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Veröffentlicht am 12.03.2019

ansteigende Spannung bis zum packenden Ende

Das Ambrosia-Experiment
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Wie auch bei Volker Dützers Titel „Jenseits der Nacht“ handelt es sich um einen Thriller aus regionalen Gefilden. Diesmal spielt er in Koblenz und im Allgäu.

Klappentext:

Sie träumen von Unsterblichkeit ...

Wie auch bei Volker Dützers Titel „Jenseits der Nacht“ handelt es sich um einen Thriller aus regionalen Gefilden. Diesmal spielt er in Koblenz und im Allgäu.

Klappentext:

Sie träumen von Unsterblichkeit – und sind bereit, dafür über Leichen zu gehen
Auf der einen Seite: ein Mord in Koblenz. Eine Schönheitsklinik in den Alpen. Und eine Gruppe sehr reicher, sehr mächtiger Männer, die bereit ist, andere sterben zu lassen, um selbst am Leben zu bleiben. Auf der anderen Seite: die junge Laborantin Jule Rahn und der zwangsversetzte Kommissar Lucas Prinz. Beide fest entschlossen herauszufinden, was sich hinter den Machenschaften dieser Männer verbirgt. Gemeinsam kommen die beiden einem Verbrechen auf die Spur, dessen Ausmaß sie fassungslos macht. Und dessen Drahtzieher haben nicht vor, die beiden am Leben zu lassen …

Es ist gar nicht so einfach eine Rezension zu einem Roman zu erstellen, ohne viel vom Inhalt zu verraten. „Das Ambrosia-Experiment“ hat es mir echt angetan und ich habe es innerhalb weniger Tage durchgelesen. Es muss nicht immer ein Roman aus den Federn eines amerikanischen oder englischen Autors sein. Auch deutsche Autoren verstehen es tolle und mitreißende Romane zu schreiben. Klar ist Volker Dützer nicht so bekannt wie Sebastian Fitzek, aber der Inhalt seines neuen Werkes kann sich sehen bzw. lesen lassen.

Der Roman spielt, wie schon Anfangs erwähnt, in Koblenz und im Allgäu. Ich habe mich oftmals dabei erwischt, als ich mir in Google Maps die Karte von Koblenz aufgerufen habe. Klar findet man nicht alle beschriebenen Örtlichkeiten aus dem Buch, aber der grobe Rahmen stimmt und selbst die Eisenbahnbrücke über dem Rhein ist vorhanden. Der der Autor in der Nähe von Koblenz lebt, konnte er die Stadt auch gut in den Roman einbauen. Die dunkle Jahreszeit passt in die düstere Geschichte wie die „Faust aufs Auge“ und birgt gerade in den Allgäu Szenen noch mal eine andere Gefahr für die Protagonisten.

Wo wir schon einmal bei den Protagonisten sind. Zwei Charaktere stehen im Mittelpunkt des Romans von Volker Dützer. Da wäre zu einen der Kommissar Lucas Prinz und die Laborantin Jule Rahn. Beide haben mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen.

So wird Lucas Prinz nach Koblenz zwangsversetzt, nachdem er Kollegen „angeschwärzt“ hat. Oder wie Prinz selber sagt „Ich hab ins eigene Wohnzimmer gepinkelt. Das hat ein paar Leuten nicht gefallen.“ Er versprüht den Flair eines Horst Schimanski oder eines Max Ballauf. Aber auch wie diese genannten Kommissare hat Lucas Prinz einen weichen, einfühlsamen Kern. Vielleicht findet der ein oder andere noch einen anderen Vergleich. Mit diesen Kommissaren bin ich jedoch groß geworden und daher kommen sie mir in den Sinn. Vor Jahren von seiner Frau sitzengelassen zieht er zu seiner neuen Wirkungsstätte und steckt wieder mitten in einem neuen Fall und lernt dabei Jule Rahn kennen.

Jule Rahn ist eine junge Frau, die unter einer Zwangsneurose leidet. Wie schreibt Wikipedia dazu so treffend:

Bei einer Zwangsneurose kommt es zu dem Zwang, bestimmte, nicht sinnvolle Handlungen ständig zu wiederholen (Zwangshandlung) oder bestimmte, mit Angst besetzte Gedanken drängen sich der betroffenen Person immer wieder auf (Besessenheit).

