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Veröffentlicht am 02.09.2018

Toller Auftakt - Liebe in Kriegszeiten

Das Weingut. In stürmischen Zeiten
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1866 Weißenburg/Elsass. Die 15-jährige Irene Weber lebt schon jahrelang in einem Waisenhaus in Speyer, als ihr die Chance geboten wird, als Dienstmädchen eine Anstellung im Haus des Weinhändlers Wilhelm ...

1866 Weißenburg/Elsass. Die 15-jährige Irene Weber lebt schon jahrelang in einem Waisenhaus in Speyer, als ihr die Chance geboten wird, als Dienstmädchen eine Anstellung im Haus des Weinhändlers Wilhelm Gerban anzunehmen, der dort zusammen mit seiner Frau Pauline und seinen Kindern Mathilde und Franz lebt. Franz ist auf einem bayerischen Internat, doch muss er diese verlassen, da er ein Freund der französischen Revolution ist und dies dort nicht geduldet wird. Als sich Irene und Franz begegnen, verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Aber das Glück steht nicht auf ihrer Seite, denn sie haben nicht nur gegen Standesdünkel zu kämpfen, sondern auch familiäre Machtspielchen und Intrigen machen ihnen das Leben schwer. Als der Deutsch-Französische Krieg ausbricht, werden die beiden getrennt und sowohl Irene als auch Franz müssen sich allein durchschlagen…
Marie Lacrosse alias Marita Spang hat mit ihrem Buch „Das Weingut-In stürmischen Zeiten“ den ersten Teil ihrer wundervollen großen Familiensaga vor historischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, packend und bildgewaltig, der Leser wird schon mit dem Prolog in die Geschichte hineingesogen. Durch wechselnde Perspektiven lässt die Autorin den Leser mal an der Seite von Irene mal an der von Franz stehen und deren Erfahrungen und Gefühle kennenlernen. Ebenso wird dadurch die Spannung der Handlung immer weiter in die Höhe geschraubt und der Leser fragt sich immer wieder, was ihn als nächstes erwarten wird. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin akribisch recherchiert und mit der Geschichte verwoben. Sie versteht es auf eindrucksvolle Weise, Realität mit Fiktion zu verbinden und daraus eine spannende Handlung zu stricken. Sehr bildhaft und detailliert hat der Leser die Schlachtfeldszenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870-1871 vor Augen ebenso wie die Behandlungen im Lazarett oder die Arbeit der Sanitäter auf dem Kriegsboden. Hautnah erlebt man die Verzweiflung und den Hunger der Bevölkerung mit, aber auch die Stellung der Frau zur damaligen Zeit und die gesellschaftlichen