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Veröffentlicht am 30.06.2020

Abschied von den Hannemanns

Töchter der Elbchaussee
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Zum Ende des Zweiten Weltkrieges muss die Familie um Frieda Hannemann einige Verluste erst einmal verdauen. Auch die Schokoladenfabrik soll endlich wieder in Schwung gebracht und die Pralinenherstellung ...

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges muss die Familie um Frieda Hannemann einige Verluste erst einmal verdauen. Auch die Schokoladenfabrik soll endlich wieder in Schwung gebracht und die Pralinenherstellung wieder aufgenommen werden, doch die Beschaffung der benötigten Materialien für die Produktion ist nach dem Krieg eine echte Herausforderung, die Frieda einiges abverlangt. Mit ihrem Sohn Henrik und Nichte Sarah möchte Frieda zudem würdige Nachfolger für das Familienunternehmen heranziehen. Ihrer Schwiegertochter ist das ein Dorn im Auge, denn sie fühlt sich übergangen und versucht deshalb mit allen Mitteln, Friedas Pläne zu boykottieren. Während Sarah viel Talent und Interesse zeigt, haben Henrik und seine Frau ganz andere Ansichten, wie die Manufaktur zu führen ist. Da sind die Schwierigkeiten innerhalb des Traditionshauses Hannemann-Krüger vorprogrammiert. Zudem tauchen sowohl Friedas Jugendliebe Jason als auch Sarahs Mutter Selma wieder auf der Bildfläche auf und bringen zusätzliche Unruhe in die Familie…
Lena Johannson hat mit „Töchter der Elbchaussee“ den dritten und letzten Teil ihrer Hamburger Schokoladendynastie-Saga vorgelegt. Vor einem interessanten historischen Hintergrund, der das Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Hamburger Sturmflut im Jahr 1962 wiederspiegelt, darf der Leser einiges an Unruhe und Intrigen innerhalb der Familie und der Schokoladenmanufaktur mitverfolgen. Der flüssige und bildgewaltige Schreibstil lässt den Leser zum letzten Mal in die Villa an der Elbchaussee bei den Hannemanns einziehen, um der Familie erneut über die Schulter zu sehen, während sie erlittene Verluste verarbeiten und das Traditionsunternehmen wieder zum Laufen bringen. Die Reaktivierung der Schokoladenmanufaktur sowie die Beschaffung der Rohstoffe direkt nach dem Krieg war eine besondere Herausforderung, denn die Kosten waren hoch, manches kaum zu bekommen und auch die Infrastruktur noch nicht wiederhergestellt. Die Autorin versteht es gut, die zwischenmenschlichen Beziehungen unter ihren Protagonisten glaubwürdig an den Leser zu bringen und sorgt mit einigen Wendungen für so manche Überraschung. Das alte Hamburg wird wieder sehr gut in Szene gesetzt und lässt während der Lektüre das Kopfkino anspringen, um durch die schöne Stadt zu wandeln oder das Schokoladenkontor zu besuchen, während man den Duft der Köstlichkeiten in der Nase zu haben glaubt.
Die Charaktere haben durch die Kriegsjahre erneut eine Entwicklung erfahren. Sie wirken lebendig und authentisch, so dass der Leser sich ihnen schnell anschließt, ihre Gefühls- und Gedankenwelt nachvollziehen kann und mit Spannung dem weiteren Verlauf folgt. Frieda ist inzwischen zur Familienpatronin herangewachsen, sie steuert das Unternehmen und hat genaue Vorstellungen davon, wie es mit der Manufaktur weitergehen soll. Sie ist ein Kind ihrer Zeit, die nicht gut Verantwortung abgeben kann, zu lange hat sie schon das Traditionshaus durch viele Schwierigkeiten geführt. Sarah ist eine talentierte junge Frau mit eigenen Ideen, die eine würdige Nachfolgerin für Frieda wäre. Henrik ist zu schwach, um sich gegen seine eigene Frau zur Wehr zu setzen. Lieber folgt er ihren kruden Plänen. Aber auch Selma und Jason sorgen für einige Überraschungsmomente.
Mit „Töchter der Elbchaussee“ liegt ein würdiger Abschlussband der Schokoladen-Saga vor, der mit gut recherchiertem historischen Hintergrund, Familienzwistigkeiten, Intrigen und alten Geheimnissen noch einmal gut unterhalten kann. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.06.2020

"These little town blues, are melting away..." (Frank Sinatra)

City of Girls
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1940. Die 19-jährige Kleinstadtpflanze Vivian Morris wird von ihren Eltern zu ihrer in New York lebenden Tante Peg geschickt, weil sie von ihrer Tochter enttäuscht und auch mit ihr überfordert sind. Die ...

