Ein Thriller muss nicht immer blutig sein, um fesseln zu können
Schweigende SeeleBen ist dreizehn, als er spurlos verschwindet. Seine Schwester gibt sich die Schuld daran, immerhin hat sie ihn in den Garten zum Spielen geschickt, um mit ihrem Freund Nick alleine zu sein.
Drei Jahre ...
Ben ist dreizehn, als er spurlos verschwindet. Seine Schwester gibt sich die Schuld daran, immerhin hat sie ihn in den Garten zum Spielen geschickt, um mit ihrem Freund Nick alleine zu sein.
Drei Jahre lang ist Ben wie vom Erdboden verschluckt, bis ihn ein älteres Ehepaar ihn auf einem Feld aufliest.
Völlig apathisch, verletzt und zu keinem Wort fähig.
Lisa kann es nicht fassen und versucht ihren Fehler von damals wieder gut zu machen.
Ben hingegen blockt völlig ab und will über seine Entführerin kein Wort sagen.
Immerhin hat er es ihr versprochen?
Was ist dem Jungen wirklich zugestoßen und was hat die Entführerin mit ihm gemacht, dass ihn so sehr verändert hat?
Als Lisa endlich die Wahrheit erfährt, bricht auch ihr eigenes Leben komplett auseinander.
Der Schreibstil der Autorin hat mich schon auf den ersten Seiten von sich eingenommen. Angefangen bei Bens Verschwinden zieht sich der rote Faden durch das gesamte Buch und weist eine Geschichte auf, die mich am Ende tatsächlich überraschen konnte. Die Autorin hat es geschafft, einen Knoten nach dem anderen in ihren Faden zu integrieren und immer, wenn ich das Gefühl hatte, einen gelöst zu haben, hat Andrea Bernhardt einem neuen Knoten geknüpft, um mich ins Stolpern zu bringen.
Bens Schweigen belastet nicht nur die Beziehung zu seiner Schwester, sondern auch die Ermittlungen der polizeilichen Ermittlungen.
Ich konnte nachvollziehen, dass er sich verschließt, aber ich hätte mir auch gewünscht, dass er sich wenigstens seiner Schwester ein wenig mehr öffnet.
Der Plot hat mir unglaublich gut gefallen und die Hintergrundgeschichte, die überhaupt erst zu Bens Entführung geführt hat, ist etwas völlig anderes und konnte mich wirklich überraschen.
Lisas Fürsorge hat mich manchmal etwas genervt, aber ich könnte auch verstehen, dass sie für ihren Bruder da sein will.
Und auch ihren Fehler von damals wieder gut machen will.
Die Charaktere konnten unterschiedlicher nicht sein. Alle mit ihren eigenen Geschichten und doch alle miteinander verknüpft.
Ein Thriller muss nicht immer blutig sein, um überzeugen zu können. Er muss einen roten Faden mit vielen Knoten zum entwirren haben und das hat Andrea Reinhardt mit Schweigende Seele erreicht.
Sie hat einen tiefen Einblick in die menschliche Seele ermöglicht, der mich förmlich ans Handy gefesselt hat.
Mit authentischen Charakteren, mit einem Plot, der fesseln konnte und einem Ende, dass mich überrascht hat, ist das Buch für mich zu einem Leseerlebnis geworden.
Eines, dass ich so gar nicht erwartet, dafür aber umso mehr genossen habe.