Unterschiede werden hier wunderbar skizziert. Auch die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen müssen erwähnt werden, die Bilder vor dem inneren Auge des Lesers während der Lektüre hervorrufen. Mit geschickten Wendungen lässt die Autorin den Leser wie bei einem Puzzle Stück für Stück Geheimnisse der Geschichte entdecken, um dann im nächsten Absatz mit der nächsten Überraschung aufzuwarten. Die liebevolle Ausgestaltung des Buches mit Nachwort, Personenverzeichnis, Landkarte und Glossar muss ebenfalls erwähnt werden, denn sie bereichern das Lesevergnügen ungemein und geben zusätzliche Hintergrundinformationen.
Die Charaktere sind sehr facettenreich und liebevoll ausgearbeitet worden, ihnen allen wurde Leben eingehaucht. Durch ihre individuellen Ecke und Kanten wirken sie durchweg authentisch und sehr realitätsnah. Der Leser kann seine Sympathien gerecht verteilen, mit den Protagonisten leiden, hoffen und bangen. So wird er selbst zu einem Teil der Handlung. Irene hat bereits als junges Mädchen einige Schicksalsschläge erfahren müssen, doch sie ist daran gewachsen und besitzt eine innere Stärke, die einem Respekt abverlangt. Irene ist fleißig und freundlich, was ihr die Herzen so mancher Mitmenschen öffnet. Franz ist ein aufrichtiger junger Mann, der oftmals etwas zurückhaltend wirkt. Er setzt sich für die Schwachen ein und kämpft für eine gerechtere Welt, was ihn oftmals bei seinem Vater in Ungnade bringt. Gleichzeitig kümmert er sich geradezu rührend um Verletzte und Bedürftige, während der Krieg um ihn herum tobt. Wilhelm Gerban ist ein Mann, der die Macht liebt und diese auch in jeder Form ausübt. Franz‘ Schwester Mathilda ist eine intrigante Person, die ihren Mund nicht halten kann und jedes Gespräch belauscht. Damit richtet sie so manches Unheil an. Pauline Gerban ist Wilhelms Ehefrau, die zuerst nur eine untergeordnete Rolle spielt, sich dann aber immer mehr zu einer so kraftvollen Erscheinung mausert, dass sie anderen gefährlich wird. Auch Minna und Marianne tragen mit ihrem Erscheinen einen großen Anteil an der spannenden Handlung.
Mit „Das Weingut-In stürmischen Zeiten“ ist Marie Lacrosse alias Marita Spang ein wunderbarer Auftakt ihrer Familiensaga gelungen, der den Leser neben akribisch recherchierten historischen Fakten mit Spannung, Liebe, Intrigen und Machtspielchen wundervoll zu unterhalten weiß. Ein Gesellschaftsroman der Extraklasse, der schon jetzt zum Besten gehört, was 2018 als Lesejahr zu bieten hatte. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 02.09.2018