- Zweifel (Unsicherheit, Handlungen nicht zufriedenstellend abgeschlossen, etwas falsch verstanden, getan oder unterlassen zu haben)
- Zählzwang (Arithmomanie) (bestimmte Dinge, die im Alltag auftauchen, werden gezählt)
- Wiederholungen (bestimmte Gedanken müssen ritualisiert wiederholt werden)

Es gibt noch weitere Zwangsneurosen, aber die drei Punkte beschrieben den Charakter von Jule am besten. Sie möchte nicht auffallen und zeigt dies auch durch ihre  unauffällige, einfache Bekleidung. Während des Romans erfährt der Leser immer mehr aus Jules Leben und darf gespannt auf Ihre Entwicklung sein.

Volker Dützer schafft es mit seinem Schreibstil den Leser schnell an die Charaktere zu binden und in die Geschichte abtauchen zu lassen. Die Sprache ist ausdrucksstark, präzise, mitreissend, packend und umschreibt viele Dinge mit einfachen, aber passenden Worten. Dazu findet sich zum Beispiel folgender Satz: „Auf der freien, ebenen Fläche würde ihr Verfolger sie so deutlich erkennen wie einen Blutfleck auf einer weißen Tischdecke.“ Gleichzeitig ist sie aber auch ehrlich und nicht geschönt. Das Beispiel mit „…ins eigene Wohnzimmer gepinkelt.“ spricht da für sich.

Die Story läßt sich ein wenig vom Titel ableiten „Das Ambrosia Experiment“. Ambrosia, oder auch beifußblättriges Traubenkraut gehört nicht zu den heimischen Pflanzenarten. Bei Homer kommt es in der Ilias und in der Odyssee als unsterblich machende Speise der Götter regelmäßig vor. Den gewöhnlichen Menschen wird es vorenthalten, wie man aus der Kirke-Episode der Odyssee sehen kann. (Quelle: Wikipedia)

Und wie damals bei den Göttern geht es auch in diesem Roman um die „Unsterblichkeit“. Nur statt den Göttern ist es hier Menschen vorenthalten, die Geld und Macht besitzen. Die Motive „Geld“ und „Macht“ bilden in vielen Romanen die Grundlage für das Handeln der „Bösewichte“. Hier kommt aber noch die „Unsterblichkeit“ hinzu und so ist es nicht verwunderlich, das diese Menschen sprichwörtlich „über Leichen gehen“, um ihre Ziele zu erreichen.

Die Geschichte beinhaltet viele reale Bezugspunkte und wirkt dadurch noch erschreckender, wie z.B. Rezeptdatenklau und -vermarktung, Gen-Manipulation und politische Seilschaften. Aber auch gesellschaftspolitische Themen wie die Ausgrenzung von alten Leuten aus der Gesellschaft lassen sich kritisch hinterfragen.

Alles in allem ist es ein gelungenes Werk von Volker Dützer. Wie die Zahnräder eines Schweitzer Uhrwerks greifen die Handlungsstränge und Charaktere ineinander über. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es „Cliffhanger“, welche mich als Leser zum Weiterlesen verführt haben, auch wenn ich eigentlich das Licht ausmachen und Schlafen wollte.

Zum Schluss noch einer meiner Lieblingssätze aus dem Buch:
„Sie sind eine ausgesprochen hübsche und liebenswerte junge Frau, aber so verängstigt wie ein Hund, den man jahrelang geschlagen hat. Ich will endlich wissen, was Ihnen widerfahren ist … und wer dafür verantwortlich ist, dass Sie sind … wie Sie sind.“
 
Ich hoffe, ich konnte ihnen mit meiner Rezension einen ersten Eindruck zu dem Buch vermitteln. Volker Dützer hat auf seiner Homepage noch ein wenig mehr zur Entstehungsgeschichte zu „Das Ambrosis-Experiment“ veröffentlicht. Falls ich ihr Interesse wecken konnte, finden sie dort ein paar mehr Informationen

Veröffentlicht am 08.03.2019

ein lohnender Blick über den Tellerrand unserer „Westwelt“

Jenseits der Westwelt
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Vor längerer Zeit habe ich zum ersten Mal ein Buch von Wolf-Ulrich Cropp in Händen gehalten und war davon sehr begeistert. Es handelte sich um das Reiseabenteuer „Im Schatten des Löwen“.

