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Veröffentlicht am 24.08.2019

Das winkende Eichhörnchen

Wir von der anderen Seite
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Die 35-jährige Rahel Ward verdient ihr Geld als Drehbuchautorin für Komödien und versieht ihre teils recht skurrilen Figuren mit schrägem Humor und jeder Menge Situationskomik. Aufgrund von Nierenproblemen ...

Die 35-jährige Rahel Ward verdient ihr Geld als Drehbuchautorin für Komödien und versieht ihre teils recht skurrilen Figuren mit schrägem Humor und jeder Menge Situationskomik. Aufgrund von Nierenproblemen erleidet Rahel ein Organversagen und fällt ins künstliche Koma. Als Rahel nach fünf Wochen im Krankenhaus daraus erwacht, liegen eine Operation und der Medikamentenentzug bereits hinter ihr, doch die Nachwirkungen sind noch spürbar. Rahel kann sich an nichts erinnern, nichts ist mehr, wie es einmal war. Erst langsam begreift Rahel, dass die nächste Zeit für sie ein Kampf werden wird. Zum Glück hat sie eine liebenswerte Chaosfamilie sowie enge Freunde, auf die sie sich immer stützen kann und die ihr helfen, wieder in das normale Leben zurückzukehren und sich zu erinnern, auch wenn es ein harter Kampf ist. Aber mit Humor geht bekanntlich alles besser, oder?
Die Drehbuchautorin Anika Decker hat mit „Wir von der anderen Seite“ einen sehr unterhaltsamen und komischen Debütroman vorgelegt, der ab und an auch mal melancholische Töne anschlägt, aber zu keiner Zeit mutlos wirkt. Der Schreibstil ist locker-flüssig und mit jeder Menge Humor für ein doch recht ernstes Thema gespickt, hier fehlt es nicht an Selbstironie, aber auch der Realitätssinn ist jederzeit präsent. Der Leser darf während der Lektüre nicht nur Rahel begleiten, sondern auch Teile der Autorenlebensgeschichte miterleben, denn Decker weiß durchaus, wovon sie schreibt, das wird in jeder Zeile deutlich. Gnadenlos und doch mit gewissem Feingefühl beschreibt die Autorin, wie sehr sich das Leben von einer Minute auf die andere ändern kann, die Erinnerungen fehlen und man abhängig von seinen engsten Vertrauenspersonen ist, die einen nicht nur mit