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Veröffentlicht am 19.01.2020

Drei Frauenschicksale im alten Schmelztiegel Berlin

Die Frauen vom Alexanderplatz
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1918 Berlin. Den verlorenen Krieg haben die Deutschen noch nicht verdaut, da stehen sie schon mit einem Bein in der Novemberrevolution. In diesen schwierigen Zeiten kommen drei Frauen aus unterschiedlichen ...

1918 Berlin. Den verlorenen Krieg haben die Deutschen noch nicht verdaut, da stehen sie schon mit einem Bein in der Novemberrevolution. In diesen schwierigen Zeiten kommen drei Frauen aus unterschiedlichen Motiven nach Berlin. Während die Schneidertochter Vera sich in den Matrosen Benno verliebt hat und diesen versteckt, ist Fritzi von der Ostsee nach Berlin gekommen auf der Suche nach Benno, der wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint und von dem sie eine Tochter hat. Hanna kommt aus reichem Hause und hat an der Front als Krankenschwester gearbeitet. Nun möchte sie in Berlin Medizin studieren, was ihrer Familie so gar nicht gefällt. Doch Hanna hat noch einen anderen Grund, in die Großstadt zu ziehen und zur damaligen Zeit besser im Verborgenen bleibt…
Elke Schneefuß hat mit „Die Frauen vom Alexanderplatz“ einen fesselnden und sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser bereits mit den ersten Zeilen in die Geschichte hineinkatapultiert und nicht mehr loslässt, bis die letzte Seite gelesen ist. Auch wenn manche Kapitel recht lang sind, mag man das Buch nicht aus der Hand legen und schlägt sich lieber die Nacht um die Ohren. Der Erzählstil ist flüssig-leicht, bildhaft und gefühlvoll, wechselnde Perspektiven erlauben es dem Leser, jede einzelne Protagonistin zu begleiten und so Hanna, Vera und Fritzi sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt genau kennenzulernen. Der Autorin gelingt hier ein toller Spagat, denn die Wege der so unterschiedlichen Frauenschicksale verwebt sie im Verlauf des Romans miteinander. Auch der geschichtliche Hintergrund ist überzeugend in die Handlung eingepflegt, zeigt er doch die gesellschaftliche und politische Lage auf und lässt den Leser auch etwas über die damaligen Ansichten über die Rolle der Frau erfahren. Mit bildhaften Beschreibungen wird das alte Berlin wieder zum Leben erweckt, der Leser wandelt in der damaligen Zeit und lernt die Stadt von einer völlig neuen Seite kennen. Zudem hält die Autorin überraschende Wendungen für ihre Protagonisten bereit, die die Spannung merklich steigern und den Leser in Atem halten.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und lebendig gezeichnet, sie bestechen mit ihrer Individualität und wirken authentisch und glaubwürdig. Der Leser fühlt sich von Beginn an mit ihnen wohl, kann mit ihnen leiden, hoffen und fiebern. Hanna ist eine zurückhaltende junge Frau mit offenen, freundlichen Wesen. Sie ist hilfsbereit, verlässlich und voller Hoffnung darauf, ihre Träume zu verwirklichen. Dabei besitzt sie neben einem gesunden Misstrauen auch Realitätssinn, die Dinge zu nehmen, wie sie sind und sich von allem zu trennen, was ihr nicht guttut. Vera ist eine Kämpfernatur, das hat sie im Krieg und innerhalb ihrer Familie gelernt. Manchmal wirkt sie wie aus Stahl, ist nicht auf den Mund gefallen und setzt sich für andere ein. Fritzi ist das Landei, das sich in der großen Stadt erst einmal zurechtfinden muss. In ihrem Herzen lebt sie noch in der Vergangenheit und möchte unbedingt an alten Dingen festhalten. Sie ist offenherzig und treu, aber manchmal auch naiv zu glauben, das alles wie früher wird. Ebenso tragen die weiteren Protagonisten mit ihren Auftritten zu einer rundum gelungenen Geschichte bei.
„Die Frauen vom Alexanderplatz“ ist ein fesselnder historischer Roman, der unterhaltsame und gefühlvolle Lesestunden bietet und den Leser einen kurzweiligen Aufenthalt im alten Berlin gewährt. Wunderbar erzählt, hat dieser Schmöker eine Leseempfehlung mehr als verdient. Gut gemacht!

