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Veröffentlicht am 08.11.2017

Oben ist das Ziel

Manche mögen's steil
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Die 32-jährige Viktoria arbeitet als Teamleiterin und IT-Spezialistin in einer High-Tech-Firma, wo sie fast ausschließlich männliche Kollegen hat. Sie steht kurz vor der Beförderung und lebt nur für die ...

Die 32-jährige Viktoria arbeitet als Teamleiterin und IT-Spezialistin in einer High-Tech-Firma, wo sie fast ausschließlich männliche Kollegen hat. Sie steht kurz vor der Beförderung und lebt nur für die Arbeit und ihre sozialen Kontakte im Internet. Wirkliche Freunde hat die eher zurückhaltende Vicky kaum außer Catherine, die Sekretärin der Personalabteilung. Und die macht sich gerade immer mehr Sorgen um Vicky. Sie überredet sie, unbedingt auf das Teambuilding-Seminar der Firma mitzumachen, das zu einer Kletterpartie in die Alpen führt und zur Entscheidung beitragen soll, wer die Beförderung denn nun bekommt. Vicky kann sich als Bewegungslegasthenikerin nichts Schlimmeres vorstellen, doch um der Karriere willen gönnt sie sich erst einen Großeinkauf in einem Outdoor-Geschäft und reist dann mit ihren Kollegen samt Personalchef in die Berge. Als einzige Frau unter lauter testosterongesteuerten Kerlen kommt Vicky vom Regen in die Traufe. Auch der Adoniskollege Konstantin ist mit von der Partie, auf den Vicky schon lange ein Auge geworfen hat. Allerdings ist auch der Bergführer Joe eine echte Augenweide und ausgerechnet mit ihm liefert sich die sonst eher mundfaule und schüchterne Vicky regelrechte Wortgefechte. Wird Vicky sich die Beförderung sichern? Und vor allem welcher darf nun ihr Herzblatt sein?

Ellen Berg hat mit ihrem Buch „Manche mögen’s steil“ einen sehr amüsanten und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der fast ausschließlich in der Welt der Computernerds zuhause ist. Der Schreibstil ist humorvoll, flüssig und teilweise blitzen auch philosophische Gedanken hervor. Der Leser ist von der ersten Seite an Viktorias Seite, lernt sie und ihre Gedanken und Beweggründe sehr gut kennen. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich während der Handlung etwas mehr in die Höhe. Die Teambuilding-Maßnahme wird sehr farbenfroh ausgeführt, jeder, der so etwas schon einmal mitgemacht hat, findet sich da irgendwo wieder zwischen den verschiedenen Teilnehmern.

Die Charaktere sind sehr individuell und eigenwillig gestaltet und spiegeln das bunte Bild der täglichen Arbeitswelt wieder, was hier sehr authentisch und real an den Leser transportiert wird. Da gibt es die Streber, die Besserwisser, die Langweiler, die zurückhaltenden Mäuse sowie Pausenclowns. Viktoria ist eine sympathische Frau, die sich hinter all dem Social Networking und dem Hightech vor dem realen Leben versteckt. Ihr ganzes Leben war sie eine Außenseiterin, auch in ihrer Firma gilt sie als solche. Um sich in der Männerdomäne zu behaupten, wirkt sie durch ihre Kleidung und ihr Erscheinungsbild wenig weiblich, sie hat sich den Kollegen angepasst, um einigermaßen für voll genommen zu werden. Sie wirkt zwischenmenschlich oftmals eher naiv und unbedarft, doch ihre beruflichen Qualitäten sind herausragend. Während und nach dem „Betriebsausflug“ lernt man eine ganz neue Viktoria kennen, denn endlich formuliert sie, was sie möchte und erlaubt sich selbst, auch mal zu träumen. Sie macht eine enorme Entwicklung durch. Joe ist ein kerniger Typ Marke Holzfäller, der eine gute Beobachtungsgabe besitzt und die Menschen um sich herum aus der Reserve lockt. Konstantin ist ein arroganter und selbstverliebter Mann, der die Menschen für seine Zwecke benutzt. Catherine ist eine sehr nette Frau, die sich um Viktoria sorgt und eine echte Freundin für sie ist. Auch die übrigen Protagonisten bereichern durch ihr Erscheinen und ihr Tun die Handlung.

