Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2022

Leichte Unterhaltungssnack für zwischendurch

Winterwunderglitzern
0

Victoria hat schon einige Schicksalsschläge einstecken müssen, nun fühlt sie sich in ihrer Straße heimisch, denn nicht nur die Geschäfte und kleinen Lokale versprühen eine familiäre Atmosphäre. Ihr Traum ...

Victoria hat schon einige Schicksalsschläge einstecken müssen, nun fühlt sie sich in ihrer Straße heimisch, denn nicht nur die Geschäfte und kleinen Lokale versprühen eine familiäre Atmosphäre. Ihr Traum wäre, hier einen eigenen kleinen Laden mit eigenen entworfenen Kleidern zu besitzen. Die Eröffnung eines großen Kaufhauses wirbelt nicht nur das Leben der kleinen Ladenbesitzer, sondern auch Victorias kräftig durcheinander. Ausgerechnet der Kaufhausbesitzer Oliver Russel torpediert ihren großen Traum, doch dann macht ausgerechnet er ihr ein etwas fragwürdiges Angebot, auf das sich Victoria einlässt und die Dinge aus dem Ruder laufen…
Georgia Toffolo hat mit „Winterwunderglitzern“ einen Liebesroman vorgelegt, der sich aufgrund der flüssigen und gefühlsbetonten Erzählweise sowie der Perspektivwechsel zwischen den Hauptprotagonisten kurzweilig lesen lässt. Der Leser wechselt zwischen Victoria und Oliver hin und her, deren Gedanken- und Gefühlswelt offen vor ihm liegen und gleichzeitig miteinander verschmelzen, so dass die Handlung einen guten Lesefluss garantiert. Victoria ist aufgrund eines Schicksalsschlages gezeichnet und lässt niemanden mehr näher an sich heran, eher konzentriert sie sich darauf, ihren Traum zu verwirklichen. Oliver andererseits wird von seiner Familie in eine Rolle gedrängt, die ihm die Luft abschnürt und der er sich doch nicht wirklich zu entziehen weiß. Das Zusammentreffen dieser zwei so völlig verschiedenen Charaktere wirkt im ersten Moment völlig abstrus, doch dann lernt beide voneinander und geben sich so die Möglichkeit, sich nicht nur besser kennenzulernen, sondern auch eine neue Richtung in ihrem Leben einzuschlagen und sich somit nicht um Chancen zu bringen, die sie glücklich machen könnten. Die Autorin hat zwar einen flüssigen Schreibstil, jedoch ist die ganze Geschichte ziemlich klischeebeladen und bleibt daher nur eine unter vielen dieser Art. Außerdem wird viel zu sehr auf Äußerlichkeiten wert gelegt, was vielleicht dem heutigen Zeitgeist entsprechen mag, jedoch sehr oberflächlich und nach einer Weile auch sehr langweilig wirkt. Die Geschichte hat kaum Spannungsmomente, ist sehr vorhersehbar und wirkt ein wenig wie eine Seifenoper.
Die Charaktere sind nach Schema F gestrickt und bieten aufgrund dessen keinen bleibenden Erinnerungswert. Der Leser verfolgt ihr Handeln und Tun ohne große Gefühlsregungen. Victoria hat schon einiges hinter sich, leidet aber immer noch darunter. Sie ist talentiert und kreativ, jedoch macht sie sich oft etwas vor. Oliver ist ein verwöhntes Söhnchen aus reichem Hause, der sich von der Familie unterbuttern lässt. Ihm fehlt die Courage, mal auf den Tisch zu hauen und sich gegen die Bevormundungen zu wehren. Viel lieber macht er es sich in der familiären Hängematte gemütlich und wirkt auch sonst recht oberflächlich und auf Äußerlichkeiten fixiert. Auch die übrigen Protagonisten stechen nicht aus der Menge heraus und bieten nicht viel Unterhaltungswert.
„Winterwellenglitzern“ ist ein Liebesroman, der sich kurzweilig lesen lässt, aber nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Eine leichte Geschichte für zwischendurch. Wer Tiefgründigkeit erwartet, wird hier enttäuscht. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.01.2022

"Jeder soll ein Haus bauen, der es kann." (Wilhelm Kaisen)

Das Geheimnis der Baumeisterin
0

1733. Potsdam ist die neue Heimat der Holländerin Nynke, ihrer jüngeren Schwester Anna und deren Ehemann Jan Boumann, denn dort ist ein im holländischen Baustil geprägtes Viertel geplant und Jan soll als ...