Ich war schon ...

Vor längerer Zeit habe ich zum ersten Mal ein Buch von Wolf-Ulrich Cropp in Händen gehalten und war davon sehr begeistert. Es handelte sich um das Reiseabenteuer „Im Schatten des Löwen“.

Ich war schon damals vom Schreibstil und den einfühlsam beschriebenen Erlebnissen begeistert und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Wolf-Ulrich Cropp hat in seinem neu erschienenen Buch viele Kurzgeschichten von den Erlebnissen einer Reisen veröffentlicht.

Das Buch ist in einem festen Einband gebunden und die einzelnen Kurzgeschichten werden mit ansprechenden Fotos untermalt. Ich hätte mir ein Leseband gewünscht, da ich die Geschichten nicht alle hintereinander weg gelesen habe. So hätte ich schneller an die letzte Stelle gefunden oder den ein oder anderen „Schlüsselsatz“ schneller wiedergefunden. Das ist aber auch schon die einzige „Kritik“ zu dem Buch.

Ich wurde auch von diesem Buch nicht enttäuscht. Wolf-Ulrich Cropp hat es wieder einmal geschafft, mich mit seinen fünfzehn Kurzgeschichten zu berühren. Anders als manch anderer Weltenbummler, versteht es Cropp mit seiner offenen, respektvollen, aufgeschlossenen und sympathischen Art, auf die Menschen zuzugehen und deren Geschichten zu erzählen. Dabei ist ihm sein Gegenüber und dessen Lebensraum wichtiger als manche „Selbstdarstellung“ anderer Autoren.

Auf diesem Weg kommt er mit vielen interessanten Charakteren in Kontakt, denen „Otto-Normal-Tourist“ wahrscheinlich großräumig aus dem Weg gegangen wäre. In viele Gegenden hätte sich jener wahrscheinlich auch erst gar nicht getraut. Oftmals begibt sich Cropp aber auch durch seine Aufgeschlossenheit in gefährliche Situationen.

So droht er z.B. beim Fischen in Nigeria fast zu ertrinken,  wird in Afghanistan beinahe von einem Taxifahrer und seinen Kumpanen ausgeraubt oder von zwei Freaks an einem thailändischen Strand abgezockt. Trotzdem reist er weiter von Land zu Land und läßt sich nicht abschrecken.

Die Geschichten sprechen aber auch kritisch wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte an. Ich als Leser kam oft ins Grübeln und musste erst einmal innehalten, bevor ich das die nächste Geschichte aufgeschlagen konnte. Wir leben in unserer „Westwelt“ in sicheren, geordneten Verhältnissen und haben oftmals den Blick „Jenseits der Westwelt“ verloren. Hunger, Krieg, Vertreibung, Raubbau, …….. sind allgegenwärtig. Ganze Landstriche, Lebensräume und Ökosysteme werden für den „Fortschritt“ wie beim Staudammbau in Äthiopien vernichtet. Cropp rüttelt mit seinen Geschichten den Leser  wach und sensibilisiert ihn.

So habe ich in diesem Buch vieles neu gelernt oder mir wieder in Erinnerung bringen können. Wer weiß z.B. dass für den Film „The Beach“ die Maya Bay auf der Insel Phi Phi Le, der gesamte Strand für die Dreharbeiten „umgeackert“ wurde? Heute ist er eine touristische Hochburg und das ökologische Gleichgewicht ist durch den Massentourismus gefährdet.

Die ein oder andere im Buch zu findenden „Lebensweisheiten“ tun ihr übriges. Eine dieser einprägsamen Sätze hat mich besondern angesprochen: „Warum alles gleich machen, warum alles unserem Stempel aufdrücken? Ist die Welt nicht gerade in ihrer Andersartigkeit schön?“

Normalerweise lese ich Bücher zügig und schnell durch. Dies konnte ich bei diesem Buch nicht machen. Die einzelnen Geschichten haben mich angesprochen und zum Nachdenken gebracht. Ich konnte mich nicht sofort auf eine neue Geschichte einlassen und musste erst einmal die gelesenen Worte verarbeiten. Ich mag das Buch und kann es jedem empfehlen, der über den Rand der „Westwelt“ hinaus sehen möchte. Hier finden sich Geschichten, die man nicht so im Fernsehen, YouTube oder mit einer App auf seinem Handy finden würde. Mehr möchte ich vom Inhalt nicht verraten! Lassen sie sich auf das Buch ein und machen sich auf die Reise mit einem Weltenbummler par excellence.

