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Veröffentlicht am 07.04.2019

Zurück zum Ich

Herzklopfen zum Dessert
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Ein Überfall hat der geschiedenen Avery Grand von einem Moment auf den anderen ihre Selbstsicherheit und ihr Selbstvertrauen genommen. War sie vorher gern unterwegs und gern gesehener Gast bei Partys, ...

Ein Überfall hat der geschiedenen Avery Grand von einem Moment auf den anderen ihre Selbstsicherheit und ihr Selbstvertrauen genommen. War sie vorher gern unterwegs und gern gesehener Gast bei Partys, igelt sie sich nun ein. Die körperlichen Verletzungen sind zwar verheilt, aber ihr Innerstes hat Schaden erlitten. Um aus diesem Gefängnis wieder herauszukommen und ihr altes Ich wiederzugewinnen, wendet sich Avery dem Kampfsport zu und merkt durch das harte Training, dass sie langsam ihr Selbstbewusstsein wiedererlangt. Als sie Liam begegnet, ist dieser von ihrer Ausstrahlung völlig hin und weg, er verliebt sich sofort in sie. Aber Avery trägt ein unsichtbares Stoppschild vor sich her, dass Liam erst einmal überwinden muss. Dabei gefällt ihr Liam ebenfalls, doch Vertrauen muss man sich verdienen. Dann kommt der Tag, an dem Avery sich alten Ängsten stellen muss…
Catherine Bybee hat mit ihrem Buch „Herzklopfen zum Dessert“ ihrer „Diesmal für immer“-Reihe einen weiteren Band hinzugefügt, der ebenfalls durch einen flüssigen und gefühlvollen Schreibstil überzeugen kann. Der Leser wird durch wechselnde Erzählperspektiven mal an die Seite von Avery, mal an die von Liam gestellt und darf beiden Protagonisten in Herz und Seele schauen sowie Teile ihrer Vergangenheit kennenlernen. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Ängste und die Verletzlichkeit von Avery aufgrund des Überfalls zu transportieren und aufzuzeigen, wie sehr solch ein Ereignis das Leben eines Menschen auf drastische Weise verändern kann. Solch ein Angriff und dazu die körperlichen Verletzungen lassen einen nie mehr los und das Gefühl nach Sicherheit und Geborgenheit wird nie mehr so erreicht, wie vor solch einem Ereignis. Mut und Stärke sind erforderlich, um sich dem zu stellen und gegen die Angst vorzugehen.
Die Charaktere wurden schön ausgestaltet und mit Leben versehen. Ihre individuellen Eigenschaften wirken glaubhaft und authentisch, so dass es dem Leser nicht schwer fällt, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Avery war mal eine lebenslustige Frau, die trotz einer Scheidung das Leben genießen konnte. Sie liebte Partys und das amüsante Leben, doch von einem Tag auf den anderen wurde ihre Welt aufgrund eines Überfalls erschüttert. Aber nicht die äußeren Verletzungen lassen sie zu einer Gefangenen in ihrer Welt werden, sondern der Raub ihres Selbstbewusstseins. Damit findet sie sich nicht ab, sondern beweist Stärke, indem sie gegen ihre Hilflosigkeit angeht, durch Kampfsport ihre innere Sicherheit wiedergewinnt und sich von den schlimmen Erinnerungen zu befreien versucht. Liam ist ein sympathischer Mann, der offen und ehrlich ist. Er ist hartnäckig, aber auch behutsam und geduldig, um an sein Ziel zu kommen.
„Herzklopfen zum Dessert“ erzählt nicht nur eine interessante Liebesgeschichte, sondern auch davon, wie eine Frau ihr altes Ich wiedergewinnt. Schön erzählt und mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet.

Veröffentlicht am 07.04.2019

"Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer." (Konfuzius)

Einmal für immer, bitte
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Mit ihrer mobilen Cocktailbar hat sich Silver einen ihrer Träume erfüllt. Sie wird für Gesellschaften und Hochzeiten gebucht, und die Nachfrage steigt ständig. Deshalb möchte sie ihr Kleinunternehmen vergrößern ...