1733. Potsdam ist die neue Heimat der Holländerin Nynke, ihrer jüngeren Schwester Anna und deren Ehemann Jan Boumann, denn dort ist ein im holländischen Baustil geprägtes Viertel geplant und Jan soll als Baumeister bei der Umsetzung der Pläne mithelfen. Während ihre Familie sich eine standesgemäße Ehe für Nynke erhofft, findet diese es wesentlich spannender, Jan auf die Baustellen zu begleiten und sich mit den Bauwerken zu befassen. Als sie dem Handwerker Matthias begegnet, ist es für beide schon bald die große Liebe, doch Matthias‘ Herkunft entspricht so gar nicht den Vorstellungen von Nynkes Familie. Schon bald muss Matthias die Stadt verlassen, um endlich mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen, die er bisher vor Nynke verheimlicht hat. Nynke allerdings ist inzwischen schwanger und muss ganz allein entscheiden, wie es in ihrem Leben weitergehen soll…
Birgit Jasmund hat mit „Das Geheimnis der Baumeisterin“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der vor allem all jene ansprechen wird, die dem holländischen Viertel in Potsdam schon einmal einen Besuch abgestattet haben. Der flüssige und bildhafte Erzählstil bringt den Leser schnell ins 18. Jahrhundert, wo es noch einen preußischen König gab, der einige Vision für sein Land hatte, wozu auch der Bau eines Viertels nach holländischem Vorbild gehörte. Der Leser wird Nynke an die Seite gestellt, um ihr bei ihrem Lebensweg über die Schulter zu schauen und alles hautnah mitzuerleben. Der Bau des neuen holländischen Viertels fasziniert Nynke, die sich an die Fersen ihres Schwagers Jan heftet, der die Arbeiten überwachen und vorantreiben soll. Allerdings sind diese mit allerlei Schwierigkeiten behaftet, denn durch fehlende Materialien sowie Neid und Vorbehalte gegenüber dem holländischen Baumeister ergeben sich immer wieder Widerstände. Die Bauarbeiten machen einen Großteil der Geschichte aus und sind interessant zu lesen, da man auch viel über die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten sowie den Arbeitsalltag auf den Baustellen erfährt. Jedoch sind die Schilderungen irgendwann recht langatmig. Mit dem Zusammentreffen zwischen Nynke und Matthias ändert sich das Tempo der Geschichte, die nun in die romantisch-dramatische Richtung läuft. Matthias hat mit Geheimnissen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen, die ihn zwingen, Nynke und die Stadt zu verlassen. In ihrer Naivität hat sich Nyke in dieser Beziehung zu weit hervorgewagt und sich dabei in Schwierigkeiten gebracht. Die Autorin hat die historischen Begebenheiten gut mit ihrer Geschichte verknüpft, allerdings fehlt es der Handlung an Spannung und Überraschungsmomenten, um den Leser dauerhaft gut zu unterhalten, das kann leider auch der witzige Papagei Ritter nicht ändern, der etwas Farbe ins Spiel bringt.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen Ecken und Kanten bestückt, allerdings fehlt die Nähe zum Leser, der eher als Beobachter fungiert und die Szenerie aus der Distanz betrachtet, was ein Mitfiebern erschwert. Nynke hat ihren eigenen Kopf und genaue Vorstellungen davon, was sie vom Leben erwartet. Sie wirkt oft etwas naiv und vor allem unbedacht, was sie alsbald in Schwierigkeiten bringt. Schwester Anna benimmt sich wie eine Ersatzmutter, sie weiß alles besser, nörgelt ständig an Nynke herum, wobei aus ihrem Benehmen eher Neid und Eifersucht spricht, da Nynke sich Möglichkeiten herausnimmt, die sie selbst wohl nicht hatte. Insgesamt wirkt Anna eher wie eine mit sich unzufriedene Frau.
„Das Geheimnis der Baumeisterin“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der den Leser die Entstehung des holländischen Viertels von Potsdam miterleben lässt. Leider bisher der schwächste Roman der Autorin. Aufgrund von Langatmigkeit und fehlender Spannung kann es hier nur eine eingeschränkte Leseempfehlung geben!

