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Veröffentlicht am 25.05.2018

Gefühlschaos in Ahrenshoop

Frühstück in den Dünen
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Die freie Fotografin Nora ist mit ihrem Lebensgefährten, dem Lehrer Phil, von Berlin zurück in ihre alte Heimat Ahrenshoop gezogen, um näher bei ihrem Vater zu sein, nachdem ihre Mutter gestorben ist. ...

Die freie Fotografin Nora ist mit ihrem Lebensgefährten, dem Lehrer Phil, von Berlin zurück in ihre alte Heimat Ahrenshoop gezogen, um näher bei ihrem Vater zu sein, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Nora wünscht sich sehnlichst ein Kind, doch es will einfach nicht klappen, so dass Nora immer verzweifelter ist und sogar ihre Beziehung zu Phil leiden lässt. In Ahrenshoop trifft sie in Katharina eine alte Schulkameradin, und die beiden freunden sich schnell an, obwohl sie sich früher nicht ausstehen konnten. Mit ihr geht sie auch zusammen auf ein Klassentreffen, wo sie auf ihre alte Jugendliebe Marco trifft, der sich sehr verändert hat. Nach einigen Drinks wacht Nora morgens im Bett von Marco auf und ist völlig entsetzt. Einige Zeit später stellt sie fest, dass sie ein Kind erwartet. Endlich hat es geklappt, doch dann überschlagen sich die Ereignisse…
Susanne Lieder hat mit ihrem Buch „Frühstück in den Dünen“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen, um mal an der Seite von Nora, mal an der von Phil die Gefühle und Gedanken der Protagonisten zu erfahren und sie bei ihrem täglichen Treiben zu begleiten. Die Autorin fasst in ihrer Geschichte mehrere Themen an, so geht es um das Wiedersehen mit alten Schulkameraden, unerfüllten Kinderwunsch, alleinerziehende Mütter sowie Betrug und Verschweigen von Wahrheiten. Die Geschichte wirkt wie aus dem wirklichen Leben, gerade deshalb fühlt der Leser sich bei der Lektüre so wohl und kann sich gut in die einzelnen Protagonisten hineinversetzen, mit ihnen leiden, hoffen und bangen. Die geschilderten Gefühle sind sehr gut nachvollziehbar und regen zum Nachdenken an, wie man selbst wohl mit den einzelnen Enthüllungen umgehen würde.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie bilden einen guten Schnitt der normalen Bevölkerung, gerade deshalb kann der Leser sich gut mit ihnen identifizieren, weil der einen oder andere einem so vertraut erscheint. Nora ist eine sympathische Frau, die in ihrem abwechslungsreichen Beruf aufgeht und allem und jedem gegenüber offen ist. Sie hat mit Phil den Mann ihres Lebens gefunden und steht ihrem alten Vater sehr nahe. Doch ihr größter Traum lässt auf sich warten und treibt sie regelrecht in die Verzweiflung. Der Druck, den sich Nora selbst macht, kommt innerhalb der Geschichte sehr gut zum Ausdruck. Phil ist ein netter Mann, der alles für Nora tun würde. Er ist hilfsbereit und lässt seine Liebe zu ihr durch kleine Gesten und Ideen immer wieder neu hervorblitzen. Katharina ist eine gute Seele, die sehr offen und ehrlich ist und ihr Herz auf der Zunge trägt. Sie lässt sich von der Meinung anderer nicht beeinflussen und steht ihre Frau. Noras Vater ist ein lieber älterer Herr, der seine Tochter über alles liebt und über den Verlust seiner Frau immer noch nicht hinweggekommen ist. Die weiteren Protagonisten wie Marco oder auch Lilly geben der Handlung zusätzliche Tiefe und machen die Geschichte rund.
„Frühstück in den Dünen“ ist ein rundum gelungener Roman mit ernsten Themen, die aber schön und gefühlvoll verpackt sind und den Leser sich am Ende zufrieden zurücklehnen lassen. Für alle, die komplizierte Beziehungskisten und warmherzige Geschichten mögen, auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.05.2018

Irische Wurzeln

Die Töchter von Tarlington Manor
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Casey Walsh lebt in Pennsylvania und arbeitet als Bedienung in einem Coffee Shop. Sie spart auf ein Studium und träumt seit ihrer Kindheit von Irland, denn sie hat irische Wurzeln und möchte das Land ihrer ...