Veröffentlicht am 18.01.2020

Registrierungsnummer 78599

Rückkehr nach Birkenau
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Am 16. April 1944 stoppt der Zug kurz vor dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, in dem die 19-jährige Jüdin Ginette Kolinka zusammen mit ihrem 61-jährigen Vater, ihrem 12-jährigen Bruder Gilbert ...

Am 16. April 1944 stoppt der Zug kurz vor dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, in dem die 19-jährige Jüdin Ginette Kolinka zusammen mit ihrem 61-jährigen Vater, ihrem 12-jährigen Bruder Gilbert und ihrem 14-jährigen Neffen seit dem französischen Drancy eingepfercht waren. Sie wurden bei einer Razzia der SS in der eigenen Wohnung verhaftet, während die Mutter krank darnieder lag und Ginettes sechs Schwestern in der Stadt unterwegs waren. Als sie den Zug verlassen, stehen Lastwagen bereit, die diejenigen, die keine Kraft mehr haben, ins Lager bringen sollen, während der Rest zu Fuß dorthin gelangt. Ginette schickt ihren Vater und ihren kleinen Bruder auf den LKW, während sie und ihr Neffe den Weg laufen. Nur kurze Zeit später erfährt sie, dass alle auf dem LKW direkt in die Gaskammern kommen. Ihre Ankunft im Lager erwischt sie mit aller nur denkbaren Brutalität. Das Tätowieren, das Scheren der Haare, die Demütigung, sich bis auf die Haut ausziehen zu müssen, aber auch die überfüllten Barracken, die Schläge sowie die Essenszuteilungen sind an Grausamkeit kaum zu überbieten. Auch die Arbeitsbedingungen sind unmenschlich, doch Ginette überlebt und kommt nach Kriegsende zurück nach Frankreich, wo sie in ihrer alten Familienwohnung tatsächlich auf ihre Mutter und ihre Schwestern trifft. Sie braucht lange, um sich dem normalen Alltag wieder zu stellen und begegnet nach dem Krieg auch anderen Frauen wieder, die mit ihr inhaftiert waren. Aber sie kehrt auch nach über 70 Jahren nach Birkenau zurück, um sich ihren Erinnerungen zu stellen.
Die persönliche Geschichte der Ginette Kolinka mit dem Titel „Rückkehr nach Birkenau“ ist nur 128 Seiten lang, jedoch ein Zeitzeugnis einer Überlebenden, das berührt. Der Erzählstil ist in der Ich-Form eher pragmatisch gehalten und lässt den Leser an Ginettes Seite schlüpfen, mit ihren Augen sehen und eine Achterbahn der Gefühle erleben, die ihre Schilderungen hervorrufen. Überhaupt wirkt die Geschichte eher wie ein Bericht in Echtzeit, wobei immer wieder deutlich wird, dass es sich um ihre Erinnerungen handelt. Ungewöhnlich ist der Sprung im zweiten Drittel der Handlung, als Ginette nach Frankreich zurückkehrt, denn erst da erfährt der Leser um die genaueren Umstände ihrer Gefangennahme. Die Grausamkeit der Nazis ist schon unerträglich, doch noch viel schlimmer wirken die Bestrafungen durch Mithäftlinge oder Aufsichtspersonen, die ebenfalls zu den Gefangenen gehören, nur um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. All dies hat Ginette ausgehalten, doch der unglaubliche Hunger, den sie alle erleiden mussten und am Ende nur noch ein Knochengerüst darstellten, das kaum noch aus eigener Kraft laufen konnte, ist das Schlimmste von allem und verfolgt sie auch nach dem Krieg weiterhin. Besonders mutig ist die Tatsache zu nennen, dass Ginette sich tatsächlich noch einmal dem Ort stellt, der zum Alptraum ihres Lebens wurde. Sie ist nach Birkenau zurückgekehrt und führt dort Schülerklassen durch Räume voll von Gegenständen der damals Ermordeten. Das erfordert Mut und Stärke.
„Rückkehr nach Birkenau“ ist sachlich, wobei der Leser einen persönlichen Eindruck von Ginettes Erlebnissen erhält. Schon allein der Tatsache, dass sie diesen Alptraum überlebt und sich nicht aufgegeben hat, gebührt der größte Respekt.