Veröffentlicht am 30.12.2021

Liebesromanze mit deutlichen Schwächen

Muschelspiel
0

Kira reist von Amerika für eine dreimonatige Auszeit in die alte Heimat ihrer Familie, den englischen Cotswolds, um sich dort von ihrer stressigen Arbeit in einer New Yorker Anwaltskanzlei zu erholen und ...

Kira reist von Amerika für eine dreimonatige Auszeit in die alte Heimat ihrer Familie, den englischen Cotswolds, um sich dort von ihrer stressigen Arbeit in einer New Yorker Anwaltskanzlei zu erholen und etwas Abstand zu ihrem Verlobten Jason zu bekommen. In dem kleinen Dorf Castle Combe hat sie ein Cottage angemietet, wo sie die Seele baumeln lassen will. Doch schon in der ersten Nacht verschrecken sie merkwürdige Geräusche vom Dachboden so sehr, dass sie in Panik ihren Nachbarn, den Schriftsteller Matt Vellacott, aufsucht und um Asyl bittet. Matt weiß einiges über Kiras Cottage und deren Vorbesitzerin Pamela Saxby zu erzählen und stachelt damit Kiras Neugier an. Sie beginnt, in der Vergangenheit nach Spuren von Pamela zu suchen, die 1944 wie aus dem Nichts im Dorf auftauchte. Und während der Nachforschungen, bei denen sie Matt tatkräftig unterstützt, kommt sie dem englischen Schriftsteller immer näher…
Margot S. Baumann hat mit „Muschelspiel“ einen kurzweiligen Roman vorgelegt, dessen Handlung sich vor der malerischen, romantischen Kulisse der englischen Cotswolds zuträgt und den Leser zum Träumen einlädt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser mal an Kiras, mal an Matts Seite gleiten, um sie und ihre Gedanken- und Gefühlswelt näher kennenzulernen. Über wechselnde Perspektiven schaut der Leser den beiden Hauptprotagonisten bei ihren Erlebnissen neugierig über deren Schulter. Während für Kira nach dem pulsierenden New York die Beschaulichkeit des kleinen englischen Ortes gewöhnungsbedürftig ist, sucht Matt diese geradezu, um dort in der Abgeschiedenheit unter einem Pseudonym historische Romane zu Papier zu bringen. Die Autorin versteht es gut, ihre Handlung mit farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen zu verweben, so dass sich schnell eine romantische und hoffnungsvolle Stimmung breit macht. Kira, die sich neben einer selbstverordneten Auszeit auch Gedanken um ihr Privatleben machen möchte, wird durch die Nachforschungen um die verstorbene Cottagebesitzerin Pamela Saxby gut davon abgelenkt, wozu auch Matts Anwesenheit und Unterstützung beiträgt. Leider kommt die Spurensuche nach Pamela in der Handlung viel zu kurz, dafür steht die sich anbahnende Romanze zwischen Matt und Kira im Vordergrund. Die Geschichte ist recht vorhersehbar und an Spannung fehlt es leider auch, so dass das Ganze so vor sich hin plätschert.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet mit glaubwürdigen Ecken und Kanten, jedoch halten sie den Leser auf Abstand, so dass dieser eher Mitläufer und Beobachter ist als Teilnehmer. Kira ist eine gestresste Frau, die Erholung braucht. Zudem weiß sie noch nicht, wie ihr privates Leben weitergehen soll. Sie ist selbstbewusst, herrisch und stur. Matt wirkt erst wie ein Eigenbrötler, der sich in der Abgeschiedenheit gut eingenistet hat. Doch nach und nach entpuppt er sich als große Hilfe beim Stöbern in der Vergangenheit. Als Autor von historischen Romanen hat er da auch reichlich Erfahrung sammeln können.
„Muschelspiel“ ist ein Liebesroman vor malerischer Kulisse, der dem Leser mit Liebe und Geheimnissen eine Auszeit von Alltag beschert. Die Geschichte ist ganz unterhaltsam, sticht jedoch nicht aus der Menge hervor, so dass man diese bald vergessen haben wird. Eingeschränkte Empfehlung für eine kurzweilige Unterhaltung!

