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Veröffentlicht am 01.11.2017

Sympathisch, abgewrackt, aber erfolgreich, das Credo eines guten Romandetektivs.

Wahn
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Im zehnten Roman um Privatdetektiv Remigius Rott geht es ins mordende und kriminelle Bergische Land. Zentraler Schauplatz ist die Wahner Heide im Südosten Kölns. Detektivtypisch ist Remi, wie Rott von ...

Im zehnten Roman um Privatdetektiv Remigius Rott geht es ins mordende und kriminelle Bergische Land. Zentraler Schauplatz ist die Wahner Heide im Südosten Kölns. Detektivtypisch ist Remi, wie Rott von seinen Freunden genannt wird, wieder mal total abgebrannt und benötigt unbedingt einen neuen Auftrag, um seine Miete bezahlen zu können. Da kommt ihm ein Auftrag zum Beschatten einer untreuen Ehefrau gerade recht. Doch seine Ergebnisse dem knauserigen Ehemann zu präsentieren, bereitet ihm Probleme: Die Frau geht gar nicht fremd. Sie trifft sich zwar mit Männern, doch die sind schwul und wollen nichts von Frauen wissen.

Zufällig lernt Remi beim Beschatten jedoch einen Mann kennen, der auf Rache aus ist. Gleichzeitig wird in der Gegend von Münster ein Mann von einer Tierschützerin umgebracht, die aus dem Rheinland stammt und dorthin geflüchtet ist. Remi bekommt von deren Tante den Auftrag, nach dem Mädchen zu suchen, bevor sie von der Polizei aufgespürt wird. Das ist schließlich der Auftrag, der Rott seine Miete bezahlen lässt.

Oliver Buslau hat seinen Detektivroman mit viel Lokalkolorit ausgestattet, in dem der gesamte Osten Kölns abgedeckt wird, Flieger vom Köln-Bonner Flughafen durch die Lüfte rauschen. Allerhand regionale Sagen- und Geisterfiguren pochen auf ihre Daseinsberechtigung. Verworren und spitzfindig entwickeln sich die Fälle bzw Aufträge, die der Protagonist zu bewältigen hat. Dabei grummelt im Hintergrund die Beziehung zu Rotts Freundin, einer Journalistin. Den Versuchungen einer neuen Bekanntschaft muss Rott teils vergeblichen Widerstand entgegenstellen.

Ein sehr guter Kriminalroman, den alle mögen werden, die gerne in verzwickten Fällen mitermitteln. Das Genre des Detektivromans versetzt ihn in eine besondere Rolle, obwohl er da den typischen Klischees folgt, die dieses Genre ausmachen. Sympathisch, abgewrackt, aber erfolgreich, das Credo eines guten Romandetektivs.
Diesen Roman empfehle ich sehr gern.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 09.10.2017

Hoffentlich noch weitere Fälle von McPherson und Leighton

Die dunklen Wasser von Exeter
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Paul Marten reiht sich in eine Reihe mit Ian Ranking, Simon Beckett, Minette Wolters. Sein Protagonist DCI Craig McPherson und dessen Sidekick DS Tyler Leighton entbehren nicht einer gewissen Ähnlichkeit ...

Paul Marten reiht sich in eine Reihe mit Ian Ranking, Simon Beckett, Minette Wolters. Sein Protagonist DCI Craig McPherson und dessen Sidekick DS Tyler Leighton entbehren nicht einer gewissen Ähnlichkeit solcher Pärchen wie Barnaby und Jones, Lewis und Hathaway und anderen Ermittlerduos auf den britischen Inseln. Aber dennoch sind sie auf sehr eigene Art gestrickt und interessante Figuren, die immer wieder für eine Überraschung gut sind.

Nun zum Inhalt: McPherson, schottischer Polizist, der nach einem Vorfall in den Süden Englands nach Devon strafversetzt wurde, findet in der Exe die Leiche eines landesweit prominenten Bauunternehmers. Zwar wird der Tod als Unfall eingestuft, aber das Bauchgefühl rumort im DCI. Es gibt Ungereimtheiten. So ermittelt McPherson ohne und mit dem Segen seiner Vorgesetzten. Doch als die Spuren in die Politik weisen und der so saubere Bauunternehmer nicht mehr in strahlendem Glanz erscheint, werden ihm sehr große Steine in den Weg gelegt, sogar der Fall entzogen. Aber er wäre nicht Schotte, wenn sein Dickschädel aufgeben würde. Zusammen mit Leighton macht er weiter.

