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Veröffentlicht am 21.03.2022

Zum Paradies

Zum Paradies
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Drei Generationen, drei Geschichten und eine quälende Suche nach dem persönlichen, irdischen Paradies.

1893: Ein wohlhabender junger Mann lehnt die Ehe mit einem angesehenen Verehrer ab und sucht sein ...

Drei Generationen, drei Geschichten und eine quälende Suche nach dem persönlichen, irdischen Paradies.

1893: Ein wohlhabender junger Mann lehnt die Ehe mit einem angesehenen Verehrer ab und sucht sein Glück stattdessen bei einem mittellosen Musiklehrer, der ihn aus seiner tristen Umgebung holen will.
1993: Ein junger Hawaiianer lebt inmitten der AIDS Epidemie mit einem älteren, reichen Mann zusammen, der nichts von seiner Vergangenheit und der seines Vaters weiß.
2093: Seuchen haben ganz Amerika zerrüttet und eine junge Frau versucht ihr Leben in dieser unsicheren Welt zu meistern.

Da ich bereits Hanya Yanagiharas andere beiden Bücher "Das Volk der Bäume" und "Ein wenig Leben" gelesen hab, wusste ich auf was ich mich einlasse. Das Buch ist eine Wucht. Sowohl inhaltlich als auch aufgrund der Länge - über 900 Seiten auf denen es für den ein oder anderen Leser sicher so scheint als würde rein gar nichts von Bedeutung passieren, die aber für andere eine ganze Welt beinhalten.
Auf Yanagiharas Bücher muss man sich einlassen, sich Zeit dafür lassen, um zu gewährleisten, dass sich ihr volles Potenzial enthüllt.
Zugegebenermaßen hatte dieses Buch anders als die beiden Vorgänger auch für mich seine Längen, was aber zum größten Teil daran lag, dass das Buch in 3 Teile mit verschiedenen Charakteren unterteilt ist und dadurch in meinen Augen einen doch deutlichen Bruch darstellt. Anfangs wurde mir nicht ganz klar, wie diese Handlungen zusammenpassen, was genau der rote Faden ist (abgesehen von den Namen, die sich immer wieder wiederholen) und wieso Hanya sich dazu entschieden hat, den Roman so zu unterteilen, statt drei separate Bücher zu schreiben - nun, der Zusammenhang ist das Verlangen, die Sehnsucht nach dem Paradies, wie der Titel schon so schön sagt.
Natürlich ist dieser Begriff für jeden Menschen mit etwas anderem verbunden und so lernen wir aus drei verschiedenen Perspektiven und aus drei unterschiedlichen Jahrhunderten, was es bedeuten kann sein Paradies zu finden.

Tatsächlich hat mir der erste Teil am besten gefallen, weil die Gefühle, die dort präsent waren, sich für mich am realsten angefühlt haben.
Teil zwei hat interessant begonnen, aber der lange Brief des Vaters über dessen Vergangenheit, hat den Lesefluss dann doch etwas gestört und konnte zumindest bei mir keinen Anklang finden.
Und bis ich richtig in Teil 3 angekommen war, hat es wirklich eine Zeit lang gedauert. Als ich dann aber die Zusammenhänge verstand, hat er sich von der Beliebtheit gleich nach Teil 1 eingereiht.

Ungewöhnlich, definitiv nicht für Jedermann und im Vergleich zu meinem Lieblingswerk "Ein wenig Leben" hinkt er leider doch etwas hinterher, aber alles in allem wieder ein gelungener Roman in echter Hanya Yanagihara Manier, den ich nicht bereue gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Ein Tag wie ein ganzes Leben

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Pascal, der von allen nur "Krüger" genannt wird, ist 15 Jahre alt, ein Träumer und wohnt in einem kleinen Kaff in Bayern, in dem nie etwas spannendes passiert. Am letzten Augusttag im Jahr 1999 lernen ...