Veröffentlicht am 18.12.2021

Da beißt die Maus keinen Faden ab. (Sprichwort)

Schneiderei Graf - Schicksalszeiten
0

1958 Bad Godesberg. Die junge Edith Graf arbeitet als Hilfskraft in der Herrenschneiderei ihres Vaters, denn in jener Zeit war es ihr als Frau verwehrt, eine anständige Ausbildung zu machen und sich den ...

1958 Bad Godesberg. Die junge Edith Graf arbeitet als Hilfskraft in der Herrenschneiderei ihres Vaters, denn in jener Zeit war es ihr als Frau verwehrt, eine anständige Ausbildung zu machen und sich den Wünschen ihres Vaters zu beugen. Für sie ist eher vorgesehen, eine Ehefrau und Mutter zu werden, der geeignete Kandidat steht auch schon fest. Dabei wünscht sie sich nichts sehnlicher als das Handwerk von der Pieke auf zu lernen und in einer Damenschneiderei zu arbeiten, während ihr Zwillingsbruder Joachim nur sehr widerwillig dem Beruf nachgeht. Als Edith auch noch einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt, das ihr Weltbild ins Wanken bringt, bricht sie mit der Familie und steht vor großen Herausforderungen ihre Zukunft betreffend...

Susanne Kriesmer hat mit "Schicksalszeiten" den ersten Band ihrer "Schneiderei-Saga" vorgelegt, der kurzweilig zu lesen ist und den Leser in die jüngste deutsche Vergangenheit entführt, wo Frauen noch nicht gleichberechtigt waren. Der flüsssige und einfühlsame Erzählstil nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die späten 50 Jahre, um an Ediths Schicksal mitzuverfolgen. Edith hat als junge Frau noch keine eigene Entscheidungsgewalt und ist dazu verdonnert, sich als Hilfskraft in der Schneiderei ihres Vaters zu verdingen. Ihre eigenen Wünsche und Träume muss sie hintenanstellen, bis 1958 endlich das Gleichberechtigungsgesetzt in Kraft tritt. Danach ist sie frei, eigene Entscheidungen zu treffen, die allerdings in ihrem Fall sehr schwer wiegen. Sie findet einige Dinge über die Vergangenheit ihres Vaters heraus, was ihr Bild von ihm mächte durcheinander wirbelt und sie den Schritt in die Eigenständigkeit wagen lässt. Zudem steht sie zwischen zwei jungen Herren, die jeder für sich um ihre Aufmerksamkeit buhlen. Die Autorin hat ihre Geschichte mit den nötigen historischen Fakten untermalt, zudem gewährt sie dem Leser Einblick in die Arbeit einer Schneiderei. Der Spannungsbogen ist nicht sehr hoch angelegt, zu schnell kann der Leser erahnen, in welche Richtung die Handlung laufen wird. Es gibt kaum Überraschungen bis kurz vor Schluss der Geschichte, als die Autorin versucht, den Leser mit schnell aufeinanderfolgenden Ereignissen bei der Stange zu halten und für den Folgeband zu gewinnen, wobei einige Dinge recht unausgegoren wirken.

Die Charaktere sind eher oberflächlich gestaltet, sie besitzen zwar glaubwürdige menschliche Eigenheiten, jedoch bleiben sie während der gesamten Handlung eher unnahbar, so dass der Leser sich mit einer Statistenrolle begnügen muss und das Mitfiebern schwer fällt. Edith ist eine Träumerin, die sich schon bald in der Realität zurechtfinden muss. Ihr Leben war einmal vorgezeichnet, doch dann ändern sich die Umstände und sie muss auf einmal auf eigenen Beinen stehen und eigene Entscheidungen treffen. Sie wirkt oftmals naiv, ihr Freiheitsdrang ist allerdings gut nachvollziebar, ebenso ihr Wunsch, sich ihr eigenes Leben aufzubauen. Heinz ist ein bodenständiger freundlicher Mann, der Edith gern heiraten würde. Chauffeur Paul dagegen ist ein Freigeist, der Edith in seinen Bann gezogen hat und etwas Feuer in ihr Leben bringt.

