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Veröffentlicht am 11.02.2018

Zu oberflächlich, um die Erwartungen zu erfüllen

Die Kathedrale des Lichts
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13. Jh. Nach einem Überfall auf seine Familie ist der 6-jährige Moritz der einzig Überlebende. Doch das Schicksal meint es weiterhin nicht gut mit ihm, so dass er als Sklave auf einer Burg landet. Während ...

13. Jh. Nach einem Überfall auf seine Familie ist der 6-jährige Moritz der einzig Überlebende. Doch das Schicksal meint es weiterhin nicht gut mit ihm, so dass er als Sklave auf einer Burg landet. Während seiner Leidenszeit dort bringt er sich die Steinbearbeitung selbst bei und sein Talent fällt einem Steinmetzmeister auf, der dort zu Besuch ist. Meister Bohnsack nimmt ihn mit sich nach Magdeburg, wo er mit seiner schönen Tochter Helena lebt und als Baumeister an der dortigen Kathedrale arbeitet. Moritz arbeitet bald als Steinmetz unter den Fittichen von Bohnsack an der Kathedrale mit, allerdings ist er von Neidern umgeben, die ihm nichts Gutes wollen. Sein größter Gegner ist der Bildhauer Gotthart. Die Rivalität zwischen den beiden wird gefährlich, als Moritz sich in die Frau verliebt, auf die auch Gotthart ein Auge geworfen hat. Wer wird den Kampf gewinnen?
Ruben Laurin (auch unter dem Namen Thomas Zibula als Autor bereits bekannt) hat mit seinem Buch „Die Kathedrale des Lichts“ einen unterhaltsamen historischen Roman über den Bau des Magdeburger Doms vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der Autor verbindet in seiner Geschichte Fiktion mit historisch belegten Fakten und schafft so eine besonders glaubhafte Atmosphäre, wobei er an manchen Stellen etwas zu detailliert und langatmig wird. Obwohl es um den Bau einer Kathedrale geht, stehen in diesem Buch vor allem die daran beteiligten Menschen im Vordergrund. Die Konkurrenz untereinander ebenso wie die verschiedenen gesellschaftlichen Stellungen und ihr Zusammenspiel miteinander beschreibt der Autor glaubhaft und bringt dem Leser so die damalige Zeit näher. Eine Zeittafel sowie ein Personenverzeichnis zu Beginn des Romans erleichtern dem Leser den Einstieg in die Geschichte. Das Glossar am Schluss dient zur Erläuterung der alten Ausdrücke und hilft beim Verständnis.
Die Charaktere sind lebhaft gestaltet und mit individuellen Eigenheiten versehen, so dass sie recht realistisch und authentisch für die damalige Zeit wirken. Moritz ist ein junger Mann, der schon in jungen Jahren einige schwere Schicksalsschläge einstecken musste. Als Waise wurde er hin und her geschoben und zum Sklaven gemacht. Allein auf sich gestellt hat er früh lernen müssen, für sich einzustehen und sich zur Wehr zu setzen. Die Steinhauerei, die er sich selbst beigebracht hat, macht ihn zufrieden, denn er sieht das Ergebnis seiner Arbeit. Allerdings wirkt er durch die optischen Beschreibungen auch eher oberflächlich, da er nur auf seinen muskulösen Körper reduziert wird. Helena besticht durch ihre Schönheit und wirkt zu Beginn des Buches noch selbstbewusst und zupackend. Doch dann verlieren sich ihre vorher guten Wesenszüge und münden in ein naives und eher dümmliches Frauenzimmer, dass ihr Herz oft und gern an den Nächstbesten verschenkt. Gotthart ist ein ehrgeiziger und eitler Mann. Er mag keine Konkurrenz und unternimmt alles, um seinen Widersachern Steine in den Weg zu legen. Meister Bohnsack geht ganz in seiner Arbeit auf und vernachlässigt dabei sogar sein Familienleben und die Aufsicht auf seine Tochter. Die übrigen Protagonisten bleiben eher blass und geben eher kurze Episoden zur Handlung dazu.
„Die Kathedrale des Lichts“ ist ein historischer Roman, der ganz nett zu lesen ist und zu unterhalten weiß. Leider aber kein Buch, das dem Leser im Gedächtnis bleiben wird. Eingeschränkte Leseempfehlung für Histofans!

