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Veröffentlicht am 12.05.2018

Das schicksalhafte Telegramm

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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1913 Schweden. Agneta Leongard, die aus einer alteingesessenen wohlhabenden schwedischen Adelsfamilie stammt, verlässt das Gestüt und Familiengut „Löwenhof“, um gegen den Willen ihrer Eltern in Stockholm ...

1913 Schweden. Agneta Leongard, die aus einer alteingesessenen wohlhabenden schwedischen Adelsfamilie stammt, verlässt das Gestüt und Familiengut „Löwenhof“, um gegen den Willen ihrer Eltern in Stockholm ein Kunststudium zu beginnen, um später ein Leben als Malerin zu führen. Sie möchte unabhängig und frei von den Fesseln ihrer Familie ein selbstbestimmtes Leben führen, deshalb hat sie sich den Suffragetten angeschlossen. Sie lebt mit ihrem Freund Michael, einem Anwalt, zusammen, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann. Doch dann ereilt sie per Telegramm die Nachricht, dass auf „Löwenhof“ ein Feuer ausgebrochen ist, bei dem sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder Hendrik ums Leben kamen. Agneta macht sich sofort auf den Weg zum „Löwenhof“, um ihrer Familie beizustehen. Diese erwarten von ihr nun, dass sie ihre eigenen Wünsche und Träume zurückstellt, um ihre Pflicht als Erbin des Gutes anzutreten. Wie Agneta ihre eigenen Lebensträume begraben und sich der Familientradition fügen?
Corina Bomann hat mit ihrem Buch „Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ den ersten Band ihrer geplanten „Löwenhof-Trilogie“, einer historischen Familiensaga, vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, fesselnd, gefühlvoll und bildgewaltig, schnell taucht der Leser in die Handlung ein und begibt sich unsichtbar an die Seite von Agneta, um sie bei ihrem Lebensweg zu begleiten, sie durch ihre Gedanken und Taten kennen- und lieben zu lernen. Der Spannungsbogen wird schon früh angelegt und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer mehr, so dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind sehr detailliert und farbenfroh, so dass der Leser das alte Stockholm und ebenso das Gestüt von Gut „Löwenhof“ wunderbar vor Augen hat während der Lektüre. Die Autorin hat gut recherchiert und den geschichtlichen Hintergrund sehr schön mit ihrer Handlung verwebt. Gleichzeitig bringt sie viele verschiedene und der damaligen Zeit angemessene Themen hervor. So werden sowohl den Suffragetten einen Stellenwert zugeordnet als auch die alten gesellschaftlichen und moralischen Konventionen, die es Frauen damals nicht leicht machten, sich gegen diese aufzulehnen.
Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgestaltet und gemäß ihren individuellen Eigenheiten mit Leben versehen, sie wirken durchweg sehr authentisch. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, mitfiebern und mit ihnen fühlen. Agneta ist eine sehr sympathische und unabhängige Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist. Sie stellt sich mutig gegen die Wünsche ihrer Familie und folgt ihren eigenen moralischen Ansprüchen. Sie ist stark und selbstbewusst, pflichtbewusst und fleißig, will sie doch ihre Träume aus eigener Kraft verwirklichen. Auch wenn Agneta sich von ihrem Elternhaus gelöst hat, kann sie sich dann dennoch nicht dem letzten Wunsch ihres Bruders widersetzen, obwohl dies für sie bedeutet, all ihre eigenen Träume aufzugeben. Agnetas Mutter ist eine harte und unbarmherzige Frau, die es nicht anders gewohnt ist, als sich den gesellschaftlichen Konventionen zu beugen, aber ihre Familie gleichzeitig zusammenzuhalten. Sie lässt kaum Gefühlsregungen erkennen, um sich keine Blöße zu geben und ihrem Umfeld eine Maske zu zeigen. Max ist ein geheimnisvoller Mann, der sich in Agnetas Leben schleicht, um dann einfach wieder zu verschwinden. Auch die Nebenprotagonisten wie der Kutscher oder das Hausmädchen überzeugen durch lebendige Auftritte und machen die Handlung rundum gelungen.
„Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ ist der wunderbar gelungene Beginn einer historischen Trilogie, der den Leser mitreißen kann und träumen lässt. Die spannungsreiche und fesselnde Erzählweise der Autorin lassen das Buch einen wahren Suchtfaktor entwickeln. Absolute Leseempfehlung für einen Schmöker der Superlative!

