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Veröffentlicht am 20.01.2018

Das umtriebige Stubenmädchen

Die Abenteuer der Cluny Brown
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30er Jahre des letzten Jahrhunderts, England. Die 22-jährige Cluny Brown ist eine junge Frau, die mit ihrem alten Onkel, dem Klempner Arn Porritt, zusammenlebt, seit ihre Eltern gestorben sind. Ihr Onkel ...

30er Jahre des letzten Jahrhunderts, England. Die 22-jährige Cluny Brown ist eine junge Frau, die mit ihrem alten Onkel, dem Klempner Arn Porritt, zusammenlebt, seit ihre Eltern gestorben sind. Ihr Onkel macht sich Sorgen wegen Cluny, da sie recht unkonventionell ist, von einem Fettnäpfchen ins nächste gerät und Dinge tut, die eine normale junge Frau in ihrem Alter nicht wagen würde. Sie geht allein ins Ritz, um dort einen Nachmittagstee einzunehmen, anderntags bleibt sie den ganzen Tag im Bett und isst Orangen, weil es dem Befinden förderlich sein soll. Um diesem Betragen Abhilfe zu leisten, schickt Onkel Arn Cluny durch eine Stellenvermittlung als Stubenmädchen aufs Land, wo sie für eine adlige Familie arbeiten soll. Kaum auf dem hochherrschaftlichen Landsitz Friars Carmel im tiefsten Devon angekommen, muss sich Cluny erst einmal an die örtlichen Gegebenheiten gewöhnen. Sie freundet sich mit dem Hund des Gutsvorstehers an und lernt auch den örtlichen Apotheker näher kennen, der ihr schon bald den Hof macht. Doch ihr unkonventionelles Denken ändert sich dadurch nicht, vielmehr überrascht sie die Bewohner des Adelsitzes sowie deren Gäste durch ihre ungewöhnlichen Einfälle und ihr seltsames Verhalten. Dass sie damit die Ereignisse ins Rollen und das Leben sämtlicher Hausbewohner durcheinander bringt, ahnt sie nicht….
Margery Sharp hat mit ihrem Buch „Die Abenteuer der Cluny Brown“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der das Leben einer ungewöhnlichen Frau wiederspiegelt und die daraus folgende Wirkung auf ihre Umwelt, die in starren gesellschaftlichen Strukturen verhaftet ist. Der Schreibstil ist flüssig, oftmals mit einem Augenzwinkern versehen und gibt doch Anlass zum Nachdenken ob der damaligen Situation, in der Frauen einem bestimmten Klischee zu entsprechen hatten und denen nicht die Freiheiten gegönnt waren, die heutzutage selbstverständlich sind. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft und geben dem Leser einen Eindruck der ländlichen Gegend. Der historische Hintergrund, der schon die Ahnung des zweiten Weltkrieges vermittelt, wurde nicht sehr ausgeprägt dargestellt. Hier handelt es sich eindeutig eher um eine Gesellschafts- bzw. Personenstudie, die aber äußerst gelungen ist.
Die Charaktere sind sehr interessant ausgewählt und in Szene gesetzt worden. Jeder von ihnen besitzt individuelle Eigenheiten, wodurch sie allesamt recht authentisch und sehr lebendig wirken. Cluny Brown ist eine junge Frau, die oftmals naiv und unbedarft wirkt. Sie will sich nichts verbieten lassen und alles ausprobieren, was das Leben ihr bietet. Sie liebt Hunde, sagt immer, was sie denkt und oftmals hat man das Gefühl, sie ist völlig ahnungslos, was die Männerwelt betrifft. Allerdings kann sie mit ihrer Art auch überraschen – selbst den Leser – denn es gibt Situationen, da hätte man eine andere Reaktion von ihr erwartet und ist doch bass erstaunt, wenn man anerkennen muss, dass sie eigentlich mutig und entschlossen diesen oder jenen Schritt gewagt hat. Arn Porritt ist ein alter Knurrhahn, der aber innerlich ein weiches Herz hat. Seit dem Tod seiner Frau fühlt er sich einsam und lebt nur noch für seine Arbeit als Klempner. Dass er Cluny aufs Land verbannt ist der Tatsache geschuldet, dass er nicht weiß, wie er mit ihr umgehen soll und ihr doch das Beste im Leben wünscht. Lady Carmel und Sir Henry sind ein altes Ehepaar, das viele Höhen und Tiefen durchgestanden hat. Nun sind sie in einem Alter, wo sie ihre Ruhe haben wollen. Sohn Andrew kann sich immer noch nicht entscheiden, wohin sein Weg gehen soll. Gleichzeitig fühlt er sich unter Druck, heiraten zu müssen, damit der Fortbestand des Adelsitzes gewährleistet ist. Der polnische Schriftsteller Adam Belinski wirkt erst wie ein verschüchtertes Bürschchen, doch hat er es faustdick hinter den Ohren und wirbelt den ganzen Haushalt durcheinander. Auch die übrigen Protagonisten beleben mit ihrem Erscheinen den Verlauf der Handlung.
„Die Abenteuer der Cluny Brown“ ist ein sehr amüsanter und unterhaltsamer Roman, in dem Upper Class und Working People zusammentreffen, was hier ungeahnte Auswirkungen auf beide hat. Eine geruhsame Gesellschaft wird durcheinander gewirbelt, um frischen Wind hineinzubringen. Cluny Brown ist ein Lüftchen, dass sich zu einem Sturm entwickelt, was sehr schön umgesetzt wurde. Ein schöner Roman für alle, die historische Gesellschaftsromane mögen. Auf jeden Falle eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.01.2018