Veröffentlicht am 02.02.2019

psychologisch packender Roman

Wer ist Michael Swann?
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In dem Roman „Wer ist Michael Swann?“ geht es um ein Bombenattentat auf die Penn-Station in New York. Der Protagonist Michael Swann ist wartet während des Attentats am Bahnhof auf seinen Zug. Kurz vorher ...

In dem Roman „Wer ist Michael Swann?“ geht es um ein Bombenattentat auf die Penn-Station in New York. Der Protagonist Michael Swann ist wartet während des Attentats am Bahnhof auf seinen Zug. Kurz vorher nimmt er noch Kontakt zu seiner Frau Julia und den Kindern auf. Diese erfährt durch die Nachrichten von der Explosion und versucht erfolglos mit Michael Kontakt aufzunehmen. Um ihren Mann zu finden, macht sie sich auf den Weg zum Ort des Geschehens.

Erfolglos kehrt sie zurück und wird in einem veröffentlichten Video einer Überwachungskamera damit konfrontiert, das ihr Mann der Attentäter sein soll. Sie glaubt jedoch an die Unschuld ihres Mannes und versucht nun ihren Mann noch vor der Polizei zu finden. Es gibt Hinweise, das er überlebt hat und nun beginnt eine Jagd nach Michael. Wer kann ihn zuerst finden?

Mir gefällt das Buch ganz gut. Man merkt schnell, das Bryan Reardon Psychologie studiert hat. Er versteht es perfekt Personen, Orte und das Geschehen ins rechte Licht zu rücken. Das Attentat hat mich an die Ereignisse von 9/11 erinnert und ich hatte schnell wieder die schrecklichen Bilder von damals vor Augen. Auch die in der Öffentlichkeit aufkommenden Verdächtigungen, die gegenseitige Unterstützung in der Bevölkerung und die Macht der Medien werden thematisiert.

Nach Bekanntwerden des Attentats stehen Freunde und Familie hinter Julia und unterstützten sei in ihrem Vorhaben Michael wiederzufinden. Dies wechselt aber ganz schnell, als Michael als Verdächtiger durch die Behörden zur Fahndung ausgeschrieben wird. Es ist ein Wechselbad der Gefühle.

In Rückblenden erfährt der Leser die Geschichte von Julia und Michael. Vieles setzt sich bis zum packenden bzw. erschreckenden Finale wie ein Puzzle zusammen. Immer wieder stellten sich mir als Leser neue Fragen zum Geschehen.

Zusammenfassend kann ich das Buch empfehlen. Es spielt viel mit psychologischen Komponenten und ist daher auch kein Thriller in Sinne von Action und wilden Verfolgungsjagden. Natürlich muss man dies auch mögen. Ich habe das Buch nicht aus der Hand legen wollen. Auch wenn es inhaltlich den ein oder anderen Logikfehler gibt, ist es dennoch ein gelungener Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Umsetzung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.01.2019

Viele tolle und zum Teil atemberaubende Fotos aus der "Nachbarschaft"

DuMont Bildband Peaks of Europe
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Da ich selber gerne fotografiere, mag ich große Fotobildbände. Ich lasse mich durch diese Bände selber inspirieren und genieße die darin enthaltenen Landschaftsbilder. 

Mit "Peaks of Europe" hat der Fotograf ...

Da ich selber gerne fotografiere, mag ich große Fotobildbände. Ich lasse mich durch diese Bände selber inspirieren und genieße die darin enthaltenen Landschaftsbilder. 

Mit "Peaks of Europe" hat der Fotograf Johan Lolos ein tolles Werk geschaffen. Er ist als Influencer über Instagramm und anderen Onlinemedien bekannt geworden und reiht sich mit seinen Fotos in das Genre der „German Roamers“ ein.

Der Bildband ist hochwertig verarbeitet und bringt auch einiges an Gewicht mit. Ein dicker stabiler Umschlag schützt die darin enthaltenen 256 Seiten. Hier fehlt mir leider wieder ein Leseband, um schnell eine Seite wiederzufinden.

