der Roman eine nette Atmosphäre.

Gelateria Paradiso
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Die Autorin ist für ihre Romane mit italienischem Flair bekannt. So wundert es nicht, dass auch dieser Roman über das Eiscafé Paradiso mit einem Background in Italien daherkommt. Während die Haupthandlung ...

Die Autorin ist für ihre Romane mit italienischem Flair bekannt. So wundert es nicht, dass auch dieser Roman über das Eiscafé Paradiso mit einem Background in Italien daherkommt. Während die Haupthandlung im Rheinland der Gegenwart spielt, geht es zwecks Vergangenheitsbewältigung in die 1960er Jahre zurück. Vor dem inneren Auge entsteht das Bild einer Eisdiele mit radebrechendem Personal mit italienischem Akzent.

Francesca war in der Eisdiele aufgewachsen und hatte den Kontakt zu ihren Eltern vor vielen Jahren abgebrochen. Ihr war die Eisdiele zuwider, ihre Eltern hatten nie Zeit für sie, sie musste im Geschäft mithelfen, machte dort auch die Hausaufgaben. In der Schule wurde sie als „Itaker" beschimpft und wegen ihrer Körperfülle gehänselt.

Susanne war nach der Geburt von ihrer Mutter zur Adoption freigegeben worden. Ihre leiblichen Eltern hat sie nie kennengelernt, die Adoptiveltern hatten sie stiefmütterlich behandelt. Auch sie brach den Kontakt ab und suchte sich eine „Ziehmutter", Tilly, eine überaus gute Freundin mit einem behinderten Sohn. Zusammen führen sie einen Antiquitätenladen. Als im Nachbarort eine stillgelegte Eisdiele verkauft und aufgelöst werden soll, begegnen sich Sabine und Francesca zum ersten Mal. Es wäre gelogen, wenn man jetzt behaupten würde, dass diese Begegnung keine Folgen hätte.

Mir hat besonders diese spezielle Stimmung gefallen, die Rückblenden, die die eine oder andere Erinnerung an meine eigene Kindheit hervorriefen. Die bildhaften Beschreibungen der Autorin ließen das Geschirr in meinem Kopf klirren, den Geschmack von Vanilleeis im Gaumen anklingen, die Gerüche von Pasta in die Nase ziehen.

In Rückblenden erfahren wir, wie es zu der Eisdiele kam. Ganz allmählich wird das Geheimnis um Susanne und Francesca, deren Herkunft gelüftet. Diesen Spannungsbogen zu verfolgen, zieht mindestens oder gar stärker in den Roman als die romantischen Abenteuer der Protagonistinnen. Denn gleich mehrere Liebesgeschichten sorgen für zusätzliche Spannung, die es bequem macht, den Roman in einem Rutsch durchzulesen. Und so manche Figur wächst dabei über sich hinaus und sorgt für überraschende Wendungen. Zwei Figuren wuchsen mir dabei besonders ans Herz. Lennart mit seiner geistigen Behinderung hat im richtigen Moment den richtigen Sprüche auf Lager und sorgt in den unmöglichsten Situationen für die nötige Portion Wahrheit. Gerstenberger hat es geschafft, mich für diesen Mann einzunehmen. Die zweite Figur ist Dario, der mit dem unverkennbaren italienischen Akzent spricht. Einfach spitze. Es macht Spaß, seine Dialoge zu lesen und seine Worte im Kopf nachklingen zu lassen.

Fazit: Liebenswürdige Figuren, die unheimlich ans Herz wachsen, Spannende Fragen, deren Antworten man wissen will, Nebenfiguren die man hassen muss. Trotz Streit und Konflikt präsentiert der Roman eine nette Atmosphäre. Beste Empfehlung meinerseits.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 11.05.2019

Rasend spannend, nachdem man durchhält

Dein Ende
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Man könnte diesen Thriller auch mit Szenen einer Ehe titulieren. Denn es geht um die Beziehung zweier Menschen, ihr Kennenlernen, ihre Annäherung, ihr Leben und schließlich ihr Zusammenbruch.

Die Oberärztin ...

Man könnte diesen Thriller auch mit Szenen einer Ehe titulieren. Denn es geht um die Beziehung zweier Menschen, ihr Kennenlernen, ihre Annäherung, ihr Leben und schließlich ihr Zusammenbruch.

Die Oberärztin Diana Jaeger hat vor einigen Jahren in ihrem Blog viele Männer gegen sich aufgebracht. Ihre feministischen Gedanken ging vielen zu weit, besonders den IT Leuten ihrer Klinik, in der sie arbeitete. Sie erntete einen Shitstorm, der in sämtlichen großen Medien landesweit überkochte. Das ging soweit, dass sie kündigte und die Stadt verließ, um in einer anderen Klinik weit weg eine neue Anstellung zu finden. Ihr gestörtes Verhältnis zu Männern ist extrem. Doch sie lernt bei einem Problem an ihrem Dienst-PC Peter Elphinstone, den IT-Supporter bei ihrem neuen Arbeitgeber, kennen. Der krempelt ihr gesamtes Leben um. Bis er plötzlich verschwunden ist und Diana von der Polizei verdächtigt wird, etwas mit seinem Verschwinden zu tun zu haben.