"Thank you for the music..." (ABBA)

Mein wunderbarer Küstenchor
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Die 48-jährige Britta lebt als Single im mecklenburgischen Klütz an der Ostsee und leitet das Hotel Bernstein. Dieses schließt für eine Komplettrenovierung für einige Monate die Pforten nach einer ausgebuchten ...

Die 48-jährige Britta lebt als Single im mecklenburgischen Klütz an der Ostsee und leitet das Hotel Bernstein. Dieses schließt für eine Komplettrenovierung für einige Monate die Pforten nach einer ausgebuchten Saison. So kann sich Britta zum einen erholen und zum anderen ihrer liebsten Leidenschaft frönen: dem kleinen Klützer Laienchor, dem sie schon 20 Jahre angehört und den ihre Großtante Sybille mit ins Leben gerufen hat. Schon lange ist die Teilnahme an einem Wettbewerb im finnischen Tampere geplant, doch nur wenige Wochen vor der Abreise kündigt Chorleiter Dustin, da er ein Jobangebot in Süddeutschland angenommen hat. Was wird nun aus dem Chor ohne Leitung? Ein Leben ohne Chor ist kein Leben! Britta krempelt die Ärmel hoch und lässt sich mit Hilfe aller Mitglieder so einiges einfallen, damit der Chor die Reise antreten kann. Nicht nur einige zusätzliche Männerstimmen werden benötigt, sondern vor allem eine neue Leitung. Als sie in der Musikhochschule in Lübeck einen Aushang anbringen will, läuft ihr der Musiker Jasper über den Weg. Wird Britta fündig, und die Reise nach Tampere kann wie geplant über die Bühne gehen?
Janne Mommsen hat mit seinem Buch „Mein wunderbarer Küstenchor“ einen sehr unterhaltsamen Wohlfühlroman vorgelegt, der genau in die kommende Jahreszeit hineinpasst. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser wird vom Autor direkt in die Geschichte hineindirigiert, um dort an Brittas Seite sein musikalisches Wunder zu erleben. Dabei darf er nicht nur eine wunderbar eingeschworene Dorfgemeinschaft erleben, die alle füreinander einstehen, sondern sich auch mit der Chorwelt und mit den dazugehörigen Aufgaben vertraut machen. Dabei schwingt im Hintergrund immer wieder die Melodie von Abbas „Thank you for the music“, Bobby McFerrins „Don’t worry be happy“ oder auch Charles Trenets „La Mer“ und lässt den Leser leise mitsummen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so malerisch und bildgewaltig, dass man sich als Leser schnell in Klütz zuhause fühlt, das Schloss Bothmer nahezu greifbar vor Augen hat und die salzige Luft der Ostsee immer in der Nase hat.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie alle bestechen durch individuelle Eigenschaften, die sie liebenswert und sehr authentisch wirken lassen. Sie machen es dem Leser leicht, sich sofort wohl mit ihnen zu fühlen und seine Sympathien gleichmäßig unter ihnen aufteilen zu können. Britta ist eine Frau, die mitten im Leben steht. Sie ist selbstbewusst, packt überall mit an und kümmert sich um alle, die ihr am Herzen liegen. Britta liebt die Gemeinschaft, die ihr nicht nur der Ort Klütz, sondern vor allem die Chormitglieder vermitteln. Dafür tut sie alles. Großtante Sybille mit über 80 ist das Herz des Chores und wird von allen nur die Fürstin genannt. Jasper ist ein Musiker mit Herz und viel Talent, der mit seiner offenen und ehrlichen Art schnell viele Herzen gewinnt. Aber auch Rainer, Harry, Olli, Ludmilla, Wendy und die übrigen Protagonisten machen die Handlung durch ihre eigenen Episoden heimelig und wunderschön.
„Mein wunderbarer Küstenchor“ ist ein Unterhaltungsroman über Freundschaft, Liebe und jeder Menge Musik, die den Leser während der Lektüre immer wieder im Kopf rumschwirrt, bis man selber beim Lesen leise mit summt und dabei gute Laune bekommt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.09.2018