Veröffentlicht am 11.02.2018

Erstes Kennenlernen mit Frederike und Fennhusen

Das Fest der kleinen Wunder
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1925 Vorweihnachtszeit in Ostpreußen. Die 16-jährige Frederike lebt gemeinsam mit ihren Geschwistern und ihren Eltern auf Gut Fennhusen. Die Mutter ist in dritter Ehe mit Erik verheiratet und zog mit ihren ...

1925 Vorweihnachtszeit in Ostpreußen. Die 16-jährige Frederike lebt gemeinsam mit ihren Geschwistern und ihren Eltern auf Gut Fennhusen. Die Mutter ist in dritter Ehe mit Erik verheiratet und zog mit ihren ältesten drei Kindern von Potsdam auf das Gut in Ostpreußen. Frederike hat nur noch ein Jahr, bevor sie das Gut für eine weiterbildende Handelsschule für höhere Töchter verlassen wird. Sie liebt Pferde und nutzt jede Gelegenheit, mit ihrem eigenen Pony über die Felder und durch die Wälder zu reiten. Zu Caramell, der Stute ihrer Mutter, hat Frederike eine besondere Liebe entwickelt. Doch diese wurde lange Zeit nicht geritten und benimmt sich störrisch und unberechenbar. Es steht zur Diskussion, das Pferd zu verkaufen, aber Frederike unternimmt alles, damit es nicht dazu kommt, ist Caramell doch die letzte Verbindung zu ihrem bereits verstorbenen leiblichen Vater. Leider wirbt der Nachbar von Gut Fennhusen hartnäckig um das Pferd und so muss Frederike schon einiges einfallen, damit der Verkauf verhindert wird. Wird es ihr gelingen, ihren Stiefvater zu überzeugen oder findet das nahende Weihnachtsfest ohne Caramell statt?
Ulrike Renk hat mit ihrem kleinen Büchlein „Das Fest der kleinen Wunder“ die Vorgeschichte ihrer „Ostpreußensaga“ vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und bildhaft, der Leser nimmt von der ersten Seite an direkt Teil an einem Leben in vergangener Zeit auf einen alten Gutshof, der seit Generationen in Familienbesitz ist. Hautnah erlebt man das Zusammenleben von Herrschaft und Bediensteten mit, die alle hart arbeiten, aber auch gemeinsam feiern. Der Alltag wird so lebhaft und bildgewaltig beschrieben, dass der Leser das Gefühl hat, hautnah dabei zu sein und alles mit eigenen Augen zu beobachten. Der Autorin gelingt es geschickt, den Leser mit auf die Jagd zu nehmen oder die Herstellung von Pfefferkuchen in der Gutsherrenküche gedanklich mitzuerleben. Überhaupt spiegelt die Küche den Mittelpunkt des Hauses wieder, wo sich die Kinder oft aufhalten und stibitzen, wo die Köchin mit ihrer Entourage für das leibliche Wohl der Gutsherrschaften und sämtlichen Bediensteten sorgt, womit ihr eine Schlüsselrolle zukommt.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und lebendig gestaltet, jeder von ihnen besitzt besondere Eigenheiten, die sie sehr authentisch und realitätsnah wirken lassen. Frederike ist ein liebes und aufgeschlossenes Mädchen an der Stufe zur jungen Frau. Sie ist ihrer Familie sehr verbunden, fühlt sich geborgen und wohl auf dem Gut. Ihre Leidenschaft für Pferde kann sie hier ausleben. Für ihre jüngeren Geschwister ist sie ein gutes Vorbild. Frederike setzt sich für sie ein und deckt auch so manchen Streich, der schief geht. Eigentlich hat sie genügend Menschen um sich herum, dennoch vermisst sie ihre Freundin Thea, die in Berlin lebt und nur zu besonderen Anlässen zu Gast auf dem Gutshof ist. Aber sind die beiden Mädels einmal zusammen, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Fritz, Frederikes jüngerer Bruder, hat nur Flausen im Kopf. Er interessiert sich für alles Technische und setzt sich gern und oft über Verbote hinweg, was oftmals leider gründlich schief geht. Köchin Schneider ist die Seele des Hauses und verwöhnt die Kinder gern und oft mit Leckereien. Sie trägt das Herz auf der Zunge und lebt schon seit Ewigkeiten auf dem Gut. Auch die übrigen Protagonisten tragen zum Wohlfühlfaktor dieser Geschichte bei, in der man alle Charaktere schon einmal kennenlernen kann, bevor man sich an die bereits veröffentlichten Bände der „Ostpreußen-Saga“ wagt.
„Das Fest der kleinen Wunder“ ist eine sehr schöne Einstimmung auf die Bücher „Das Lied der Störche“, „Die Jahre der Schwalben“ und „Die Zeit der Kraniche“, welches erst noch erscheinen wird. Alle, die die Saga gern lesen möchten, sollten sich dieses Buch nicht entgehen lassen, da der Einstieg in die Bücher hierdurch wunderbar erleichtert wird. Eine wirklich schöne Geschichte, die ruhig noch länger hätte sein können. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.02.2018

