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Veröffentlicht am 16.09.2018

In Tenby auf der Suche nach den Wurzeln

Die Sonnenschwestern
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Die 40-jährige Nora arbeitet seit 9 Jahren als Büroleiterin der Historischen Fakultät in London. Seit einiger Zeit leidet sie unter Angstzuständen und fühlt sich ausgebrannt, der Job erfüllt sie nichtmehr. ...

Die 40-jährige Nora arbeitet seit 9 Jahren als Büroleiterin der Historischen Fakultät in London. Seit einiger Zeit leidet sie unter Angstzuständen und fühlt sich ausgebrannt, der Job erfüllt sie nichtmehr. Deshalb kündigt sie ihre Anstellung. Auch die Beziehung zu ihrem Freund Simon ist ihr egal geworden, so dass sie die Trennung herbeiführt. Die Beziehung zu ihrer Mutter Jasmin war jahrelang innig, aber auch diese leidet sehr unter Noras schlechter Stimmung. Um Abstand zu gewinnen, reist Nora nach Südwales in den kleinen Ort Tenby, der Heimat ihrer Vorfahren. Über ihre Familie weiß Nora so gut wie nichts, aber in Tenby gehen die Uhren anders. Hier findet Nora nicht nur langsam wieder zu sich selbst, sondern macht sich auch auf die Suche nach ihren Wurzeln. Dabei lernt sie nicht nur ihre Mutter neu kennen, sie stößt auch auf ein altes Familiengeheimnis…
Tracy Rees hat mit ihrem Buch „Die Sonnenschwestern“ einen wunderschönen historischen Familienroman vorgelegt, der eine regelrechte Sogwirkung entwickelt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll, bildhaft und atmosphärisch dicht; der Leser versinkt ab der ersten Seite in der Geschichte und findet sich mal an der Seite von Nora, mal an der Seite von Chloe wieder, um sie auf ihrem Weg zu begleiten und sie gleichzeitig sehr gut kennenzulernen. Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt, wobei die eine die Zeit von Nora und ihre Suche wiedergibt, während die andere den Leser in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bringt und das Leben von Chloe wiederspiegelt. Durch die wechselnden Zeiten und Perspektiven wird nicht nur die Spannung innerhalb der stetig Handlung erhöht, der Leser enthüllt nach und nach die von der Autorin eingeflochtenen Rätsel wie bei einem gereinigten Gemälde, wo man endlich alle Feinheiten und die einzelnen Pinselstriche genau erkennen kann – nichts bleibt dem Auge mehr verborgen. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind der Autorin gut gelungen, die farbenfrohen Schilderungen lassen die Seelandschaft und den kleinen Ort Tenby mit seinem Strand vor dem inneren Auge des Leser auferstehen und sich sofort wohlfühlen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll sowie vielschichtig ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Ihnen wurden individuelle Eigenschaften mit auf den Weg gegeben, die sie realistisch und authentisch erscheinen lassen, was es dem Leser leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen und sich ihnen verbunden zu fühlen. Nora ist eine müde und überarbeitete Frau, die sich selbst irgendwann verloren hat. Sie zweifelt an sich und ihrem bisherigen Leben und sehnt sich nach etwas Neuem. Ihr Aufbruch ins Ungewisse zeigt Mut und Stärke, denn der Ausgang ist ungewiss, sie weiß nicht, was sie finden wird. Ihre Entwicklung während der laufenden Handlung ist sehr schön zu beobachten. Chloe ist eine junge Frau, die immer wieder von ihrer Cousine Megan malträtiert wird und unter ihr zu leiden hat. Sie erlebt die erste Liebe, die in einem Drama endet. Leonard „Llew“ ist ein netter junger Mann, der alles immer wieder optimistisch sieht und Chloe treu und ergeben ist. Auch die weiteren Protagonisten wie Noras Mutter Jasmin beleben die Handlung und geben ihr zusätzliches Input.
„Die Sonnenschwestern“ kann mit einer wunderbar gefühlvollen Familiengeschichte überzeugen, die sich über zwei Zeitebenen erstreckt und ineinandergreift, wobei nicht nur ein Geheimnis aufgedeckt wird, sondern auch der Grundstein für einen Neuanfang gelegt wird. Einfach zauberhaft, absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Geht tief unter die Haut!

