Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2022

Generationenwechsel bei den Hansens

Schritt ins Licht
0

1924 Hamburg. Luises und Hamzas gemeinsame Tochter Amala Hansen reist von Amerika aus zum ersten Mal nach Deutschland, um zum ersten Mal in ihrem Leben auf ihre deutsche Verwandtschaft zu treffen. Ihr ...

1924 Hamburg. Luises und Hamzas gemeinsame Tochter Amala Hansen reist von Amerika aus zum ersten Mal nach Deutschland, um zum ersten Mal in ihrem Leben auf ihre deutsche Verwandtschaft zu treffen. Ihr 75-jährige Georg Hansen freut sich über den Besuch seiner Nichte, denn inzwischen fühlt er sich in der Familienvilla recht allein. Die 24-jährige Amala träumt von einer Schauspielkarriere, und Georg hofft, sie dabei nach Kräften unterstützen zu können. Doch die junge Frau muss schon bald merken, dass ihr aufgrund ihrer Hautfarbe Ressentiments entgegenschlagen. Wird sich Amala davon entmutigen lassen? Währenddessen hat Franz Loising die Führung des Wiener Kaffeehauses seiner Mutter Therese übernommen, der er mehr schlecht als recht gerecht wird. Zu sehr machen ihm noch die schrecklichen Erlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg zu schaffen. Ob es ihm gelingen wird, die schlimmen Erinnerungen endlich loszuwerden?
Ellin Carsta hat mit „Schritt ins Licht“ den Auftaktband ihrer neuen historischen Saga rund um die Kinder der Hansen-Dynastie vorgelegt, die nicht nur einen Generationenwechsel einläutet, sondern mit wechselnden Schauplätzen sowie unterschiedlichsten Lebensläufen der einzelnen Familienmitglieder den Leser gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser auf eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, um dort nicht nur auf manch altbekannten Charakter zu treffen, sondern vor allem die junge Generation beim „Wachwechsel“ zu beobachten und ihre jeweiligen Erlebnisse zu verfolgen. Über wechselnde Perspektiven steht der Leser mal an der Seite von Amala in Hamburg, dann wieder an Franz Seite in Wien sowie an Eduards in Berlin. Amala hat in Amerika eine Schauspielschule erfolgreich abgeschlossen, jedoch bisher aufgrund ihrer Hautfarbe in ihrem Beruf nicht Fuß fassen können. Nach dem Tod ihrer Mutter Luise hofft sie, nicht nur in den deutschen Familienzweig aufgenommen zu werden, sondern vielleicht ihrer Karriere in Deutschland einen Turbo zu verpassen mit Georgs Hilfe und Unterstützung. Derweil hadert Franz immer noch mit seinen Kriegserlebnissen, die ihn bei der täglichen Arbeit im Kaffeehaus behindern. Gleichzeitig hat der Leser oft das Gefühl, dass Franz nicht mit dem Herzen dabei ist und eigentlich ganz andere Lebensvorstellungen hat. Amalas Cousin Eduard dagegen steht auf Dauerkriegsfuß mit seinen säumigen Kunden und seine Mutter Martha geht ihm mit ihrer ständigen Nörgelei auf die Nerven. Während der Leser zwischen den einzelnen Hotspots hin- und her wandelt, lässt die Autorin den damaligen Zeitgeist sowie die gesellschaftlichen und historischen Ereignisse in die Geschichte miteinfließen.
Die Charaktere sind liebevoll und facettenreich ausgestaltet. Sie können mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften überzeugen, so dass der Leser sich gern unter sie mischt und mit ihnen hofft, bangt und fiebert. Amala ist eine liebenswerte junge Frau, die ein festes Ziel vor Augen hat und dieses mit dem nötigen Ehrgeiz verfolgt. Obwohl sie mit Vorurteilen zu kämpfen hat, lässt sie sich nicht entmutigen. Georg ist ein liebevoller, herzlicher und großzügiger Mann, der keine Vorbehalte hat und froh über die Beendigung seiner Einsamkeit ist. Franz steht sein Kriegstrauma im Weg, er fühlt sich unzulänglich, hilflos, aber auch unsicher, was sein restliches Leben angeht. Eduard ist Geschäftsmann, jedoch hat er weder seine Kunden noch seine Mutter Martha im Griff. Aber auch Frederike und Therese spielen in dieser Handlung eine tragende Rolle.
„Mit Schritt ins Licht“ ist der Autorin der Generationenwechsel innerhalb der Hansen-Dynastie gut gelungen. Carsta versteht es, den Leser mit ihren unterschiedlichen Familienschauplätzen abwechslungsreich zu unterhalten und die Neugier auf die Fortsetzung zu schüren. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.09.2022