Der Traum vom Fliegen

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen
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Die im Münsterland lebende Hedy von Pyritz ist 88 Jahre alt, aber noch lange nicht klapprig, verknöchert oder senil, sondern weiterhin neugierig auf die Welt und bereit für jedes Abenteuer, auch wenn sie ...

Die im Münsterland lebende Hedy von Pyritz ist 88 Jahre alt, aber noch lange nicht klapprig, verknöchert oder senil, sondern weiterhin neugierig auf die Welt und bereit für jedes Abenteuer, auch wenn sie in einem Rollstuhl sitzt. Deshalb schaltet sie auch eine Anzeige, in der sie einen Begleiter für den Besuch eines Nacktbadestrands sucht, was nicht nur in der Stiftung für Unruhe sorgt, deren Vorsitz sie innehält. Da die eingehenden Antworten auf ihre Suche nicht dem entsprechen, was sie sucht, hat Hedy sich kurzerhand ihren recht zurückhaltenden jungen Physiotherapeuten Jan auserkoren, sie zu diesem Strand zu fahren. Doch Jan hat ersten keinen Führerschein, noch kann er gut lesen aufgrund einer Schreibschwäche. Aber Hedy ist das völlig egal, sie ist schon viel zu lange auf der Welt, um sich Steine in den Weg legen zu lassen. Sie kürt Jan zum besonderen Stipendiaten ihrer eigenen Stiftung und lässt ihm jegliche Unterstützung zukommen, damit er sein Manko ausgleichen kann. Dabei lernen beide viel voneinander…
Andreas Izquierdo hat mit seinem Buch „Fräulein Hedy träumt vom Fliegen“ einen wunderschönen, gefühlvollen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, den der Leser – einmal begonnen – kaum aus der Hand legen kann. Der Schreibstil ist flüssig, warmherzig und so lebendig mit einem kleinen Augenzwinkern, er zieht den Leser regelrecht in die Handlung hinein und lässt diesen nicht mehr los, bis die letzten Zeilen gelesen sind. Durch die recht schräge Handlung, die skurrilen Protagonisten und die immer wiederkehrenden Ausflüge in Hedys Vergangenheit bleibt die Geschichte lebendig und lässt während der Lektüre ein wahres Kopfkino entstehen. Gleichzeitig kann der Leser beobachten, wie sich nicht nur durch das Alter, sondern auch vom Lebensstil her völlig verschiedene Charaktere immer mehr öffnen und in eine enge Beziehung miteinander eintreten, aus dem jeder von ihnen Erfahrungen zieht und sich persönlich weiterentwickelt. Gerade diese Beobachtungen gehen dem Leser ans Herz und machen die Geschichte so besonders. Das Thema „Fliegen“ hat in diesem Roman mit Sicherheit nicht nur eine Bedeutung!