Veröffentlicht am 12.05.2018

Das chaotische Planungsjahr

Annas (fast) perfekte Hochzeit
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Als Freund Bernd ihr endlich auf Silvester einen Heiratsantrag macht, wähnt sich Anna im siebten Himmel. Schon lange wünscht sie sich insgeheim eine absolute Traumhochzeit und macht sich deshalb sofort ...

Als Freund Bernd ihr endlich auf Silvester einen Heiratsantrag macht, wähnt sich Anna im siebten Himmel. Schon lange wünscht sie sich insgeheim eine absolute Traumhochzeit und macht sich deshalb sofort an die Planung der selbigen. Doch nicht immer kommt es so, wie man es sich erträumt hat, schon bald herrscht absolutes Chaos und Anna weiß nicht, wo ihr der Kopf steht. Einzig ihren kleinen Laden „Vintage-Salon“ konnte Anna zum Thema Hochzeit perfekt umgestalten. Aber ihre Eltern hegen immer noch einen Groll miteinander, obwohl sie seit einer Weile geschieden sind, und auch Bernd teilt nicht gerade ihre Euphorie, was Anna eigentlich erwartet. Als wenn das nicht reichen würde, um kurz vor dem Ziel schlapp zu machen, steht auf einmal Annas Ex-Freund Simon vor der Tür. Der hat ihr gerade noch gefehlt…
Marion Stieglitz hat mit ihrem Buch „Annas (fast) perfekte Hochzeit“ einen sehr turbulenten und gleichzeitig romantischen Roman vorgelegt, der den Leser oft zum Lachen, aber auch zum Mitfiebern bringt. Der Schreibstil ist witzig-spritzig und wunderbar flüssig zu lesen. Der Leser landet mitten in der Handlung und folgt Anna auf Schritt und Tritt durch ein Jahr voller Überraschungen und jede Mende Chaos, wobei ebenso viel Gefühl und Romantik mit im Spiel sind. Die Beschreibungen des „Vintage-Salons“ sind so bildhaft und farbenfroh, dass der Leser sich das Geschäft gut vor dem inneren Auge vorstellen kann mit seinen alten Schränken und der zauberhaften Deko, in der man sich einfach nur wohlfühlen muss. Durch geschickte Wendungen und facettenreiche Überraschungen sowie Familiengeheimnisse wird in der Geschichte schön Spannung aufgebaut und lassen den Leser immer wieder den Atem anhalten, was wohl auf der nächsten Seite passieren wird. Wüsste man im Vorfeld, woran man für eine perfekt geplante Hochzeit alles denken und was man bedenken muss – wahrscheinlich würde man Reißaus nehmen und alles hinter sich lassen. Hervorzuheben sind auch die schönen Zitate, die jedem Kapitel vorangestellt sind und zum Nachdenken animieren.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie bestechen durch ihre Individualität und lassen sie glaubhaft und authentisch erscheinen. Anna ist eine absolute Romantikerin, die schon seit ihrer Kindheit von der perfekten Hochzeit geträumt hat. Sie ist eine sympathische Frau, die nichts dem Zufall überlassen will und sich auch nicht so schnell unterkriegen lässt. Leider ticken die Menschen um sie herum etwas anders, so dass sie manchmal auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht wird und ernüchtert feststellen muss, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie zuvor schienen. Bernd ist der eher pragmatische und nüchterne Typ Mann, der nicht viel mit Romantik anfangen kann. Überhaupt ist er in vielen Dingen ganz anderer Meinung als Anna, wie sich nach und nach herausstellt. Ob eine gemeinsame Ehe da so eine gute Idee ist? Annas Eltern sind ebenfalls eine Klasse für sich, die beiden sind schon lange getrennt und haben sich nichts mehr zu sagen, vor allem Annas Mutter ist da unerbittlich. Und dann gibt es da noch Simon, der einfach so auftaucht und Annas Leben vollends durcheinander bringt.
„Annas (fast) perfekte Hochzeit“ ist ein wunderbarer, romantischer und chaotischer Liebesroman, der sich mit den Höhen und Tiefen im Vorfeld einer Traumhochzeit ganz zauberhaft und sehr lebendig ins Herz des Lesers schleicht. Die Geschichte ist spritzig und fesselnd erzählt und beschert dem Leser eine tolle Auszeit vom Alltag. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.05.2018