Das Leben kann schlimmer sein als jeder Albtraum. (Stephen King)

Kein Entkommen - Still Missing
0

Die Maklerin Annie O’Sullivan lebt mit Freund und Hund ein beschauliches Leben im kanadischen Vancouver Island, das von einer auf die andere Sekunde aus den Fugen gerät. Bei einer Open-House-Besichtigung ...

Die Maklerin Annie O’Sullivan lebt mit Freund und Hund ein beschauliches Leben im kanadischen Vancouver Island, das von einer auf die andere Sekunde aus den Fugen gerät. Bei einer Open-House-Besichtigung wird Annie von einem vermeintlichen Interessenten überfallen, betäubt und in eine Hütte mitten im Wald verschleppt, wo sie dann ein Martyrium aus körperlichem und seelischem Missbrauch erlebt, aus dem sie sich über ein Jahr lang nicht befreien kann. Nach der Befreiung ist es Annie kaum möglich, in ein normales Leben zurückzukehren. Bei der Aufarbeitung der Geschehnisse gemeinsam mit einer Therapeutin kommt erst nach und nach an die Oberfläche, warum es ausgerechnet Annie getroffen hat und wie perfide der Täter vorgegangen ist…
Chevy Stevens hat mit „Kein Entkommen-Still Missing” einen spannenden Psychothriller vorgelegt, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite an den Seiten kleben lässt und ihn dabei gut zu unterhalten weiß. Der flüssige Erzählstil bringt den Leser schnell an die Seite von Annie, wo er gemeinsam mit ihr an den Therapiesitzungen teilnimmt, anhand derer er das ganze Ausmaß des Verbrechens an Annie aus erster Hand geschildert bekommt. Die Autorin hat sich mit ihrer Art, die Handlung an den Leser zu bringen, eines geschickten Tricks bedient. Auch wenn man schon schnell weiß, dass Annie dem Verbrecher entkommen konnte, so erfährt er doch erst durch die laufenden Therapiebesuche nach und nach, wie perfide der Täter agierte und wie sehr er Annie malträtiert hat. Dabei stellt man sich unentwegt die Frage, wer Annie dies angetan hat und vor allem warum. Die Grausamkeiten, die Annie durchleben musste, während sie ihrem Täter über diesen langen Zeitraum ausgeliefert war, sind kaum zu ertragen; der Alptraum lässt beim Leser die Haare zu Berge stehen und das gesamte Gefühlsbarometer durchlaufen, denn ihre Angst, Verzweiflung und Machtlosigkeit sind konstant spürbar. Auch den polizeilichen Ermittlungen wird in der Geschichte Platz eingeräumt und lässt mit Annies Familien- und Freundeskreis eine Riege von Verdächtigen auflaufen. Der Leser rätselt ununterbrochen mit, wer für die Tat in Frage kommt und wird am Schluss doch überrascht.
Die Charaktere sind lebhaft in Szene gesetzt und kommen mit ihren menschlichen Eigenheiten glaubhaft beim Leser an. Annie ist eine junge Frau, die etwas durchleben musste, was sie wohl nie verwinden wird. War sie früher offen, fröhlich und lebensbejahend, so ist sie nun nur noch ein Schatten ihrer selbst und sich selbst fremd. Sie wagt sich kaum noch aus dem Haus und misstraut jedem, was nach so einer Tat völlig verständlich ist. Dabei zeigt sie aber auch Mut durch den Besuch der Therapiesitzungen, denn sie will nicht nur das an ihr begangene Verbrechen verarbeiten, sondern sucht auch nach Antworten auf ihre Fragen. Die Therapeutin Nadine Lavoie ist behutsam und einfühlsam, sie gibt Annie ein Gefühl von Sicherheit. Polizist Gary ist ein hartnäckiger Kerl, der nicht locker lässt und Annie unbedingt helfen will.
„Kein Entkommen-Still Missing” ist von der ersten Minute an rasant und packend. Die dort beschriebenen menschlichen Abgründe lassen den Leser schauern und hoffen, so etwas nie erleben zu müssen. Verdiente Leseempfehlung für spannende Unterhaltung!