Mitgefühl, sondern auch mit Unterstützung und Optimismus versorgen. Dabei muss nicht nur Rahel sich mit viel Mut unter Schmerzen wieder neu ins Leben zurückkämpfen, auch das Leben der Angehörigen ändern sich von Grund auf, der gewohnte Mikrokosmos aus Familie und Freunden ist einer Extremsituation ausgesetzt, in dem man nun erkennen kann, wer Freund und wer Feind ist, wer es ernst meint und wem man nicht so wichtig ist. Während der Handlung wird nicht nur Rahel, sondern auch der Leser immer wieder von dem winkenden Eichhörnchen abgelenkt, dass für Optimismus und Ausdauer steht.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, sie sind dem realen Leben regelrecht entsprungen, so dass der Leser sich unter ihnen gleich wie zuhause fühlt und ein Teil von ihnen wird, der ebenso mit Rahel bangt, hofft, zweifelt und die Zähne zusammenbeißt. Rahel ist ein Ausbund an Phantasie, die absolut nötig ist, um den Stars ihrer Komödien Leben einzuhauchen. Doch während ihrer Gesundungsphase und Rekonvaleszenz muss Rahel beweisen, dass sie nicht nur Humor besitzt, sondern auch stark, stur und unbeugsam ist, sie keine Blick zurück wirft, dafür vorwärts schreitet, um sich ihre „alte“ Form zurückzuerobern, sei es die Gesundheit oder auch ihren Beruf betreffend. Ihr Bruder Juri ist einmalig, man möchte ihn ständig knuddeln, denn er ist so besorgt und gleichzeitig ein Fels in der Brandung ebenso wie Rahels Freund Kevin. Dagegen macht Lebensgefährte Olli keine gute Figur, ganz im Gegenteil, er ist ein oberflächlicher Typ, der irgendwie so gar nicht in die Szenerie passt und den sie hoffentlich bald loswird. Aber dafür ist Rahels restliche Familie wunderbar bunt und liebenswert.
Mit „Wir von der anderen Seite“ ist Anika Decker ein wundervolles Romandebüt gelungen, das den Leser sowohl mit einem lachenden als auch einem weinenden Auge zurücklässt. Ganz nah an der Realität hat sie eine Geschichte gezaubert, die mit Leichtigkeit ein ernstes Thema verpackt. Absolutes Highlight und mehr als verdiente Leseempfehlung! Einfach wunderbar!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Krönender Trilogieabschluss