Oben bereits angedeutet, handelt es sich um einen typisch britischen Krimi. Marten überzeugt mit seinem Wissen über die Polizeistrukturen, die geographischen Regionen und die alltäglichen Gepflogenheiten in Großbritannien. Die Detailverliebtheit beim Handlungsort Exeter und dessen Umgebung macht den Roman zu einem Muss für jeden Englandliebhaber. Die zahlreichen Figuren sind umfangreich gezeichnet, wobei die beiden Hauptfiguren bis zum Ende für eine Überraschung gut sind. Ein zu Beginn schnell gefasstes Bild beider Typen muss gelegentlich im Kopf des Lesers korrigiert werden. Was eine besondere Spannung schafft.

Die ausgelegten Spuren zur Ermittlung des Mordfalls sind extrem umfangreich. Unzählige Sackgassen müssen vom Leser durchschritten werden, in die er wohlwollend folgt, weil sie nachvollziehbar und plausibel sind.

Ich hoffe, auch zukünftig noch weitere Fälle von McPherson und Leighton lesen zu können.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 04.10.2017

Einblick in die Lebensverhältnisse der damaligen Zeit

Wo drei Flüsse sich kreuzen
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Irland zu Beginn des 19 Jahrhunderts. Bei den Bewohnern im Tal herrscht noch die große Macht der Mythen und des Aberglaubens.

Nóra hat einen weiteren schweren Verlust zu verkraften. Einige Männer des ...

Irland zu Beginn des 19 Jahrhunderts. Bei den Bewohnern im Tal herrscht noch die große Macht der Mythen und des Aberglaubens.

Nóra hat einen weiteren schweren Verlust zu verkraften. Einige Männer des Dorfes bringen ihren Ehemann tot zur Kate. Er war noch so kräftig und ganz normal am Morgen zur Arbeit gegangen. Doch er sei auf der Straße einfach umgefallen. Schon vor zwei Jahren hatte sie den Tod ihrer Tochter verarbeiten müssen. Das geschah sehr mühselig, denn schließlich hatte sie sich um ihren Enkel kümmern müssen, den ihr Schwiegersohn bei ihr abgeladen hatte.

Nun beim Tod ihres Mannes gibt es Leute im Dorf, die meinen, da hätten die Feen ihre Hände mit im Spiel. Die Unterstützung von Nance, die sich seit vielen Jahren einen Namen als Heilerin erarbeitet hat, ist nicht gerade hilfreich bei der Bewältigung der Trauerarbeit. Zwar war Nance vom alten Pfarrer gerne gerufen worden, doch der neue Pfarrer wollte von ihr und ihren Heilmethoden nichts wissen. Er hielt es für Teufelszeug. Immer häufiger wurde Nance als Ursache für Leid und Misswirtschaft beschuldigt. So auch für die Krankheit, die Nóras Enkel seit dem Tod dessen Mutter heimgesucht hat.

Hannah Kent hat einen tiefgründigen Roman um das Schicksal dreier Frauen im Irland der damaligen Zeit geschrieben. Schnell wird klar, dass Nance, Nóra und dessen Dienstmädchen Mary gegen die Macht der Mythen genauso ankämpfen müssen wie gegen einige Leute im Dorf, die sich auf ihren christlichen Glauben berufen. Dabei sind diese drei Frauen selbst noch mit dem Glauben an die Mythen behaftet. Besonders das junge Mädchen Mary scheint in einen ausweglosen Sumpf zu geraten. Wenn der Leser aufmerksam den Lebensweg der Heilerin verfolgt, wird er feststellen, dass Mary drauf und dran ist, einen ähnlichen Weg zu beschreiten. Ein Weg voller Armut, Hunger und Leid, mit einem täglichen Kampf ums Überleben.

Mag die Sonne in manchen Szenen auch scheinen so hat die Autorin doch einen düsteren Roman gezeichnet, der einen Einblick in die Lebensverhältnisse der damaligen Zeit bietet. Sehr empfehlenswert!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 29.09.2017

Ein Spitzenthriller auf internationalem Niveau!

Bald stirbst auch du
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Der vorliegende Thriller ist mittlerweile der vierte um die Profilerin Liz Montario der Bestsellerautorin Karen Sander. Liz wird erneut persönlich in einen Fall hinein gezogen, während sie in Liverpool ...