Veröffentlicht am 27.08.2022

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt. (Forrest Gump)

Sonnenblumentage
0

Mit ihrer Mutter, einer gefragten Künstlerin, hat Floristin Marie jahrelang ein ruheloses Leben geführt, so dass sie sich nach deren Tod in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg niedergelassen hat. ...

Mit ihrer Mutter, einer gefragten Künstlerin, hat Floristin Marie jahrelang ein ruheloses Leben geführt, so dass sie sich nach deren Tod in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg niedergelassen hat. Dort arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Freund Fabian in einer Gärtnerei und führt ein recht beschauliches Leben, doch richtig zufrieden ist sie im Herzen nicht. Sie stellt ihr Leben insgeheim ständig in Frage und weiß selbst nicht so richtig, welche Richtung sie einschlagen soll. Da trifft es sich gut, dass ein gemeinsames Wellness-Wochenende mit ihrer Tante auf dem Plan steht. Marie erhofft sich davon nicht nur körperliche Entspannung, sondern hofft auch darauf, dass ihr Gedankenkarussel endlich Ruhe gibt. Doch dann kommt alles ganz anders, denn Marie muss plötzlich eine Entscheidung treffen, die weitreichende Folgen für ihr zukünftiges Leben haben wird…
Frieda Bergmann hat mit „Sonnenblumentage“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser oftmals den Spiegel vorhält, während dieser Protagonistin Marie durch die Handlung begleitet. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil holt den Leser sofort ab und stellt ihn Marie an die Seite, deren Gedanken- und Gefühlswelt wie ein offenes Buch sind und den Leser einladen, daran rege teilzuhaben. Über zwei miteinander verknüpfte Handlungsstränge lässt die Autorin den Leser in Maries Welt eintauchen, indem sie parallel mal den einen Entscheidungspfad, mal den anderen aufzeigt. Je nachdem, welchen Weg Marie einschlägt, entwickelt sich daraus auch ein anderes Ergebnis, das dann auch eine andere Tragweite für ihr Leben hat. Während der Leser Maries Talent für farbenprächtige Blumengestecke regelrecht vor dem inneren Auge bewundern kann, sind es vor allem die innere Zerrissenheit von Marie und ihr fehlender Mut zum Risiko, die den Leser bewegen. Sie ist wie ein Krebs – immer zwei Schritte vorwärts, drei zurück –, einerseits wünscht sie sich Veränderung, andererseits fehlt ihr die Courage, diese selbst in die Wege zu leiten aus Angst, sich falsch entschieden zu haben. Ein Richtig und Falsch gibt es nicht, denn man kann nie wissen, wie es anders ausgesehen hätte, womöglich gibt es sogar mehrere Möglichkeiten, die man gar nicht in Erwägung zog und vielleicht zu einem noch besseren Ergebnis geführt hätte. Ketten müssen gesprengt werden, um endlich frei für das Leben zu sein, indem man sich wohlfühlt. Bergmann gestaltet Maries „zweiseitigen“ Werdegang sehr gefühlvoll und nachvollziehbar, wobei sie ihre Protagonistin eine Wandlung durchleben lässt.
Die Charaktere wirken mit ihren Ecken und Kanten lebendig und glaubwürdig. Der Leser folgt ihnen gern auf Schritt und Tritt, um keinen Moment zu verpassen, wobei er vor allem mit Marie hofft und fiebert. Marie ist eine Frau, die den Tod ihrer Mutter noch nicht verarbeitet hat und sich dahinter versteckt. Das unstete Leben hat ihr nie eine Heimat geboten, so dass Marie sich nun in einem biederen Umfeld wiederfindet und sich in der Beständigkeit eingerichtet hat, obwohl sie sich damit nicht wirklich wohl fühlt. Marie ist unsicher, traut sich selbst nicht über den Weg und will kein Risiko eingehen. Fabian ist nicht gerade der ehrgeizige Typ Mann, Sean das genaue Gegenteil, so dass Marie endlich aus ihrem Schneckenhaus heraustritt und mutiger wird. Ebenso wichtig für die Handlung sind die Tanten Hilda und Vee, Lio, Magnus und einige mehr.
„Sonnenblumentage“ ist ein Roman, der nicht nur seine Hauptprotagonistin Marie vor die Wahl ihres Lebens stellt, sondern auch beim Leser das Gedankenkarussel in Gang bringt, während er schöne Lesestunden mit der Lektüre verbringt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.08.2022

Familie ist, wo das Leben beginnt und die Liebe nie aufhört...