„Manche mögen’s steil“ ist ein mit Witz und Charme gepaarter unterhaltsamer Roman, der den Leser an den Seiten kleben lässt, bis die letzte gelesen ist. Ein guter Einblick über menschliche Naturen und Abgründe, wobei gerade die Spitzen dem einen oder anderen den Spiegel vorhalten. Absolute Leseempfehlung für eine sehr kurzweilige Lektüre!

Veröffentlicht am 05.11.2017

Märchenmorde

Grimms Morde
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1821 Kassel. Als Freiin von Bachros, die ehemalige Mätresse des Landesfürsten, grausam ermordet aufgefunden und bei der Leiche ein Zitat aus der Märchensammlung der Gebrüder Grimm gefunden wird, geraten ...

1821 Kassel. Als Freiin von Bachros, die ehemalige Mätresse des Landesfürsten, grausam ermordet aufgefunden und bei der Leiche ein Zitat aus der Märchensammlung der Gebrüder Grimm gefunden wird, geraten Jakob und Wilhelm Grimm ins Visier der Polizeit. Doch das Märchen stammt eigentlich von Annette von Droste-Hülshoff, die sofort mit ihrer Schwester Jenny nach Kassel reist, als sie von dem Mord und den Umständen erfährt und mit den Gebrüdern Grimm, die sie seit langen Jahren kennt, auf eigene Faust versucht, den Mörder zu finden und den Grimmschen Ruf wieder herzustellen. Aber während sie noch um den ersten Mord rätseln und nach Verdächtigen suchen, gibt es einen weiteren Toten, der ebenfalls ein Zitat bei sich hat und auf die Grimm-Brüder hinweist. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt…
Tanja Kinkel hat mit ihrem Buch „Grimms Morde“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der sich nicht nur mit der Aufklärung von drei Todesfällen beschäftigt, sondern auch die Beziehung zwischen den Geschwisterpaaren Jakob und Wilhelm Grimm auf der einen Seite und Annette von Droste-Hülshoff nebst Schwester Jenny auf der anderen beleuchtet. Die Autorin hat ihren Erzählstil ganz der damaligen Zeit angepasst, so dass die Geschichte noch authentischer wirkt, und der Leser völlig in die Vergangenheit eintauchen kann, um die beiden Geschwisterpaare bei ihrem Handeln und Tun zu beobachten. Die Dialoge besonders zwischen Jakob und Annette sprühen vor Wortwitz und Intelligenz und machen das Lesen zu einem besonderen Vergnügen. Der historische Hintergrund wurde akribisch recherchiert und mit der Handlung verwebt. Der Leser erfährt nicht nur viel über die gesellschaftliche Stellung der Frau zur damaligen Zeit, sondern auch einiges über die politische Lage, intrigante Machenschaften, harte moralische Ansprüche sowie Standesdünkel. In einem aussagekräftigen Nachwort stellt die Autorin zudem heraus, was in ihrer Geschichte der Wahrheit entspricht und was der Phantasie. Sie hat beides sehr gut miteinander verflochten, so dass der Eindruck einer durchaus wahren Geschichte entsteht und die Protagonisten dem Leser als ganz reale Personen zum Anfassen erscheinen.
Die Charaktere wurden sehr detailliert und individuell herausgearbeitet, sie wirken authentisch und sehr lebendig, es ist fast so, als hätte Tanja Kinkel sie mit ihren Worten wieder zum Leben erweckt. Annette ist eine intelligente Frau, die recht selbstbewusst und nahezu respekteinflößend wirkt. Sie kaschiert damit eigene Unsicherheiten, die sie aufgrund einer unglücklich verlaufenden Liaison hegt. Doch das tut ihrer Cleverness keinen Abbruch. Sie hat ein schnelles und scharfes Mundwerk, doch trifft sie immer genau auf den Punkt. Annette ist mutig und sagt, was sie denkt, deshalb bekommt sie auch immer wieder abwertende Kommentare zu hören. Annettes Schwester Jenny steht ein wenig in ihrem Schatten. Sie ist von eher zurückhaltender Natur und heimlich in Wilhelm Grimm verliebt. Doch diese Liebe hat keinerlei Zukunft. Jakob Grimm ist ein etwas arrogant wirkender Mann, der recht selbstsicher und von sich eingenommen ist. Doch auch er ist ein intelligenter Mann, der die Spurensuche sehr ernst nimmt, vor allem, da er sich reinwaschen will. Auch die anderen Protagonisten bringen durch ihr Erscheinen der Handlung zusätzliche Spannung und gleichzeitig tragen sie auch zu einigen Verwicklungen bei.
„Grimms Morde“ ist ein sehr gelungener, spannender historischer Roman, der sowohl einige Kriminalfälle als auch das gesellschaftliche Miteinander beleuchtet und zudem eine skandalöse Liebesgeschichte offenbart. Doch noch interessanter ist die Darstellung der beiden Geschwisterpaare, die zwar jeder auf die eine oder andere Weise „kennt“, hier jedoch sehr gut kennenlernt. Eine Leseempfehlung für einen außergewöhnlichen Roman!