Liebe und Verderben
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Der Kriegsveteran Ernt Allbright kann sich in keinem Job halten. Als er erneut eine Anstellung verliert, kommt die unverhoffte Erbschaft von einem Haus in Alaska gerade recht, denn Ernt kommt in einer ...

Der Kriegsveteran Ernt Allbright kann sich in keinem Job halten. Als er erneut eine Anstellung verliert, kommt die unverhoffte Erbschaft von einem Haus in Alaska gerade recht, denn Ernt kommt in einer lebendigen Umfeld nicht zurecht, zu viel Leid hat er im Krieg ertragen müssen, die ihn in seinen Träumen ständig wieder und wieder aufsuchen. Da scheint ihm die Einöde Alaskas geradezu wie der Himmel. Für seine Teenagertochter Lenora ist der Umzug ein Alptraum, denn sie möchte ihre gewohnte Umgebung und ihre Freunde nicht verlassen. Was soll sie in einem kleinen verschlafenen Ort in Alaska anfangen? Ernts Ehefrau Cora geht mit ihrem Mann überall hin, so sehr liebt sie ihn und möchte vor allem, dass es ihm wieder etwas besser geht. In Alaska angekommen, wird die Familie schnell in die Gemeinschaft aufgenommen, auch Leni lebt sich schnell ein, denn in Schulkamerad Matthew hat sie schnell einen Freund gefunden. Aber die sommerliche Idylle Alaskas weicht einem strengen und dunklen Winter, in dem die Dämonen Ernt wieder heimsuchen…
Kristin Hannah hat mit ihrem Buch „Liebe und Verderben“ einen wunderbaren tiefgründigen und emotionalen Roman vorgelegt, den man – einmal begonnen – kaum aus der Hand legen kann, so sehr fesselt die Autorin mit ihrem flüssigen und gefühlvollen Erzählstil. Dramatik und Leichtigkeit werden hier so gekonnt im Wechsel dargestellt, dass der Leser Teil der Familie Allbright wird und den Protagonisten in Herz und Seele blicken kann, während sie sich ein neues Leben aufbauen und mit Altlasten und Schwierigkeiten kämpfen. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren und lässt die 1970er Jahre wieder aufleben, als das Leben noch einfacher zu sein schien. Die Autorin bringt in ihrem Roman einige schwierige Themen auf. Da geht es um Traumabewältigung, Gewalt in der Familie, Überleben in der Wildnis, Vertrauen, Liebe und Abhängigkeiten. Sehr schön sind all diese Thematiken in der Geschichte verpackt und entblättern sich nach und nach zu einer spannenden und herzergreifenden Handlung. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich langsam immer weiter bis zum finalen Schluss. Die Landschaftsbeschreibungen der Einöde Alaskas und das einfache Leben dort werden farbenprächtig beschrieben und geben gleichzeitig das Gefühl von Einsamkeit sowie den Zusammenhalt der Bewohner wieder.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen Ecken und Kanten und wirken gerade deshalb sehr individuell und authentisch. Der Leser kann sich mit ihnen authentifizieren und fühlt, bangt und hofft mit ihnen. Ernt ist ein gezeichneter Mann. Seine Zeit in Vietnam verfolgt ihn bis in seine Träume und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Durch seine traumatischen Erfahrungen ist er so gestört, was sich auf seine ganze Familie auswirkt, so dass sich Ehefrau und Tochter mehr oder weniger auf leisen Sohlen durchs Leben wagen aus Angst vor den gewalttätigen Ausbrüchen des Vaters. Cora liebt ihren Mann abgöttisch und würde alles für ihn tun. Gleichzeitig ist sie ständig in Angst und eine eher schwache Frau, die sich gegenüber ihrem Mann nicht durchsetzen kann, bis man sie näher kennen- und verstehen lernt. Lenora ist erst ein typischer Teenager, rebellisch und voller Vorbehalte. Als Leser darf man ihre Verwandlung zu einer jungen Frau miterleben und alles mit ihr teilen. Matthew ist Lenoras bester Freund und wird ihre große Liebe. Er ist freundlich, verlässlich und steht Lenora in allem bei. Ebenso tragen die anderen Protagonisten zur rundum gelungenen Handlung bei, die man so schnell nicht vergißt.
Mit „Liebe und Verderben“ hat Kristin Hannah ein Meisterwerk um Liebe, Familienleben und Hass geschaffen, das den Leser von Beginn an fesselt und mitten ins Herz trifft. Die Geschichte lässt einen nicht los, auch wenn die letzte Seite bereits gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Jagd auf den Herzensbrecher

Er will dein Herz (Ein Marina-Esposito-Thriller 7)
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Gemma Adderley will sich mit ihrer kleinen 7-jährigen Tochter Carly in ein Frauenhaus retten, bloß weg von ihrem brutalen Ehemann. Doch leider erreicht sie das anvisierte Frauenhaus nie. Während die kleine ...