Casey Walsh lebt in Pennsylvania und arbeitet als Bedienung in einem Coffee Shop. Sie spart auf ein Studium und träumt seit ihrer Kindheit von Irland, denn sie hat irische Wurzeln und möchte das Land ihrer Vorfahren gern einmal mit eigenen Augen sehen. Eines Tages stolpert der sympathische Ire Brayden in das Café und zwischen Casey und ihm funkt es sofort. Doch Brayden ist nur für einige Tage in der Stadt, aber er lädt Casey ein, ihn und seine Heimat bald zu besuchen. Als ihr Großvater ihr von einem alten Tagebuch einer irischen Auswanderin namens Aeryn erzählt, dass Caseys Großmutter vor langer Zeit dem örtlichen Museum vermacht hat, ist Caseys Neugierde geweckt. Sie lässt sich unerlaubt ins Museum einschließen und kopiert sich das Tagebuch, um in Ruhe die Einträge lesen zu können. Bei der Lektüre wird Casey immer mehr klar, dass Aeryns Geschichte mit der ihrer Familie zusammenhängt. Casey kauft sich kurzfristig auf den Weg nach Irland, um Aeryns Spuren zu folgen, aber auch, um Brayden wiederzusehen…
Tanja Bern hat mit ihrem Buch „Die Töchter von Tarlington Manor“ einen sehr unterhaltsamen und gleichzeitig spannenden historischen Roman um ein Familiengeheimnis vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, schnell taucht der Leser in die Handlung ein, um sowohl Casey als auch Aeryn als unsichtbarer Beobachter bei ihren Gedanken, Gefühlen und Tätigkeiten zu folgen. Die Handlung wird über zwei Zeitebenen erzählt, die eine berichtet von Casey in der Gegenwart, die andere lässt Aeryn durch ihre Tagebucheinträge aus dem Jahr 1846/1847 zu Wort kommen. Die Autorin lässt den Leser teilhaben an der englischen Unterdrückung in Irland, die dazu führte, dass viele Menschen sich und ihre Familien nicht mehr ernähren konnten, ihr Zuhause verloren, obdachlos wurden und an Hunger und Seuchen starben. Die Landschaftsbeschreibungen von Irland sind so farbenfroh und bildgewaltig, so dass man während der Lektüre das Gefühl hat, mit eigenen Beinen auf der grünen Insel zu stehen und die raue und mystische Schönheit des Landes mit eigenen Augen zu sehen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie besitzen individuelle Eigenheiten, die sie authentisch und real wirken lassen. Casey ist eine sympathische junge Frau, die einige Träume und Wünsche hat, aber bisher noch nicht viel davon realisieren konnte. Sie ist hilfsbereit, herzlich und offen, allerdings auch recht leichtgläubig und etwas einfältig. Brayden ist ein netter Mann, der die Menschen für sich einnimmt aufgrund seiner offenen Art. Aeryn ist eine junge Frau, die in ärmsten Verhältnissen lebt und trotzdem die Hoffnung nicht so schnell verliert. Allerdings ist sie aufgrund ihres Alters auch noch sehr naiv und träumt von Dingen, die sich nicht erfüllen lassen werden. Sie muss zu schnell und auf die harte Art erwachsen werden. Padraig ist ein Mann, der sich nicht entscheiden bzw. durchsetzen kann. Er wirkt schwach, weil er sich nicht gegen seine Familie wehren kann, sondern genau das tut, was von ihm erwartet wird. Gleichzeitig ist er egoistisch und denkt nur an sich. Auch die übrigen Protagonisten wie Chester Jones oder auch Nick lockern mit ihrem Auftreten die Geschichte auf und geben ihr einen persönlichen Anstrich.
„Die Töchter von Tarlington Manor“ ist eine Geschichte, die ein Familiengeheimnis sowie eine Liebesgeschichte in sich vereint. Fließend und spannend erzählt verspricht es kurzweilige und gefühlvolle Lesemomente. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.05.2018

Café Fleur

Das Strandcafé an der Riviera
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Die 35-jährige Rosie hat lange als Küchenchefin auf eine Yacht gearbeitet, um sich endlich ihren Traum vom eigenen Café zu erfüllen, wo sie ihr eigener Herr ist. Nun ist es soweit, sie kauft ein Strandcafé ...