Mit ihrer mobilen Cocktailbar hat sich Silver einen ihrer Träume erfüllt. Sie wird für Gesellschaften und Hochzeiten gebucht, und die Nachfrage steigt ständig. Deshalb möchte sie ihr Kleinunternehmen vergrößern und zwei zusätzliche Wohnwagen erwerben, um ihren anwachsenden Kundenstamm bedienen zu können. Aber die Nachfrage bei ihrer Bank nach einem Kredit war leider nicht erfolgreich. Dafür macht Drew ihr das Angebot, eine Teilhaberschaft zu übernehmen und ihr das benötigte Geld zur Verfügung zu stellen. Silver weiß nicht, wie sie reagieren soll, ausgerechnet Drew! Mit ihm hatte sie als 18-jährige eine enge Beziehung und ein Kind, dass sie zur Adoption gegeben hat. Doch dann schlägt Silver in den Deal ein, was sowohl sie als auch Drew vor einige Herausforderungen stellt und ihre Vergangenheit wieder präsent werden lässt…
Susan Mallery hat mit ihrem Buch „Einmal für immer, bitte“ den 4. Teil ihrer Happily-Inc.-Reihe vorgelegt, der den Leser ein weiteres Mal in diese gemütliche Kleinstadt entführt, wo sich vor allem alles um die Liebe und das Heiraten dreht. Der Schreibstil ist locker-flüssig, mit viel Gefühl und einer guten Prise Humor gewürzt und fesselt den Leser von Beginn an. Durch wechselnde Perspektiven gibt die Autorin dem Leser die Möglichkeit, sowohl Silver als auch Drew gut kennenzulernen und in ihre Gedanken- und Gefühlswelt einzudringen. Gleichzeitig erhält der Leser einen guten Überblick, wie es mit den Paaren aus den Vorgängerbänden weitergeht. Man trifft alte Bekannte wieder und fühlt sich gleich wieder wie ein Teil der Gruppe, wo alle gut zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Verschiedene Themen bringt die Autorin mit ihrer Geschichte aufs Tablett, da geht es um Verzeihen, alte Geheimnisse, Vergangenheitsbewältigung, immer mit der nötigen Empathie und voller Emotion erzählt. Auch in dem Städtchen Happily Inc. fühlt man sich gleich wieder zuhause, der Ort verbreitet geradezu Liebe und Gefühl.
Die Charaktere wurden auch in diesem Band mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt und wirken durch ihre individuellen Ecken und Kanten sehr lebendig und realistisch. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen hoffen, bangen, leiden und fühlen. Silver ist eine Frau, die weiß, was sie will. Mit viel Disziplin hat sie sich ein Unternehmen erschaffen und ihre eher ärmliche Vergangenheit hinter sich gelassen. Sie strahlt Stärke und Unternehmungsgeist aus, krempelt die Ärmel hoch und lässt sich von ihren Träumen nicht abbringen. Sie ist offen und herzlich, was sie zu einer echten Sympathieträgerin macht. Sie hat schon so einiges durchmachen müssen und ist durch ihre Schicksalsschläge gewachsen. Drew kommt einer wohlhabenden Familie und wirkt manchmal wie ein Snob, etwas von oben herab, arrogant und abgehoben. Zudem zeigt er ab und an eine recht unbekümmerte Seite, als würde ihn die Vergangenheit kalt lassen oder ihn nichts angehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er gerade in seiner Mutter ein recht egoistisches Exemplar vor Augen hat.
„Einmal für immer, bitte“ ist ein gelungener Liebesroman der Happily-Inc.-Reihe und ein Muss für jeden Fan dieser Serie. Gefühlvolle Geschichte mit ernsteren Ansätzen, schöne und unterhaltsame Lesestunden sind garantiert. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.04.2019

Thema verfehlt

Das kleine Blumencafé am Strand (Ein Nordsee-Roman 7)
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Ein Ferienhaus auf der Insel Amrum ist der Fluchtort für die 45-jährige Beeke, denn sie muss erst einmal weg von ihrem vertrauten Terrain und verdauen, dass ihr langjähriger Ehemann Jasper schwul ist und ...