Auf den ersten Seiten erfährt der Leser, wie Johan Lolos zu diesem Projekt gekommen ist. Man muss nicht immer die ganze Welt bereisen, um tolle Motive für sich zu finden. Vieles liegt direkt vor unserer Haustür. Die Reise durch Europa brauchte aber auch eine ordentliche Vorbereitung und viele Partner zur Finanzierung einer solchen Reise. Nachdem dies geregelt war, ging die Reise im Mai 2017 los und führte Johan innerhalb von fünf Monaten durch 17 Länder Europas.

Die Bilder sind vom Feinsten und spiegeln die Natur in den einzelnen Ländern in einer Weise wieder, die man als „Otto-Normal Besucher“ wahrscheinlich nicht sehen bzw. fotografieren würde. Oftmals war frühes Aufstehen wichtig, um die Motive im besten Licht zu bekommen. Oder auch einfach mal Glück, dass der Himmel aufreißt und die Sicht auf Berg oder Tal freigab. 

Diese begleitenden Infos finden sich in drei bis sechs kurzen Sätzen zu jedem Bild, wie z.B. die Entstehungsgeschichte. Daneben sind auch die Koordinaten der Orte dokumentiert. So kann man die Stellen bei Bedarf selber wiederfinden und seine eigenen Fotos machen.
Die Aufteilung der Bilder auf den einzeln Seiten ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Oft ist sehr viel leerer Raum übrig. Dieser bleibt einfach weiß. Hier hätte man größere oder mehr Bildern einfügen können. Vielleicht hätte auch ein wenig mehr Begleittext gut getan. Natürlich kann man hier auch seine eigenen Notizen reinschreiben. Ich gehe mal nicht davon aus, das es so gedacht ist.

Zwischen den einzelnen Locations findet sich ein wenig mehr Information in Textform (oft über zwei Seiten). Warum z.B. dieses Land so wichtig für Johan war, mit wem er es bereist hat..... einfach ein bißchen mehr Background.

Mir persönlich fehlte ein wenig der technische Hintergrund. So hätte ich mit gewünscht zu erfahren, welches Equipment (z.B. Kamera, Objektive, Drohne.....) genutzt wurde und vielleicht auch der ein oder andere Tipp zur Einstellung oder Nachbearbeitung (falls diese stattgefunden hat). Dies hätte gut in ein eigenes Kapitel gepasst. Stattdessen habe ich oft lesen müssen, das immer wieder "Glück mit dem Wetter" wichtig war.

Unter dem Strich bleiben aber die tollen Fotos, welche mich angesprochen haben. Das Buch wird vor allem Leute ansprechen, welche gerne in der Natur unterwegs sind und sich mit Landschaftsfotografie beschäftigen.

Wer von den Bildern nicht genug bekommen kann, sollte sich weitere Werke auf den Onlineplattformen von Johan Lolos ansehen. Erst hier habe ich dann unter anderem meine Antworten zur Ausstattung und Bearbeitung gefunden.

Veröffentlicht am 05.01.2019

der lange Weg durch die „Wüste Gobi“ und die „Wüste Messner“

Gobi
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Es gibt kaum eine Person, die so polarisiert wie Reinhold Messner. Alleine schon die Tatsache, das 14 Jahre nach erscheinen der ersten Auflage des Bandes eine „Neuauflage“ erscheint, mag manchen Leser ...

Es gibt kaum eine Person, die so polarisiert wie Reinhold Messner. Alleine schon die Tatsache, das 14 Jahre nach erscheinen der ersten Auflage des Bandes eine „Neuauflage“ erscheint, mag manchen Leser irritieren. Aber warum nicht. Das Titelfoto ist wirklich gut geworden. Mein Sohn meinte dazu, Reinhold Messner sehe darauf aus wie der „letzte Jedi“ aus Star Wars 8. Hier erahnt man schon, was er in den vergangenen Jahrzehnten mitgemacht hat.

Das Taschenbuch umfasst 272 Seiten. Im Buch befinden sich im Mitttelteil und verteilt in den 11. Kapiteln diverse schwarz weiß Fotos von seiner Reise. Im Klappentext befindet sich eine Karte mit dem Verlauf seiner Reise. Ich finde so was immer ganz gut, da ich mir dann ein besseres Bild der Route machen kann.