Veröffentlicht am 05.11.2017

Weihnachtszeit auf Mount Polbearne

Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg
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Mount Polbearne/Cornwall. Kurz vor Weihnachten hat Polly in ihrer Bäckerei jede Menge zu tun, aber das Geld wird auch dringend gebraucht, denn es sichert Polly ihren Lebensunterhalt, da ihr Verlobter, ...

Mount Polbearne/Cornwall. Kurz vor Weihnachten hat Polly in ihrer Bäckerei jede Menge zu tun, aber das Geld wird auch dringend gebraucht, denn es sichert Polly ihren Lebensunterhalt, da ihr Verlobter, der amerikanische Imker Huckle, mit seinem Honiggeschäft nicht so durchschlagenden Erfolg hat. Deshalb muss auch erst einmal die Hochzeit verschoben werden. Als ihre beste Freundin Kerensa Polly in ein Geheimnis einweiht, steht Polly bald in einer Zwickmühle, denn sie hat versprochen, auch ihrem Ehemann nichts verraten, und das ist Polly gar nicht recht, denn sie möchte immer ehrlich zu Huckle sein. Kerensas Geheimnis ist für Polly eine riesige Belastung, doch muss sie sich auch auf die Organisation des jährlichen Weihnachtsmarktes konzentrieren, der so einiges Geld in die Kassen spülen soll. Leider kommt alles anders als geplant und auch die Suche nach ihrem eigenen Vater hat Polly noch nicht aufgegeben. Wird es ein glückliches Weihnachtsfest in Mount Polbearne?
Jenny Colgan hat mit ihrem Buch „Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg“ den dritten Teil um Polly und ihre Bäckerei vorgelegt, das einen runden Abschluss der Trilogie bietet. Der Schreibstil ist locker-leicht und flüssig, dabei warmherzig und gefühlvoll, der Leser findet sich schnell auf der kleinen malerischen Insel Mount Polbearne wieder und nimmt direkt am Leben von Polly und den anderen Bewohnern teil, wobei ihm die Gefühle und Sorgen der Einzelnen nicht verborgen bleiben. Das Inselleben wird von der Autorin auf sehr lebendige Weise beschrieben, ebenso die alltäglichen Schwierigkeiten, mit denen die Bewohner zu kämpfen haben. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft und farbenfroh gehalten, man fühlt sich sofort wohl und kann die Umgebung mit seinem Leuchtturm regelrecht vor Augen sehen.
Die Charaktere sind in ihren Eigenheiten sehr individuell ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken sehr real und authentisch. Polly ist eine sympathische junge Frau, die all ihre Kräfte in die Bäckerei steckt, denn sie ist der Traum, den sie sich verwirklicht hat und der Erfolg haben soll. Sie ist hilfsbereit und mutig, aber auch unsicher, was die Zukunft bringen wird. Doch Polly besitzt genügend Realitätssinn und lässt den Kopf auch in ausweglosen Situationen nicht hängen, sondern schaut nach vorn. Huckle ist Amerikaner, der sich auf der Insel als Imker betätigt und einen kleinen Honigladen führt. Er ist ein netter Mann, der etwas unkonventionell und manchmal zu sorglos ist. Er lebt mehr in den Tag hinein und nimmt alles, wie es kommt. Huckle wirkt nicht gerade verlässlich, aber das mag täuschen. Papagei Nils ist auch in diesem Teil ein absolutes Highlight als Protagonist, den man als Leser einfach lieben muss. Auch alle weiteren Charaktere tragen mit ihren kleinen Episoden zur Bereicherung der Handlung bei.
„Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg“ ist ein rundum gelungener Abschluss der Trilogie, wobei man jedes Buch auch sehr gut für sich allein lesen kann. Der Autorin ist es gelungen, eine schöne Weihnachtsatmosphäre zu schaffen und ihre Geschichte mit Themen wie Freundschaft, Vertrauen sowie Liebe zu füllen. Alle, die sich in die richtige Adventsstimmung bringen möchten, werden diese durch dieses Buch bestimmt finden. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.11.2017