„Wunderbare Abenteuer erwarten jene, die danach suchen…“

Das Mädchen aus dem Savoy
1

England 1916. Dorothy „Dolly“ Lane und Teddy waren seit Kindheit die engsten Freunde und bis der Krieg ausbrach, haben sie sich ewige Liebe geschworen. Doch dann bricht der Krieg aus in all seiner Härte ...

England 1916. Dorothy „Dolly“ Lane und Teddy waren seit Kindheit die engsten Freunde und bis der Krieg ausbrach, haben sie sich ewige Liebe geschworen. Doch dann bricht der Krieg aus in all seiner Härte und lässt Dolly allein zurück. Um wenigstens einen ihrer Träume zu verwirklichen, nämlich irgendwann als Tänzerin an einem Theater Karriere zu machen, geht sie nach London und fängt als Zimmermädchen im berühmten Savoy-Hotel an. Dort ist sie ihrem Traum schon etwas näher, denn im Savoy geben sich die berühmtesten Regisseure, Theaterschauspielerinnen und Musiker die Klinke in die Hand. An ihrem ersten Tag stößt sie in strömendem Regen mit Perry Clements zusammen und die beiden kommen ins Gespräch, haben sofort eine Wellenlänge. Aber sie verlieren sich aus den Augen. Erst als Dolly auf die Anzeige eines „Komponisten mit Anfangsschwierigkeiten“ antwortet und sich als Muse bewirbt, trifft sie Perry wieder und erfährt erst später, dass eine der bekanntesten Bühnendarstellerinnen Londons seine Schwester Loretta May ist. Mit Hilfe von Perry und Loretta wird Dolly zu einer Tänzerin und Theaterschauspielerin geschliffen, bis sie endlich die Chance bekommt, auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zu schweben und zu brillieren. Aber aller Ruhm ist nichts, wenn die Vergangenheit immer wieder präsent wird und einen nicht loslässt…
Hazel Gaynor hat mit ihrem Buch „Das Mädchen aus dem Savoy“ einen wunderbaren historischen Roman vorgelegt, der das alte „Swinging London“ der 20er Jahre wieder auferstehen lässt. Der Schreibstil ist flüssig, leicht melancholisch, tiefgründig und gefühlvoll. Die Autorin wartet mit einer bildhaften Sprache auf, die voll von herrlichen Zitaten und Weisheiten ist, die den Leser bei der Lektüre berühren und immer wieder neu gelesen werden wollen. Die Handlung wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt und gibt dem Leser so einen gelungenen Rundumblick über die verschiedenen Gesellschaftsschichten, die Theaterwelt und das Leben der sogenannten Galeriemädchen. Durch die ständigen Sichtwechsel wird auch die Spannung der Geschichte gesteigert und lässt den Leser immer wieder Mutmaßungen anstellen, was wohl als nächstes passieren wird. Der erste Handlungsstrang spiegelt Dollys Werdegang wieder, in dem auch kleine Rückblenden in die Vergangenheit inkludiert sind. Ein zweiter lässt den Leser am Leben von Loretta May teilnehmen und erfährt einiges über die Theaterszene, die Galeriemädchen und die Bohemian Young People, die zur damaligen Zeit in aller Munde waren. In der dritten Perspektive kommt Terry zu Wort, der sich ins Leben zurückkämpft, nachdem er im Krieg schwer verwundet wurde. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert, geschichtlich belegte Personen mit fiktiven Lebensgeschichten auf herrliche Weise miteinander verwoben. Ebenso geschickt lässt sie das berühmte Hotel Savoy vor den Augen des Lesers entstehen, in dem so viele Menschen täglich ein und ausgehen. Wer das Hotel nicht kennt, sollte es unbedingt einmal zur Teestunde besuchen.
Die Charaktere sind sehr detailliert und ausgesprochen liebevoll gestaltet, sie besitzen viel Individualität und wirken gerade deshalb wunderbar authentisch und sehr real. Dolly ist eine sympathische junge Frau, die in ihrem Leben schon so manchen Schicksalsschlag einstecken musste und sich dennoch nie die Hoffnung hat nehmen lassen, dass sich Träume doch noch erfüllen. Sie hat ein gutes Herz, ist hilfsbereit und mit Empathie gesegnet. Sie zehrt von den Erinnerungen und nimmt sich Weisheiten zu Herzen, um damit auch andere zu unterstützen. Perry ist ein talentierter Komponist, der in einer Schaffenskrise steckt, da die Kriegserfahrungen ihn zu ersticken drohen. Er denkt ständig an Noten und Töne, wirkt oftmals linkisch und ungeschickt, dabei ist er nur zerstreut und versucht, sein Leben wieder in Einklang zu bringen. Er fühlt sich hilflos und schuldig ob der Dinge, die ihm im Krieg aufgezwungen wurden, und kann diese einfach nicht vergessen, was seinem eigenen Glück im Wege steht. Loretta ist wie ein bunter Schmetterling, als Schauspielerin ist sie berühmt und begehrt, dabei hat sie selbst ein Geheimnis, von dem niemand ahnt und das sie sehr gut zu verbergen weiß, selbst vor ihren engsten Vertrauten. Sie ist sehr offen und ehrlich, liebt die Verwandlung und gibt auch als Mäzenin den Ton an, um zu helfen und zu unterstützen. Protagonisten wie Hettie, Clover, Sissy und auch O’Hara tragen dazu bei, dass der Leser das Gefühl für eine große Familie bekommt, in der sich jeder um jeden kümmert und die mit ihren eigenen Schicksalen und Lebenserfahrungen der Geschichte noch mehr Glaubwürdigkeit verleihen.
„Das Mädchen aus dem Savoy“ ist ein rundum gelungener historischer Gesellschaftsroman, der sowohl die damaligen Lebensumstände unter die Lupe nimmt als auch die Musik- und Theaterszene wieder lebendig werden lässt. Bittersüße Liebesgeschichten und Einzelschicksale gehen nah und die vereinzelt eingestreuten Briefe öffnen das Herz. Ein traumhaft-schöner Roman, der nicht nur einmal gelesen werden will, zu viel Weisheit verbirgt sich in den Seiten. Absolute Leseempfehlung für ein ganz besonderes Buch, ein Highlight nicht nur für ein Jahr!