Ein Ferienhaus auf der Insel Amrum ist der Fluchtort für die 45-jährige Beeke, denn sie muss erst einmal weg von ihrem vertrauten Terrain und verdauen, dass ihr langjähriger Ehemann Jasper schwul ist und mit seinem Kollegen sowas wie eine Beziehung hat. Schließlich hat sie ihn inflagranti ertappt. Wie konnte ihr das all die Jahre verborgen bleiben? Auf Amrum angekommen, lässt Beeke erst einmal die Seele baumeln und kehrt in einem kleinen Strandcafé ein, das von der alten Vera geführt wird. Die beiden kommen schnell ins Gespräch und freunden sich miteinander an. Vera wird die Arbeit einfach zu viel, so fasst Beeke den Entschluss, sie tatkräftig zu unterstützen und im Café auszuhelfen. Die Begegnung mit den Einheimischen sowie den Ausflüglern bringt Beeke die erhoffte Ablenkung von ihren eigenen Problemen. Aber als sie auf Sander trifft, merkt sie, dass sie sich erst von ihrem alten Leben verabschieden muss, um für etwas Neues empfänglich und offen zu sein. Wird ihr das gelingen?
Anni Deckner hat mit ihrem Buch „Das kleine Blumencafé am Strand“ einen leichten Unterhaltungsroman vorgelegt, der sich mit seinem locker-flüssigen Schreibstil gut lesen lässt. Die Autorin erzählt ihre Geschichte in wechselnden Perspektiven und bietet so dem Leser die Möglichkeit, sowohl Beekes als auch Jaspers Seite kennenzulernen und sich ein eigenes Bild von den Protagonisten zu machen. Die Beschreibungen der Insellandschaft sind bildgewaltig und farbenfroh, der Strand, das kleine Café sowie den Blick auf die Nordsee sind wunderschön und verführen den Leser, die Seele baumeln zu lassen und sich in dieses wunderbare Setting hineinzuträumen. Doch leider täuschen dies nicht darüber hinweg, dass die Handlung so gar nicht das verspricht, was der Leser eigentlich erwartet. Hauptperson sollte eigentlich Beeke sein und da Strandcafé, doch dann muss man sich leider die Hälfte der Zeit mit dem untreuen Ehemann Japser auseinandersetzen, denn die Geschichte wechselt sich ja perspektivisch ab. Dabei ist Jaspers Leben völlig nebensächlich, vielmehr interessiert, was mit Beeke wird und ob sie gemeinsam mit Vera alles gewuppt bekommt. Zudem ist die Handlung leider wenig tiefgründig und eher seicht zu nennen.
Die Charaktere sind recht simpel gestrickt und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Ihnen fehlt es an Kontur und Kraft, so dass man als Leser eher wie ein unbeteiligter Beobachter bleibt und kaum irgendwelche Gefühle für sie entwickeln kann. Beeke ist seit Ewigkeiten verheiratet, muss aber irgendwie Scheuklappen auf den Augen gehabt haben, wenn sie über 20 Jahr die Neigungen ihres Ehemannes nicht erkannt hat. Sie besitzt nicht gerade viel Selbstbewusstsein, ist eher das Heimchen am Herd und man wünscht ihr eigentlich nur, dass sie endlich wach wird und mehr Tatkraft für ihr eigenes Leben entwickelt. Jasper hat seine Ehefrau betrogen, allerdings ist auch er eher mit dieser Masche „ich kann Dir alles erklären“ gesegnet. Wie geht das nach so vielen Jahren? Er hat sich gut eingerichtet und möchte wohl am liebsten alles so beibehalten, wie es ist. Tochter Isolde ist ein Fall für sich selbst, einzig die alte Dame Vera ist ein kleiner Lichtblick in dieser Geschichte, gefolgt von Sander. Doch das reicht nicht aus, um dieser Geschichte etwas mehr Leben zu geben.
„Das kleine Blumencafé am Strand“ wird seinem Titel leider nicht gerecht, der Roman rauscht am Thema vorbei hinterlässt einen enttäuschten Leser. Hier wäre viel mehr drin gewesen, schade!