Die Protagonisten sind so liebevoll ausgestaltet und mit Persönlichkeit versehen worden, der Leser kann gar nicht anders, als mit ihnen zu leiden, zu jubeln, zu weinen und den Atem anzuhalten. Sie wirken so echt und aus dem Leben gegriffen, dass man ständig das Gefühl hat, einen von ihnen zu kennen. Hedy ist eine außergewöhnliche und nicht zu ignorierende Person. Sie besitzt ein gesundes Selbstbewusstsein, wirkt oftmals recht autoritär und ist sehr diszipliniert. Hedy sagt, was sie denkt und oftmals beharrt sie fest auf ihrem Standpunkt, bis man ihr beweist, dass er falsch ist. Sie ist eine starke Frau, die manch einem wohl auch Angst einflößen könnte, wenn man nicht wüsste, dass sie unter ihrer rauen Schale ein großes Herz besitzt. Jan ist ein eher schüchterner und introvertierter junger Mann, der nicht nur unter seiner Lese- und Schreibschwäche leidet, sondern auch unter seinem älteren Bruder Nick, zu dem er immer aufgeschaut hat und der selbst doch nur immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Mutig ist nicht gerade das Attribut, was man bei Jan denken würde, doch so nach und nach kann man als Leser nur staunen, wie er durch die Freundschaft zu Hedy immer mehr aus sich herauswächst und zu Entscheidungen fähig ist, die man zu Beginn nicht für möglich gehalten hätte. Auch die anderen Protagonisten wie Hedys Tochter Hannah, Nick oder auch die Haushälterin Maria haben einen festen Platz in der Geschichte und geben ihr zusätzliche Impulse.
„Fräulein Hedy träumt vom Fliegen“ ist kein modernes Märchen, sondern eine Geschichte, die durch ihre besondere Erzählweise mitten ins Herz des Lesers geht. Es geht um Träume, um Verlust, um Schicksale und löst beim Leser eine regelrechte Achterbahn der Gefühle aus. Ein außergewöhnliches Buch, das man so schnell nicht mehr vergisst und bestimmt immer wieder zur Hand nimmt. Absolute Leseempfehlung für einen Roman, der von der ersten bis zur letzten Zeile fesselt. Hier wurde wirklich alles richtig gemacht- Chapeau für ein Kleinod!!!

Veröffentlicht am 10.02.2018

Ein Colt für Luna

Montana Dreams - So tief wie die Sehnsucht
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Luna war die Freundin seines besten Freundes und doch hat Colt sie geküsst. Seitdem gehen sich die beiden aus dem Weg, obwohl ihnen der Kuss nicht mehr aus dem Kopf geht. Als sich Luna endlich zu einer ...