Pascal, der von allen nur "Krüger" genannt wird, ist 15 Jahre alt, ein Träumer und wohnt in einem kleinen Kaff in Bayern, in dem nie etwas spannendes passiert. Am letzten Augusttag im Jahr 1999 lernen er und sein bester Freund Viktor ein Mädchen kennen, dass zumindest Pascals Leben gehörig aus der Bahn wirft.

Das Cover und der Titel des Buches haben mich schon von vornherein sehr begeistert und da ich auch den Klappentext sehr ansprechend fand und unbedingt eine Antwort auf die drei gestellten Fragen (wieso er Krüger genannt wird, nicht mehr schwimmen kann und sich nicht verlieben darf) haben wollte, hab ich mich hineingestürzt und wurde nicht enttäuscht.

Die Fragen werden erst am Ende der Geschichte aufgelöst, was die Spannung aufrecht erhält und einen immer motiviert weiterlesen lässt. Der Autor kommt ursprünglich aus Regensburg, was nur ca. 90km von meinem Heimatort entfernt liegt. Auch ich wohne in einem kleinen Ort in Bayern und schreibe gern Geschichten bzw. träume vor mich hin, weswegen ich sowohl mit Pascal als auch mit dem lockeren, humorvollen Schreibstil des Autors sofort eine persönliche Verbindung aufbauen konnte. Ja, ich konnte mich in Pascal wahnsinnig gut hineinversetzen und das Buch hat mich zurück in meine Jugend und meine Sommer katapultiert.

Mir haben die Handlung, der Spannungsbogen, die authentischen Charaktere und deren Beziehungen zueinander und auch das Ende sehr gut gefallen und ich kann das Buch getrost jedem ans Herz legen, der sich auch gerne mal an seine Jugend zurückerinnert.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Butter

Butter
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Rika, die als Reporterin bei einem Verlag arbeitet, soll einen bestimmten Fall bearbeiten.
Manako Kajii wird des Serienmordes im Großraum Tokio beschuldigt.
Die unattraktive Frau soll viele Männer mit ...

Rika, die als Reporterin bei einem Verlag arbeitet, soll einen bestimmten Fall bearbeiten.
Manako Kajii wird des Serienmordes im Großraum Tokio beschuldigt.
Die unattraktive Frau soll viele Männer mit ihren guten Kochkünsten in Bann gezogen und getötet haben.
Rika trifft sich wiederholt mit der beschuldigten Frau, um ein exklusives Interview zu bekommen.
Eine Geschichte in Spielfilmlänge, die auf der wahren Geschichte von Kanae Kijimas Serienmord im Großraum Tokio basiert.

Tatsächlich hat es anfangs etwas gedauert, bis ich mit der Geschichte warm geworden bin und ins Buch gefunden habe, aber sobald ich mich an den Schreibstil und die Charaktere gewöhnt hatte, konnte ich es nur schwer aus den Händen legen. Es hat mich doch sehr gefesselt.
Für jemanden, der nicht so mit den japanischen Gepflogenheiten bewandert ist, mag es vielleicht ein wenig langwierig und schwierig sein, aber ich fand den Mix aus Krimi, Kultur und Gesellschaftskritik sehr gelungen umgesetzt.

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Eine Welt, verloren geglaubt

Junge mit schwarzem Hahn
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Der junge Martin wächst allein in einem kleinen Dorf auf, nachdem seine Familie unter tragischen Umständen ums Leben kommt.
Bis auf seinen schwarzen Hahn, der gelegentlich mit ihm spricht und ihn leitet, ...

Der junge Martin wächst allein in einem kleinen Dorf auf, nachdem seine Familie unter tragischen Umständen ums Leben kommt.
Bis auf seinen schwarzen Hahn, der gelegentlich mit ihm spricht und ihn leitet, besitzt er nichts. Die Dorfbewohner meiden ihn, da seine Güte und sein Verstand ihnen Angst und Unbehagen bereitet. Als Martin eines Tages zusammen mit einem Maler den Ort verlässt und auf der Suche nach seiner Bestimmung durch eine erbarmungslose, grausame Welt zieht, kann er nur durch sein Mitgefühl und seinen Glauben an das Gute siegen.