Veröffentlicht am 13.01.2018

Diese Liebe schmeckt bittersüß

Taste of Love - Mit Sehnsucht verfeinert
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Hayley ist nach drei Jahren Ausland zurück in Boston, um in der Nähe ihres Vaters zu sein, der gerade einen Schlaganfall überstanden hat. Sie tritt als Sous-Chefin eine Stelle in Nick O’Reillys Restaurant ...

Hayley ist nach drei Jahren Ausland zurück in Boston, um in der Nähe ihres Vaters zu sein, der gerade einen Schlaganfall überstanden hat. Sie tritt als Sous-Chefin eine Stelle in Nick O’Reillys Restaurant „Bonfire“ an. Direkt bei der Eröffnungsfeier begegnet sie Scott wieder, ihrem Ex-Verlobten, mit dem sie seit der Trennung vor drei Jahren keinerlei Kontakt mehr hatte. Scott ist als Herzensbrecher bekannt und Hayley hält ihn für gewissenlos und oberflächlich. Dabei hat Scott sich während ihrer Abwesenheit gut um ihren kranken Vater gekümmert. Dumm nur, dass sowohl Hayley als auch Scott während ihres ersten Wiedersehens feststellen müssen, dass sie tief im Herzen immer noch Gefühle für den anderen hegen. Doch es stehen zu viele Dinge zwischen den beiden. Werden sich die beiden doch noch zusammenraufen und einen Neuanfang wagen?
Poppy J. Anderson hat mit ihrem Buch „Taste of Love – Mit Sehnsucht verfeinert“ ihren vierten Band der Taste of Love-Serie vorgelegt, der den Vorgängern an Romantik, Spritzigkeit und Unterhaltung in nichts nachsteht, wobei in diesem Buch etwas ernster zur Sache geht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, dabei gefühlvoll und mit einigen witzigen Dialogen gespickt, der Leser wird regelrecht in die Handlung gesogen, um Hayley und Scott bei ihren Disputen, Gedanken, Gefühlen und Handlungen zu beobachten und mitzufiebern, wie das Ganze ausgehen wird. Durch die wechselnde Erzählweise zwischen Hayley und Scott und durch Rückblenden über die gemeinsame Vergangenheit der beiden wird der Leser ins Bild gesetzt. Da diese Vergangenheit weder von Hayley noch von Scott aufgearbeitet wurde, stehen dem Leser eine regelrechte Gefühlsachterbahn bevor.
Die Charaktere sind detailliert und liebevoll gemäß ihren Eigenheiten individuell ausgearbeitet worden. Hayley ist eine temperamentvolle und sympathische Frau, die in ihrem Beruf aufgeht. Gleichzeitig kann sie extrem stur und direkt sein. Sie sagt, was ihr auf der Zunge liegt, ohne groß darüber nachzudenken. Gleichzeitig besitzt sie Herz und Empathie, besitzt Wärme und Gerechtigkeitssinn. Scott ist ein eher ruhiger Mann, der den Dingen gern auf den Grund geht. Gleichzeitig gefällt er sich in der Rolle des begehrten Junggesellen, verschafft es ihm doch die richtige Fassade, um zu beobachten und herauszufordern. Mit seiner zurückhaltenden Art treibt er es manches Mal auf die Spitze, um sein Gegenüber aus der Rolle fallen zu lassen. Doch er weiß rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Die anderen Protagonisten geben der Handlung mit ihrem Erscheinen zusätzlich einen ergänzenden Rahmen.
„Taste of Love – Mit Sehnsucht verfeinert“ gibt diesmal weniger Küchenlatein preis, dafür offenbart es eine romantische Liebesgeschichte, die sowohl leidenschaftlich als auch gefühlvoll den Leser umgarnt. Absolute Leseempfehlung für alle Romantikerinnen, die nicht genug von schönen Liebesgeschichten bekommen können!