Gemma Adderley will sich mit ihrer kleinen 7-jährigen Tochter Carly in ein Frauenhaus retten, bloß weg von ihrem brutalen Ehemann. Doch leider erreicht sie das anvisierte Frauenhaus nie. Während die kleine Carly von Studenten völlig verängstigt und verschmutzt nachts in einem Hauseingang aufgefunden wird, taucht Gemmas brutal zugerichtete Leiche 4 Wochen später in einem Kanalbecken auf – ohne Herz – denn der Täter hat es entfernt. DI Phil Brennen beginnt sofort mit den Ermittlungen, denn als Hauptverdächtiger gilt der verlassene Ehemann. Phils Frau, die Polizei-Psychologin Marina Esposito, kümmert sich derweil um die kleine Carly, denn man erhofft sich natürlich, dass das Mädchen den Täter gesehen hat und ihnen so Informationen geben kann. Dann gibt es eine zweite Frauenleiche, auch ihr fehlt das Herz. Werden Phil und Marina dem „Herzensbrecher“ auf die Spur kommen und ihm das Handwerk legen?
Tania Carver hat mit ihrem Buch „Er will Dein Herz“ den siebten Band um ihr Ermittlerduo Brennan und Esposito vorgelegt. Die Bücher sind alle in sich abgeschlossen, es wäre aber ratsam, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um auch die persönliche Entwicklung von Phil Brennan und Marina Esposito von Beginn an mitverfolgen zu können. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, schon von Beginn an wird der Leser in die Geschichte regelrecht hineingesogen und steigt gleich ins Geschehen ein. Der Autor weiß sehr geschickt mit den Emotionen seiner Leser zu spielen und durch die recht bildhafte Erzählweise jagt eine Gänsehaut die nächste, während man in menschliche Abgründe blickt. Der Spannungsbogen wird ebenfalls schnell recht hoch angelegt und steigert sich während der Handlung weiter nach oben. In diesem Band ist der Täter leider schnell recht offensichtlich, was in den Vorgängerbüchern nicht der Fall war. Dadurch wird die Spannung etwas gedämpft, da ein Teil des Leserrätsel damit schon offenbar ist. Auch Wendungen und geschickte Ablenkungen helfen da nicht mehr, den Leser zu täuschen.
Die Charaktere wurden weiter ausgearbeitet, der Leser kann sich nach 6 Bänden schon ein recht gutes Bild von den zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb des Ermittlerteams machen sowie von der Ehe zwischen Marina und Phil. Marina hat sich von ihrem Ehemann getrennt, was diesmal mehr Unruhe in die Geschichte bringt, da Phil sehr mit sich hadert und oftmals schon fast zu sehr an Selbstmitleid erstickt. Die gestörte Beziehung zwischen den beiden gibt der Handlung zusätzliche Spannungselemente, denn als Leser hofft man doch, dass sich die beiden wieder zusammenraufen werden.
„Er will Dein Herz“ ist ein durchweg sehr spannender und temporeichern Psychothriller, der – einmal begonnen – kaum aus der Hand zu legen ist. Thrillerfans aufgepasst: Vergesst den Schlaf, wenn ihr dieses Buch beginnt! Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Hetty und der Schlossgeist

Die Rosen von Abbotswood Castle
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Schon früh haben Henrietta, genannt Hetty und Oliver geheiratet. Sie leben in London mit ihrer 18-jährigen Tochter. Während Oliver als Banker erfolgreich seinen Geschäften nachgeht, studiert Becky an der ...