Die 35-jährige Rosie hat lange als Küchenchefin auf eine Yacht gearbeitet, um sich endlich ihren Traum vom eigenen Café zu erfüllen, wo sie ihr eigener Herr ist. Nun ist es soweit, sie kauft ein Strandcafé und nennt es Café Fleur. Ihre Freundin Tansy hilft ihr dabei, den Laden so schnell wie möglich zu eröffnen und mit James haben sie sogar eine Aushilfe an Bord. Schnell kommen die ersten Gäste, und auch ein junger Mann namens Sebastian lässt sich öfter bei Rosie blicken. Wie sich bald herausstellt, ist er ein bekannter Sternekoch, der das Luxushotel nebenan gekauft hat und neu bewirtschaftet. Aber mit GeeGee, einer Immobilienhändlerin und Erica mit Tochter Camille hat Rosie auch eine treue Stammkundschaft, die bald zu Freunden werden. Rosies Mutter Olivia hat sich einen feurigen jungen Italiener angelacht und zu allem Überfluss erscheint nach vielen Jahren auch noch ihr Vater auf der Bildfläche, doch mit ihm will Rosie nichts zu tun haben. Zu sehr hat er sie und ihre Mutter vor 18 Jahren verletzt. Leider taucht auch Ex-Freund Charlie immer wieder auf und lässt nicht locker. Wird Rosie an der Riviera neben einer hoffentlich guten Saison endlich auch noch die Liebe finden?

Jennifer Bohnet hat mit ihrem Buch „Das Strandcafé an der Riviera“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser mit der ersten Seite zu einem wunderschönen Kopfurlaub an eine der schönsten Küstenabschnitte rund ums Mittelmeer entführt, wo die Schönen und die Reichen leben, aber auch Normalbürger ihr tägliches Brot verdienen müssen. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, hauptsächlich geht es natürlich um Rosie, aber es kommen auch GeeGee und ihre Freundin Erica zu Wort, die jede für sich ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. Durch die wechselnden Erzählweisen gelingt es der Autorin sehr gut, dem Leser ein Kopfkino zu bescheren, denn mal begleitet er Rosie bei ihren täglichen Aufgaben, ihren Gedanken und Emotionen, mal darf er die anderen näher kennenlernen. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft und farbenfroh, die schöne Küstenregion hat man beim Lesen wunderbar vor Augen und fühlt fast die Meeresbrise, den Geruch nach Salz und die Sonne auf der Haut. Besonders gelungen ist der Autorin auch, die täglichen Sorgen der einzelnen Protagonisten zu schildern, mal geht es um die gesamte Existenz, die bedroht ist, mal um einen Trauerfall, der eine kleine Familie völlig aus der Bahn wirft, oder aber auch um einen Totkranken, der vorher noch sein Leben bereinigen möchte. Alles Themen, die auch jedem von uns passieren kann.

Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgestaltet. Sie besitzen alle auf ihre ganz eigene Art Herz und Verstand, weshalb sie auch authentisch und zugleich realistisch rüberkommen. Den einen oder anderen schließt man als Leser schnell ins Herz, kann man sich doch mit ihnen besonders identifizieren, darum gelingt auch das Mitfiebern hier besonders gut. Rosie ist eine sympathische Frau, die sich nicht mehr so schnell was vormachen lässt. Sie hat schon so einige Schicksalsschläge verkraften müssen und konzentriert sich nun nur darauf, ihren Traum wahr werden zu lassen. Sie ist sich für harte Arbeit nicht zu schade, hat aber auch immer ein offenes Ohr für andere und vor allem Gestrandete sowie Hilfesuchende lässt sie nicht im Stich. Sie kann aber auch stur und hart sein, doch das ist bedingt durch die Dinge, die ihr bereits wiederfahren sind. Sebastian ist ein netter Kerl, der ebenfalls so einiges zu schultern hat, aber er ist ein hilfsbereiter und offener Mann, der auch als Ratgeber gefragt ist. Olivia ist eine Frau, die endlich ihr altes Leben über Bord wirft und sich einfach treiben lässt. Ein junger Liebhaber kommt ihr da gerade recht. GeeGee muss für ihr Leben an der Riviera jeden Tag aufs Neue kämpfen, dafür lässt sie sogar oft das Essen ausfallen. Gleichzeitig kümmert sie sich liebevoll um ihre Freunde und gibt niemals die Hoffnung auf, dass auch noch bessere Zeiten kommen werden. Erica besitzt einen Antiquitäten- und Trödelshop, gleichzeitig muss sie sich um ihre Tochter Cammie kümmern, die seit einiger Zeit traumatisiert ist. Doch auch für die beiden soll die Sonne irgendwann wieder scheinen. Die weiteren Protagonisten wie Tiki, Charlie oder auch James sind ebenfalls gut platziert und bereichern mit ihren eigenen Geschichten die Handlung.

„Das Strandcafé an der Riviera“ ist ein sehr schöner und gefühlvoller Unterhaltungsroman, der einem Episodenfilm gleicht, wobei die Charaktere irgendwann alle irgendwie miteinander verbunden sind. Eine tolle Urlaubslektüre oder schon mal zum Einstimmen in die schönste Zeit des Jahres. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.05.2018

"Der Mistral zerstört die alte Ordnung und macht Platz für Neues."

Das geheime Lächeln
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Die freie Journalistin und Übersetzerin Emilia Lukin lebt mit Ehemann Vladi, einem Arzt, in einem kleinen Ort in der Nähe von Baden-Baden. Die Söhne Leo und Mischa sind bereits aus dem Haus und ihre kranke ...

Die freie Journalistin und Übersetzerin Emilia Lukin lebt mit Ehemann Vladi, einem Arzt, in einem kleinen Ort in der Nähe von Baden-Baden. Die Söhne Leo und Mischa sind bereits aus dem Haus und ihre kranke Mutter Pauline lebt in einer psychiatrischen Einrichtung. Emilia und Vladi haben Eheprobleme, weil Vladi sich einen Seitensprung geleistet hat, seitdem herrscht Eiszeit zwischen den beiden. Als Emilia den Auftrag bekommt, einen Auktionskatalog zu übersetzen, findet sie dort im Angebot das Foto eines Gemäldes mit dem Abbild einer Frau. Die „Frau im Schatten“ ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, so dass Emilia vermutet, es handelt sich um ihre Großmutter Sophie Langenberg. Sophie galt als schwarzes Schaf der Familie und wurde von der Familie verstoßen, als sie als junge Frau in den 30er Jahren nach Paris ging. Seitdem hat niemand mehr über sie gesprochen, so ranken sich dementsprechend viele Geheimnisse um Sophie. Auch ihre Tochter Pauline wuchs ohne ihre Mutter auf und hat keine Erinnerungen an Sophie. Emilia ist neugierig und fährt zu der Auktion, am Ende ersteigert sie das Bild für sich. Doch sie will mehr über die „Frau im Schatten“ erfahren, deshalb fährt für einige Wochen nach La Lumière im Luberon, wo Sophie ein altes Haus besaß, welches sie nach dem Tod ihrer Tochter Pauline vererbte. Dort in der Abgeschiedenheit erhofft sich Emilia Abstand von ihren eigenen Problemen mit Vladi und vor allem endlich Informationen über ihre Großmutter Sophie. Durch Zufall lernt sie Jean-Pierre kennen, einen geheimnisvollen alten Mann, der ihre Großmutter gekannt hat und mit Sicherheit die Lücken füllen könnte. Aber Jean-Pierre ist ein schwieriger Zeitgenosse...