Das Cover, der Titel und der Klappentext haben mich sehr angesprochen und ich wurde definitiv nicht von der Handlung enttäuscht. Martins Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen und sich trotz all der Ungerechtigkeit in der Welt die Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit zu behalten, haben mich durchaus zum Denken angeregt und beeindruckt. Ich mochte das Charakterdesign und den poetischen Schreibstil sehr, weswegen ich das Buch an einem Stück verschlungen habe.
Auch Mittelalter- und Märchenfans werden hier auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Keiner durfte ein nagelneuer Mensch werden

Shuggie Bain
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Glasgow in den 80er Jahren.
Der fünfjährige Shuggie lebt zusammen mit seiner Mutter Agnes und seinem Vater Hugh "Shug" Bain bei seinen Großeltern mütterlicherseits in Sighthill.
Auch sein Halbbruder Leek ...

Glasgow in den 80er Jahren.
Der fünfjährige Shuggie lebt zusammen mit seiner Mutter Agnes und seinem Vater Hugh "Shug" Bain bei seinen Großeltern mütterlicherseits in Sighthill.
Auch sein Halbbruder Leek und seine Halbschwester Catherine leben bei ihnen.
Shuggies Vater ist Taxifahrer, hat Affären mit anderen Frauen und ist größtenteils abwesend. Agnes ist unglücklich mit ihrer Beziehung, trinkt gerne und zieht nach einem Streit mit ihren Eltern und auf Shugs Drängen hin mit ihrer Familie nach Pithead. Agnes wünscht sich ein besseres Leben, aber die Armut und die Tristesse in der Arbeitersiedlung treiben sie immer mehr in die Alkoholsucht.
Catherine heiratet jung und verschwindet mit ihrem Mann nach Südafrika um ihrem Umfeld zu entfliehen. Shuggie wird von seinen Mitschülern und Nachbarn gehänselt, da er feminin wirkt und nicht zu ihnen passt. Auch nachdem Agnes einen neuen Mann kennen lernt, einen Job findet und ein Jahr lang trocken ist, fällt sie nach einiger Zeit wieder zurück in ihre Sucht.
Immer mehr Menschen wenden sich von ihr ab, das Verhältnis zu ihren Kindern wird mit den Jahren nur noch angespannter, bis auch Leek seinen eigenen Weg geht.
Shuggie und Agnes ziehen in eine neue Nachbarschaft in der Hoffnung ein neues Leben zu beginnen, scheitern aber schließlich daran.

Dem Autor gelingt es problemlos das Leben in der Arbeiterklasse der Thatcher-Ära im postindustriellen Glasgow zu beschreiben. Im Laufe der Geschichte sehen wir, wie die einzelnen Protagonisten sich von Agnes Sucht mehr und mehr in den Abgrund ziehen lassen und wie hoffnungslos und grau sich ihre Zukunft gestaltet. Als Leser wünscht man sich einfach nur, dass sich am Ende alles zum Guten wendet und sowohl Agnes als auch ihre Kinder aus dem Teufelskreis ausbrechen können und erkennen, dass sie nur sich selbst retten können.

Mir haben die vielschichtigen Charaktere und glaubhaften Beschreibungen der damaligen Zeit besonders gefallen. Da das Buch autobiographische Bezüge aufweist, war es umso spannender und herzzerreißender zu lesen. Auch der flüssige Schreibstil und der eingebaute Glasgower Stahlarbeitderdialekt, machen das Lesen zu einem besonderen Erlebnis.
Den Booker Prize hat der Autor zurecht für dieses Erstlingswerk erhalten.

"Shuggie Bain" ist ein Muss für alle, die sich nicht von gewagten, ehrlichen und erschreckenden Beschreibungen vergraulen lassen und nicht auf Happy Ends hoffen.

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