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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1915 Berlin. Der Krieg hat Deutschland weiterhin in seinen Klauen, auch Berlin ist inzwischen eine gebeutelte Stadt. Die Männer verschwinden immer mehr aus dem Stadtbild, weil sie an der Front ihren Dienst ...

1915 Berlin. Der Krieg hat Deutschland weiterhin in seinen Klauen, auch Berlin ist inzwischen eine gebeutelte Stadt. Die Männer verschwinden immer mehr aus dem Stadtbild, weil sie an der Front ihren Dienst tun, so dass die Frauen deren Aufgaben übernehmen müssen. Dazu kommt die Kälte und der Hunger, der die Menschen umtreibt. Die Ärztin Ricarda Thomasius hat nach der Rückkehr aus China ihre Praxis geschlossen und arbeitet nun an der Charité, wo sie sich vor allem um die Geburten und verletzte Frauen kümmert. Die Arbeit lenkt sie aber nur kurzzeitig von den Gedanken an ihre Kinder ab. Ihre Sorge gilt vor allem Sohn Georg, der als Frontsoldat gedient hat und nun als vermisst gilt. Aber auch der Streit mit Tochter Hennie zehrt an ihr, diese lebt nun mit ihrem Ehemann Victor in Amerika und es herrscht Funkstille. Ricardas Jüngste, Antonia, entwickelt sich zu einer recht selbstbewussten und unabhängigen jungen Frau, die im Zoo arbeitet und sich unbedingt ihren Traum als Tierärztin erfüllen will. Ricardas große Hoffnung ist, dass der Krieg endlich ein Ende hat und sie bald wieder mit ihren Kindern vereint ist...
Helene Sommerfeld hat mit „Die Ärztin - Die Wege der Liebe" den dritten und finalen Teil ihrer Trilogie um die Ärztin Ricarda vorgelegt, der den beiden Vorgängern an Spannung, Gefühl und historisch wunderbar eingeflochtenem Hintergrund in nichts nachsteht und nahtlos an den zweiten Teil anschließt. Der Schreibstil ist flüssig, atmosphärisch dicht und trumpft mit vielen Gefühlen auf. Der Leser wird sofort wieder an Ricardas Seite katapultiert und folgt ihr als unsichtbarer Schatten, um ihr bei ihrem Wirken über die Schulter zu sehen, während ihre Gedanken- und Gefühlswelt wie ein offenes Buch vor ihm liegen. Die Handlung erstreckt sich von 1914 bis 1920 und wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, wodurch ein wunderbares Komplettbild entsteht und keine Wünsche offen lässt. Die Seiten fliegen regelrecht vorbei aufgrund der abwechslungsreichen Handlung, dem gutgelegten Spannungsbogen und dem exzellent recherchierten historischen Hintergrund, der nahtlos eingewebt wurde. Die Lage in Berlin zu Kriegszeiten und die Not der Bevölkerung werden sehr plastisch dargestellt, man kann den Hunger, die Angst und die Erschöpfung der Menschen fast greifen. Das Buch punktet aber nicht nur mit einer sehr fesselnden Handlung, sondern auch mit einem Personenregister und einem Berliner Stadtplan, der dem Leser gute Dienste leistet, sollte er die Stadt nicht kennen.
Die Charaktere sind detailliert und liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie alle besitzen individuelle Eigenschaften, die sie sehr glaubwürdig und authentisch wirken lassen. Dem Leser fällt es von Beginn an leicht, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Sorgen und Nöte zu teilen, mit ihnen zu hoffen und zu bangen. Ricarda besitzt große Präsens, sie ist stark, mutig, selbstlos und hilfsbereit, aber nun merkt man ihr das Älterwerden an, was völlig normal und gerade deshalb auch sehr wirklichkeitsnah ist. Schließlich hat sie so einiges erlebt und so manchen Schicksalsschlag erfahren müssen. Das schlägt sich auch in ihrem Verhalten nieder. Der Fokus in diesem Band teilt sie sich deshalb auch mit ihren Töchtern Antonia und Hennie. Antonia kann nicht verleugnen, dass sie Ricardas Tochter ist, denn sie ist genauso zielstrebig und kämpferisch, wie Ricarda es in ihren jungen Jahren war. Aber auch Hennie ist eine starke Frau, die sich einigen Herausforderungen stellen muss, die nicht gerade leicht sind.
„Die Ärztin - Die Wege der Liebe" ist der krönende Abschluss einer sehr unterhaltsamen Trilogie, die allesamt als Pageturner durchgehen. Der Leser wird von Beginn an gefesselt und kann sich dem Sog nicht entziehen. Absolute Leseempfehlung für eine wunderbare, gut ausgearbeitete historische Familiengeschichte!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Wechselbad der Gefühle