Veröffentlicht am 10.01.2020

Verborgene Gefühle

Was mir dein Herz erzählt
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Als Juliana die Nachricht erhält, dass ihre von Herzen geliebte Tante Emmi im Sterben liegt, bricht eine Welt für sie zusammen, ist sie doch nach dem Tod der Mutter gemeinsam mit ihrem Bruder Stefan von ...

Als Juliana die Nachricht erhält, dass ihre von Herzen geliebte Tante Emmi im Sterben liegt, bricht eine Welt für sie zusammen, ist sie doch nach dem Tod der Mutter gemeinsam mit ihrem Bruder Stefan von Emmi liebevoll aufgenommen und großgezogen worden. Selbst als Stefan tödlich verunglückte, hat Emmi Juliana geholfen, diese schwere Zeit zu überstehen. Juliana eilt so schnell wie möglich zu Emmi, um die letzten Stunden für sie da zu sein. Dort trifft sie auf Marc, den besten Freund ihres verstorbenen Bruders, in den sie früher unsterblich verliebt war und der sie einfach hat sitzenlassen. Während der Zeit bei Emmi haben Juliana und Marc die Gelegenheit, ihre gemeinsame Geschichte aufzuarbeiten und Missverständnisse zu klären – ein schmerzhafter Vorgang, der beide an ihre Grenzen bringt…
Melanie Horngacher hat mit „Was mir dein Herz erzählt“ einen Liebesroman vorgelegt, dessen flüssig-leichter und gefühlvoller Erzählstil den Leser von Beginn an zu fesseln weiß. Durch die wechselnden Erzählperspektiven erfährt der Leser sowohl die Gedanken- und Sichtweise von Juliana als auch von Marc. Geschickte Rückblenden in die Vergangenheit offerieren zudem einen Einblick in die gemeinsame Zeit der beiden, bevor sich ihre Wege trennten. Die tragischen Schicksalsschläge, die Juliana bereits erleben musste, lassen sie dem Leser besonders ans Herz wachsen und sich wünschen, dass sie endlich mal eine lange Phase des Glücks erleben wird. Die Autorin hat ein gutes Gespür für tiefsinnige Dialoge zwischen ihren Protagonisten, die dem Leser, einem Puzzle gleich, nach und nach die Schwierigkeiten zwischen Juliana und Marc offenbaren, aber auch Verständnis wecken für die von ihnen gelebten Schuldgefühle, die sie erst einmal miteinander aufarbeiten müssen. Die Geschichte gleicht einem Versteckspiel: das von wahren Gefühlen, von Wünschen und Hoffnungen. Erst langsam entwickelt sich eine gewisse Dynamik, sowohl in der Handlung als auch in den Gefühlen der Protagonisten, wodurch sich die Spannung erhöht. Die Autorin weiß mit den Gefühlen des Lesers zu spielen und lässt ihn bis zum finalen Schluss mit überraschenden Wendungen zappeln.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und lebendig in Szene gesetzt. Mit ihren individuellen Ecken und Kanten wirken sie überzeugend und realitätsnah, so dass der Leser sich schnell an ihrer Seite wiederfindet und mit ihnen hoffen, bangen, leiden und fiebern kann. Juliana ist eine junge Frau, die bereits einige Schicksalsschläge zu verkraften hatte und der ein weiterer bevor zu stehen scheint. Sie ist eher zurückhaltend, scheut sich zu zeigen, was sie wirklich denkt und fühlt. Die vielen Verluste haben sich auch in ihrer Persönlichkeit niedergeschlagen. Marc leidet ebenso unter den Ereignissen in der Vergangenheit, hat versucht, diese hinter sich zu lassen, doch ist es ihm ebenso wenig gelungen wie Juliana. Aber auch Nebendarsteller wie Matze oder Ela haben eine wichtige Position innerhalb der Handlung inne.
„Was mir dein Herz erzählt“ ist ein anrührender Liebesroman, der die gesamte Gefühlspalette aufbietet, während es um Verlust und Verarbeitung, um Missverständnisse und Schuldgefühle geht. Gut umgesetzt und absolut fesselnd erzählt! Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.01.2020

Schicksalhafte Entwicklungen in der Elbstrandvilla

Sehnsucht nach der Villa am Elbstrand
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1933 Hamburg. Der erste Weltkrieg liegt zwar einige Jahre zurück, doch die politische und wirtschaftliche Situation sowie die Stimmung in Deutschland spitzt sich immer weiter zu, denn die Nationalsozialisten ...

