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Veröffentlicht am 09.06.2018

Eine Handvoll Senfkörner

Eine Handvoll Senfkörner
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1868 Ohio. Nachdem der Amerikanische Bürgerkrieg beendet und damit auch die Sklaverei, erhält Lisbeth die Nachricht, dass ihr Vater im Sterben liegt. Lisbeth möchte von ihm Abschied nehmen und macht sich ...

1868 Ohio. Nachdem der Amerikanische Bürgerkrieg beendet und damit auch die Sklaverei, erhält Lisbeth die Nachricht, dass ihr Vater im Sterben liegt. Lisbeth möchte von ihm Abschied nehmen und macht sich auf in ihre alte Heimat zu der Plantage Fair Oaks in Virginia. Kaum ist sie dort angekommen, muss sie allerdings feststellen, dass auch nach dem Ende der Sklaverei hier die Uhren doch anders ticken als im nördlichen Ohio, denn selbst ihre eigene Familie hält weiterhin an den Sklaven fest und beutet diese aus. Zur gleichen Zeit macht sich auch das einstige Kindermädchen von Lisbeth, Mattie Freedman, mit ihren eigenen erwachsenen Kindern auf den Weg nach Fair Oaks, um dort ihre Nichte Sarah abholen und in den Norden begleiten. Doch Lisbeths Bruder Jack stellt sich ihnen in den Weg, um das zu verhindern. Werden Mattie und ihre Familie jemals frei sein?
Laila Ibrahim hat mit ihrem Buch „Eine Handvoll Senfkörner“ den Nachfolgeband von „Gelber Krokus“ vorgelegt. Der Schreibstil des Romans ist flüssig, lebendig und farbenfroh, schnell taucht der Leser ab in ein vergangenes Jahrhundert und findet sich mal an der Seite von Lisbeth, mal an der von Mattie wieder und wird so Teil ihres Lebens, um die verschiedenen Gesellschaftsschichten sowie ihre Ansichten, Gefühle und Gedanken hautnah mitzuerleben. Die Autorin versteht es geschickt, die unterschiedlichen Sichtweisen wunderbar zu präsentieren, was einen großen Teil der Spannung innerhalb der Handlung ausmacht. Auf der einen Seite erlebt der Leser eine zerrissene weiße Familie, deren eine Hälfte immer noch an die alten Südstaatenwerte glaubt und Sklaven als Arbeitstiere ausbeutet, während die andere im Norden ein neues Zuhause gefunden und den alten Ansichten abgeschworen hat und die farbige Bevölkerung als Teil der Gesellschaft sieht. Auf der anderen Seite begleitet der Leser eine farbige Familie, die im Norden endlich die Freiheit fand, auf den Weg in den Süden, um die Familie zusammenzuführen und gemeinsam in Ohio glücklich zu werden. Die aufgezeigte Diskrepanz führt dem Leser vor Augen, mit welchen Schwierigkeiten alle zu kämpfen haben, um mit der neuen Ordnung umzugehen. Erschreckend ist die Erkenntnis, dass der Süden einfach so weitermacht, als hätte es den Bürgerkrieg nicht gegeben, und die farbige Bevölkerung weiterhin unterdrückt und quält.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Durch ihre individuellen Eigenschaften wirken sie alle sehr realistisch und authentisch für die damalige Zeit. Lisbeth ist eine sympathische Frau, die immer an das Gute glauben will, was leider in diesem Fall eine recht naive Betrachtungsweise ist. Sie ist bereits geprägt durch ihr Leben in Ohio, obwohl sie im Süden aufgewachsen ist, denn sie besitzt sowohl Gerechtigkeitssinn als auch Güte und Herzenswärme. Doch die Erfahrung zu machen, dass ihre eigene Familie in den Südstaaten sich keineswegs den neuen Gedanken geöffnet hat und den alten Weg weiterbeschreitet, indem sie Menschen wie Leibeigene hält, weckt sie schlagartig aus ihrer idealistischen Vorstellung. Lisbeths Bruder Jack ist ein harter Mann, der innerlich von Neid zerfressen ist. Er genießt und benutzt seine Macht, um andere zu verletzen und sich diese unterzuordnen. Mattie ist eine liebe Frau, die sich um ihre Familie sorgt. Für sie ist ein gegebenes Versprechen heilig und sie will es unbedingt einlösen. Allerdings weiß sie auch um die Schwierigkeiten, die sie im Süden erwarten werden und das bereitet ihr große Angst. Umso deutlicher wird ihre Stärke und ihr Mut, gerade diesen Schritt zu wagen. Die weiteren Protagonisten wie Samuel oder Jordan geben der Handlung weitere Impulse und machen das Bild rund.
„Eine Handvoll Senfkörner“ ist ein sehr spannender historischer Roman und gleichzeitig ein würdiger Fortsetzungsband. Die Handlung überzeugt mit durchgehender Spannung sowohl zwischen den einzelnen Familienmitgliedern als auch durch den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund. Absolute Leseempfehlung für einen Pageturner!