1940. Die 19-jährige Kleinstadtpflanze Vivian Morris wird von ihren Eltern zu ihrer in New York lebenden Tante Peg geschickt, weil sie von ihrer Tochter enttäuscht und auch mit ihr überfordert sind. Die Großstadt schüchtert Vivian zunächst ein, doch je länger sie bei Peg wohnt und in derem kleinen Revueheater in „Hells Kitchen“ als Schneiderin anfallende Kostümarbeiten erledigt, umso mehr gewinnt sie aufgrund der skurrilen Gesellschaft an Selbstbewusstsein und Lebensfreude. So genießt sie mit Revuegirl Celia das Nachtleben in vollen Zügen sowie die Avancen der Männer und spricht dem Alkohol zu. Eine ganze Weile geht das gut, Vivian amüsiert sich, bis sie sich in Schwierigkeiten bringt und ihren Aufenthalt im Big Apple abrupt beenden muss, um in ihr Elternhaus zurückzukehren. Aber dort fühlt Vivian sich nicht wohl und kehrt bald mit Hilfe von Peg zurück nach New York...

Elizabeth Gilbert hat mit „City of girls“ einen unterhaltsamen und spritzigen Roman vor historischem Hintergrund vorgelegt, der den Leser von Beginn an zu begeistern weiß. Mit flüssigem und farbenfrohem Schreibstil entführt die Autorin ins Amerika vor dem Zweiten Weltkrieg und stellt dem Leser mit Vivian eine Protagonistin an die Seite, die das Abenteuer Großstadt auf ihre ganz eigene Weise erlebt. Die Geschichte wird aus der Sicht der inzwischen 95-jährigen Vivian in Briefform erzählt, die damit eine Lebensbeichte gegenüber ihrer alten Freundin Angela ablegt. Die damalige Zeit wird von der Autorin wunderbar in Szene gesetzt, das schäbige kleine Revuetheater erstrahlt dabei ebenso, wie Vivian dort aufblüht. Der Blick hinter die Kulissen der Theaterwelt ist ebenso unterhaltsam, wie Vivian Streifzüge durchs New Yorker Nachtleben, vor allem, wenn man bedenkt, welche gesellschaftlichen Normen damals im prüden Amerika herrschten und welche Rolle die Frauen dabei spielten. Die innerliche Zerrissenheit und die ewige Suche nach dem einzig Richtigen, der nicht nur das Gefühl von Abenteuer, sondern auch Geborgenheit vermittelt, wird von der Autorin sehr gut dargestellt. Da die Geschichte so lebendig und sprühend ist, kann man einige kleine Längen innerhalb der Handlung verzeihen.

Die Charaktere sind individuell und vielschichtig gezeichnet, lebendig in Szene gesetzt und spiegeln in ihrem Verhalten auch die damalige Zeit wieder. Der Leser ist hier als Beobachter eingesetzt und erlebt vor allem die Entwicklung der Hauptprotagonistin hautnah mit. Vivian ist als junge Frau sehr naiv, sehr direkt, etwas kopflos und immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Doch je älter sie wird, umso mehr wird sie sich ihrer Taten bewusst, sie wirkt reifer und reflektierender. Peg ist eine Tante, die sich wohl jeder wünscht: weltoffen, lebensfroh und vor allem warmherzig. Marjorie wird zu Vivians bester Freundin, die beiden Frauen teilen und schaffen vieles gemeinsam, sind ein tolles Team. Aber auch Olive, Angela und weitere Nebenprotagonisten überzeugen mit ihren Auftritten.

„City of girls“ ist eine unterhaltsame Lektüre, die den Leser zurück ins vergangene Jahrhundert führt, um den Werdegang der jungen Vivian im Schlund der Großstadt bis in die Gegenwart zu verfolgen und ihrer Lebensbeichte zu lauschen. Rundum gelungen und daher mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet.