Veröffentlicht am 06.04.2019

Geschichte hautnah miterleben

Der Horizont der Freiheit
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1848 Frankfurt. Während in der Paulskirche die Nationalversammlung (oder auch das Reichsparlament tagt, um die Reichsgesetze zu beschließen sowie das Bundeswahlgesetz, damit das Volk demokratisch die Nationalversammlung ...

1848 Frankfurt. Während in der Paulskirche die Nationalversammlung (oder auch das Reichsparlament tagt, um die Reichsgesetze zu beschließen sowie das Bundeswahlgesetz, damit das Volk demokratisch die Nationalversammlung wählen kann, ist die Stadt in recht aufrührerischer Stimmung. Auch die Verleger Joseph Rütten und Zacharias Löwenthal lassen sich davon anstecken. Sie möchten sich nicht mehr der Zensur unterwerfen müssen und in ihrem Verlag vor allem Texte herausbringen, die die Demokratie voran bringen. Leider fehlt ihnen dazu das nötige Geld. Zudem ist Rütten in seine Nachbarin Wilhelmine Pfaff verliebt. Die hat allerdings momentan ganz andere Sorgen. Gerade zur Witwe geworden, muss sie sich nun um die Druckerei ihres Mannes kümmern. Die Politik lässt sie kalt, vielmehr interessiert sie sich für freie Meinungsäußerung und eine Verbesserung des Frauenrechts. Mit ihrer Freundin Henriette Zobel hat sie eine Freundin an der Seite, die ihre Einstellung teilt, aber politisch aktiv ist. Als zwei Delegierte der Nationalversammlung ermordet werden, gerät Henriette unter Verdacht. Wird der wahre Mörder noch gefunden?
Ines Thorn ist bekannt für ihre exzellent recherchierten historischen Romane. Auch mit ihrem neuen Buch „Der Horizont der Freiheit“ trifft sie wieder einmal mitten ins Herz aller Freunde dieses Genres. Mit einem fesselnden und lebendigen Schreibstil lässt die Autorin die damalige Zeit wieder aufleben und nimmt den Leser mit in eine spannende Zeit, wo wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Die Autorin stellt die gegensätzlichen Meinungen wunderbar gegenüber und lässt so alte Geschichte wieder lebendig werden. Die historischen Fakten sind exzellent recherchiert und auch einige der damaligen bekannten Persönlichkeiten werden wieder zum Leben erweckt, was der Handlung zusätzliche Authentizität verleiht und den Leser Geschichte hautnah miterleben lässt. Die Autorin vermischt Historie mit Fiktion so geschickt, dass der Übergang fließend ist. Die Homage an die ursprünglichen Gründer des heutigen Aufbau-Verlages ist Ines Thorn ebenfalls sehr gut gelungen. Gleichzeitig stellt sie den Leser an die Seite von zwei sehr unterschiedlichen Frauentypen, die sich kennenzulernen und zu begleiten lohnt.
Die Charaktere sind sehr differenziert angelegt. Ausstaffiert mit individuellen Ecken und Kanten wirken sie durchweg sehr realistisch und zeitgerecht. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, ihre Stimmungen einfangen und sich mit ihnen identifizieren. Wilhelmine ist bereits als junge Frau Witwe und muss sich allein mit einer Druckerei, Schulden und Auflagen herumschlagen. Doch sie ist auch eine Frau, die anpacken kann und sich nicht aufgibt und sich allzu lange in ihrem Unglück suhlt. Sie entwickelt sich von einer ratlosen und eher häuslichen Frau zu einer starken Persönlichkeit. Freundin Henriette ist ganz anders gestrickt, sie ist politisch aktiv, mischt sich ein und kämpft für das, woran sie glaubt. Sie sprüht vor Energie und holt damit Wilhelmine auch aus deren Lethargie. Joseph Rütten ist ein sympathischer Zeitgenosse, der nicht nur in Wilhelmine verliebt ist, sondern ihr auch durch Aufträge zu Einnahmen verhilft. Ebenso überzeugend sind die weiteren Nebenprotagonisten ausgestaltet, die die Handlung noch überzeugender machen.
„Der Horizont der Freiheit“ ist ein fundierter historischer Roman, der neben einem wunderbaren Erzählstil und sehr guter Recherche auch mit sehr menschlich gezeichneten Protagonisten aufwarten kann. Ines Thorn hat sich einmal wieder selbst übertroffen und ein Buch der Extraklasse vorgelegt. Geschichte zum Miterleben – einfach toll! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.04.2019

"Alter schützt vor Liebe nicht, aber Liebe vor dem Altern." (Coco Chanel)

Der Weg ist das Glück
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Die 75-jährige Evelyn Gallagher lebt seit dem Tod ihres Ehemannes in einem Dubliner Seniorenheim. Allerdings ist das Leben dort so gar nichts für sie, sie langweilt sich zu Tode und fühlt sich noch fit ...

