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Veröffentlicht am 31.12.2016

Liebe, Abenteuer und Verbrechen

Die Frauen von Tyringham Park
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Familiensagas sind die Domäne des weihnachtlichen TV-Programms. Aber es muss nicht immer nur Fernsehen sein, um sich mit dem dramatischen Leben einer ganzen Familie, welches über mehrere Jahrzehnte hinweg ...

Familiensagas sind die Domäne des weihnachtlichen TV-Programms. Aber es muss nicht immer nur Fernsehen sein, um sich mit dem dramatischen Leben einer ganzen Familie, welches über mehrere Jahrzehnte hinweg dargestellt wird, zu unterhalten. In der Romanwelt sind ebensolche Epen bekannt. Eines davon ist der vorliegende Roman "Die Frauen von Tyringham Park" der Schriftstellerin Rosemary McLoughlin.

Der zum größten Teil in Irland spielende Roman beginnt während des ersten Weltkrieges im Jahre 1917, als die Suche nach der gerade zweijährigen Victoria in vollem Gange ist. Das kleine Töchterchen derer von Blackshaws ist just verschwunden, nachdem wenige Tage zuvor ein Kindermädchen den Herrensitz verlassen hat. Alle sind zutiefst betroffen vom Verschwinden des Kindes. Selbst die Dienstboten zeigen tiefes Mitgefühl. Die achtjährige Schwester Charlotte verliert sogar ihre Stimme nach diesem Vorfall. Die Leute gehen davon aus, dass sie sich die Schuld an dem Verschwinden von Victoria gibt. Nur ihre Mutter Edwina interessiert sich nicht im Mindesten, wie es ihrer größeren Tochter geht. Für sie hängt Victorias Verschwinden unmittelbar mit dem des Kindermädchens zusammen. Den Vater, der in London im Kriegsministerium arbeitet, macht diese Sache am allerwenigsten aus. Er hat keine Zeit, auf den Herrensitz zurückzukehren und wäre dienstlich sehr stark eingebunden, ließ er seine Frau in einem Brief wissen.

Charlotte ist die Protagonistin dieses Romans, obwohl der Klappentext mit dem Hinweis auf das Verschwinden Victorias leicht in eine andere Richtung weist. Die Spannung des gesamten Romans nährt sich aus der Entwicklung des achtjährigen Mädchens zu einer stattlichen Frau, die viele Höhen und Tiefen durchleben muss. Von dem eigenen Kindermädchen und selbst von der Mutter gehasst, hat sie eine schwere Kindheit. Doch der Leser wünscht ihr, dass sie aus diesem Sumpf von Abscheu herauskommt. Dabei ist Charlotte selbst nicht unfehlbar. So manches Mal, wenn sie ohne Argwohn denkt, auch sie hätte ein Anrecht darauf, ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen, greift sie zu verkehrten Mitteln. Das Desaster kann nur schlimmer werden. Sehr geschickt ist hier die Autorin mit den Konflikten umgegangen. Immer, wenn der Leser denkt, jetzt hat Charlotte es geschafft, gibt es den nächsten Tiefschlag. So müssen spannende Romane sein. Dabei werden die zuvor lose liegengelassenen Fäden zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen. Die Konflikte werden gelöst.

Unwillkürlich wird der Leser an die Erzählungen von James Joyce erinnert. Das liegt weniger an dem Stil dieser Schriftstellerin als an das gesamte Setting. Joyce hat zu der Romanzeit des vorliegenden Romans gelebt und seine Geschichten aus dem Irland Anfang des 20. Jahrhunderts geschöpft. So erscheinen die Straßenzüge, die Freizeitvergnügen der Herrschaften, das Reden der Leute aus der Upper Class sehr bekannt.

Der Verlag zieht auf dem Klappentext den Vergleich zu der englischen Fernsehserie "Downton Abbey". Dem kann man nur bedingt folgen. Doch genau wie bei den Erzählungen von Joyce stimmt das Ambiente in Zeit (zwischen ersten und zweiten Weltkrieg), Ort (Herrensitz) und Figurenensemble (Adelige, Bürger und Dienstboten) überein. Ein historischer Roman, der nicht im Mittelalter spielt, aber dennoch nichts an Dramatik, Spannung und Unterhaltung vermissen lässt. Es sind nahezu alle Genres in ihm enthalten: Liebe, Abenteuer und Verbrechen. Es macht großen Spaß, ihn zu lesen.

Veröffentlicht am 31.12.2016

Sehr angenehme Lektüre ohne Leichen, aber mit Spannung

Herbstmond
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Amy Raynolds lebt mit ihrem Mann Phil und den beiden Kindern Jack und Molly in dem kleinen Städtchen Darby in South Georgia. Sie stehen heute am Rande des Footballfeldes zwischen den Campinggrills. Seit ...

Amy Raynolds lebt mit ihrem Mann Phil und den beiden Kindern Jack und Molly in dem kleinen Städtchen Darby in South Georgia. Sie stehen heute am Rande des Footballfeldes zwischen den Campinggrills. Seit dreiundzwanzig Jahren treffen sie sich hier mit ihren Freunden zum Barbecue während eines Footballspiels. Doch heute soll ein besonderer Tag sein: Ihr Sohn Jack will seinen Eltern zum ersten Mal seine neue Freundin Lisbeth und deren Eltern vorstellen. Während Lisbeth sich mit allen bekannt macht, müssen sie noch auf ihre Eltern warten. Doch als diese endlich eintreffen, verschlägt es Amy Sprache. Nick, Lisbeths Vater, ist ihr ehemaliger Schulkamerad und ihre erste Liebe. Die Vergangenheit kracht wie der Ausbruch eines Vulkans in ihrem Kopf. Damit hatte Amy keinesfalls gerechnet. Schließlich hatte Nick sie vor 25 Jahren kurz vor der Hochzeit einfach sitzen und nie wieder etwas von sich hören lassen. Ihre Versuche damals, mit Nick in Kontakt zu treten, waren allesamt gescheitert. Und nun steht er als potentieller zukünftiger Schwiegervater vor ihr.

Nun entwickelt sich vor der malerischen Kulisse von Georgia eine Liebesgeschichte mit sehr vielen Aufs und Abs. Das Leben beider, Amys und Nicks, sowie ihrer Familien wird gründlich durcheinandergewirbelt. Während einer von ihnen der Meinung ist, dort weitermachen zu können, wo sie vor einem Vierteljahrhundert aufgehört haben, wankt der andere zwischen seiner Familie und der neuen alten Beziehung.

Die Autorin lässt den Leser die Zerrissenheit in den beiden Hauptfiguren hautnah spüren. Man kann bis zum Ende mit fiebern, wie sich die Beziehung im Roman entwickeln wird und erlebt den Alltag durchschnittlicher amerikanischer Familien, die eine harte Prüfung zu bestehen haben. Sehr angenehme Lektüre zum Relaxen, bei der es mal nicht um Leichen geht, die deshalb aber nicht weniger spannend ist.