1933 Hamburg. Der erste Weltkrieg liegt zwar einige Jahre zurück, doch die politische und wirtschaftliche Situation sowie die Stimmung in Deutschland spitzt sich immer weiter zu, denn die Nationalsozialisten scharen immer mehr Anhänger hinter sich und verschärfen mit ihren menschenverachtenden Parolen die Lage immer mehr. Das bekommt auch die Reederfamilie Nieland zu spüren, die mit allen erforderlichen Mitteln versucht, ihr Auskommen zu sichern. Sowohl Sophie als auch ihre Freundin Anna sind inzwischen Ehefrauen und Mütter, sie leben mit ihren Familien unter einem Dach in der Villa der 80-jährigen Matriarchin Gudrun Nieland. Sophies Tochter Hilde gehört als Modeberaterin zum Reisetross der bekannten Sängerin Rosita und nutzt diese Möglichkeit für ihren Widerstand gegen das Naziregime. Währenddessen hat Annas Tochter Leni mit ihrem Vater Gideon Hamburg verlassen und plant im Flensburger Land die Flucht nach Palästina…
Charlotte Jacobi hat mit „Sehnsucht nach der Villa am Elbstrand“ den zweiten Teil ihrer Familiensaga vorgelegt, der dem ersten Band an Spannung und akribischer historischer Hintergrundrecherche in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, farbenfroh und gefühlvoll, die Seiten kleben von Beginn an an den Händen des Lesers, der sich erneut in der prachtvollen Villa einquartieren und den einzelnen Familienmitgliedern über die Schulter sehen darf. Der geschichtliche Hintergrund wurde von der Autorin wieder sehr gut mit ihrer Handlung verbunden, so dass der Leser nicht nur die aufkommende Popularität und ihre schäbige Propaganda miterlebt, sondern auch die aufkommende Angst innerhalb des Nielandhauses, da Anna mit Gideon einen jüdischen Ehemann hat. Wunderbar verknüpft Jacobi Fiktion mit Realität, lässt reale Personen Teil ihrer Handlung werden und lässt so den Leser hautnah Geschichte miterleben. Das Schicksal der bereits durch Band 1 liebgewonnenen Protagonisten lässt nicht kalt, der Leser fiebert mit ihnen, hofft und bangt, dass am Ende alles doch gut ausgehen wird.
Die Charaktere wurden weiterentwickelt und wirken ebenso lebendig wie die neu dazugekommenen. Sie bestechen mit glaubhaften individuellen Eigenschaften, die ihnen schnell die Sympathie des Lesers einbringen, der sich an ihre Fersen heftet und Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Sophie ist eine starke Frau, die nicht nur zupacken kann, sondern sich vor allem um ihre Lieben sorgt. Sie ist für Freundin Anna ein Fels in der Brandung, deren Familie aufgrund der politischen Veränderungen im Land schon bald zum Ziel der Nazis wird. Hilde ist eine talentierte junge Frau mit eigener Karriere, allerdings ist sie auch ein Rebell, die sich im Widerstand betätigt und sich dadurch wissentlich in Gefahr bringt. Gudrun Nieland ist der Familienvorstand, die das Herz am rechten Fleck trägt, jedoch resolut durchgreifen kann, wenn es nötig sein sollte. Aber auch Leni, Willy, Gideon, Hinnerk oder Burkhard tragen ihren Teil dazu bei, dass die Geschichte durchgehend abwechslungsreich und spannend bleibt.
„Sehnsucht nach der Villa am Elbstrand“ ist eine gelungene unterhaltsame Fortsetzung, die vor einem sehr gut recherchierten historischen Hintergrund Einblicke in die unterschiedlichsten Familienschicksale gibt, persönliche Entwicklungen vorantreibt und der Liebe Raum gibt. Gefühlvoll und spannend erzählt, so dass der Leser den dritten Band kaum erwarten kann! Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.01.2020

Big Apple Romance

Die kleine Bäckerei in Brooklyn
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Die Beziehung zu ihrem Freund James platzt wie eine Seifenblase, als die adlige Foodjournalistin Sophie herausfindet, dass er verheiratet ist und Vater einer kleinen Tochter. Kurzentschlossen nimmt Sophie ...