Veröffentlicht am 13.01.2018

Freischwimmen

Das Lied der Neuen Welt
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1905. Sängerin Teresa begeistert über die Grenzen ihrer Heimatstadt Neapel hinaus die Menschen mit ihrer Stimme. Was außer ihrer Tochter Lucia niemand weiß: Teresa leidet unter extremen Stimmungsschwankungen, ...

1905. Sängerin Teresa begeistert über die Grenzen ihrer Heimatstadt Neapel hinaus die Menschen mit ihrer Stimme. Was außer ihrer Tochter Lucia niemand weiß: Teresa leidet unter extremen Stimmungsschwankungen, ist depressiv und oftmals schwermütig. Dies zwingt die beiden Frauen auch dazu, Italien fluchtartig zu verlassen und sich in Cleveland in den USA eine neue Existenz aufzubauen. Auch hier gelingt es Teresa bald, die Menschen kraft ihres Gesangs in ihren Bann zu ziehen. Doch Lucia hat andere Pläne, sie will endlich unabhängig sein und sich von Teresa lösen, um ein eigenes Leben führen zu können. Leider stellen sich ihr immer wieder Probleme und Schwierigkeiten in den Weg, als wolle das Schicksal sie an ihrer Entscheidung hindern. Lucia kämpft sich durch und nimmt ihr Leben selbst in die Hand, auch wenn dies bedeutet, anderen damit im Wege zu stehen oder deren Pläne zu durchkreuzen. Wird Lucia sich freischwimmen?
Pamela Schoenewaldt hat mit ihrem Buch „Das Lied der neuen Welt“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig sowie leb- und bildhaft, dem Leser gelingt es schnell, in die damalige Zeit abzutauchen und sowohl Lucia als auch Teresa wie ein unsichtbarer Schatten auf ihrem Weg zu begleiten. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich während der Handlung gleichmäßig in die Höhe. Der Autorin gelingt es sehr gut, mit fundiertem historischen Hintergrund die Stimmung der damaligen Zeit heraufzubeschwören und dem Leser vor Augen zu führen. Die Stellung der Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts war recht beschränkt und nur sehr ambitionierte und starke Frauen sind mit ihren Ideen und Taten erfolgreich gewesen. Ebenso sind die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten sowie die Lage der Einwanderer in einem fremden Land ein Thema, auch das Recht auf Bildung und die Unterdrückung der ärmeren Bevölkerung.
Die Charaktere sind sehr detailliert und individuell ausgearbeitet worden. Sie besitzen viel Kraft und Stärke, so dass der Leser von Anfang an eine Vorstellung von ihnen im Kopf hat und das Mitfiebern und Mithadern somit leicht fällt. Teresa ist eine begabte Sängerin, die in ihrer Heimat Italien einige Berühmtheit erlangt hat. Doch sie ist auch eine gezeichnete Frau, denn sie leidet unter starkem Verfolgungswahn, manischen Depressionen und Wahnvorstellungen, die sowohl ihr als auch ihrer Tochter das Leben schwerer und schwerer machen. Teresa ist regelrecht auf die Hilfe ihrer Tochter angewiesen. Doch Lucia ist ihrerseits eine junge Frau, die eigene Vorstellungen von ihrem Leben hat und die sich ihre Träume verwirklichen möchte. Dazu gehört für sie, sich von ihrer Mutter abzunabeln und eine Ausbildung. Lucia ist wissbegierig und hilfsbereit, sie opfert sich für ihre Mutter regelrecht auf. Dass sie sich endlich ein eigenständiges Leben zu führen wünscht, ist völlig normal. Lucia besitzt eine innere Stärke und Kraft, sich dem harten Alltag in allen Facetten zu stellen und sich durch nichts aufhalten zu lassen, um ihr Ziel zu erreichen. Auch die übrigen Protagonisten bereichern die Handlung durch ihr Erscheinen und ihre kleine Episoden.
„Das Lied der neuen Welt“ ist ein tiefgehender historischer Roman über Lebensträume und den Mut, diese nicht aus den Augen zu lassen, hart für sie zu kämpfen und die Hoffnung nie aufzugeben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für alle, die gern Bücher über starke Frauenschicksale lesen.