Veröffentlicht am 09.06.2018

Herzige Kutterfahrt

Eine Liebe am Meer
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Die 30-jährige Emily ist Single und liebt ihre Arbeit als Hebamme. Für sie gibt es kein schöneres Gefühl als neues Leben auf die Welt zu bringen. Als ihre Freundin Rebecca sie einlädt, mit ihr und einigen ...

Die 30-jährige Emily ist Single und liebt ihre Arbeit als Hebamme. Für sie gibt es kein schöneres Gefühl als neues Leben auf die Welt zu bringen. Als ihre Freundin Rebecca sie einlädt, mit ihr und einigen Freunden den Sommer auf einem alten Kutter zu verbringen, um damit durch schottische Kanäle zu schippern, sagt sie spontan zu und freut sich auf die Reise. Kaum ist sie an Bord, trifft sie auf Alistair und seine Tochter, die beide einen bleibenden Eindruck auf Emily hinterlassen. Sollte diese Kutterfahrt ein Wink des Schicksals sein?
Katie Fforde hat mit ihrem Buch „Eine Liebe am Meer“ einen sehr unterhaltsamen Liebesroman nach altbekanntem Muster vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-leicht und flüssig, so dass der Leser schnell in die Handlung hineingezogen wird, um unsichtbar an der Seite Emilys einen wunderschönen und aufregenden Sommer zu erleben voller Gefühl und einigen kleinen Abenteuern. Die von der Autorin eingebauten kleinen Wendungen und Überraschungen geben der Handlung einige Spannungsmomente. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildgewaltig und farbenfroh, so dass es dem Leser nicht schwerfällt, sich selbst im Kopf auf den Kutter zu beamen und die schottische Flusslandschaft vom Wasser aus bewundern zu können. Gleichzeitig wird das Gefühl vermittelt, selbst Teil der kleinen Reisegruppe zu sein und in der Gesellschaft von lieben Freunden das Erlebnis eines einzigartigen Sommers zu teilen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken aufgrund ihrer Ecken und Kanten sehr individuell und authentisch und vermitteln dem Leser das Gefühl, sie persönlich zu kennen. Emily ist eine sehr sympathische und optimistische Frau. Sie hat das Herz am rechten Fleck und eine fröhliches Wesen, ist hilfsbereit und offen. Sie kann sich in andere hineinversetzen und mit ihnen fühlen, was ihr den Zugang zu andern Menschen schnell öffnet. Alistair ist ein attraktiver Kerl, der die Menschen regelrecht anzieht. Er strahlt Zufriedenheit aus und hat ein liebendes und wachsames Auge auf seine kleine Tochter, die für ihn das Wichtigste auf der Welt ist. Rebecca ist eine sehr gute Freundin von Emily und steht ihr immer mit Rat und Tat zur Seite. Auch die übrigen Charaktere können mit ihren lebensfrohen Eigenschaften punkten und geben der Handlung einen Wohlfühlfaktor.
„Eine Liebe am Meer“ ist ein schöner Liebesroman, der im Urlaub am Strand für die richtige Stimmung sorgt. Sollte in keinem Gepäck fehlen und wird mit einer Leseempfehlung ausgestattet!

Veröffentlicht am 03.06.2018

Beas hitziges Gefühlschaos

Wie heiß ist das denn?
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Die 44-jährige Wohndesignerin Bea Lindemann besitzt ein eigenes Geschäft mit ausgefallenen Designerstücken und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Auch privat läuft es nicht gerade optimal, denn ...