Schon früh haben Henrietta, genannt Hetty und Oliver geheiratet. Sie leben in London mit ihrer 18-jährigen Tochter. Während Oliver als Banker erfolgreich seinen Geschäften nachgeht, studiert Becky an der Uni. Hetty kümmert sich derweil um ihre Familie, den Haushalt und steht allen immer mit Rat und Tat zur Seite. Doch an ihrem 38. Geburtstag muss Hetty feststellen, dass sie anscheinend niemandem wirklich wichtig ist, denn ihre eigene Familie hat ihren Ehrentag völlig vergessen. Das nagt schlimm an ihr, muss sie doch erkennen, dass sich alle nur um sich selbst kümmern und sie nur als Putzfrau ansehen. So beschließt sie kurzerhand, ihrer Familie mal allein klarkommen zu lassen und macht sich auf den Weg nach Schottland zu ihrem kranken Großonkel Max, den sie noch gar nicht kennt und der auf Schloss Abbotswood Castle lebt, um ihn etwas zu unterstützen und etwas Abstand zu ihrer Familie zu gewinnen. Kaum dort angekommen, trifft sie nicht nur auf einen recht unbequemen Max, sondern macht auch Bekanntschaft mit dem 300 Jahre alten Hausgeist Rose und den Nachbarn Jules. Es scheint ein recht aufregender Aufenthalt auf Abbotswood Castle zu werden, aber wird er Hetty auch endlich einen Ausweg aus ihrer Misere aufzeigen?
Alexandra Zöbeli hat mit ihrem Buch „Die Rosen von Abbotswood Castle“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-flockig, dabei mit einer guten Prise Humor gewürzt. Schnell heftet sich der Leser an die Fersen von Hetty und hat so die Chance, sie während ihres schottischen Abenteuers kennenzulernen und ihre Gedanken und Gefühle zu verfolgen. Die Handlung ist zu Beginn leicht zu verfolgen und macht richtig Spaß beim Lesen. Allerdings kommen immer mehr Handlungsstränge dazu und auch die ausgearbeiteten Wendungen machen es dem Leser nicht leicht, der Geschichte vorbehaltslos weiter folgen zu können, dazu wirkte es zu konstruiert, was den Lesespaß etwas trübte. Der mystische Aspekt um das Hausgespenst war dagegen wunderbar ausgearbeitet. Die Landschaftsbeschreiben rund um das Schloss sind bildgewaltig und farbenfroh und lassen schöne Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen.
Die Charaktere waren lebhaft und liebevoll ausgearbeitet, sie wirkten aufgrund ihrer Ecken und Kanten authentisch und sehr lebendig. Hetty ist eine sympathische Frau, die sich um alles und jeden kümmert, dabei aber selbst viel zu kurz kommt. Sie möchte wahrgenommen werden und hofft, dass sich in ihrem Leben doch noch einmal alles ändern kann. Die Reise nach Schottland lässt sie wachsen und mehr an sich selbst denken, wodurch auch ihr Selbstwertgefühl steigt. Oliver ist ein selbstgerechter und ungehobelter Klotz, der Machtspielchen braucht, um seinen Willen zu bekommen. Jules ist ein freundlicher Mann, der allerdings auch so einige Päckchen zu tragen hat und manchmal sehr geheimnisvoll wirkt. Rose ist ein etwas schusseliger Hausgeist, den man aber schnell lieb gewinnt. Max ist zu Beginn ein nörgelnder Griesgram, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Die weiteren Protagonisten tragen ebenfalls gut zur Unterhaltung bei.
„Die Rosen von Abbotswood Castle“ ist unterhaltsam und bestens für kurzweilige Lesestunden geeignet, wenn man sich als Leser nicht von den vielen verschiedenen Handlungssträngen aus dem Konzept bringen lässt. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.09.2018

Der Schritt zum Glück

Unter dem Abendstern
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Als ihre alte Freundin Carola sie zu einem Urlaub über die Weihnachtsfeiertage in ein Ferienhaus einlädt, sagt Lehrerin Katja spontan zu, zumal noch andere Kollegen von Carola dabei sein werden. Der Gedanke, ...