Zunächst einmal möchte ich voranstellen, dass es sich um eine sehr spannende Geschichte handelt. Aber - und das führt zu einem Punktabzug - die Montage der Szenen ist teils chaotisch, der Beginn ist katastrophal und ich brauchte etwa 80 bis 100 Seiten, um hinein zu kommen. Dann aber zog er mich richtig hinein und ließ mich nicht los. Es wird also jeder reichhaltig belohnt, der die ersten 80 Seiten durchhält. Bis dahin unterdrücken lange Monologe und Gedanken der Protagonisten die Lust am Leben. Hervorragend dagegen dann wieder die Erzählform in der ersten Person, mit der der Leser Dianas Blick, ihre Sichtweise auf das Geschehen erfährt. Bei dem Geschehen handelt es sich um einen Unfall, der durch Streifenpolizisten aufgeklärt werden soll. Zwischen der Polizistin und ihrem neuen Kollegen beginnt es zu knistern, was die Spannung zusätzlich erhöht. Während die Arbeit der Polizei und die eines Journalisten aus normaler Perspektiven im parallelen Strängen erzählt wird, werden manche Geschehnisse aus der Sicht von Diana zwar redundant erzählt, aber es ist schließlich auch eine wirklich komplett andere Sichtweise. Erst dadurch wird der Leser gezwungen, seine Theorien, die er sich in seinem Kopf zu dem Hergang des Unfalls gebildet hat, immer wieder aufs Neue umwerfen. Nichts, absolut nichts, ist, wie es scheint. Und dieses nicht nur auf das Ganze bezogen, sondern tatsächlich auch in jedem Strang.

Am Ende des letzten Satzes stand nur ein einziger Gedanke in meinem Kopf: Wow! Schade, dass der Anfang so verwirrend war. Gut, dass ich durchgehalten habe. Fulminante Empfehlung meinerseits mit der Bitte durchzuhalten.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 07.05.2019

Ich garantiere die Sucht nach Hartmann

Blondes Gift
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Privatdetektiv Christian Hartmann aus Düsseldorf langt dieses Mal dermaßen in den Dreck, dass man beinahe glauben möchte, da kommt er nicht wieder raus. Aber Hartmann wäre nicht Hartmann, wenn er nicht ...

Privatdetektiv Christian Hartmann aus Düsseldorf langt dieses Mal dermaßen in den Dreck, dass man beinahe glauben möchte, da kommt er nicht wieder raus. Aber Hartmann wäre nicht Hartmann, wenn er nicht im letzten Moment die Kurve kriegen würde. Das geht jedoch nicht ohne blaue Augen und angeknackste Rippen. Doch wie kam es dazu?

Hartmann soll für einen alten Kumpel einspringen, um dessen Blind-Date wahrzunehmen. Dieser Kumpel will seine Frau betrügen, doch die hat was spitzgekriegt. Deshalb bittet er Hartmann, den Termin wahrzunehmen. Mit zwei Tageshonoraren ist er dabei. Hartmann denkt: Das ist schnell gemachtes Geld. Ja. Nee. Ist schon klar 'ne? Hartmann verknallt sich beim Date mit Jenny alias Blondes Gift im Zug von Münster nach Paderborn total. Doch bevor er mit seiner Beziehung zu Jenny so richtig durchstarten kann, ist Jenny verschwunden. Spurlos. Und dann …

Weiter möchte ich hier nicht vom Inhalt schreiben. Der Krimi-Cop aus Düsseldorf lässt seinen Helden in gewohnter Weise mit humorvoller Sprache alles das machen, was sonst nur Magnum machen darf. Mit der schnoddrigen Sprache wirft er den Lesern Sätze an den Kopf, dass dessen Zwerchfell dermaßen durchgerüttelt wird und ihm Tränen in den Augen stehen. Dabei kommt die Spannung nie zu kurz. Das kommt aber auch daher, dass Hartmann alles selbst klären will, ohne die Polizeikumpels einzuweihen. Als Leser kneift man nur ein Auge zu und denkt: Das kann nicht gut gehen.

Was neben den Dialogen, die zu fast 90% den Roman ausmachen, ebenfalls gefällt, ist das Figurenensemble. Wer Stickelbroeck vorhergehende Krimis kennt, trifft alte Bekannte wieder. Wer mit diesem Krimi in die Welt um Christian Hartmann einsteigt, wird aber keinerlei Verständnisprobleme haben. Man lernt alle Figuren so kennen, dass man jeden noch so zweideutigen Witz verstehen kann. Und ich garantiere demjenigen, der mit „Blondes Gift" anfängt, dass er anschließend zu den Vorgängern greift.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019

Veröffentlicht am 03.05.2019

Conrad hat einen unterhaltsamen und spannenden Roman geschrieben

Letzte Spur Algarve
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Die deutsche Journalistin Anabela Silva hat es an die Algarve gezogen. Sie lebt nun im Dorf ihre Eltern. Schnell ist der Leser im Stoff und ermittelt wie die Protagonisten in zwei verschiedenen Fällen, ...