Die Schwestern vom See
0

In Auerbach am Bodensee hat der gelernte Konditor Max König mit einer Pension und angegliedertem Café den Grundstein für den florierenden Familienbetrieb gelegt. Als der 86-jährige Patriarch stirbt, kommt ...

In Auerbach am Bodensee hat der gelernte Konditor Max König mit einer Pension und angegliedertem Café den Grundstein für den florierenden Familienbetrieb gelegt. Als der 86-jährige Patriarch stirbt, kommt die Familie zur Beerdigung zusammen. Iris, die älteste Enkelin, hat den Hotelerben Christian geheiratet und lebt nun mit ihm in Köln, wo sie mit der Familie ihres Mannes ein Hotel führt. Nach drei Jahren Ehe ist bei Christian und ihr irgendwie die Luft raus, weshalb Iris froh ist, erst einmal wieder in die alte Heimat zu kommen, um ihrer Familie beizustehen. Ihre jüngere Schwester Rose hat die Leitung der Familienpension übernommen, während Viola in der Konditorei den Ton angibt. Als die Familie nach der Beerdigung das Zimmer von Opa Max inspiziert, finden sie Hinweise darauf, dass Max ein gutgehütetes Geheimnis hatte. Iris, Rose und Viola wollen unbedingt herausfinden, was es damit auf sich hat. Gleichzeitig wird der Familienbetrieb durch üble Nachrede in Verruf gebracht, so dass die Königs auch an dieser Front kämpfen müssen…
Lilli Beck hat mit „Die Schwestern vom See“ den Auftaktband ihrer Bodensee-Trilogie vorgelegt, der den Leser mit farbenfrohen Beschreibungen nicht nur an eine der schönsten Ecken Deutschland entführt, sondern mit einer unterhaltsamen Familiengeschichte aufwartet, die so manches Geheimnis birgt und dabei die Enkelinnen Iris, Rose und Viola in den Fokus nimmt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell bei den Königs im Familienhaus einziehen und darf sich während der Geschichte unsichtbar unter den einzelnen Mitgliedern tummeln, ihre Gedanken- und Gefühlswelt bleibt ihm dabei nicht verborgen. Geschickt webt die Autorin ihre Handlung über wechselnde Zeitebenen, so erlebt der Leser mit der Familie König zum einen die Gegenwart, während die Vergangenheit die Erlebnisse Max Königs wiederspiegelt, die sich von 1954-1956 in Wien zugetragen haben. Iris wünscht sich sehnlichst ein Kind, doch es will einfach nicht klappen, was in ihrer Beziehung zu Christian für immer mehr Spannungen sorgt. Rose hat mit Männern bisher nicht so viel Glück, dafür die Pension fest im Griff und versucht, vor allem ihre Eltern zu entlasten. Und Nesthäkchen Viola hat sich zu einer preisgekrönten Konditorin gemausert, die ungewollt schwanger ist und das Kind wohl allein großziehen muss. Während die Autorin dem Leser die Familie und ihre Lebensumstände mit viel Gefühl und Empathie näher bringt, entblättert sie zeitgleich nach und nach auch Max‘ großes Geheimnis und setzt so manch emotionalen Höhepunkt, der den Leser bewegt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit glaubwürdigen menschlichen Facetten in Szene gesetzt. Der Leser verfolgt ihr Leben mit großem Interesse, wobei er sich oftmals wie ein Teil der Königs fühlt und mitfiebert. Iris ist eine warmherzige, offene Frau, die für das kämpft, was sie liebt und wovon sie träumt. Rose ist selbstbewusst, patent und energisch, hält gern die Zügel in der Hand und lässt sich so schnell nichts vormachen. Viola ist ihren Schwestern eng verbunden, hat einen kreativen Kopf und hält sich oftmals zurück. Tante Annemarie ist die gute Seele des Hauses, die sich für andere aufopfert und dabei bisher sich selbst vergessen hat. Aber auch Christian, Florence, Herbert und Iris‘ Jugendfreund spielen wichtige Rollen innerhalb dieser Geschichte.
„Die Schwestern vom See“ ist ein sehr unterhaltsamer Mix aus Familiengeschichte, Geheimnissen und starken Frauen vor einer wunderschönen Landschaftskulisse. Ein wunderbar einfühlsam und gefühlvoll erzählter Auftaktband, der die Neugier auf die Fortsetzung schürt. Absolute Leseempfehlung für schöne Lesestunden!