Als ihre alte Freundin Carola sie zu einem Urlaub über die Weihnachtsfeiertage in ein Ferienhaus einlädt, sagt Lehrerin Katja spontan zu, zumal noch andere Kollegen von Carola dabei sein werden. Der Gedanke, die Festtage mit ihren Eltern verbringen zu müssen und zu denen ein recht gespanntes Verhältnis herrscht, verursacht ihr Unbehagen. Kaum im eisigen Dänemark angekommen muss Katja feststellen, dass mit Nick auch ein alter Freund aus Schultagen in das Ferienhaus eingezogen ist. Katja war damals schwer in den attraktiven Mann verliebt, doch mehr als Plänkeleien und Frotzeleien ist zwischen den beiden nie gewesen. Aber auch heute noch bringt Nick ihr Herz ins Stolpern, inzwischen ist Katja allerdings schlagfertiger geworden und lässt sich nicht mehr so schnell aus der Bahn werfen. Während die Weihnachtstage näher rücken und die Tage immer eisiger werden, rückt die zufällige Wohngemeinschaft immer enger zusammen. Nick versucht krampfhaft, sein gutgehütetes Geheimnis zu verbergen, doch je öfter er und Katja aufeinander treffen, umso schwieriger wird es für beide, ihre Gefühle zu unterdrücken…
Elisabeth Büchle hat mit ihrem Buch „Unter dem Abendstern“ einen wunderschönen, winterlich-angehauchten gefühlvollen Roman vorgelegt, der schon jetzt auf die kommende dunkle Jahreszeit einstimmt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und warmherzig, der oftmals ein kleines humorvolles Augenzwinkern enthält. So kann der Leser sich mit der ersten Zeile an Katjas Fersen heften und sie auf eine Achterbahn der Gefühle begleiten, während sie unverhofft ein abenteuerliches und einzigartiges Weihnachtsfest erlebt. Die Dialoge sind spritzig und lassen den Leser immer wieder mal schmunzeln. Die ernsthaften Passagen über das Gefühlsleben der Protagonisten und ihre Erinnerungen an die Vergangenheit geben Raum für eigene Reflexionen. Kernthemen der Autorin sind schwierige Familienverhältnisse, Einsamkeit, das Bilden von Vertrauen, auch in sich selbst und das Lernen aus der Vergangenheit, um die Zukunft besser und schöner in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildgewaltig und vermitteln durch das Schnee- und Eistreiben an der See ein Gefühl von Kälte, aber auch von Gemütlichkeit mit Punsch, Apfel-Zimt-Geruch und einem klaren Himmel, an dem man die Nordlichter gut erkennen kann.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und lebendig ausgearbeitet. Mit ihren Eigenschaften wirken sie natürlich und authentisch, so dass der Leser sich gleich mit ihnen wohlfühlt und sich zudem gut in sie hineinversetzen kann, was eine gute Voraussetzung ist für das Hineinfühlen, Mitfiebern und Hoffen. Katja ist eine sympathische Frau, die offen auf die Menschen zugeht. Aufgrund ihres schwierigen Verhältnisses mit ihren Eltern musste sie sich Selbstvertrauen und das Recht auf eigene Entscheidungen hart erkämpfen. Das Gefühl, wertlos zu sein, hat sie über die Jahre hinter sich gelassen, denn sie fühlt sich in ihrem Beruf wohl und ausgefüllt, was sie auch Selbstbewusstsein ausstrahlen lässt. Nick ist ein erfolgreicher Unternehmer, der selbst aus einem schwierigen Elternhaus kommt und nie wirklich Liebe erfahren hat. Er hat Angst, selbst so wie seine Eltern zu werden. Er versteckt sich gekonnt hinter einer flapsigen Art, die sowohl verletzend sein kann, als auch zum Lachen verführt. Er möchte seine Gefühle niemandem offen legen, doch irgendwann muss er über seinen Schatten springen. Jeremy ist ein Unikum und Nicks Freund. Bei Menschen, die er mag, kann er sich die Namen nicht merken, dabei ist er feinfühlig, obwohl er wie ein Elefant im Porzellanladen wirkt. Er besitzt eine Weisheit, die nur Menschen vorbehalten ist, die außen stehen und gibt seine Anmerkungen in einer warmherzigen und doch witzigen Art von sich, dass man ihn einfach lieben muss. Auch die übrigen Protagonisten wie Carola oder Forster und seine Frau sorgen für schöne Momente innerhalb der Geschichte.
„Unter dem Abendstern“ ist nicht nur eine romantische Geschichte, sondern geht tiefsinnig an Themen wie Vergangenheitsbewältigung, Vertrauen und Freundschaft heran. Ein Neuanfang ist immer möglich, nur muss man den Mut dafür aufbringen und sich selbst vertrauen. Absolute Leseempfehlung!