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Veröffentlicht am 16.09.2017

Tragische Ereignisse

Die Liebe, die uns bleibt
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Edwina Spinner ist in den Siebzigern und zweifach verwitwet. Nachdem die Kinder ihre eigenen Wege gehen, lebt sie allein in einem zu großen Haus, das seit 50 Jahren ihr Zuhause ist. Inzwischen ist sie ...

Edwina Spinner ist in den Siebzigern und zweifach verwitwet. Nachdem die Kinder ihre eigenen Wege gehen, lebt sie allein in einem zu großen Haus, das seit 50 Jahren ihr Zuhause ist. Inzwischen ist sie in einem Alter, dass sie mit den täglichen Anforderungen und der Pflege des Gartens nicht mehr zurechtkommt. So entscheidet sie sich schweren Herzens, ihr Haus zu verkaufen. Sie schaltet einen Makler ein und während der Begehung der Räumlichkeiten überfallen Edwina bei jedem einzelnen Zimmer die Erinnerungen ihrer Vergangenheit. So sieht sie vor ihrem inneren Auge ihren ersten Ehemann Ollie und ihre gemeinsamen Zwillinge Charlie und Rowena, wie sie zur Witwe wird, ihre Arbeit als Illustratorin und später mit Dickie einen neuen Mann findet, der mit Lucas einen Sohn mit in die Ehe bringt. Neben vielen schönen Erinnerungen gibt es allerdings auch ein dunkles Geheimnis, dass so schicksalhaft und schmerzhaft war, dass Edwina am Ende einsam und allein ist. Was hat die Familie so auseinander gebracht?

Jenny Eclair hat mit ihrem Buch „Die Liebe, die uns bleibt“ einen sehr berührenden tragischen Roman vorgelegt, dessen Geschichte dem Leser ans Herz geht und nicht unbeteiligt lässt. Der Schreibstil ist flüssig und besitzt einen schönen unterschwelligen Humor, der den Leser zwischen all der Tragik oftmals unbewusst schmunzeln lässt. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich im Verlauf der Handlung immer mehr. Auch die Erzählweise aus drei verschiedenen Perspektiven gibt der Geschichte einiges an Spannung dazu. Die Autorin versteht es sehr gut, durch geschickte Platzierung der einzelnen Erinnerungen die Dramatik zu steigern und dem Leser erst ganz am Ende das eigentliche Geheimnis zu enthüllen. Einige Dinge werden dabei etwas zu ausführlich und detailliert erzählt, hier wäre weniger mehr gewesen.

Die Charaktere sind individuell ausgestaltet und in Szene gesetzt worden, aber einzig Edwina wirkt lebendig und authentisch, die anderen bleiben eher im Hintergrund und wenig greifbar. Edwina ist eine sympathische alte Dame, die sich aufgrund ihres Alters von ihrem Zuhause trennen muss. Es fällt ihr schwer, sich selbst einzugestehen, dass sie den täglichen Anforderungen nicht mehr gewachsen ist, die solch ein Grundstück mit sich bringt. Aber auch die vielen Erinnerungen, die sie im Laufe von 50 Jahren angehäuft hat, machen ihr das Leben nicht leichter. Edwina ist von eher zurückhaltender Natur, wirkt oftmals schuldbewusst und hilflos. Aber vor allem ist sie eines – einsam. Stiefsohn Lucas ist ein unangenehmer Zeitgenosse. Bei ihm fällt es schwer, als Leser objektiv zu bleiben und keine Partei zu ergreifen. Alle anderen Protagonisten sind leider nur oberflächlich dargestellt, hier wäre etwas mehr Detailliebe wünschenswert gewesen.

„Die Liebe, die uns bleibt“ ist ein tragisch-komischer Roman über eine generationsübergreifende Familie mit einem dunklen Geheimnis. Das Buch verspricht gute Unterhaltung für zwischendurch, leider keine denkwürdige Lektüre. Eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2017

Ein Leben im Mikrokosmos

Ein Gentleman in Moskau
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1922 - 1954 Moskau. Der wohlhabende Graf Alexander Rostov ist 30 Jahre alt und hat mit seinen Gedichten sowie für seine Gesinnung für so viel Unmut gesorgt, dass er 1922 erst zum Tode verurteilt, dann ...

