Eine Liebe im Orient
Das Haus der Granatäpfel1910. Genau an Silvester lernt die junge Berlinerin Klara Reinecke durch ihren Vater Peter Delacloche kennen, den Erbe eines großen Warenhandelskonzerns im türkischen Smyrna. Klaras Eltern sind sehr für ...
1910. Genau an Silvester lernt die junge Berlinerin Klara Reinecke durch ihren Vater Peter Delacloche kennen, den Erbe eines großen Warenhandelskonzerns im türkischen Smyrna. Klaras Eltern sind sehr für die Verbindung zwischen den beiden jungen Leuten, so reist Klara zwei Jahre später nach Smyrna, um Peter zu heiraten, auch wenn ihr diese Ehe widerstrebt, denn sie liebt Peter nicht. Im Sommerhaus der Familie Delacloche, dem “Haus der Granatäpfel”, fühlt sich Klara überhaupt nicht wohl, denn Peters Familie steht ihr abweisend gegenüber, ist sie doch so anders und viel freier erzogen, als es dort üblich ist. Und auch an ihre eigene Familie kann sich Klara nicht wenden, denn diese haben sie regelrecht in die Ehe hineinmanövriert. So ist Klara ganz auf sich allein gestellt. Als sie dem Arzt Sevan begegnet, ist es für sie beide die Liebe auf den ersten Blick. Doch der Mann ist ebenfalls verheiratet und hat Familie. Aber ihre Liebe zueinander können und wollen sie nicht aufgeben, was ihnen viel Unverständnis aus ihrem Umfeld entgegen bringt und vor allem viele Steine in den Weg legt…
Lydia Conradi alias Charlotte Roth hat mit ihrem Buch “Das Haus der Granatäpfel” einen wunderschönen historischen Roman vor exotischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist atmosphärisch dicht, manchmal etwas melancholisch und dabei sehr flüssig zu lesen. Die Autorin schafft es durch ihre Erzählweise, dem Leser ein farbenfrohes Bild der bunten Welt von Smyrna zu zeichnen und ihn während der Lektüre regelrecht dorthin zu beamen. Die Vielfalt der Nationen, die zur damaligen Zeit dort lebten sowie ihre verschiedenartigen Kulturen, religiösen Ansichten und gesellschaftlichen Gepflogenheiten werden ebenso thematisiert wie die Stellung der Frau in der damaligen Gesellschaft. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und mit der Handlung verflochten, so dass der Leser einen guten Rundumblick über politische Zusammenhänge und gesellschaftliche Zwänge erhält. Die Spannung wird langsam aufgebaut, steigert sich dann aber innerhalb der Handlung und durch die Interaktion der Protagonisten.
Die Charaktere sind liebevoll und sehr individuell ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Der Leser kann sich gut in sie hineinfühlen, sie wirken sehr authentisch und lebendig. Klara ist eine junge Frau, die ihr ganzes Leben lang immer fremdbestimmt wurde. Sie soll die Erwartungen ihrer Eltern erfüllen und später die ihres Ehemannes. Es wirkt fast so, als wäre sie willenlos, dabei hat sie ihre eigenen Vorstellungen vom Leben sowie geheime Träume. Klara wirkt oft einsam und in sich zurückgezogen, doch innerlich rebelliert sie und schon bald lebt sie nach ihrer eigenen Facon und schert sich nicht um die Meinung anderer. Das hat allerdings weitreichende Folgen für viele Menschen. Klaras Entwicklung innerhalb der Geschichte zu beobachten, ist hochinteressant und spannend zugleich. Peter ist ein sehr ruhiger Typ, der fast schon langweilig wirkt. Er hat von seiner Familie viel Verantwortung aufgebürdet bekommen und versucht, dieser gerecht zu werden. Dabei ist er ein sanfter Mann, der ebenfalls Träume hat und versucht, diese zu verwirklichen. Sevan ist ein sympathischer Mann, der sich seinen Traum, Arzt zu werden, hart erkämpfen musste und ihn nun mit großer Hingabe und Freude ausfüllt. Seine Frau und deren Familie sehen auf ihn herab, was ihn immer wieder verzweifeln lässt. Auch die anderen Protagonisten tragen mit ihren Schicksalen und ihrem Erscheinen dazu bei, dass die Handlung bunt und farbenfroh ist.
“Das Haus der Granatäpfel” ist ein spannender historischer Roman vor exotischer Kulisse mit der gesamten Vielfalt des Orients und seiner verschiedenartigen Bewohner und Nationalitäten. Eine Handlung, die anrührt und nachdenklich stimmt und viele Eindrücke hinterlässt. Absolute Leseempfehlung für alle, die Geschichten aus der Vergangenheit lieben und sich ebenso für die politischen Hintergründe und interessieren.