Die 44-jährige Wohndesignerin Bea Lindemann besitzt ein eigenes Geschäft mit ausgefallenen Designerstücken und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Auch privat läuft es nicht gerade optimal, denn sie hat einen Hang zu miesen Typen, die sie immer wieder im Stich lassen. Gerade erst hat sie wieder einer abserviert und hinterlässt sie wie ein Häufchen Elend. Deshalb verpasst sie sich auch ein Männermoratorium, eine absolute Auszeit vom männlichen Geschlecht. Doch ausgerechnet jetzt stellt ihre 19-jährige Tochter Mona ihr ihren neuen Freund, den Uniprofessor Julian, vor, der eigentlich deren Vater sein könnte und Bea mit erotisch hin geraunten Gedichten anflirtet. Auch Beas Mutter Rosie hat sich einen neuen Galan geangelt, einen wesentlich jüngeren Schönheitschirurgen. Als dann auch noch der attraktive Theo Andrack in ihren Laden kommt, in punkto Design auf der gleichen Welle surft wie Bea und ihr feurige Blicke zuwirft, ist Bea völlig verwirrt. Sie macht es sich zur Aufgabe, erst einmal Mona vor dem „alten Sack“ zu beschützen, auch wenn ständige Hitzewallungen sie fast umbringen...
Ellen Berg hat mit ihrem Buch „Wie heiß ist das denn?“ einen sehr unterhaltsamen und humorvollen Roman vorgelegt, der den Leser schon mit der ersten Seite in seinen Bann zieht und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Der Schreibstil ist locker-flockig und mit einem wunderbaren Witz gewürzt, der dem Leser ständig die Tränen in die Augen treibt und Lachsalven provoziert, so dass man davon Muskelkater bekommt. Von Beginn wird der Leser zum Schatten von Protagonistin Bea und folgt ihr auf Schritt und Tritt durch ihr recht chaotisches Leben, macht Bekanntschaft mit allerlei skurrilen Personen und erhält Einblick in Beas Gefühls- und Gedankenwelt. Der Designerladen ist so wunderbar beschrieben, dass man die einzelnen Ausstellungsstücke nahezu vor Augen hat. Die Autorin versteht es sehr geschickt, Wendungen in ihre Handlung einzubauen, so dass der Leser immer wieder aufs Neue überrascht wird. Auch das Einstreuen von wunderschönen Gedichten und Zitaten sowie eine kleine Einführung in die Welt der Oper machen dieses Buch so besonders, da die ausgesuchten Stellen exzellent zur jeweiligen Situation gewählt wurden. Die Dialoge wirken dadurch sehr spritzig und originell, was den Unterhaltungswert der Geschichte noch steigert.
Bei der Auswahl ihrer Protagonisten hat sich die Autorin mit viel Liebe zum Detail sehr gelungen um Authentizität bemüht. Alle sind lebendig beschrieben und wirken wie aus dem richtigen Leben: ein wenig abgespaced, chaotisch und doch gerade deshalb sehr sympathisch. Bea ist eine Frau, die sich von einem Chaos ins nächste hangelt. Sie träumt noch von der Liebe, wird aber immer wieder enttäuscht, denn sie landet grundsätzlich bei Kerlen, die sich nicht binden wollen. Beruflich hat sie eine seltene Gabe, denn sie kann aus Räumen Wohnträume machen, weil sie schon bei einem Blick auf den Grundriss das Endergebnis vor Augen sieht, was ihr nach und nach eine große Kundenschar beschert, zumal sie selbst auch gern mal mit Farben experimentiert und etwas Altes neu gestaltet. Sie ist eine Vollblutmutter, denn als alleinerziehende Mutter hat sie immer ein Auge auf Töchterchen Mona, auch wenn diese inzwischen bereits studiert. Mona ist die Coole und Flapsige, die ihre Mutter an den Rand der Verzweiflung bringt. Mutter Rosie ist eine 64-jährige, die ihr Alter gern durch kosmetische und chirurgische Anwendungen verschleiert und in einen Jungbrunnen gefallen ist. Wanda ist Beas beste Freundin, die auf Buddha und vegane Ernährung schwört und meist eine Schulter zum Ausheulen bietet. Auch die männlichen Protagonisten wie Julian, Alexandre oder Theo bringen einiges an Schwung und Verwirrung in die Handlung. Beas Tante Ruth und die italienische Sippe dagegen geben der Geschichte den nötigen Ruhepol und sprühen nur so vor mediterraner Lebensfreude.
„Wie heiß ist das denn?“ ist ein rundum gelungener witziger Generationenroman, der mit vielen Verwicklungen, Katz- und Mausspielchen sowie einiger Klischees wunderbar unterhält und nebenbei auch als Liebesroman durchgehen kann. Tolle Unterhaltung, die ihre absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

Veröffentlicht am 02.06.2018

Kaffeekusserbschaft

Das kleine Café an der Mühle
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Sophie von Metten lebt in Hamburg und hangelt sich von einem Job zum nächsten, da sie mit ihrem Abschluss in Geografie keine Stelle findet. Nebenbei verfasst sie kleine Zeitungsartikel und hat einen Reiseführer ...