Brautparadies in Cornwall

Der kleine Brautladen am Strand
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Poppy Pickering ist eine leidenschaftliche Bäckerin und wohnt allein in einer kleinen Dachwohnung direkt über dem örtlichen Brautgeschäft „Brides by the sea“ in Cornwall, wo sich alle Frauen kurz vor ihrer ...

Poppy Pickering ist eine leidenschaftliche Bäckerin und wohnt allein in einer kleinen Dachwohnung direkt über dem örtlichen Brautgeschäft „Brides by the sea“ in Cornwall, wo sich alle Frauen kurz vor ihrer Hochzeit einfinden, um sich alles für den schönsten Tag ihres Lebens auszusuchen. Doch dann gibt es einen Notfall, denn die Hochzeitsplanerin lässt Poppys Freundin Cate hängen. Ein Fall für Poppy, die sofort einspringt, um Cate einen unvergesslichen Tag zu bescheren. Leider ist es nicht so leicht wie gedacht, denn die Hochzeit soll auf einer Farm stattfinden und der Besitzer Rafe ist alles andere als ein umgänglicher Zeitgenosse. Poppy läuft mit ihrer freundlichen und netten Art bei Rafe gegen eine Wand und macht es ihr immer wieder schwer, ihre gute Laune zu behalten. Aber mit Hilfe von guten Freunden gewinnt die Planung immer mehr an Kontur. Blöd nur, dass ausgerechnet jetzt Rafe so anhänglich wird, was ist mit dem los?
Jane Linfoot hat mit ihrem Buch „Der kleine Brautladen am Strand“ den ersten Teil ihrer „Wedding-Shop“-Reihe vorgelegt, einen herzerfrischenden und humorvollen Roman. Der Schreibstil ist flüssig, locker-flockig und gut zu lesen. Kurzerhand findet sich der Leser in Poppys Welt wieder, die sich um das Kreieren von Hochzeitstorten dreht und in der sie oftmals als „Feuerwehr für Notfälle“ bei ihren Freunden agiert. Gleichzeitig erfährt man alles über das Brautmodengeschäft und die Wünsche der zukünftigen Ehefrauen, aber vor allem taucht der Leser ein in eine wunderbare Gemeinschaft von Freunden, die sich gegenseitig unter die Arme greifen und in jeder erdenklichen Situation unterstützen. Die Beschreibungen von Cornwall und auch des Brautladens sind so plastisch und farbenfroh, dass der Leser sich alles wunderbar vor dem inneren Auge vorstellen kann. Viele Dinge sind zwar vorhersehbar, tun der Geschichte aber keinen Abbruch. Einige Verwicklungen und Überraschungen sorgen für ein wenig Chaos, was durchaus seinen eigenen Charme hat.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und besitzen aufgrund ihrer individuellen Ecken und Kanten Persönlichkeit. Poppy ist eine sympathische Frau mit viel Kreativität und Eigenwillen. Sie ist hilfsbereit und besitzt ein fröhliches einnehmendes Wesen, was sie schnell Freunde finden lässt, die ihr ebenfalls allzeit zur Seite stehen. Sie hat ziemlich mit einer Trennung zu kämpfen und hält sich von Männern erst einmal fern, was sie sehr menschlich erscheinen lässt. In Immie und Cate hat Poppy wahre Freundinnen gefunden, die ihr immer beistehen. Dazu gehört auch der etwas exzentrische Fotograf Jules. Rafe ist ein attraktiver Mann, der allerdings ständig schlecht gelaunt zu sein scheint. Er ist wortkarg und nicht leicht zu handhaben. Die weiteren Protagonisten bereichern die Handlung durch kleine Episoden ebenso.
„Der kleine Brautladen am Strand“ ist ein lustig-flockiger Frauenroman über Freundschaft, Liebe und andere Schwierigkeiten. Keine besonders ausgefallene Story, aber für den Urlaub nett zu lesen. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.05.2018

Neuanfang auf Spiekeroog

Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg
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Frieke ist knapp über 30 und arbeitet seit einem Jahrzehnt als freie Journalistin für die Hamburger Zeitung KOMET. Eigentlich möchte sie mit ihrem Reporterfreund Harald nach Boston auswandern und dort ...