1922 - 1954 Moskau. Der wohlhabende Graf Alexander Rostov ist 30 Jahre alt und hat mit seinen Gedichten sowie für seine Gesinnung für so viel Unmut gesorgt, dass er 1922 erst zum Tode verurteilt, dann jedoch unter lebenslangen Hausarrest im Luxushotel Metropol gestellt wird. Man sollte meinen, dass einem bei dem Urteil die Decke auf den Kopf fällt, doch Rostov arrangiert sich in einer kleinen Mansarde im 6. Stock seines Arrestdomizils und passt seine Lebensgewohnheiten den Umständen an. Während draußen vor den Hoteltüren der Umbruch mit Krieg und Revolution in der Stadt Einzug hält, macht er sich Gedanken über die Gäste und Bediensteten im Hotel, die ihn mit den nötigen Informationen versorgen, die außerhalb der Hotelmauern stattfinden. Aber auch innerhalb der Hotelwände gibt es einige Schicksale, die ihn zum Handeln zwingen. Er kümmert sich rührend da kleine Mädchen Nina, Jahre später dann um Ninas Tochter Sofia, als Nina verschwindet. All sein Herzblut gibt Graf Alexander Rostov, ein Gentleman der alten Schule, doch am Ende ist immer er der Verlassene, denn während die anderen das Hotel Metropol verlassen, ist er weiterhin dort gefangen.

Amor Towles hat mit seinem Buch „Ein Gentleman in Moskau“ einen ganz bezaubernden Roman vorgelegt, der den Leser zum einen auf eine Zeitreise durch 30 Jahre Moskauer Politik und Geschichte mitnimmt und zum anderen eine Protagonisten präsentiert, der so einzigartig wie unvergesslich ist. Der Schreibstil ist sowohl flüssig als auch lebendig und elegant, der Autor versteht es auf sehr bildgewaltige Weise, dem Leser das Hotel Metropol sowie dessen Besucher und Bediensteten so eindrucksvoll nahe zu bringen, dass man den Eindruck hat, selbst dort gewesen und die Personen getroffen zu haben. Gleichzeitig wird von der ersten Seite an eine Spannung aufgebaut, die sich während der Geschichte immer mehr steigerte und einem das Buch regelrecht an den Händen klebte, weil man sich nicht trennen wollte. Towles hat seine Handlung nicht nur mit einem interessanten geschichtlichen Hintergrund versehen, sondern lässt den Leser auch an Literaturzitaten, russischen Lebensgewohnheiten und Anekdoten teilhaben. Durch geschickte Wendungen und Überraschungseffekte ist man bei diesem Buch nie sicher, was im nächsten Augenblick auf einen zukommt und gerade das macht die Geschichte so unterhaltsam und einzigartig.

Die Charaktere sind alle detailliert und liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren unterschiedlichen Wesenszügen und Eigenheiten geben sie der Handlung immer wieder ein neues Gesicht. Graf Rostov ist ein charismatischer Gentleman, wie er im Buche steht. Er ist wohlhabend, jedoch wird ihm sein Titel nach dem Urteil aberkannt. Doch er verliert dadurch keinesfalls an Größe, besitzt er doch ein großes Herz und ist vielseitig interessiert. Er ist eine Frohnatur und ein Optimist gleichzeitig, weshalb er seiner prekären Lage so positiv gegenüberstehen kann und in all den Jahren nie den Mut verliert. Bei ihm ist das Glas immer halbvoll, und so nimmt er sich den Gestrandeten ebenso an wie den Angestellten, immer höflich und freundlich, geradezu liebevoll. Er wagt sogar den Ausflug in den Kellnerberuf und freundet sich mit dem Küchenchef Emile an, der ihn mit seinen kunstvollen Speisen immer wieder erfreut. Sämtliche Protagonisten sind aufgrund ihrer eigenen kleinen Episoden eine Bereicherung im Leben von Graf Rostov als auch für die durchaus bunte und liebevolle Handlung.