Als May auszog, das Lügen zu lernen

Das Schiff der Träume
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1838 Ohio. Die 22-jährige May Bedloe hat ein Händchen für die Schneiderei, doch steht sie seit ihrer Kindheit im Schatten ihrer Cousine Comfort Vertue, die als Schauspielerin im Land umher reist und für ...

1838 Ohio. Die 22-jährige May Bedloe hat ein Händchen für die Schneiderei, doch steht sie seit ihrer Kindheit im Schatten ihrer Cousine Comfort Vertue, die als Schauspielerin im Land umher reist und für die May die Kleidung näht und in Ordnung hält. Comfort ist ihre einzige übrig gebliebene Familie. Auf einer Reise lernt Comfort die reiche Mrs. Howard kennen, die sich ihrer annimmt und Comfort dazu überredet, als Rednerin für die Befreiung von Sklaven zu agieren. Doch für May hat Mrs. Howard keine Verwendung, so dass diese auf einmal mutterseelenallein für sich selbst sorgen muss, denn auch Comfort kümmert sich nicht um sie. May findet mit viel Glück eine Anstellung als Mädchen für alles auf einem Theaterschiff bei Hugo Cushings Theatertruppe und lebt sich in Gesellschaft der illustren Gruppe schnell ein, weil sie sich akzeptiert und respektiert fühlt. Aber bald schon taucht Mrs. Howard mit Comfort im Schlepptau wieder auf und erpressen May, sich für ihre Sache einzusetzen. May widerstrebt das alles zutiefst, doch in ihrer verzweifelten Lage bleibt ihr gar nichts anderes übrig, dabei bringt ihr Tun nicht nur sie selbst in eine gefährliche Lage…

Martha Conway hat mit ihrem Buch „Das Schiff der Träume“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, durch die Ich-Erzählweise wird der Leser schnell in die Zeit kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg versetzt und hat direkten Anteil an Mays spannender Reise, ihren Gedanken und Gefühlen. Der Spannungsbogen wird sehr gemächlich aufgebaut, schraubt sich aber erst innerhalb des letzten Romandrittels in die Höhe. Der historische Hintergrund ebenso wie der Sklavenkonflikt zwischen den Nord- und den Südstaaten wurden von der Autorin sehr schön in die Handlung integriert und geben dem Leser einen Eindruck, welche Zustände damals geherrscht haben. Das Theaterschiff legt an vielen verschiedenen Städten an, so macht der Leser eine interessante Reise auf dem Ohio-River und lernt verschiedene Örtlichkeiten aufgrund der bildhaften Sprache der Autorin kennen.