Frieke ist knapp über 30 und arbeitet seit einem Jahrzehnt als freie Journalistin für die Hamburger Zeitung KOMET. Eigentlich möchte sie mit ihrem Reporterfreund Harald nach Boston auswandern und dort etwas Eigenes auf die Beine stellen. Aber bringt ihr Chef Friekes Planung durcheinander, indem er sie mit einem Auftrag für eine Reportage auf die Insel Spiekeroog schickt, um dort einen Ornithologen namens Bengt zu interviewen. Kaum ist Frieke auf Spiekeroog angekommen, muss sie feststellen, dass es ihr dort ganz gut gefällt, und das liegt nicht nur an der Insel. Was wird jetzt aus ihren Auswanderplänen und vor allem aus Harald?
Julie Peters hat mit ihrem Buch „Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg“ einen sehr unterhaltsamen und warmherzigen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, schnell findet sich der Leser an Friekes Seite wieder und begleitet sie auf Schritt und Tritt bei ihrem Inselausflug sowie bei ihren Gedanken und Gefühlen. Die Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar bildhaft und führen dem Leser eine zauberhafte Nordseeinsel vor Augen. Der salzige Meerwind und die sympathisch-urigen Bewohner sowie der tolle Buchladen lassen einen wünschen, direkt die Koffer zu packen und einen Kurzurlaub dort zu verbringen, um die Seele baumeln und sich in dem Bücherparadies mit der richtigen Lektüre eindecken zu lassen. Die eigentliche Handlung ist zwar recht vorhersehbar, doch der Autorin gelingt es mit ihrer Erzählweise, dass man sich beim Lesen rundum wohlfühlt und das Buch nicht aus der Hand legen kann.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und von der Autorin mit Leben versehen worden. Sie wirken gerade wegen ihrer Individuellen Eigenschaften sehr real und authentisch, der Leser kann sich gut mit ihnen identifizieren und mit ihnen fühlen, leiden und freuen. Frieke ist ein echtes Nordlicht und sehr sympathisch. Sie steht vor einem großen Umbruch in ihrem Leben, will sich mit ihrem Freund eine neue Existenz in einem völlig fremden Land aufbauen. Dazu gehört Mut und den besitzt Frieke auf jeden Fall. Ebenso ist sie hilfsbereit, aufgeweckt, einfühlsam und leidenschaftlich. Doch sie ist auch voller Zweifel, was ihre geplante Zukunft angeht. Das Zusammentreffen mit ihrem leiblichen Vater, den sie noch nie kennengelernt hat, birgt einiges an Emotionen. Frieke ist gefühlstechnisch hin- und hergerissen. Bengt ist ein attraktiver Mann, der sich der Vogelwelt verschrieben hat. Er hat sich auf Spiekeroog gut eingelebt und liebt die Abgeschiedenheit. Ole Hansen ist ein richtiger Seemann, bärbeißig und mit einem weichen Kern im Inneren. Er ist über die Bekanntschaft mit seiner Tochter wohl ebenso überrascht, wie Frieke selbst. Da gibt es einiges aufzuholen, was man in all den Jahren versäumt hat. Auch die übrigen Protagonisten überzeugen mit ihren ganz eigenen Episoden und geben der Handlung zusätzliche Impulse.
„Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg“ ist ein gefühlvoller und unterhaltsamer Wohlfühlroman, der beim Lesen die Ferienstimmung weckt und Lust auf das Meer macht. Bestens für den Urlaub geeignet, ob auf Balkonien oder auf einer Sonnenliege am Strand. Für diese kurzweiligen Lesestunden gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.05.2018

Identitätswechsel

Das Flüstern des Mondfalters
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1931 Indien. Die 17-jährige Estelle Thompson ist die Tochter eines Engländers und einer Halbinderin, ein sogenanntes Mischlingskind, obwohl man dies Estelle nicht ansieht und ihre Erziehung auch streng ...