Reinhold Messner ist als „Grenzgänger“ bekannt geworden. Er bestieg alle „Achttausender“ (zum Teil alleine und ohne Sauerstoffmaske), 2800 Kilometer Antarktis Durchquerung und diverse andere Unternehmungen. Und da ihm das nicht reichte, beschloss er im Alter von 60 Jahren im Jahre 2004 zur einer Längsdurchquerung der Wüste Gobi (Mongolei). Alleine und nur mit dem nötigsten Equipment machte er sich auf den gut 2000 Kilometer langen Weg durch die Wüste.

Der Titelzusatz „die Wüste in mir“ läßt schon erahnen, das es bei einer Reise nicht nur um die Reise durch die Wüste als solche geht, sondern er sich auch in dem Buch mit sich selbst beschäftigt. In den Jahren hat Reinhold Messner viel publikumswirksame Auftritte hingelegt, in Filmen mitgespielt, diverse „Messner Mountain Museen“ (MMM) eröffnet, Interviews gegeben und Bücher geschrieben. Dabei hat er sich einen tollen Schreibstil angeeignet, welcher sich auch in diesem Buch wiederfinden läßt.

Ich habe das Buch in wenigen Tagen durchgelesen. Es ist ein flüssiger Schreibstil, welcher mich einfach mitgerissen hat. Hut ab! Der ein oder andere Abschnitt wird von ihm aber auch ein wenig „theatralisch“ bzw. „dramatisch“ ins Bild gerückt.

Inhaltlich findet der Leser in dem Buch einen tollen Reisebericht durch die Wüste und deren Bewohner und einen Rückblick über das Leben von Reinhold Messner. Diese Rückblicke hat er dabei geschickt in sein Buch verwoben. Gerade in der Einsamkeit der Wüste „denkt“ er viel über seine Vergangenheit nach. Dabei versteht es Reinhold Messner sehr gut, auch die tragische Geschichte seines Bruders Günther Messner einfließen zu lassen. Da ihn dieses Ereignis damals schwer getroffen und mitgenommen hat, wird es immer wieder aufgegriffen. Es wirkt für mich als Leser wie eine „Abrechnung“ mit den damaligen und heutigen Kritikern, welche Reinhold eine „Mitschuld“ am Tod seines Bruders gegeben haben. Da sich das komplette letzte Kapitel noch mal mit dem Tod seines Bruders beschäftigt, war es meiner Meinung nach definitiv ein einschneidendes Erlebnis.

Wir erfahren aber auch viel aus seiner Kindheit, seinen Eltern, Geschwistern, seinen Werdegang und seine eigenen Familie. Und gerade der Widerspruch eine eigene Familie zu haben und diese immer wieder zu verlassen, um „Grenzerfahrungen“ zu machen und dabei auch sein Leben zu riskieren polarisiert die Leserschaft.

Der Leser erfährt aber auch, dass die Wüste Gobi ist in weiten Teilen ein lebensfeindlicher Raum ist. Reinhold Messner durchquert diese zu Fuß, läßt sich aber auch in PKW´s oder LKW´s mitnehmen und besteigt auch mal ein Pferd. Der Leser erfährt viel über die Nomaden, die den widrigen Lebensbedingungen tagtäglich trotzen und ihn immer wieder als ihren Gast aufnehmen und bewirten. Abseits von Technik und Konsum werde ich als Leser in diese Welt mitgenommen. Ohne die Gastfreundschaft der Nomaden, die mit Ihren Jurten Wind und Wetter trotzen, hätte es Messner definitiv nicht geschafft. Bei einem längeren Wüstenabschnitt ohne Brunnen und Nomaden, plagt ihn der Selbstzweifel, die Einsamkeit und er macht sich bewußt, das er alt geworden ist. Sein „geschundener“ Körper kommt an seine physische Grenzen. Am besten beschreibt es dieses Zitat:

„Mein Weg durch die Wüste war auch ein Weg durch mich selbst. Diesmal kam keine Erlösung am Ende, nur die Einsicht in das eigene Altern. Sogar das Bewusstsein sterben zu müssen, gehört jetzt mit dazu. Und dieses Bewusstsein des eigenen Todes bleibt, als sei ich schon vor meiner Zeit an mein Ende gekommen.“

Das Buch ist es definitiv wert gelesen zu werden. Trotzdem habe ich (gerade nach dieser Neuauflage) einen faden Beigeschmack in Bezug auf die „Selbstinszenierung“ und „Vermarktung“ von Reinhold Messner.