Die 75-jährige Evelyn Gallagher lebt seit dem Tod ihres Ehemannes in einem Dubliner Seniorenheim. Allerdings ist das Leben dort so gar nichts für sie, sie langweilt sich zu Tode und fühlt sich noch fit und unternehmenslustig genug, um dort nicht lebendig begraben zu sein. Durch einen Glücksfall kommt sie zu Geld, büxt aus dem Seniorenheim aus, kauft sich ein Wohnmobil und gönnt sich damit auf ihre alten Tage eine Reise durch Frankreich, die ihr so einiges an Abenteuer und Lebensfreude bietet. Als Evelyn bereits auf der Reise ist, hat ihr Sohn Brendan nichts anderes im Sinn, seine abhanden gekommene Mutter wiederzufinden und zurück nach Dublin zu bringen. Während Evelyn die Zeit ihres Lebens erlebt, müssen sich Brendan und seine Ehefrau auf der Reise gemeinsam einigen unschönen Wahrheiten stellen…
Judy Leigh hat mit ihrem Buch „Der Weg ist das Glück“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist locker-flüssig, bildhaft und gefühlvoll, der Leser darf sich schnell an der Seite der noch rüstigen Evelyn niederlassen und mit ihr eine aufregende Reise erleben, wobei sich ihre Lebensfreude auch auf den Leser überträgt. Zudem wird dem Leser ebenfalls Einblick in das Leben ihres Sohnes Brendan und seiner Ehefrau gewährt, was oftmals für Stirnrunzeln und ungute Gefühle sorgt. Der Autorin gelingt es, mit farbenfrohen Beschreibungen eine ungewöhnliche, aber wunderschöne Reiseroute zu vermitteln, bei dem der Leser das Gefühl hat, selbst mit im Wohnmobil zu sitzen und mit Evelyn in Frankreich Land und Leute kennenzulernen sowie das „La belle vie“ erleben zu dürfen. Das Urlaubsfeeling wird mit diesem Roman gleich mitgeliefert, so gut kann die Autorin die Stimmungen transportieren.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und mit Leben versehen. Durch individuelle Ecken und Kanten wirken sie sehr realistisch und authentisch und geben dem Leser die Möglichkeit, sich mit ihnen zu identifizieren und mit ihnen zu fiebern. Eveyln ist mit ihren 75 Jahren noch recht rüstig, doch die Atmosphäre des Seniorenheims erdrückt sie. Sie hat noch Hoffnungen und Träume, ist lebenslustig und recht agil. Da hilft nur „Selbst ist die Frau“, denn schließlich ist sie noch nicht tot. Es ist erfrischend zu beobachten, wie sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nimmt und mit jedem Tag mehr Power entwickelt als manch jüngerer Zeitgenosse. Sie besitzt Abenteuergeist, eine gesunde Neugier und ist für alles offen. Gerade das öffnet ihr Tür und Tor sowie die Herzen ihrer Mitmenschen. Brendan ist das genaue Gegenteil. Er ist ein Muttersöhnchen, unter dem seine Ehefrau zu leiden hat. Gleichzeitig wünscht man sich als Leser, dass er seine Mutter nie wiederfinden wird, um endlich ein eigenes und erfülltes Leben zu führen.
„Der Weg ist das Glück“ ist ein unterhaltsamer und spritziger Roman um eine ältere Dame, die noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Als Leser hofft man bei der Lektüre einfach nur, sich ebenfalls diesen Mut und diese Neugier bis ins Alter bewahren zu können und immer genügend Unternehmungsgeist zu entwickeln. Schöne Lesestunden, die mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet sind!