Luna war die Freundin seines besten Freundes und doch hat Colt sie geküsst. Seitdem gehen sich die beiden aus dem Weg, obwohl ihnen der Kuss nicht mehr aus dem Kopf geht. Als sich Luna endlich zu einer Aussprache mit Colt durchgerungen hat, nicht nur aufgrund ihres väterlichen Freundes Wayne, mit dem sie viel verbindet, stirbt Wayne während Lunas Schicht im Diner. Kurz darauf erfährt Luna, dass Wayne sie zur Alleinerbin seiner großen Ranch und seines gewaltigen Vermögens gemacht hat. Waynes Söhne und auch der Rest der Familie sind wütend und voller Rachegedanken, obwohl auch sie nicht leer ausgegangen sind. Luna nimmt das Erbe an und zieht in das große Ranchhaus, wobei sie sich fortan den Anfeindungen der Familie ausgesetzt sieht, doch Colt tut alles, um Luna zu beschützen. Mit Hilfe von Waynes Arbeitern möchte sie so bald wie möglich ein Reittherapiezentrum für behinderte Kinder eröffnen, wobei ihr auch das absolvierte Pädagogikstudium nützen wird. Doch immer wieder ereignen sich Dinge, die ihre Pläne verzögern und auch ihre frische Beziehung zu Colt gefährden. Waynes Söhne halten Wort und machen ihr das Leben zur Hölle. Wird es Luna doch noch gelingen, ihre Träume zu verwirklichen?
Jennifer Ryan hat mit ihrem Buch „Montana Dreams – So tief wie die Sehnsucht“ den vierten Band der Reihe vorgelegt, der den Vorgängern in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, schnell findet sich der Leser an Lunas Seite wieder und erlebt mit ihr nicht nur den tragischen Tod eines nahen Freundes hautnah mit und begleitet sie durch allerlei gefährliche Situationen, sondern darf auch durchs Schlüsselloch schauen bei einigen prickelnden Momenten, in denen sie und Colt sich näher kommen. Durch die wechselnden Erzählperspektiven lernt man nicht nur Lunas Gedanken und Gefühle, sondern auch die von Colt recht gut kennen. Die Beschreibungen der Landschaft und der Ranch werden sehr bildhaft beschrieben, ebenso legt die Autorin viel Wert darauf, dem Leser die einzelnen miteinander verflochtenen Beziehungen der einzelnen Charaktere zu vermitteln.
Die Protagonisten sind sehr lebhaft ausgestaltet und mit individuellen Eigenschaften versehen, so dass der Leser seine Sympathien gleichmäßig verteilen kann. Luna ist eine sehr sympathische Frau, die in der Vergangenheit oft darunter zu leiden hatte, in ihrer eigenen Familie in den Hintergrund gestellt zu werden, da all die Fürsorge zuerst ihrem autistischen Bruder galt. Trotzdem liebt sie ihre Familie sehr und ist immer für sie da. Luna hat ein großes Herz und viele Träume. Sie ist freundlich mitfühlend und zudem sehr offen, was ihre eigenen Gefühle und Wünsche betrifft. Colt ist ein toller Typ, attraktiv und doch nicht oberflächlich. Er ist hilfsbereit, kümmert sich um die Menschen, die ihm am Herzen liegen und ist zudem auch ein Familienmensch, wenngleich er sich das nicht offen eingestehen möchte. Wayne ist ein alter Mann, der die Gesellschaft von Luna genießt, während er von seinen eigenen Söhnen immer wieder enttäuscht wurde. Simon und Josh sind Waynes Söhne, die beide nur an Geld und Reichtum denken, dafür aber nichts tun wollen. Sie sind hinterlistig und gehen über Leichen, wenn es ihrem Zweck dient. Auch die übrigen Charaktere geben der Handlung mit ihrem Erscheinen zusätzliche Spannung.
„Montana Dreams – So tief wie die Sehnsucht“ ist ein unterhaltsamer und gleichzeitig spannender Liebesroman, den man gut auch allein lesen kann, ohne die Vorgängerbände zu kennen. Ein prickelndes Lesevergnügen für regnerische Abende auf der Couch und eine Leseempfehlung wert!

Veröffentlicht am 10.02.2018

"Das Leben ist bunter als eine Rolle Haribo"

Die Königin von Lankwitz
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Die Mittfünfzigerin Irene wird nach acht Jahren für das absichtliche Überfahren eines Mannes endlich aus dem Berliner Gefängnis entlassen, wo sie direkt bei ihrer Freundin Bea in die kleine Einzimmerwohnung ...