Der vorliegende Thriller ist mittlerweile der vierte um die Profilerin Liz Montario der Bestsellerautorin Karen Sander. Liz wird erneut persönlich in einen Fall hinein gezogen, während sie in Liverpool einen Workshop leitet. Für die angehenden Polizisten und Profiler geht es um psychologisches Grundwissen zu Serientätern. Zum ersten Mal sollen die Teilnehmer anhand von echten cold case ihr Wissen ausbauen. Jeder kann sich einen Fall aus dem Aktenmaterial zusammenstellen. Dabei glaubt eine Teilnehmerin, einem Nachahmungstäter auf die Spur gekommen zu sein. Es geht um einen Fall, der vor Jahren in Schottland und Südengland für Aufruhr sorgte.
Parallel dazu flattert (im übertragenen Sinne) Kriminalhauptkommissar Georg Stadler von der Düsseldorfer Kripo eine weibliche Leiche auf den Schreibtisch. Ein junges Mädchen ist tot in der Erft aufgefunden worden. Noch ahnen Stadler und Montario nicht, dass ihre Fälle sie wieder zusammenführen werden.

Die Leser sollten sich vielleicht darauf einstellen, dass sie beim Lesen das Atmen vergessen. Wendungen, Konflikte und Verwirrungen präsentiert die Autorin in hohem Tempo. Keinem Satz kann man wirklich vertrauen. Lenkt die Plausibilität die Vermutungen in eine Richtung, so kommt unweigerlich der überraschende Moment, dass es der verkehrte Weg war, den die Gedanken gingen. Das zieht den Leser hinein.

Angenehm fand ich das Setting des Romans an zwei verschiedenen Schauplätzen. Während der deutsche Kommissar mit seinem Team in Düsseldorf und Umgebung ermittelt, ist die Profilerin Liz in England unterwegs. Die anglophile Karen Sander hat dank ihrer Kenntnisse der Örtlichkeiten eine passende Atmosphäre geschaffen, der selbst einem Englandtouristen Wiedererkennung verschafft.

Zwar handelt es sich bereits um den vierten Fall für Stadler / Montario, aber man kann mühelos danach auch die vorhergehenden Thriller lesen. Die Hintergrundgeschichte der Figuren ist nicht so abhängig aufeinander aufgebaut, dass man unbedingt in richtiger Reihenfolge lesen muss. Hauptsache, man liest sie überhaupt, um auf die Unterhaltung und den Thrill nicht zu verzichten.

Ein Spitzenthriller auf internationalem Niveau!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 24.09.2017

Spannend und interessant!

Pompeji
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Der historische Roman spielt im alten Rom. Hintergrund der menschlichen Intrigen und Korruption ist der Ausbruch des Vulkans Vesuv, der die Stadt Pompeji im Jahre 79 nach Christi in Schutt und Asche legte.

Attilius, ...

Der historische Roman spielt im alten Rom. Hintergrund der menschlichen Intrigen und Korruption ist der Ausbruch des Vulkans Vesuv, der die Stadt Pompeji im Jahre 79 nach Christi in Schutt und Asche legte.

Attilius, zuständig für die Erhaltung des Wassersystems ist gerade zum neuen Aquarius beim Akquädukt berufen, weil der vorherige Aquarius seit vierzehn Tagen spurlos verschwunden ist. Kaum im Amt muss Attilius feststellen, dass das Wasser in den Leitungen der Aqua Augusta zu versiegen scheint. Er macht sich auf, um die Ursache zu finden und gegebenenfalls zu reparieren. Die Gier nach Geld und Macht, die Korruption in der örtlichen Verwaltung hat ihren Anteil an dem desaströsen Zustand des Wassersystems. Doch noch mehr sind es die Bewegungen im Innern des Erdreichs.

Atmosphärisch dicht erzählt wird das Chaos, die Umweltkatastrophe, die sich innerhalb weniger Tage und Stunden abspielt. Erstaunlich scheint die Ingenieurleistung zu sein, die mit der Wasserversorgung im Rom des der damaligen Zeit geschaffen wurde. Dass dieses gut funktionierende System ausgenutzt wird, um privates Vermögen anzuhäufen und Macht zu erlangen, wird zwangsläufig als legitim erachtet.

Harris hat in diesem Wust eine spannende Geschichte um Attilius und seine Widersacher geschaffen, an der entlang der Leser viele Informationen aus der damaligen Zeit ziehen kann. Die Katastrophe des Vulkanausbruchs wird menschlich spürbar. Runtergebrochen auf die Bevölkerung am Golf von Neapel spielen sich Tausende Tragödien ab.

Spannend und interessant!