Die deutsche Journalistin Anabela Silva hat es an die Algarve gezogen. Sie lebt nun im Dorf ihre Eltern. Schnell ist der Leser im Stoff und ermittelt wie die Protagonisten in zwei verschiedenen Fällen, wo bei einer gar kein richtiger Kriminalfälle ist. Eine Tierschützerin wird tot im Stall Ihres Pferdes gefunden. Offenbar wurde sie von ihrem Pferd zu Tode getrampelt. Doch schnell kommen dem portugiesischen Kommissar Zweifel. Deshalb bittet er Anabela um einen Gefallen: Sie soll für ihn undercover im Tierheim schnüffeln.

Der zweite Strang ist die Suche nach der Spur eines Cousins Anabelas, der als Kind verschwunden war. In der Familie hieß es, er wäre tot. Hartnäckig macht sie sich auf die Spurensuche. Und, ach ja, der Kommissar ist ihr noch etwas schuldig. Da hilft er ihr gerne.

Conrad hat einen unterhaltsamen und spannenden Roman geschrieben, der in einer Urlaubsregion spielt, die für Deutsche immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die beiden Stränge sind gut miteinander verflochten und geben noch Raum für eine romantische Geschichte zwischen der Journalistin und dem Kommissar. Genügend Stoff, um an der Geschichte dran zu bleiben.

Angenehm und total unkompliziert sind die Perspektivwechsel und die unterschiedlichen Erzählerstimmen. Einerseits erzählt die Journalistin über das, was ihr passiert. Da ist der Leser ganz nah dran. Die Geschehnisse um die polizeilichen Ermittlungen, an denen sie nicht selbst zugegen ist, werden in der dritten Person von einem auktorialen Erzähler geschildert. Auf diese Weise erfährt der Leser, was unter Umständen zur gleichen Zeit geschieht, obwohl an verschiedenen Orten handelt.

Gerne empfehle ich diesen Krimi für alle, die nach einem spannenden und schnörkellosen Krimi schauen, der zudem in Regionen außerhalb Deutschlands führt.

Veröffentlicht am 23.04.2019

entlegener Landstrich am Rande Deutschlands

Spreewaldwölfe (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 4)
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Mittels dieses Kriminalromans führt die Autorin in einen entlegenen Landstrich am Rande Deutschlands, der durch seine Landschaft unvergleichbar ist. Thematische Grundlage bilden die bereits im Titel genannten ...

Mittels dieses Kriminalromans führt die Autorin in einen entlegenen Landstrich am Rande Deutschlands, der durch seine Landschaft unvergleichbar ist. Thematische Grundlage bilden die bereits im Titel genannten und nach Mitteleuropa zurückgekehrten Wölfe. Seitdem diese Tiere wieder durch die deutschen Landen ziehen, sind Bauern aufgebracht und bangen um ihre Existenz. Schäfer und Tierschützer gehen nicht mehr freundlich miteinander um. Hitzig wird es, als ein Junge tot auf einer Weide gefunden wird. Die Leiche ist kaum erkennbar, Bisswunden haben sie extrem zugerichtet. Bleibt die Frage, ob der Junge an diesen Bissen starb oder ob sich ein Wolf lediglich am „Aas" bedient hat. Während die Schäfer behaupten, dass ein Wolf der Killer war, beginnt Polizeiobermeisterin Klaudia Wagner daran zu zweifeln. Je weiter man beim Lesen voranschreitet, umso unwahrscheinlicher wird ist, dass es sich um einen Unfall gehandelt haben kann.

Zunächst einmal hat mich dieser Krimi durch seine Szenerie in den Bann gezogen. Dörflich, kleinstädtisch, jeder kennt jeden, aber doch nicht wirklich. Und über andere wird eh nicht freizügig erzählt, besser man hält den Mund. Die Spannung im Kriminalfall hält sich zu Beginn etwas zurück, zieht dann aber ab Mitte des Romans gehörig an und lässt den Leser am Ende das Buch nicht aus der Hand legen. Er kann sich auf einige Überraschungen gefasst machen.

Was mich anfangs etwas zurückgehalten hat, voller Begeisterung in das Geschehen einzutauchen, waren die vielen Figuren. Eindeutig zu viel Personal für einen Kriminalroman. Auch wenn dieses nicht der erste Spreewaldroman der Autorin ist, muss ich als Leser nicht von jeder Figur die Vorgeschichte kennen, zumal diese rein gar nichts mit der aktuellen Handlung zu tun hat. Und die vielen Freunde, Bekannte und Randfiguren hätten nicht unbedingt einen Namen gebraucht. Bis man die Spreu vom Weizen getrennt hatte und wusste, auf wen man sich konzentrieren sollte, war das Figurenensemble verwirrend.

Dennoch bleibt „Spreewaldwölfe" für mich ein lesenswerter und empfehlenswerter Roman, dem ich ohne Zögern gute vier Sterne geben kann.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019