Familiengeheimnisse um Mathilda

Die Frauen vom Löwenhof - Mathildas Geheimnis (Die Löwenhof-Saga 2)
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Schweden 1931. Der Tod der Mutter macht die 17-jährige Mathilda zur Vollwaisen. Als wäre das nicht schon schlimm genug für das junge Mädchen, muss sie nun auch noch auf Wunsch der Verstorbenen unter die ...

Schweden 1931. Der Tod der Mutter macht die 17-jährige Mathilda zur Vollwaisen. Als wäre das nicht schon schlimm genug für das junge Mädchen, muss sie nun auch noch auf Wunsch der Verstorbenen unter die Vormundschaft der Gutsherrin von Löwenhof, Gräfin Agneta Leongård. Für Mathilda bedeutet das nun auch noch zusätzlich den Abschied von Stockholm und ihren Freund Paul, mit dem sie sich ein gemeinsames Leben aufbauen wollte. Bis zu ihrer Volljährigkeit sind es noch 4 lange Jahre, die sie nun bei einer Fremden leben muss, denn Mathilda weiß nicht dass Agneta ihre Tante ist. Kaum auf Gut Löwenhof eingetroffen, hat Mathilda erst einmal Anfangsschwierigkeiten, sich mit dem Leben auf dem Land zurechtzufinden, doch schon bald lebt sie sich ein und findet Gefallen daran. Aber dann erfährt sie etwas, dass sie veranlasst, Gut Löwenhoff überstürzt zu verlassen…
Corina Bomann hat mit ihrem Buch „Die Frauen vom Löwenhof-Mathildas Geheimnis“ den zweiten Teil ihrer Trilogie rund um Gut Löwenhof vorgelegt, der dem ersten Band in Spannung und gefühlvoller Erzählkunst in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt von der ersten Seite an. Der Leser taucht in die Vergangenheit und findet sich an der Seite von Mathilda in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder. Aus der Sicht von Mathilde erzählt, erfährt man aus erster Hand von den Schicksalsschlägen, den Kriegsjahren und das arbeitssame Leben auf Gut Löwenhof. Dabei muss sie das Leben auf einem Landgut von Grund auf lernen, Erfahrungen mit Tieren sammeln und sich auch in der Familie einleben, die vorher eine Einheit gebildet hat. Sie erlebt nicht nur freundliches Entgegenkommen, sondern hat auch mit Neid und Intrigen zu kämpfen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so bildhaft und farbenfroh, dass der Leser sich das Gut samt Ländereien wunderbar vorstellen kann und damit auch die damalige Zeit und die Tätigkeiten gut vor dem inneren Auge präsent hat. Durch geschickte Wendungen und Überraschungsmomente gibt die Autorin dem Leser Spannungsmomente. So erfährt dieser erst nach und nach gemeinsam mit Mathilda von einem alten Familiengeheimnis.
Die Charaktere sind sehr vielfältig angelegt und mit Leben versehen worden. Sie alle besitzen individuelle Eigenschaften, was sie sehr authentisch und real wirken lässt. Mathilda ist eine junge Frau, die schon früh zur Vollwaise wurde. Aus ihrem normalen und bekannten Alltag herausgerissen, muss sie sich in einer völlig fremden Familie und einer unbekannten Umgebung zurechtfinden und einleben. Aber Mathilde besitzt ein gesundes Selbstbewusstsein und hat genaue Vorstellungen von ihrem Leben. Sie ist mutig, lässt sich nicht unterkriegen und erwirbt sich durch Zuverlässigkeit, Stärke und Intelligenz Respekt bei anderen. Magnus und Ingmar sind die Zwillingssöhne von Agneta. Während Magnus ein unangenehmer Zeitgenosse ist, der Mathilda immer wieder spüren lässt, dass sie ein Eindringling und auf dem Gut nicht willkommen ist, begegnet ihr Ingmar freundschaftlich und unterstützt sie. Agneta ist die Gutsherrin, die seit vielen Jahren ein Geheimnis hütet und hofft, dass dieses verborgen bleibt.
„Die Frauen vom Löwenhof-Mathildas Geheimnis“ ist ein historischer Roman, der in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt ist. Neben Familiengeheimnissen geht es um starke Frauen, Liebe, Neid und Intrigen, die wunderbar und gefühlvoll in diesem Buch verpackt wurden, um dem Leser ein tolles Lesevergnügen bereiten. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.09.2018

Lale Sokolov - Nummer 32407 in Auschwitz

Der Tätowierer von Auschwitz
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1942 wird der Jude Ludwig Eisenberg, Lale genannt, mit vielen anderen nach Auschwitz deportiert und dort zur Nummer 32407. Lale erhält die Aufgabe, als Tätowierer zu arbeiten und die ankommenden Häftlinge ...