Veröffentlicht am 27.08.2022

Rache kann so abgrundtief grausam sein

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
2

Ziemlich betrunken fährt Melissa Hawthorne nach eine Party mit einem Taxi nach Hause, um dort ihren Rausch auszuschlafen. Aber kaum liegt sie im Bett, erhält sie anonym Nachrichten auf ihrem Handy, die ...

Ziemlich betrunken fährt Melissa Hawthorne nach eine Party mit einem Taxi nach Hause, um dort ihren Rausch auszuschlafen. Aber kaum liegt sie im Bett, erhält sie anonym Nachrichten auf ihrem Handy, die sie nicht nur schlagartig nüchtern werden lassen, sondern auch eine Heidenangst einjagen. Doch dabei bleibt es leider nicht und schon bald ist sie eine so grausam zugerichtete Leiche, wie Detective Robert Hunter nebst seinem Partner Carlos Garcia sie vorher noch nie gesehen haben. Als kurze Zeit später eine weitere Frau auf bestialische Weise ermordet wird, ist klar, dass sie einen Serienkiller suchen, denn er hinterlässt immer eine Gedichtzeile bei seinem Opfer. Die Zeit läuft und die beiden Detectives haben noch keine Ahnung, wie die Morde im Zusammenhang stehen…
Chris Carter schickt mit „Blutige Stufen“ sein Ermittlerduo Hunter und Garcia auf ihren 12. Einsatz, einen perfiden Mörder zur Strecke zu bringen und bereitet mit psychologischem Geschick auch diesmal wieder seiner Leserschaft vom ersten Moment an atemlose Spannung. Der flüssige, plastische und rasante Erzählstil sorgt schon ab der ersten Seite für Gänsehautfeeling. Die Morde an sich sind schon sehr grausam und perfide, also nichts für schwache Gemüter, denn diese bescheren dem Leser Bilder im Kopf, die er erst einmal nicht loswird. So ergeht es auch Hunter und Garcia, aber vor allem den Angehörigen der Opfer, die vom Täter nach den Morden sogar noch einen Videomitschnitt erhalten, der sich in ihren Gehirnen für immer einbrennt. Carter arbeitet wieder mit allen psychologischen Tricks, lässt die L.A.-Detectives in alle Richtungen suchen, ohne wirklich etwas Handfestes zu finden. Dabei baut der Autor mit unvorhersehbaren Wendungen eine Spannung auf, die für den Leser zur Zerreißprobe wird. Während Hunter und Garcia alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen, um geeignete Spuren zur Auffindung des Täters zu finden, ist es letztendlich Hunters „Bauchgefühl“, dass eine Wendung einläutet und die anschließende Jagd auf den Täter zum Fest werden lässt.
Als Chris-Carter Fan und Liebhaber dieses Ermittlerduos sind einem die Charaktere schon ans Herz gewachsen. Robert Hunter ist ein verkanntes Genie in Hinblick auf seine Methoden, einen Fall anzugehen und die Lösung zu finden. Er leidet unter dauerhafter Schlaflosigkeit, ist eher zurückhaltend und wirkt manchmal schon etwas autistisch. Sein Verstand ist messerscharf und er besitzt viel Empathie, was ihm oft den Zugang zu den Zeugen erleichtert. Es scheint oft, als wäre ihm nichts der menschlichen Seele fremd. Garcia wirkt dagegen wie ein gutmütiger Bär, der Hunter den Rücken frei hält und die Laufarbeiten erledigt. Doch damit tut man ihm Unrecht, denn er wirkt auf Hunter auch ausgleichend und ergänzend. Chefin Barbara Blake gebärdet sich wie eine Bulldogge, ist jedoch immer einen Schritt hinter ihren Detectives.
„Blutige Stufen“ ist ein Pageturner par excellence: rasant, durchweg fesselnd, bildhaft, schockierend verstörend, blutig und perfide, aber auch wohl konstruiert und in sich stimmig, so dass am Ende alle Fäden verknüpft sind. Am Ende stellt sich der Leser stellt die Frage: Carter, was erwartet uns beim nächsten Fall? Absolute Leseempfehlung für einen Autor, der immer wieder zu überraschen und dem Leser so manche Paranoia einzupflanzen weiß!