Veröffentlicht am 21.06.2020

Frauenpower für die Gleichberechtigung

Unter den Linden 6
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1907-1915 Berlin. Lise hat sich schon immer für Naturwissenschaften interessiert und ihr Studium in Wien absolviert. Nun möchte sie unter Professor Max Planck an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin ...

1907-1915 Berlin. Lise hat sich schon immer für Naturwissenschaften interessiert und ihr Studium in Wien absolviert. Nun möchte sie unter Professor Max Planck an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin Unter den Linden ihr Forschungen betreiben, aber hier werden ihr Steine in den Weg gelegt, da Frauen in Preußen zum Studium nicht zugelassen sind. Doch Lise lässt sich nicht von ihren Träumen abbringen und arbeitet bald an der Seite von Otto Hahn. Durch Zufall lernt sie Hedwig und Anni kennen, die ebenfalls so wissensdurstig sind wie Lise. Während Hedwig sich die Unterschrift zur Erlaubnis von ihrem Ehemann erschleichen musste, verschlingt die aus einfachsten Verhältnissen stammende Anni neben ihrer Tätigkeit als Dienstmädchen jedes Buch, das sie zwischen die Finger bekommt. Lise, Anni und Hedwig verbindet der Wunsch, dass Frauen das gleiche Recht auf Bildung haben wie die Männer und lassen sich von diesem Traum nicht abbringen…
Ann-Sophie Kaiser hat mit „Unter den Linden 6“ einen unterhaltsamen historischen Roman vor der Kulisse des den bildungspolitischen Wandels vorgelegt und dem Leser drei unterschiedliche Frauenschicksale präsentiert, die in ihrem gemeinsamen Kampf für mehr Bildung eng zusammenwachsen. Der Schreibstil ist flüssig, sehr detailverliebt und bildhaft. Der Leser taucht schnell in die Handlung hinein und darf über Perspektivwechsel mit Lise, Hedwig und Anni drei mutige Charaktere kennenlernen, die zwar aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, jedoch ihr unbändiger Wissensdurst sie eint. Gemeinsam mit den drei Frauen nimmt der Leser an den Universitätsvorlesungen teil, darf Lise bei ihren Forschungen mit Otto Hahn über die Schulter schauen. Die Autorin hat für ihre Hauptprotagonistin die Physikerin Lise Meitner gewählt, die als eine der bedeutendsten Forscherinnen des vergangenen Jahrhunderts gilt und eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kernspaltung war. Die Mischung mit fiktiven Protagonisten wie Anni und Hedwig ist sehr gelungen und lässt die damalige Zeit umso lebendiger wirken. Ihr mutiger Einsatz für mehr Recht auf Bildung und Gleichberechtigung war der Vorstoß für all die Möglichkeiten, die Frauen heutzutage offen stehen.
Die Charaktere werden sehr lebendig in Szene gesetzt, wirken authentisch und glaubwürdig, was es dem Leser leicht macht, ihren Spuren zu folgen und ihnen über die Schulter zusehen. Lise ist eine Frau, die genau weiß, was sie will und alles dafür tut, um ihr Ziel zu erreichen. Sie lässt sich durch Schikane und abfällige Bemerkungen nicht aus dem Konzept bringen, auch wenn es sie verletzt, sondern verfolgt ihren Weg unbeirrt weiter. Sie ist mutig und auf eine gewisse Art selbstbewusst. Hedwig sitzt in einer arrangierten Ehe fest, jedoch ist sie zu allem entschlossen für mehr eigene Bildung und mehr Frauenrechte. Anni wirkt zu Beginn etwas zurückhaltender, doch ihre Eigenmächtigkeit und ihr Mut, sich heimlich bei ihrem Dienstherrn Bücher auszuborgen, um ihren Wissensstand zu erweitern, ist bemerkenswert, stammt sie doch aus einfachsten Verhältnissen.
„Unter den Linden 6“ ist ein durchweg unterhaltsamer historischer Roman, der starken Frauen eine Bühne bietet und Dinge wie Gleichberechtigung, Emanzipation sowie das Recht auf Bildung in den Fokus rückt. Durch die Vermischung von Wahrheit und Fiktion ist die Geschichte kurzweilig und fesselnd. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.06.2020

Dühnfort hat den richtigen Riecher

Ich bin dein Tod (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 9)
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Kommissar Tino Dühnfort hat sich dafür entschieden, nach der Elternzeit seinen Job bei der Mordkommission gegen eine Stelle in der Operativen Fallanalyse, kurz OFA, einzutauschen, um sich mehr mit den ...