Sophie von Metten lebt in Hamburg und hangelt sich von einem Job zum nächsten, da sie mit ihrem Abschluss in Geografie keine Stelle findet. Nebenbei verfasst sie kleine Zeitungsartikel und hat einen Reiseführer veröffentlicht. Aber hauptsächlich kellnert sie im Ausflugslokal „Captain Class“. Sophie hat einfach keine Ahnung, wohin ihr Leben gehen soll. Da bekommt sie überraschend einen Brief einer Kanzlei, der sie darüber informiert, dass Tante Dotti, die Sophies liebste und leider auch letzte Verwandte, gestorben und sie zur Erbin eines kleinen Cafés an der Mosel eingesetzt hat mit der Auflage, dieses inklusive zugehörigem Grund und Boden fünf Jahre lang zu halten. Da sich die Dinge in Hamburg nicht so entwickeln, wie Sophie es sich erhofft, nimmt sie das Erbe an und zieht an die Mosel. Bei der ersten inspektion des „Mühlencafés“ muss Sophie feststellen, dass hier einiges zu tun ist, bevor sie damit richtig Geld verdienen kann. Zudem liegt das Café ausgerechnet zwischen zwei Gemeinden, die sich spinnefeind sind und sich das Leben gegenseitig schwer machen, aber auch Sophie und ihrem Café. Aber mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden sowie einem sympathischen Nachbarn sollte es doch zu schaffen sein, das Café wieder zum Laufen zu bringen, oder?
Das Autorenduo Barbara Erlenkamp hat mit seinem Buch „Das kleine Café an der Mühle“ einen wunderbar spritzigen Unterhaltungsroman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-flockig und mit dem richtigen Humor gewürzt, der ein kurzweiliges Lesen verspricht und den Leser bereits mit den ersten Seiten in seinen Bann zieht, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. An der Seite von Sophie kann man als Leser so einige Überraschungen erleben, sowohl positive wie negative, und das neue Leben in der Provinz ist aufregender als es vorher den Anschein hatte. Die Autoren haben mit viel Geschick und Feingefühl die zwiespältigen Gedanken Sophies in Bezug auf einen Umzug herausgearbeitet, die man wunderbar nachvollziehen kann. Auch die Beschreibung des Zwists der benachbarten Gemeinden sowie die Dorfgemeinschaften werden auf herrliche Art und Weise skizziert, so dass der Leser sich bei der Lektüre köstlich amüsiert und diese dabei deutlich vor Augen hat. Geschickte Wendungen und kluge Schachzüge lassen das Buch rundum zu einem Wohlfühlroman werden, denn es ist nicht immer Sonnenschein, doch am Ende wird alles gut, so wünscht man es sich doch auch im richtigen Leben.
Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail skizziert und mit den nötigen individuellen Eigenschaften versehen, die sie sehr lebendig und real wirken lassen. Sophie wirkt zu Beginn wie eine verkrachte Existenz, sie hält sich mühevoll über Wasser und weiß doch nicht wirklich etwas mit sich anzufangen. Hamburg gegen Dorf eintauschen – das hört sich fast nach Albtraum an. Aber Sophie ist auch nicht weltfremd, sie kann zupacken und hat den nötigen Biss, etwas zu bewegen, so lässt sie sich die Chance, die sich ihr bietet nicht entgehen. Durch ihre offene und freundliche Art gewinnt sie einige Verbündete, die sie tatkräftig unterstützen. Freundin Miri steht ihr mit Rat und zwei helfenden Händen zur Seite, das stärkt das Selbstbewusstsein. Auch die alten Pokerfreundinnen von Dotti krempeln die Ärmel hoch und lassen Sophie nicht im Stich. Nachbar Peter ist ein attraktiver und hilfsbereiter Mann, der so manchem den Kopf verdrehen kann, wenn man sein Herz nicht schon an seinen Hund verloren hätte. Auch die übrigen Protagonisten wie Henry, Erich oder auch Jean-Pierre treiben die Geschichte auf charmante Art voran und knipsen ein Lächeln in das Gesicht des Lesers.
„Das kleine Café an der Mühle“ ist ein rundum gelungener Sommerroman, der wunderbare Lesestunden nicht nur verspricht, sondern den Leser in eine liebevoll erdachte Welt entführt, aus der man nur wieder auftauchen möchte, um selbst einen dieser köstlichen Kaffeeküsse zu kosten, die anhand der angehängten Rezepte zum Nachmachen einlagen. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 02.06.2018