Die Mittfünfzigerin Irene wird nach acht Jahren für das absichtliche Überfahren eines Mannes endlich aus dem Berliner Gefängnis entlassen, wo sie direkt bei ihrer Freundin Bea in die kleine Einzimmerwohnung einzieht. Bea durfte die staatliche Anstalt schon eher verlassen und konnte sich so schon etwas den Dingen außerhalb der Mauern anfreunden und sich auf ein normales Leben einlassen. Dennoch ist es schwer für Ex-Sträflinge, einer angesehenen Tätigkeit nachzugehen, somit müssen sich die beiden Frauen überlegen, wie sie nun ihr Leben finanzieren sollen. Sie haben nur die Wahl, als Prostituierte zu arbeiten oder sich mit einer zündenden Idee selbständig zu machen. Irene liebt Autofahren, weshalb dies nicht für die Zukunft nutzen, aber bitte schön nur im Dienste von Frauen und auch nur in Lankwitz. Sie stellen einen Plan auf, wie sie ihre Geschäft unauffällig zum Laufen bringen und wo sie ihre Klientel finden können, die gern dafür bezahlt, wenn Irene und Bea für sie Rache üben an den Männern, die sie gedemütigt, verletzt und betrogen haben. Schon bald brummt das Geschäft, doch dann macht ihnen eine andere Agentur ihre Idee streitig, sie werden sogar erpresst…
Max Urlacher hat mit seinem Buch „Die Königin von Lankwitz“ einen sehr unterhaltsamen und witzigen Roman vorgelegt, der nicht nur mit einer tollen Handlung punktet, sondern auch durch einen flüssigen, bildhaften und temporeichen Schreibstil besticht, der viel Berliner Schnauze mit Herz beinhaltet. Ab der ersten Seite ist der Leser an der Seite von Irene, deren Gedanken und Gefühle wie ein offenes Buch präsent sind. Gleichzeitig lässt der Autor den Leser durch Irene teilhaben an deren letzten Gefängnisstunden und ihrer Einschätzung zu den diversen Insassinnen. Die Handlung in der dritten Person erzählt. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich nach und nach immer mehr. Auch die Beschreibungen der Fahrten durch Berlin sind so lebhaft, dass man das Gefühl bekommt, mit Irene und Bea gemeinsam im Wagen zu sitzen und in rasantem Fahrstil gleich einer Rallye durch die Stadt zu brausen.
Die Charaktere sind so liebevoll ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen, dass der Leser sie sofort ins Herz schließen kann. Sie wirken durchweg lebendig und authentisch. Irene ist eine Berliner Pflanze, wie sie im Buche steht. Sie ist von eher pragmatischer und überlegter Natur, zurückhaltend und doch mit Herz und einem gewissen Gerechtigkeitssinn ausgestattet. Als passionierte Autofahrerin ist sie nicht nur die Ideenschmiede sondern auch die ausführende Gewalt des kleinen neugegründeten Unternehmens. Bea liebt extravagante bunte Kleidung mit viel Glitzer und ist eher von extrovertiertem Wesen. Sie ist die Akquisiteurin des Geschäfts, geht auf die potentiellen Kundinnen zu und gibt ihnen das Gefühl, sie voll und ganz zu verstehen, wobei sie ihnen nach und nach jenes Gefühl vermittelt, dass die Idee sich zu rächen, von ihnen gekommen ist. Das öffnet natürlich die Brieftaschen. Auch die weiteren erscheinenden Protagonisten werden mit wenigen Worten so genau gezeichnet und mit Leben versehen, dass man sie bildlich vor Augen hat. Mit ihren eigenen Geschichten tragen sie maßgeblich zum Unterhaltungswert der Handlung bei.
„Die Königin von Lankwitz“ ist eine witzige Geschichte mit viel Herz über verletzte Frauenseelen, Rachegedanken und über die Freundschaft bis in den Tod. Skurrile Charaktere und tolle Dialoge lassen im Kopf einen wunderbaren Film ablaufen, der leider viel zu schnell endet. Absolute Leseempfehlung für eine überraschende und gelungene Geschichte!