Die Gärten von Monte Spina
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Nach dem Unfalltod ihres geliebten Ehemannes steht die 30-jährige Gärtnerin Toni ganz allein da, sie hat keine weiteren Verwandten mehr und bleibt in ihrer Trauer völlig für sich. Um sich abzulenken und ...

Nach dem Unfalltod ihres geliebten Ehemannes steht die 30-jährige Gärtnerin Toni ganz allein da, sie hat keine weiteren Verwandten mehr und bleibt in ihrer Trauer völlig für sich. Um sich abzulenken und ihrem Leben einen neuen Anstrich zu geben, nimmt sie das Angebot des Dänen Max Bror an, dem die kleine Atlantikinsel Monte Spina gehört. Kaum auf der Insel angekommen, lässt sich Toni von der wilden und außergewöhnlichen Landschaft und seinen Bewohnern einhüllen. Nicht nur die Sonne und die körperliche Arbeit lassen die Wunden in Tonis Innerstem langsam heilen, auch die Inselgemeinschaft mit ihren unterschiedlichsten Schicksalsschlägen und Geheimnissen üben Faszination auf Toni aus. Doch der geheimnisvollste von allen ist ihr Arbeitgeber Max, der die Strippen im Hintergrund zieht. Wird sich Toni gegen ihn behaupten können?
Henrike Scriverius hat mit „Die Gärten von Monte Spina“ einen interessanten Roman vorgelegt, der so einiges an Überraschungen bereithält. Der Erzählstil ist flüssig, gefühlvoll und vor allem bildgewaltig, schon die Beschreibungen der Örtlichkeiten sind so detailliert, dass der Leser die Gärten sowie die karge und zerklüftete Landschaft direkt vor sich sehen kann und ein Gefühl dafür bekommt, dort abgeschnitten von der restlichen Welt und mutterseelenallein zu sein. Unsichtbar an der Seite von Toni darf er die Insel mit seinen vielfältigen Bewohnern entdecken und hat dabei jederzeit Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt von Toni selbst, deren Schicksal den Leser von Beginn an berührt. Der Spannungsbogen wird gleich von Anfang an gut aufgebaut und steigert sich noch während der Handlung. Geschickt lässt die Autorin die zwischenmenschlichen Beziehungen der Inselbewohner einfließen und erschafft mit Max Bror einen unnahbaren und manipulativen Eigner, der mit seinem Verhalten die Gemüter extrem spaltet und so manches männliche Klischee bedient, was dem Leser oftmals in Wut und Unverständnis geraten lässt.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und ausgestaltet. Manche von ihnen wirken authentisch und glaubwürdig, manche von ihnen sind derart überspitzt ausgearbeitet, dass man als Leser kaum glauben kann, dass ein Mensch wirklich so sein kann. Gerade diese Wechselhaftigkeit in den Wesen der Protagonisten macht die Lektüre dieses Romans interessant. Toni ist vom Schicksal gebeutelt. Sie ist eine zurückhaltende Frau, die alles erst einmal beobachtet, bevor sie den Mund aufmacht. Ihre Schmerzgrenze ist relativ hoch, denn sie lässt sich wirklich so einiges gefallen, dass man sie am liebsten hart schütteln möchte. Leider ist sie sehr durchschaubar, was sie zusätzlich sehr naiv wirken lässt. Max Bror ist der Teufel in Männergestalt. Er ist nicht nur gutaussehend und reich, er versteht es, die Menschen mit wenigen Worten zu verletzen, in eine Ecke zu drängen, sie nach seiner Nase tanzen zu lassen und sie zu erniedrigen. Er ist ein Widerling der Sonderklasse, der zu keinem Zeitpunkt seine Handlungen reflektiert. Aber auch Nebendarsteller wie Carlos, Sophie oder Lou bringen etwas Wind in die Geschichte.
„Die Gärten von Monte Spina“ ist ein Roman, der mit seinen dargebrachten Klischees polarisiert. Die Geschichte lässt sich gut lesen, man sollte sich als Leser aber auf einiges gefasst machen. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Herbe Enttäuschung!

Als wir im Regen tanzten
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1928 Berlin. Der Karrierestern des jüdischen Stummfilmstars Recha sinkt ebenso wie die Erfolgskurve ihres Ehemanns Willi als Filmemacher. Die zunehmende Macht der Nazionalsozialisten sowie die daraus resultierende ...