Kommissar Tino Dühnfort hat sich dafür entschieden, nach der Elternzeit seinen Job bei der Mordkommission gegen eine Stelle in der Operativen Fallanalyse, kurz OFA, einzutauschen, um sich mehr mit den Fällen an sich zu beschäftigen. Kaum zum Dienst angetreten, wird er mit dem Profilerteam auch schon zu einem Mordschauplatz gerufen. Während die Profiler den Fall als Einbruchsdelikt einstufen, ist Dühnfort nicht davon überzeugt und findet bei seinen Untersuchungen schon bald andere Mordfälle in Bayern, die alle eines gemeinsam haben: sie sind Morde mit Ansage. Doch Dühnfort stößt innerhalb seiner neuen Abteilung bei seinen Kollegen auf Widerstand. Wird er den Fall trotzdem lösen können?
Inge Löhnig hat mit „Ich bin dein Tod“ ihren Münchener Ermittler Tino Dühnfort zum neunten Mal ins Rennen geschickt, um mehrere Mordfälle aufzuklären. Wer die Serie bereits kennt, weiß, dass die Bücher alle immer in sich abgeschlossen sind. Als treuer Leser ist man allerdings bereits Dühnforts beruflichen und privaten Hintergrund vertraut, der sich auch immer wieder in seiner Handlungsweise wiederspiegelt und ihn wie einen alten Freund wirken lässt, während man ihn durch die Ermittlungen begleitet. Löhnigs flüssiger und spannungsgeladener Erzählstil lässt den Leser sofort in die Geschichte eintauchen und an die Seite von Dühnfort treten, der sich erst einmal in seiner neuen Abteilung und mit den neuen Kollegen arrangieren muss. Nun ist er nicht mehr federführend und tonangebend, sondern muss sich unterordnen. Das ist Neuland für ihn, doch seinem Instinkt kann er immer noch vertrauen, muss allerdings Schwerstarbeit leisten, um die Kollegen von seinem Eindruck zu überzeugen. Allein die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der OFA sind interessant dargestellt und machen einmal mehr deutlich, dass es immer jemanden gibt, der mehr zu sagen haben will als andere und damit so manchen produktiven Gedanken behindert. Der Spannungslevel wird schon zu Beginn gut aufgebaut und schraubt sich innerhalb der Handlung immer weiter in die Höhe. Löhnig weiß, wie sie ihre Leser psychologisch unter Strom setzen kann, diesmal hat sie besonders tief in die Trickkiste gegriffen, denn der Täter weckt beim Leser tatsächlich Verständnis.
Die Charaktere sind durchweg wie aus dem Leben gegriffen und überzeugen glaubwürdig mit ihren menschlichen Ecken und Kanten. Gerade dies macht sie für den Leser interessant, der ihnen gerne folgt und bei ihren Ermittlungen beobachtet. Dühnfort ist ein intelligenter Kopf, der sich eigentlich am Ziel seiner Wünsche sieht, da er schon lange von der üblichen Ermittlungsarbeit weg wollte, um sich mehr in die Fälle und seine Täter zu vertiefen. Doch wie das mit Wünschen so ist, manchmal sollte man sich davor hüten, dass sie in Erfüllung gehen. Dühnfort ist nun nicht mehr der führende Kopf, sondern muss sich unterordnen, was ihm eigentlich nicht schwer fällt, doch die Ignoranz anderer geht ihm gegen den Strich, denn sollte nicht um Kompetenzgerangel gehen, sondern darum, einen Fall aufzuklären. Ein Kollege namens Manfred macht Tino das Leben schwer, denn der ist oftmals einfach unerträglich und man möchte ihn als Leser am Liebsten vierteilen. Gina hat ebenfalls den einen festen Platz in diesem Roman und bietet etwas Auflockerung
„Ich bin dein Tod“ ist wieder einmal ein Krimi mit Pageturnerqualitäten, der einen die Zeit vergessen lässt mit einer gutdurchdachten Handlung und mit einigen schaurigen Bildern im Kopf. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.06.2020

"If you're lost you can look and you will find me time after time" (Hyman/Lauper)

Mit dir für alle Zeit
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5. Dezember 1937 New York. Als der Weichenmechaniker Joe durch die Grand Central Station geht, erblickt er unter der goldenen Uhr eine junge altmodisch gekleidete Frau, in die er sich Hals über Kopf verliebt. ...