Die Charaktere sind sehr vielfältig und individuell angelegt, so dass ein bunter und exotischer Mix entsteht, der den Leser zu faszinieren weiß mit seiner Authentizität und Lebendigkeit. May ist eine eher zurückhaltende junge Frau, die immer absolut ehrlich ist, was ihr nicht immer zum Vorteil gereicht. Sie ist pragmatisch, dabei fleißig und sich für keine Arbeit zu schade. May ist hilfsbereit und geht die Dinge nacheinander an, Rückschläge nimmt sie hin, doch lassen diese sie nicht verzweifeln, sondern umso härter arbeiten, um voran zu kommen. Ihre Entwicklung während der Geschichte ist erstaunlich, denn zu Beginn hat sie sich von ihrer Cousine bevormunden und drangsalieren lassen, doch je länger sie allein auf sich selbst gestellt ist, umso selbständiger und selbstbewusster wird sie. Comfort ist eine egoistische und oberflächliche Person, bei der sich alles nur um sie drehen muss. Hugo Cushing ist ein etwas geheimnisvoller Mann, der das Herz auf dem rechten Fleck hat und mehr weiß, als er offen zugibt. Er kann Geheimnisse bewahren und kümmert sich wunderbar um seine Truppe. Auch die schillernden Theatermitglieder wie z.B. Mrs. Niffens oder Leo sind sehr interessante Persönlichkeiten, die der Geschichte durch ihr Handeln und Tun zusätzlich Farbe verleihen.

„Das Schiff der Träume“ ist ein historischer Gesellschaftsroman, der durch seine farbenfrohe Erzählweise und die Vielfalt der Charaktere besticht. Sowohl der geschichtliche Hintergrund als auch die sich anbahnende Liebesgeschichte tragen zu einer guten Unterhaltung bei. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.10.2017

Quelle allen Segens

Rebekkas Melodie
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1871 Nashville. Nachdem sie mehr als 10 Jahre in Wien verbracht hat, kehrt Rebekka nun in ihre Heimatstadt zurück. Nach ihrer langjährigen Ausbildung als Musikerin hofft sie sehr auf eine Anstellung am ...

1871 Nashville. Nachdem sie mehr als 10 Jahre in Wien verbracht hat, kehrt Rebekka nun in ihre Heimatstadt zurück. Nach ihrer langjährigen Ausbildung als Musikerin hofft sie sehr auf eine Anstellung am Nashviller Orchester. Gleichzeitig möchte sie nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter ihre Mutter wiedersehen, doch der verhasste Stiefvater hält sie davon ab, wieder in die Familienvilla einzuziehen. Rebekka besucht gleich nach ihrer Ankunft den Dirigenten Nathaniel Whitcomb in der Hoffnung, dass sie ihn von ihrem Können überzeugen kann. Doch diese ist nicht gewillt, eine Frau in seinem Orchester aufzunehmen, obwohl Rebekka ihn von ihrem Können durchaus überzeugen konnte. So findet Rebekka nur eine Anstellung als Musiklehrerin im Haus der reichen Adelicia Cheatham, um deren Tochter gegen Kost und Logis an der Violine zu unterrichten. Aber Rebekka gibt ihren Traum noch nicht auf und vor allem möchte sie Nathaniel Whitcomb noch eine Lektion erteilen und ihm zeigen, was ihm entgangen ist, da er sie nicht einstellen wollte. Wird sich Rebekka ihren Traum einer Karriere als Orchestermusikerin erfüllen können?