1942 wird der Jude Ludwig Eisenberg, Lale genannt, mit vielen anderen nach Auschwitz deportiert und dort zur Nummer 32407. Lale erhält die Aufgabe, als Tätowierer zu arbeiten und die ankommenden Häftlinge und Leidensgenosse mit Nummern auf den Unterarmen zu brandmarken. Lale ist sich der schlimmen und grausamen Lage von ihnen allen voll bewusst. Er lässt sich nicht unterkriegen, denn sein Kampfgeist ist ungebrochen, wobei er so einige gefährliche Situationen überleben muss und sich immer wieder irgendwie durchschlägt. Dabei versucht er, seinen Leidensgenossen Mut zuzusprechen und ihnen beizustehen. Eines Tages lernt er ausgerechnet an diesem grausamen Ort mit der jungen Gita seine große Liebe kennen. Die gegenseitigen großen Gefühle lassen die beiden die täglichen Schrecken ertragen und lassen sie von einer gemeinsamen Zukunft in Freiheit träumen. Und der Traum wird Wirklichkeit…
Heather Morris hat mit ihrem Buch „Der Tätowierer von Auschwitz“ einen sehr bewegenden und gefühlvollen Roman vorgelegt, der die wahre Geschichte von Lale Sokolov alias Ludwig Eisenberg erzählt, den die Autorin einige Jahre vor seinem Tod kennenlernen durfte und der ihr von seinem Leben berichtet hat. Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig von einer Eindringlichkeit, die sich im Kopf des Lesers festsetzt. Die Handlung wird hauptsächlich aus Lales Sicht erzählt und gewinnt dadurch noch mehr an Ehrlichkeit, denn der Leser ist wie ein unsichtbarer Beobachter an seiner Seite und muss die ganzen Schrecken hautnah miterleben, die Lale in Auschwitz tagtäglich zu überstehen hatte. Die Autorin ist bei den Schilderungen der Grausamkeiten an den Häftlingen schonungslos offen, aber nicht übertrieben grausam. Sie behält sich eine gewisse Zurückhaltung vor, denn es soll nichts von Lales eigenem Bericht abweichen. Gleichzeitig streift sie manche Dinge so gut, dass im Kopf des Lesers durchaus sehr reale Bilder entstehen, die man lange nicht mehr aus dem Gedächtnis bekommt. Die grausamen Schandtaten des Naziregimes werden hier lebendig und doch gibt es Menschen, die in diesem Umfeld die Hoffnung nicht verlieren und die Kraft aufbringen, mit aller Macht zu überleben.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch dargestellt, so dass der Leser das Gefühl hat, selbst mit Lale in einem Raum zu sitzen und seiner Biografie zu lauschen. Lale, der nach dem Krieg seinen Nachnamen in Sokolov ändern ließ, macht aus der Not eine Tugend. Die Aufgabe als Tätowierer ist mit einigen Privilegien verbunden, die er für sich und seine Mitmenschen zu nutzen weiß, ob es nun um zusätzliches Essen war oder lebensrettende Informationen. Dass Lale dabei seinen Mut und seine Hoffnung nicht verliert, obwohl das Gräuel rund um die Uhr um ihn herum ist, kann man eigentlich als Wunder bezeichnen, doch es ist einzig und allein Lales Optimismus und seinem Naturell zuzuschreiben, aus jeder Situation das meiste für sich herauszuholen, um zu überleben. Durch seine Sprachkenntnisse, seine Intelligenz und sein großes Herz kann er vielen anderen helfen, die mit seiner Hilfe überleben. Auch Gita ist so eine verängstigte Seele, als Lale sie kennenlernt. Aber durch die gegenseitige Liebe geben sie sich auch Hoffnung und Zuversicht, all den Schrecken zu überleben, um ein gemeinsames Leben führen zu können.
„Der Tätowierer von Auschwitz“ ist nicht nur ein berührender Roman einer wahren Lebensgeschichte, sondern lässt die Vergangenheit Deutschlands durch einen Augenzeugenbericht wieder lebendig werden. Die Geschichte macht Mut, dass es überall auf der Welt solche Menschen gibt, die sich Widrigkeiten in den Weg stellen oder im Geheimen gegen sie kämpfen und andere dabei unterstützen, zu überleben. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 01.09.2018

Das Glück versteckt sich in vielen Dingen

Das Glück der kleinen Augenblicke
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Marietta Piccini ist Italienerin und liebt ihren Job als freie Lektorin bei dem kleinen Londoner Literaturverlag „Millefleur“. Durch einen unglaublichen Zufall bekommt sie das Manuskript eines unvollendeten ...