5. Dezember 1937 New York. Als der Weichenmechaniker Joe durch die Grand Central Station geht, erblickt er unter der goldenen Uhr eine junge altmodisch gekleidete Frau, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Die beiden verbringen einen wunderschönen Abend miteinander, doch dann ist Nora verschwunden. Was Joe erst bei seiner Suche nach ihr erfährt ist die Tatsache, dass Nora schon vor zwölf Jahren bei einem Zugunglück ums Leben kam. Joe will nicht glauben, dass er einem Streich aufgesessen ist, Nora geistert ständig in seinem Kopf herum, und nach vielem vergeblichen Ausschauhalten trifft er sie genau ein Jahr später wieder unter der goldenen Uhr. Fortan lebt Joe nur noch für das jährliche Treffen und die wenigen Stunden mit der Frau seines Herzens. Es muss doch einen Weg geben, wie sie endlich dauerhaft zusammen sein können, oder doch nicht?
Lisa Grunwald hat mit „Mit dir für alle Zeit“ einen anrührenden und unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt, der Mystisches mit viel Romantik verbindet. Der flüssige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell in die Vergangenheit reisen und in die Handlung eintauchen, um das Schicksal von Joe und Nora kennenzulernen. Dabei liefert die Autorin nicht nur eine unwirkliche und romantische Liebesgeschichte auch einiges an damaliger Zeitgeschichte sowie Einblicke in das New Yorker Leben. Dreh- und Angelpunkt der Handlung aber ist die Grand Central Station, dieser riesige Bahnhof inmitten von Manhattan mit den hohen Fenstern, die das Sonnenlicht in das Gebäude bringen und dem an der Decke aufgemalten Sternenhimmel mit den Tierkreiszeichen. Aber vor allem die goldene Uhr, die heute noch ein beliebter Treffpunkt für Reisende und Liebespaare ist, spielt in diesem Roman eine besondere Rolle. Die Romanze zwischen Joe und Nora erinnert etwas an „Outlander“, wo einer durch die Zeit reist, während der andere in gerade jener verhaftet ist. Während man die unglaubliche Geschichte liest, ertappt man sich als Leser dabei, wie das Malheur der beiden wohl zu lösen ist, damit sie dauerhaft zusammenbleiben können. Die Neugier steigt mit jeder gelesenen Seite, ob der Autorin eine für den Leser und dem Paar zufriedenstellende Lösung einfällt.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie passen wunderbar in die damalige Zeit, besitzen menschliche Eigenschaften, wirken lebendig und glaubwürdig, so dass der Leser sich gern an ihre Fersen heftet und gleich einem Blick durchs Schlüsselloch atemlos verfolgt, wie es ihnen ergeht. Nora ist mit ihren 23 Jahren in der Zeit stehengeblieben, eine ansehnliche Erscheinung in etwas altbackener Kleidung. Sie wirkt immer ein wenig so, als wäre sie auf der Suche oder hätte noch etwas zu erledigen, bevor ihr Geist die Erde verlassen darf. Andererseits lässt sich die immer wiederholende Rückkehr auch damit erklären, dass Nora einfach noch nicht bereit dazu ist, ihren Tod hinzunehmen und die Welt zu verlassen, wobei ihr Radius sowieso nur auf den Bahnhof beschränkt ist. Joe ist ein fleißiger und warmherziger Mann, der alles in seiner Macht stehende tut, um die gerade gefundene Liebe und das damit verbundene Glücksgefühl für immer zu halten. Ihn zeichnen Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen aus, da er sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt und immer neue Einfälle entwickelt, um das Problem zu lösen.
„Mit dir für alle Zeit“ ist eine ungewöhnliche und berührende Liebesgeschichte, die fantastisch und romantisch zugleich ist. Wer was fürs Herz sucht und nichts gegen Zeitreisen hat, wird diese Geschichte mögen. Verdiente Leseempfehlung für gefühlvolle Lesemomente!