"Schicksalszeiten" ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer Roman für zwischendurch, an den man nicht so große Erwartungen knüpfen sollte. Der Mix aus Familiengeschichte, Geheimnissen und Liebesgeplenkel vor historischem Hintergrund ist ganz nett, jedoch fehlt es hier eindeutig an Spannung und nahbaren Protagonisten, um die Geschichte im Gedächtnis zu behalten. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.11.2021

„Neid und Eifersucht sind die Schamteile der menschlichen Seele.“ (Friedrich Nietzsche)

Eifersucht
0

Jeder Liebhaber von guten skandinavischen Psychothrillern kennt den Namen Jo Nesbø, der seinen Ermittler Harry Hole immer wieder durch menschliche Abgründe schickt, um Verbrechen aufzuklären. Nun hat er ...

Jeder Liebhaber von guten skandinavischen Psychothrillern kennt den Namen Jo Nesbø, der seinen Ermittler Harry Hole immer wieder durch menschliche Abgründe schickt, um Verbrechen aufzuklären. Nun hat er mit „Eifersucht“ eine Sammlung von 7 Kurzgeschichten auf den Markt gebracht, die sich alle um jenes Gefühl drehen, das die Menschen mal mehr mal weniger umtreibt und zu allerlei verrückten Handlungen treibt.
Der flüssige Schreibstil lässt schnell in die Geschichte eintauchen, wobei sich unterschwellig schon bald die Spannung aufbaut und den Leser zum Miträtseln animiert. Dabei nutzt der Autor sein Händchen für psychologische Tricks, die beim Leser ein gewisses Kribbeln hervorrufen, aber auch interessant eingestreute Wendungen und Überraschungsmomente sorgen für eine Neuausrichtung innerhalb der Handlung und der Ermittlungsspur. Eifersucht ist bei den Menschen unterschiedlich ausgeprägt, mal geht es um Macht, mal um Liebe, mal um das Leben, das einem immer wieder übel mitspielt. Nesbø zeigt in seinen spannenden Kurzgeschichten so manche Blüte, die dieses Gefühl hervorbringt und die Menschen veranlasst, zu drastischen Maßnahmen zu greifen.
Bei einer dieser Geschichten begleitet der Leser den griechischen Ermittler Nikos Balli, der sich vor allem auf Morde aus Eifersucht spezialisiert hat. Balli, persönlich gerade seelisch etwas gebeutelt, macht sich auf die Suche nach einem Vermissten, der mit nach einem Streit mit seinem Zwillingsbruder spurlos verschwunden ist. Der Bruder gerät schnell in Verdacht, den Vermissten getötet zu haben, weil das Brüderpaar sich in die gleiche Frau verliebt hatte. Eifersucht könnte hier das größte Motiv sein. Doch dann entwickelt sich bei Ballis Nachforschungen alles in eine ganz andere Richtung.
Alle sieben Geschichten haben eine unterschiedliche Länge und eine andere Kulisse, doch das Thema „Eifersucht“ durchzieht sie alle, das Thema wird immer wieder aufs Neue beleuchtet. Jede von ihnen ist für sich unterhaltsam und sorgt für einige Spannungsmomente. Wer allerdings die Romane von Nesbø kennt, ist verwöhnt und merkt schnell, dass hier die ganze Finesse des Autors nicht so zum Tragen kommt, die normalerweise die menschliche Seele bis ins kleinste Detail seziert und so dem Leser einen Einblick in Abgründe liefert, die ihm oftmals völlig fremd sind. Hier wird aufgrund der Kürze der Geschichten leider nur an der Oberfläche gekratzt.
„Eifersucht" mit seiner Sammlung aus sieben Kurzgeschichten passt für Krimiliebhaber als Betthupferl gut für zwischendurch, kann jedoch die Romane des Autors nicht ersetzen. Gelungene kleine Sammlung, die recht unterhaltsam ist. Empfehlenswert!