Tamera Alexander hat mit ihrem Buch “Rebekkas Melodie” einen wunderschönen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist warmherzig, flüssig und emotional, dabei flüssig zu lesen. Der Leser wird mit Einstieg in die Geschichte regelrecht in eine andere Zeit katapultiert und begleitet fortan Rebekka auf Schritt und Tritt. Die Autorin versteht es mit einer sehr farbigen Sprache, dem Leser alles vor dem inneren Auge entstehen zu lassen - sei es das Orchester bei der Probe oder die herrschaftliche Villa Belmont. Es ist geradezu, als wäre man selbst vor Ort und würde die Bediensteten oder die Künstler direkt bei ihrer Arbeit beobachten. Die damalige Stellung der Frau in der Gesellschaft ist eines der Hauptthemen und wird sehr gut herausgestellt. Frauen war es damals nicht erlaubt, in einem Orchester zu spielen, weil sie die Männer ablenken oder die schwere musikalische Arbeit nicht verrichten könnten. Frauen, obwohl oftmals talentierter als Männer, wurden jeglicher Chancen beraubt und einzig als Vorstand eines Haushaltes angesehen.

Der christliche Aspekt wurde in diesem Roman wunderbar herausgearbeitet. Die kleinen Gebete der einzelnen Protagonisten, aber auch verschiedene Bibelzitate tauchen genau an den richtigen Stellen auf und verleihen der Handlung einen ganz besonders “magischen” Rahmen. Es geht nicht nur um Vergebung und Verzeihen, sondern auch darum, das Schicksal so anzunehmen, wie es einem Gott auferlegt. Der Mensch sollte sich in Gottes Arme fallen lassen und ihm völlig vertrauen, dass er einem den richtigen Weg zeigt.

Die Charaktere sind wunderbar und sehr individuell ausgearbeitet worden. Ein jeder von ihnen hat seine ganz persönlichen Eigenheiten, so wirken alle von ihnen sehr lebendig und authentisch. Rebekka ist eine recht selbstbewusste Frau mit einem außerordentlichen musikalischen Talent. Sie liebt die Musik und kann mit ihr all ihre Gefühle ausleben. Gleichzeitig ist Rebekka mutig und entschlossen, sie stellt sich den Dämonen ihrer Vergangenheit und behält die bereits verstorbenen Lieblingsmenschen in ihrem Leben in würdiger und liebevoller Erinnerung. Sie ist offen und ehrlich, dabei sorgt sie sich um andere und hat viel Empathie für Menschen, denen es nicht so gut geht. Nathaniel ist ein musikalisches Genie, gleichzeitig ist er, obwohl ein attraktiver Mann, auch ein Künstler, der sich schwertut, Geduld mit anderen zu haben. Er wirkt oftmals herrisch und ungerecht, dabei hat er selbst so einige Geheimnisse in sich vergraben, die er niemandem offenbaren möchte. Die Entwicklung von Nathaniel innerhalb der Handlung ist wunderbar zu beobachten, vor allem, da er gleichzeitig mit mehreren Schicksalsschlägen zurecht kommen muss. Auch die weiteren auftauchenden Protagonisten wie Opal oder Mrs. Cheatham oder Delphia machen die Handlung durch ihre eigenen kleinen Episoden noch menschlicher und glaubwürdiger. Gerade durch sie wirkt die Geschichte noch viel lebendiger.

“Rebekkas Melodie” ist ein wunderschöner gefühlvoller historischer Roman, teils Liebesroman, aber auch ein Buch mit einer christlichen Botschaft. Die Geschichte dringt dem Leser mitten in die Seele und hallt noch lange nach, nachdem das letzte Wort gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für einen Roman, den man mit Genuss, mit Muße und viel Freude liest. Einfach wunderbar!