Tragische Ereignisse
Die Liebe, die uns bleibtEdwina Spinner ist in den Siebzigern und zweifach verwitwet. Nachdem die Kinder ihre eigenen Wege gehen, lebt sie allein in einem zu großen Haus, das seit 50 Jahren ihr Zuhause ist. Inzwischen ist sie ...
Edwina Spinner ist in den Siebzigern und zweifach verwitwet. Nachdem die Kinder ihre eigenen Wege gehen, lebt sie allein in einem zu großen Haus, das seit 50 Jahren ihr Zuhause ist. Inzwischen ist sie in einem Alter, dass sie mit den täglichen Anforderungen und der Pflege des Gartens nicht mehr zurechtkommt. So entscheidet sie sich schweren Herzens, ihr Haus zu verkaufen. Sie schaltet einen Makler ein und während der Begehung der Räumlichkeiten überfallen Edwina bei jedem einzelnen Zimmer die Erinnerungen ihrer Vergangenheit. So sieht sie vor ihrem inneren Auge ihren ersten Ehemann Ollie und ihre gemeinsamen Zwillinge Charlie und Rowena, wie sie zur Witwe wird, ihre Arbeit als Illustratorin und später mit Dickie einen neuen Mann findet, der mit Lucas einen Sohn mit in die Ehe bringt. Neben vielen schönen Erinnerungen gibt es allerdings auch ein dunkles Geheimnis, dass so schicksalhaft und schmerzhaft war, dass Edwina am Ende einsam und allein ist. Was hat die Familie so auseinander gebracht?
Jenny Eclair hat mit ihrem Buch „Die Liebe, die uns bleibt“ einen sehr berührenden tragischen Roman vorgelegt, dessen Geschichte dem Leser ans Herz geht und nicht unbeteiligt lässt. Der Schreibstil ist flüssig und besitzt einen schönen unterschwelligen Humor, der den Leser zwischen all der Tragik oftmals unbewusst schmunzeln lässt. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich im Verlauf der Handlung immer mehr. Auch die Erzählweise aus drei verschiedenen Perspektiven gibt der Geschichte einiges an Spannung dazu. Die Autorin versteht es sehr gut, durch geschickte Platzierung der einzelnen Erinnerungen die Dramatik zu steigern und dem Leser erst ganz am Ende das eigentliche Geheimnis zu enthüllen. Einige Dinge werden dabei etwas zu ausführlich und detailliert erzählt, hier wäre weniger mehr gewesen.
Die Charaktere sind individuell ausgestaltet und in Szene gesetzt worden, aber einzig Edwina wirkt lebendig und authentisch, die anderen bleiben eher im Hintergrund und wenig greifbar. Edwina ist eine sympathische alte Dame, die sich aufgrund ihres Alters von ihrem Zuhause trennen muss. Es fällt ihr schwer, sich selbst einzugestehen, dass sie den täglichen Anforderungen nicht mehr gewachsen ist, die solch ein Grundstück mit sich bringt. Aber auch die vielen Erinnerungen, die sie im Laufe von 50 Jahren angehäuft hat, machen ihr das Leben nicht leichter. Edwina ist von eher zurückhaltender Natur, wirkt oftmals schuldbewusst und hilflos. Aber vor allem ist sie eines – einsam. Stiefsohn Lucas ist ein unangenehmer Zeitgenosse. Bei ihm fällt es schwer, als Leser objektiv zu bleiben und keine Partei zu ergreifen. Alle anderen Protagonisten sind leider nur oberflächlich dargestellt, hier wäre etwas mehr Detailliebe wünschenswert gewesen.
„Die Liebe, die uns bleibt“ ist ein tragisch-komischer Roman über eine generationsübergreifende Familie mit einem dunklen Geheimnis. Das Buch verspricht gute Unterhaltung für zwischendurch, leider keine denkwürdige Lektüre. Eingeschränkte Leseempfehlung.