Bettina Storks hat mit ihrem Buch „Das geheime Lächeln“ einen spannenden halb historischen Roman vorgelegt, der zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig, dabei atmosphärisch dicht und an manchen Stellen sogar poetisch zu nennen. Der Leser wird gleich in den Bann gezogen durch den geheimnisvollen Prolog, der einen während der Lektüre immer wieder ins Gedächtnis kommt. Die Landschaftsbeschreibungen des Luberon sind so bildgewaltig und farbenfroh, dass man die zauberhafte Gegend regelrecht vor Augen sieht und die ockerfarbenen Felsen fast mit den Händen greifen kann. Die Handlung teilt sich in zwei Zeitebenen auf, die eine berichtet von der Gegenwart rund um Emilia, ihrer Familie und ihren Nachforschungen. Die andere lässt die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts wieder aufleben und erzählt von Sophie und ihrem damaligen Leben in Paris bzw. in Frankreich. Durch den unregelmäßigen Wechsel der verschiedenen Zeitebenen gelingt es der Autorin, die Spannung der Handlung immer weiter zu steigern. Sie lässt den Leser die Geschichte Stück für Stück entdecken gleich einem Puzzle, das am Ende ein vollständiges Bild zeigt. Doch leider ist dies nicht so sehr gelungen wie in den anderen Romanen der Autorin. Die Geschichte ist zwar spannend und interessant, doch bleiben am Ende noch einige Fragen offen, die leider nicht beantwortet werden. Einige Male wirkt die Handlung recht verworren, da fehlt es dem Leser an mehr Informationen, um die Zusammenhänge zu verstehen.

Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und wirken aufgrund ihrer Stärken und Schwächen sehr authentisch und real. Der Leser kann sich sehr gut in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen und kann sowohl mit ihnen leiden als auch Hoffnung empfinden. Emilia ist eine patente Frau, die von ihrem Ehemann vor kurzem sehr enttäuscht wurde. Sie kann bisher nicht verzeihen und macht sich dadurch auch das Leben schwer. Gleichzeitig ist sie eine neugierige und sture Frau, die sich in ihren Nachforschungen verbeißt und oftmals sehr ungeduldig und aufbrausend wird, wenn sie diese nicht schnell genug vorantreiben kann. Sie ist eine Frau, die ihre Emotionen lebt und sie nicht hinter einem Schleier versteckt. Ehemann Vladi ist ein netter Mann, der sehr geduldig und zuvorkommend ist. Jean-Pierre ist ein distinguierter älterer Herr, der bereits ein langes und ereignisreiches Leben geführt hat. Er ist verschwiegen, besitzt eine schriftstellerische Ader und wahrt die Dinge, die er erlebt hat, bis zuletzt. Er vertraut nicht leicht und muss jemanden erst besser kennen, bevor er sich nach und nach öffnet. Sophie ist eine interessante Frau, die bereits in jungen Jahren lernen musste, dass sie durch ihre eigenen Vorstellungen und dem Vorsatz, ihr eigenes Leben führen zu wollen, eine Geächtete in der eigenen Familie wurde. Ebenso musste sie einen Verrat unter Freunden verdauen und auf das Wichtigste in ihrem Leben verzichten. Doch sie hat sich nie unterkriegen lassen und einige wenige ihrer Träume erfüllt. Auch die übrigen Protagonisten wie der alte Bonnet, Fugin oder Chloè bereichern durch ihr Auftreten die Handlung.

„Das geheime Lächeln“ ist ein fesselnder Roman, der Familiengeheimnisse und Historie in sich vereint. Alle Liebhaber dieses Genres werden diesen Schmöker lieben, man sollte allerdings etwas verquere Verhältnisse mögen und nicht enttäuscht sein, dass so einige Dinge im Dunkeln bleiben. Eine Leseempfehlung verdient das Buch aber dennoch.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Wie im richtigen Leben...