1928 Berlin. Der Karrierestern des jüdischen Stummfilmstars Recha sinkt ebenso wie die Erfolgskurve ihres Ehemanns Willi als Filmemacher. Die zunehmende Macht der Nazionalsozialisten sowie die daraus resultierende Judenfeindlichkeit in der Bevölkerung machen Recha immer mehr zu schaffen. Willi braucht für seine Karriere baldmöglichst als Regisseur einen Kassenschlager, während Recha durch den Tonfilm kaum noch Rollenangebote bekommt. Aber auch die Ehe der beiden ist in Schieflage geraten, sie driften auseinander, weil sie sich kaum noch etwas zu sagen haben, und das ersehnte gemeinsame Kind hat sich bisher auch nicht angekündigt. Währenddessen kümmert sich Willis Schwester, die Anwältin Felice mit ihrem Ehemann Quintus um die Töchter ihrer Schwester Ille, die bisher im Gefängnis saß. Doch nun hat Ille ihre 10-jährige Strafe abgesessen und möchte ihre Töchter zurückhaben, womit Felice gar nicht einverstanden ist…
Michaela Saalfeld hat mit „Als wir im Regen tanzten“ die Fortsetzung ihres Romans „Was wir zu hoffen wagten“ vorgelegt, der allerdings in punkto Unterhaltungswert und Handlung nicht ansatzweise an den Erstling heranreichen kann. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, leider aber auch sehr langatmig und sprunghaft, so dass der Leser, der den ersten Teil gelesen hat, sich oftmals die Frage stellt, ob hier tatsächlich die Autorin oder nicht doch ein Ghostwriter am Werk war. Der Einstieg in den Roman lässt noch auf eine abwechslungsreiche Geschichte mit historischem Hintergrund hoffen, doch bald schon flacht die Handlung ab und während die Entwicklung der Filmindustrie raumgreifend erläutert wird, fehlt es an fesselnden Dialogen und nachvollziehbaren Entwicklungen zwischen den Protagonisten. Vielmehr verliert sich alles in immer wieder neuen Nebenschauplätzen, die kurz auftauchen, um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden. Dem Leser erschließt sich oftmals nicht, welche Bedeutung diese oder jene Sequenz für die Handlung hat. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind derart problematisch arrangiert, dass sie konstruiert und wenig glaubhaft wirken und dem Leser ein stetiges Augenrollen verursachen. Durch diese unstete und wenig packende Erzählweise wird die Lektüre zu einer quälenden Herausforderung. Zudem ist es sehr schade, dass gerade die damals aktuellen politischen Entwicklungen nicht mehr zum Tragen kommen und die Spannung der Geschichte befeuern.
Die Charaktere können bis auf einige wenige Ausnahmen nicht mit Glaubwürdigkeit und Authentizität punkten. Sie wirken blass und austauschbar, der Leser kann sich zu keiner Zeit richtig in sie hineinversetzen und ihre Taten nachvollziehen, da es keinerlei Nähe zu ihnen gibt. Sie bleiben Fremde, die man einfach nur beobachtet und dabei meist mit dem Kopf schüttelt Recha wirkt wie eine unsichere kleine Maus, verschreckt und wenig dazu angetan, sich in ihr einen gefeierten Filmstar vorzustellen. Willi hat nur seine Arbeit im Kopf, ihm fehlt es an Einfühlungsvermögen und Tiefe. Einzig Felicitas überzeugt als Frau von Format, die selbstbewusst, stark und zupackend ihre Ziele verfolgt, auch wenn sie damit Grenzen übertritt und auch mal die eine oder andere Schlappe hinnehmen muss. Sie ist eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und mutig ihre Meinung vertritt und ihren Weg geht.
„Als wir im Regen tanzten“ kann als Nachfolger von „Was wir zu hoffen wagten“ in keiner Weise überzeugen. Dem Buch fehlt neben einem logischen Handlungsverlauf auch die Verknüpfung mit den historisch wichtigen Vorkommnissen der damaligen Zeit sowie an nahbaren Protagonisten, die mit authentischen Charakteren punkten können. Zudem ist der wankelmütige Erzählstil nicht dazu angetan, sich als Leser gut unterhalten zu fühlen. Dieser Roman ist eine herbe Enttäuschung, der keine Empfehlung verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 20.08.2019

Juist ist nicht nur kulinarisch eine Reise wert!!!

Bratapfel am Meer (Neuauflage)
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Die Intensivkrankenschwester Caro Fischer lebt in Oberhausen und kümmert sich rührend um ihre Patienten. Als Elfriede Fischermann sie kurz vor ihrem Tod bittet, eine besondere Perlenkette für sie zurück ...