Marietta Piccini ist Italienerin und liebt ihren Job als freie Lektorin bei dem kleinen Londoner Literaturverlag „Millefleur“. Durch einen unglaublichen Zufall bekommt sie das Manuskript eines unvollendeten Buches in die Hände, dass sie vom ersten Moment an begeistert, denn die Geschichte über den jungen Schriftsteller Paul Trevor Swift, der vom Pech verfolgt wird und doch immer das Positive in der jeweiligen Situation sieht, fasziniert sie völlig. Auch Mariettas Chef, der Verleger John Thornton, möchte das Buch unbedingt veröffentlichen. Nur kennt niemand den Autor des Schriftstückes. Marietta möchte unbedingt den Verfasser des Buches finden, damit dieser es vollendet, und begibt sich auf eine Suche mit unbekanntem Ausgang…
Thomas Montasser hat mit seinem Buch „Das Glück der kleinen Augenblicke“ einen wunderschönen, warmherzigen und fesselnden Roman voller Poesie vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schon mit den ersten Worten in der Geschichte versinken und neugierig werden, auf das, was ihn erwarten wird. An Mariettas Seite schaut der Leser ihr bei ihrem Tun über die Schulter, während ihre Gedanken und Gefühle gleichzeitig offen liegen wie ein Buch. Die Handlung ist in zwei Stränge aufgeteilt, der eine handelt von der Gegenwart um Marietta, der andere gibt das Manuskript und Pauls Erlebnisse wieder. Sehr geschickt verbindet der Autor beide Geschichten miteinander und lässt den Leser mit Marietta auf die Suche nach dem unbekannten Autor gehen, wobei die Vermutung nahe liegt, dass Paul selbst der Autor seiner Geschichte ist. Montasser lässt den Leser mit Marietta während der Suche nach Paul durch London streifen und jede Menge unbekannter Menschen und Dinge entdecken und erleben, was einen großen Einfluß auf Marietta und ihr eigenes Leben hat. Hier beweist der Autor einfach eine wunderbare Erzählkunst, denn er stößt auch den Leser immer wieder darauf, das Leben zu nehmen, wie es ist und sich mehr in Gelassenheit und Geduld zu üben sowie Fehlschläge nicht als Weltuntergang zu interpretieren, sondern von ihnen zu lernen.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, sie besitzen durch ihre individuellen Eigenschaften Authentizität. Der Leser kann sich wunderbar in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen und mitfiebern. Marietta ist eine sympathische Frau, die allerdings so gar nichts Italienisches an sich hat. Ganz im Gegenteil, sie ist zurückhaltend, schüchtern und liest lieber, als sich mit Menschen zu umgeben. Obwohl in London, lebt sie zurückgezogen und hat keine wirklichen Freunde. Als sie das Manuskript findet, kann der Leser sehr schön beobachten, wie sie sich verändert. Marietta wird zu einem kleinen Pitbull, der unbedingt das Geheimnis lüften will und nicht locker lässt, bis sie es ergründet hat. Dabei lernt sie, auf Menschen zuzugehen und auch Dinge zu tun, die sie sich vorher nicht getraut hätte. Durch die Suche gewinnt sie an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Paul ist ein Pechvogel, wie er im Buche steht. Doch er lässt sich davon nicht runterziehen, wie es die meisten Menschen tun, sondern bewahrt sich seinen Optimismus. Er versucht, den Dingen immer wieder nur das Positive abzugewinnen und jeder Rückschlag lässt ihn nur noch mehr an das Gute glauben. Er ist geduldig und gelassen, was ihm durch die andauernde Pechsträhne hindurch hilft.
„Das Glück der kleinen Augenblicke“ ist ein zauberhaftes Buch über das Wunder der kleinen Dinge und Momente, die einen lebendig fühlen lassen. Anstatt sich im Pessimismus zu vergraben, sollte man alles zu schätzen wissen, was einem geschieht, denn oftmals verbirgt sich hinter dem Pech das eigentliche Glück oder eine neue Chance. Absolute Leseempfehlung für ein Roman mit Nachhaltigkeit, denn man sollte es immer wieder mal zur Hand nehmen, wenn man einen dunklen Moment hat, um seinen Optimismus wiederzufinden!