1931 Indien. Die 17-jährige Estelle Thompson ist die Tochter eines Engländers und einer Halbinderin, ein sogenanntes Mischlingskind, obwohl man dies Estelle nicht ansieht und ihre Erziehung auch streng nach englischem Vorbild stattfand. Sie träumt von einer großen Karriere als Leinwandstar, kann ihren Traum aber erst einmal nur im Kino frönen. Durch die Liebe zu einem Amerikaner gelangt sie erst nach London, wo es ihr unter dem Pseudonym Merle Oberon und einer erfundenen Biographie tatsächlich gelingt, zu einer großen Schauspielerin zu werden und auch in Amerika erfolgreich zu sein. Endlich ist ihr Traum wahr geworden, aber Estelle muss dafür einen hohen Preis zahlen. Niemand darf von ihren indischen Wurzeln erfahren, dafür tut sie alles, was nötig ist und lebt doch in ständiger Angst, doch entdeckt zu werden.
Lindsay Jayne Ashford hat mit ihrem Buch „Das Flüstern des Mondfalters“ einen sehr fesselnden historischen Roman vorgelegt, der fiktive und biographische Dinge sehr schon miteinander verbindet. Der Schreibstil ist bildhaft, gefühlvoll und flüssig, der Leser wird in das letzte Jahrhundert versetzt und darf mental eine spannende Reise gemeinsam mit Estelle antreten, die ihren Traum leben möchte und dabei gesellschaftlichen Zwängen und kulturellen Differenzen ausgesetzt ist, die ihr Leben immer wieder in Frage stellen und ihr somit nichts anderes übrig bleibt, als eine Lüge zu leben. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und den historischen Hintergrund sowie das Leben von Merle Oberon sehr schön mit fiktiven Elementen verwebt. Sie lässt die glamouröse Welt Hollywoods der 30er und 40er Jahre wieder auferstehen und beschreibt sehr bildhaft die Stationen von Estelle von Indien über London nach Amerika. Ebenfalls eindrucksvoll sind die Ausführungen über die damaligen gesellschaftlichen Ansichten, die Estelle dazu zwangen, ihre wahre Identität dauerhaft zu verschleiern und sich von ihrer Familie und allem, was zu ihrem „alten“ Leben gehörte, loszusagen, um dem gesellschaftlichen Bild zu entsprechen. Dass diese Opfer auch gefühlsmäßig nicht leicht für eine junge Frau waren, wird sehr deutlich hervorgehoben.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken sehr authentisch und lassen den Leser an ihrem Leben teilhaben. Die Person Estelle Thompson/Merle Oberon ist historisch belegt und war die erste und einzige indische Schauspielerin, die 1936 für den Oskar nominiert wurde. Zeit ihres Lebens hat Estelle ihre indische Herkunft verleugnet. Sie war ein Mischlingskind, die sich ihren Traum von einer Schauspielkarriere erträumte und letztendlich durch viel Arbeit und Disziplin auch verwirklichte. Aufgrund der strengen Gesetzgebung in Amerika, aber auch durch die gesellschaftlichen Zwänge in England schuf sie sich eine neue Autobiographie und eine neue Identität, schminkte sich hellhäutiger, um als weiße Frau zu gelten. Zeit ihres Lebens stand sie unter dem Druck, entlarvt zu werden und damit für einen handfesten Skandal zu sorgen bzw. von ihrer Umwelt geächtet zu werden. Dies muss für Estelle sehr verstörend gewesen sein und mit viel Angst vor Ablehnung behaftet. Sich immer verstellen zu müssen, nie sein wirkliches Ich zum Vorschein kommen zu lassen und immer darauf bedacht, der Welt etwas vorzuspielen, was man nicht ist, prägt auf Dauer sowohl die Gefühlswelt als auch das Bild von sich selbst.
„Das Flüstern des Mondfalters“ ist ein sehr faszinierendes und fesselndes Buch über eine spannende Persönlichkeit und die glitzernde Welt der Schauspielerei, aber auch ein Querschnitt der Gesellschaft und ihre Ansichten zur damaligen Zeit. Ein absolutes Lesehighlight, deshalb auf jeden Fall eine Leseempfehlung!