Die Intensivkrankenschwester Caro Fischer lebt in Oberhausen und kümmert sich rührend um ihre Patienten. Als Elfriede Fischermann sie kurz vor ihrem Tod bittet, eine besondere Perlenkette für sie zurück auf die Norseeinsel Juist zu ihrer alten Liebe zu bringen, ist Caro erst einmal völlig verwirrt. Doch sie möchte der alten liebgewonnenen Dame diesen Wunsch erfüllen, sie braucht sowieso eine Auszeit, denn nicht nur ihr Job schlaucht sie, sondern auch Ehemann Jörn, von dem sie getrennt lebt. Also gönnt sich Caro für die Tage nach Weihnachten einen 2-wöchigen Urlaub auf Juist, mietet eine Ferienwohnung und macht sich mit Bobtail Einstein im Auto auf den Weg zur Insel. Unterwegs nimmt sie noch einen Anhalter mit, dessen Frau sie vor Jahren betreut hat. Zwischen Max und ihr gibt es sofort eine besondere Verbindung. Doch darauf möchte Caro erst einmal keinen Gedanken verschwenden, zu gespannt ist sie auf die Dinge, die sie auf Juist erwarten und was es mit der Perlenkette wohl auf sich hat…
Anne Barns hat mit „Bratapfel am Meer“ einen wunderschönen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser mit seinem flüssigen und gefühlvollen Erzählstil schnell zu verzaubern weiß und mit Caro zusammen auf eine spannende und erlebnisreiche Reise nimmt, die viele Überraschungen parat hält. Caros Gedanken- und Gefühlswelt ist für den Leser dabei wie ein offenes Buch, was eine besondere Nähe schafft und die Reaktionen gut nachvollziehen lässt. Nicht nur der Job der Intensivkrankenschwester wird gut skizziert, auch einige Missstände in der Behandlung lässt die Autorin nebenbei in ihrer Geschichte einfließen, was nicht nur ein ungutes Gefühl vermittelt sondern auch einen Anstoß zu einer Patientenverfügung gibt. Die Reise nach Juist ist ebenso farbenfroh beschrieben wie die Insel Juist selbst. Ebenso lässt die Autorin bereits liebgewonnene Protagonisten aus ihren Vorgängerbänden wiederaufleben, so dass man sich mit der Lektüre rundum wohl und wie daheim fühlt. Geschickte Wendungen und einige Überraschungen sowie jede Menge wunderbarer Leckereien machen das Buch nicht nur zu einem Pageturner, man hat auch ständig Magenknurren aufgrund der Köstlichkeiten, die dort ununterbrochen auf dem Programm stehen. Seien es Käsekuchen im Glas, Bratäpfel mit Crumble oder auch leckere Apfelrosentorte und selbstgebackenes Brot mit fantasievollen Belägen, man möchte unbedingt kosten. Einige Rezepte sind am Ende des Buches aufgeführt und sehr zum Nachmachen zu empfehlen! Das offene Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert in Szene gesetzt. Sie sind ein bunter Strauß von Individualisten, die sehr realitätsnah und authentisch wirken und den Leser in ihrer Mitte willkommen heißen. Caro hat einen harten Job, ihr Traum war es immer, Medizin zu studieren. Mit ihrem Ehemann hatte sie kein glückliches Händchen. Caro ist offen, freundlich, hilfsbereit und schlagfertig. Sie haut so manchen Spruch raus, da bleibt kein Auge trocken. Jana ist Caros beste Freundin, die beiden wirken fast wie Schwestern und vertrauen sich blind. Max ist ein ausgezeichneter Koch, der auch Songs schreiben und mit seiner Gitarre zum Besten geben kann. Er lebt noch zu sehr in der Vergangenheit, dabei hat die Zukunft längst begonnen. Aber auch Enna, Jella, Teeske, Merle, Jannes, Ole, Paul, Conny, Agata und Anton spielen eine große Rolle in diesem Buch und gerade das erneute Wiedersehen der alten Clique macht dieses Buch besonders unterhaltsam, denn sie haben überall ihre Finger drin. Der heimliche Star ist allerdings Einstein, der für zusätzliche Unterhaltung sorgt.
„Bratapfel am Meer“ ist ein Wohlfühlroman der Extraklasse. Hier geht es um eine geheimnisvolle alte Liebe, um Menschen, die sich finden oder bereits gefunden haben, um Freundschaft und Zusammenhalt und um Entscheidungen, die endlich getroffen werden wollen. Toll miteinander gemixt und wunderbar erzählt. Ab nach Juist, die Clique muss man einfach lieben! Absolut verdiente Leseempfehlung für den neuen Pageturner von Anne Barns!!!