Veröffentlicht am 13.01.2018

Victor und Nicole

Mein Geheimnis bist du
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Nicole Alessi steht vor den Scherben ihrer 5-jährigen Ehe mit einem Hollywoodschauspieler. Sie bittet ihren Vater, einen angesehen Anwalt, sie bei der Scheidung zu vertreten, doch dieser empfiehlt ihr ...

Nicole Alessi steht vor den Scherben ihrer 5-jährigen Ehe mit einem Hollywoodschauspieler. Sie bittet ihren Vater, einen angesehen Anwalt, sie bei der Scheidung zu vertreten, doch dieser empfiehlt ihr einen seiner zukünftigen Partneranwälte, da er als Familienmitglied nicht parteiisch sein möchte. Er betraut den ehrgeizigen Victor mit der Aufgabe, für den es eine besondere Herausforderung ist, denn Viktor ist seit Jahren in Nicole verliebt. Er ahnt allerdings nicht, dass es Nicole damals, vor ihrer Eheschließung ebenso ging, bevor Victor sie maßlos enttäuschte und sie sich zum Trost einem anderen Mann zuwandte. Nun stehen Victor und Nicole während der Scheidung Seite an Seite und müssen sich zum einen der Scheidung stellen, die öffentlich ausgetragen wird, zum anderen stehen ihnen ihre ungesagten Worte und eigenen Gefühle im Weg. Werden sie noch eine Chance bekommen, miteinander glücklich zu werden?
Claire Contreras hat mit ihrem Buch „Mein Geheimnis bist Du“ einen sehr unterhaltsamen und romantischen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gleichzeitig spannend und gefühlvoll, schnell taucht der Leser in die Handlung ein, um mitzuerleben, wie sich Victor und Nicole nach langer Zeit wieder über den Weg laufen und wie sie miteinander umgehen. Gleichzeitig erhält der Leser Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und bekommt Dinge aus der Vergangenheit präsentiert, um die gemeinsame Geschichte der beiden zu verstehen. Die Autorin schreibt so lebendig, dass man das Gefühl hat, als stiller Beobachter einen Kinofilm zu verfolgen, wobei man auch die Bedenken und die Verletzungen des jeweiligen Protagonisten miterlebt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und gemäß ihren Eigenheiten individuell in Szene gesetzt worden. Sie wirken authentisch und real. Nicole ist eine sympathische Frau, die sich nach einer Enttäuschung zu schnell den falschen Mann ausgesucht hat. Sie hat sich blenden lassen von seiner Präsenz und seinem Bekanntheitsgrad, was eine Weile funktioniert hat. Doch nie wusste sie, wer der wahre Mann an ihrer Seite ist, als Schauspieler beherrschte er alle Rollen perfekt. Nicole sehnt sich nach der wahren Liebe, die sie schon einmal sehr kurz erleben durfte und die immer noch durch ihre Gedanken geistert. Bei dem Bruch wurde ihr Herz damals schwer verletzt. Victor ist ein ehrgeiziger und attraktiver Mann, der das Gebot der Kanzlei, sich nicht mit Klienten einzulassen, auf keinen Fall brechen will, um seine Partnerschaft nicht zu gefährden. Vor Jahren hat er sich Hals über Kopf verliebt, doch auch schnell erkannt, dass es ihn seine Karriere kosten könnte, wenn er sich näher darauf einlässt. Seine berufliche Laufbahn hat zwar Fahrt aufgenommen, doch sein Herz war seitdem nirgendwo zuhause. Er sehnt sich nach Stabilität und Wärme und vor allem nach der Frau, die er damals einfach für die Karriere hat sausen lassen.
„Mein Geheimnis bist Du“ ist eine romantische Liebesgeschichte, die dem Leser beide Seiten der Medaille präsentiert und so eine Atmosphäre schafft, in das Mitfiebern und Mitträumen gleichermaßen gegeben ist. Eine schöne Lektüre für den Urlaub oder einen verregneten Tag auf der Couch!