Die Beziehung zu ihrem Freund James platzt wie eine Seifenblase, als die adlige Foodjournalistin Sophie herausfindet, dass er verheiratet ist und Vater einer kleinen Tochter. Kurzentschlossen nimmt Sophie ein Angebot an, für ein halbes Jahr bei einem Ableger ihres Verlags in New York zu arbeiten und fliegt ohne große Vorbereitungen in die USA, um einen möglichst großen Abstand zwischen sich und London zu bringen. Gleich am ersten Tag trifft sie auf ihre nette Vermieterin Bella, die unten im Haus ein wunderschönes Café mit Bäckerei führt und schon bald zu einer guten Freundin wird. Und im Verlag muss sich Sophie mit Bellas attraktivem Cousin, dem Womanizer Todd, ein Büro teilen, mit dem sie sich ebenfalls anfreundet. Doch schon bald merkt Sophie, dass sie mehr für Todd empfindet, während der nur seinen Spaß haben möchte und nichts Ernstes sucht. Aber wie das immer so ist: es kommt immer anders als man denkt…
Julie Caplin hat mit „Die kleine Bäckerei in Brooklyn“ einen sehr unterhaltsamen, humorvollen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und sprüht vor Esprit und Witz. Der Leser ist mit den ersten Zeilen an Sophies Seite und erlebt nicht nur ihre persönliche Enttäuschung hautnah mit, sondern darf sie auch auf eine aufregende Reise in den Big Apple begleiten, wo sie allerlei erleben wird. Die Autorin hat ihre Geschichte nicht nur mit einigen schönen Sightseeing-Touren gewürzt, die all den Lesern, die New York schon mal besucht haben, per Kopfkino kostenlose Streifzüge durch die Stadt bescheren und auch noch die Hamptons kennenlernen lassen. Ebenso gekonnt macht sie dem Leser mit ständig neuen Leckereien, die in Bellas Café entstehen, den Mund wässrig und lässt ihn von so mancher Köstlichkeit träumen. Auch die Gefühlswelt der Charaktere wird von der Autorin sehr gut dargestellt, der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, ihre Bedenken, Sorgen und Gedanken gut nachvollziehen. Besonders gefällig aber ist, dass die Hauptprotagonistin mal keine Dauerdiätnudel ist, sondern mit Hingabe und Leidenschaft gutes Essen genießt, was auch bei den männlichen Akteuren gut anzukommen scheint.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und sprühen vor Lebendigkeit. Sie wirken wie gute Freunde und gerade deshalb kann man sich als Leser wunderbar in sie hineinversetzten und mit ihnen fiebern. Sophie ist eigentlich eine selbstbewusste Frau, doch der Betrug durch ihren Exfreund hat sie unsicher gegenüber ihrem eigenen Urteilsvermögen werden lassen. Sie stammt aus einer adligen Familie, was sie allerdings wie ein Geheimnis hütet, denn sie möchte nicht aufgrund ihrer Abstammung anders behandelt werden. Sophie ist hilfsbereit und liebt Kochen und Backen gleichermaßen, womit sie ihre Leser ebenfalls verwöhnen will. Bella ist ein Wirbelwind, die mehr Aufträge hat, als sie bewältigen kann. Sie ist kreativ, liebenswert und dabei doch selbst so ängstlich, was ihr eigenes Liebesleben angeht. Todd ist ein Hansdampf in allen Gassen und auf jeder Party ein gerngesehener Gast. Er hat für alle ein freundliches Wort, flirtet gern und viel, ist fürsorglich und versteht es, das Leben zu genießen. Allerdings ist er aufgrund der Ehe seiner Eltern ein gebranntes Kind. Aber auch Wes, Marty und die weiteren Protagonisten bringen einige Aufregung in die Handlung und machen sie rundum gelungen.
„Die kleine Bäckerei in Brooklyn“ beschert mit einem tollen New Yorker Setting, Liebe, Freundschaften, Charme und witzigen Dialogen eine absolute Wohlfühlstimmung bei der Lektüre, bei der es durchaus auch prickelnde Momente gibt. Luftig-leicht und kaum aus der Hand zu legen ist dieses Buch ein wahrer Pageturner, der eine absolute Leseempfehlung verdient!