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Die 27-jährige Annika Paulsen unterrichtet an einem Elitegymnasium in Hamburg die Fächer Geographie und Musik. Sie fühlt sich wohl dort mit den Kollegium und den Schülern, was ihr zudem das Leben erleichtert. ...

Die 27-jährige Annika Paulsen unterrichtet an einem Elitegymnasium in Hamburg die Fächer Geographie und Musik. Sie fühlt sich wohl dort mit den Kollegium und den Schülern, was ihr zudem das Leben erleichtert. Als sie ausgerechnet an ihrem Geburtstag die Nachricht über eine Versetzung erhält, ist es mit der Zufriedenheit vorbei, denn sie soll demnächst an der Brennpunktschule „Astrid Lindgren“ unterrichten, und darauf ist sie so gar nicht vorbereitet und will auch eigentlich gar nicht dorthin. Doch sie hat keine Möglichkeit, sich gegen die Versetzung zur Wehr zu setzen und muss in den sauren Apfel beißen. Annikas erste Eindrücke von der Schule bescheren ihr bereits Alpträume, doch sie hofft, ihre neuen Schüler mit einer Musical-AG zu begeistern. Aber sie hat die Rechnung ohne ihre Schüler gemacht und wendet sich händeringend an ihre Jugendliebe Tristan, der als Regisseur arbeitet und sie unterstützen soll. Aber da gibt es auch noch ihren Nachbarn Sebastian, der nicht nur handwerklich begabt ist. Das Chaos kann starten...

Petra Hülsmann hat mit ihrem Buch „Wenn's einfach wär, würd's es jeder machen“ einen sehr unterhaltsamen und spritzigen Roman vorgelegt, der durch seinen angenehmen und warmherzigen Schreibstil besticht und auch jede Menge Humor in sich vereint. Das Buch liest sich praktisch von selbst, denn die Autorin hat einen unverwechselbaren Erzählstil, der den Leser von Beginn an zu fesseln weiß und ihn in die Handlung hineinzieht, um als unsichtbarer Beobachter an der Seite von Annika aufregende und ereignisreiche Wochen zu erleben. Die Autorin lässt den Leser nicht nur an einer wunderschönen Liebesgeschichte teilhaben, sondern verwertet in ihrer Handlung auch Themen wie tägliches Mobbing unter Schülern und die Ausgrenzung von Schwächeren. Das macht die Geschichte auch etwas nachdenklicher und ernsthafter, finden diese Dinge doch mittlerweile tagtäglich an vielen Schulen statt, worunter viele Kinder und Jugendliche in Zeiten von Facebook und Instagramm leiden müssen.

Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Alle besitzen ihre individuellen Eigenheiten, und man hat als Leser das Gefühl, den einen oder anderen persönlich zu kennen, was den Unterhaltungswert noch steigert. Annika ist eine Frau, die nicht gerade ihren Traumberuf ausübt, denn eigentlich fühlte sie sich zu Höherem berufen und wollte Pianistin werden. Sie ist eine sture Person und wirkt oftmals etwas arrogant und oberflächlich. Aber das ist reiner Selbstschutz, denn sie hat selbst schon so einiges durchmachen müssen. Annika besitzt ein großes Herz und einen Gerechtigkeitssinn, der sie sympathisch macht. Sowohl Tristan als auch Sebastian sind zwei Männer, die den Leser vereinnahmen und mit denen man sich wohlfühlt. Auch die verschiedenen Schülertypen sind wunderbar gezeichnet und zeigen eine Vielfalt auf, wie sie an jeder Schule heutzutage zu finden ist. Da gibt es die Angeber, die Zurückhaltenden, die Schönheitsköniginnen und die Unscheinbaren. Dieses bunte Potpourri lässt die Handlung lebendig werden und kommt dem echten Leben sehr nah.

„Wenn's einfach wär, würd's es jeder machen“ ist eine sehr witzige und gleichzeitig auch nachdenklich stimmende Geschichte, die das wahre Leben wiederspiegelt und gleichzeitig wunderbar unterhält. Absolute Leseempfehlung!