Lügen haben kurze Beine

Schatten des Meeres
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Herbst 1940. Die Brüder Arthur und Philip sowie Dora und Pippa landen auf dem Passagierschiff „City of India“, das die Kinder vor dem Krieg in Europa nach Kanada bringen soll. Aber das Schiff wird mitten ...

Herbst 1940. Die Brüder Arthur und Philip sowie Dora und Pippa landen auf dem Passagierschiff „City of India“, das die Kinder vor dem Krieg in Europa nach Kanada bringen soll. Aber das Schiff wird mitten auf dem Atlantik von einem Torpedo getroffen und sinkt. Leider können nur drei Kinder gerettet werden. Zehn Jahre später treffen sich die drei Überlebenden wieder, um der damaligen Katastrophe zu gedenken und ihre Erinnerungen miteinander zu teilen. Dabei stellt sich schnell heraus, dass sich zwischen Arthur und Dora eine starke Zuneigung zueinander entwickelt, was Pippa so gar nicht gefällt, die Arthur natürlich für sich haben will, um ein Geheimnis sicher verborgen zu wissen. Also setzt sie alles daran, ihrem Wunsch auch Taten folgen zu lassen. Doch wird es ihr auch gelingen?
Jane Bailey hat mit ihrem Buch „Schatten des Meeres“ einen sehr spannenden und gleichsam gefühlvollen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, der Leser wird von Beginn an in die Geschichte hineingesogen und darf hautnah miterleben, was den vier Kindern innerhalb von 10 Jahren wiederfährt. Der Spannungsbogen wird sehr schnell aufgebaut und steigert sich innerhalb der Handlung immer mehr in die Höhe. Durch die Einflechtung der Kriegshandlungen des Zweiten Weltkrieges und die Evakuierungsreise per Schiff sowie dessen Untergangs und die Rettungsaktion wird der Leser indirekt Teil der Kindergruppe und erfährt aus erster Hand über deren Einzelschicksale, ihre Gedanken und Gefühle, aber auch über ihre dunkelsten Geheimnisse. Aber auch der Verlauf, den die inzwischen erwachsenen Kinder 10 Jahre später genommen haben, ist durchweg spannend und lässt einen tiefen Einblick zu auf das, was sie sich erwarten.
Die Autorin hat ihre Charaktere liebevoll ausgestaltet und ihnen Leben eingehaucht. Sie besitzen alle individuelle Eigenschaften, die sie authentisch und sehr real wirken lassen, was dem Leser die Chance gibt, sich ihnen nahe zu fühlen und ihre Emotionen zu teilen. Arthur ist ein netter Mann, der den Verlust seines jüngeren Bruders Philip noch immer nicht verkraftet hat. Sein Überleben wird immer mit dem Tod von Philip verbunden sein und hat ihn zu einem nachdenklichen und sensiblen Mann gemacht. Pippa war schon als junge Göre selbstbewusst und laut, sie nimmt sich, was ihrer Meinung nach ihr gehört und stört sich nicht daran, wenn sie andere dadurch verletzt. Sie spielt mit gezinkten Karten, doch unterschwellig ist da auch immer die Angst, dass ihr schlimmstes Geheimnis ans Tageslicht kommt. Dora ist eine sympathische Frau, die noch immer unter den damaligen Ereignissen leidet, jedoch auch den Blick nach vorne richtet. Sie besitzt Herzenswärme, doch ihr Selbstbewusstsein ist nicht so stark ausgeprägt, so lässt sie sich oftmals übervorteilen.
„Schatten des Meeres“ ist ein sehr spannender Roman über tragische Ereignisse, Kriegserfahrungen und ein dunkles Geheimnis, dass am Ende keines mehr ist und damit eine Wahrheit offenbart, die sich keiner hätte träumen lassen. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!