„Ein Gentleman in Moskau“ ist eine ganz zauberhafte Geschichte über einen Mikrokosmos, dem Graf Alexander Rostov durch seine Präsenz den Stempel aufdrückt. Liebevoll und mit einigem Humor erzählt, rasen die über 500 Seiten dahin und am Ende fühlt man sich fast selbst zuhause im Hotel Metropol in Moskau mit all den Personen, die über die Jahre dort Einzug gehalten haben, aber in Alexander hat man sich verliebt. Absolute Leseempfehlung für einen Roman der Extraklasse!

Veröffentlicht am 10.09.2017

Schokolade ist gut für die Seele

Zartbitter ist das Glück
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Kat und Niklas leben auf den Fidschiinseln, wo sie gemeinsam eine Kakaofarm betreiben. Als Niklas auf tragische Weise plötzlich verstirbt, schickt Kat ihren alten norwegischen Schulfreundinnen Sina, Ingrid, ...

Kat und Niklas leben auf den Fidschiinseln, wo sie gemeinsam eine Kakaofarm betreiben. Als Niklas auf tragische Weise plötzlich verstirbt, schickt Kat ihren alten norwegischen Schulfreundinnen Sina, Ingrid, Lisbeth und Maya einen Brief mit einer unverbindlichen Einladung, den Lebensabend mit ihr auf Fidschi zu verbringen und sie bei der Herstellung von Schokolade zu unterstützen. Lange haben sich die fünf Frauen nicht mehr gesehen, und auch, wenn sie mal eng befreundet waren, hat jede einzelne von ihnen doch einen anderen Lebensweg eingeschlagen. So will eine Übersiedelung nach Fidschi reiflich überlegt werden, doch Ingrid und Sina sind die ersten, die auf der Insel eintreffen, Maya und Lisbeth folgen kurz darauf. Alle Frauen sind inzwischen weit über 60 Jahre alt und haben ihr eigenes Leben geführt, so gilt es nun, sich nach 40 Jahren wieder aneinander zu gewöhnen und zusammenzurücken. Dabei bleibt es nicht aus, dass man untereinander das eine oder andere Geheimnis herausfindet, das manch eine lieber verheimlichen würde. Werden es die fünf Frauen schaffen, sich eine gemeinsame Zukunft auf Fidschi aufzubauen und ihre Freundschaft wieder so eng werden zu lassen, wie sie einmal war?

Die norwegische Schriftstellerin Anne Østby hat mit ihrem Buch „Zartbitter ist das Glück“ einen sehr unterhaltsamen und feinfühligen Roman über Freundschaft und Hoffnungen vor der zauberhaften exotischen Kulisse der Fidschi-Inseln vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, leicht melancholisch und sehr bildgewaltig, er lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen, um die fünf Frauen kennen und verstehen zu lernen, ihre geheimsten Wünsche, verlorene Träume und Enttäuschungen zu erfahren. Durch geschickte Perspektivwechsel wird eine Spannung aufgebaut, die unterschwellig immer zu spüren ist. Zudem kommt mit dem Hausmädchen Ateca eine einheimische Frau zu Wort, die außerhalb des Freundinnenkreises steht und mit ihren Gebeten, ihren eigenen Anschauungen und ihrem kulturellen Hintergrund bezüglich der Dinge und Situationen dem Leser einen neuen und erweiterten Blickwinkel erlaubt. Die Landschaftsbeschreibungen sind farbenfroh und sorgen für ein gewisses Fernweh und den Wunsch, dieses Paradies mit eigenen Augen zu sehen. Die eingeflochtenen Gebräuche und Sitten der Landesbewohner eröffnen eine andere Denkweise und lassen Raum für Überlegungen.

Die Charaktere sind sehr individuell und realistisch angelegt, sie werden so lebendig in Szene gesetzt, dass der Leser jedem einzelnen von ihnen sehr nah kommt. Kat ist eine sehr sympathische Frau, die mit ihrem Ehemann die ganze Welt bereist hat, doch am Ende steht sie allein da mit einer Plantage. Kat ist eine gute Beobachterin, besitzt Feingefühl und kann oftmals mit ihrer vermittelnden Art die Wogen glätten. Mayas Schicksal lässt einen nicht unberührt, sie leidet an Alzheimer und ist dennoch so mutig, diesen Schritt in unbekanntes Terrain zu wagen, um mit ihren alten Freundinnen noch etwas Zeit verbringen zu können. Lisbeth ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie lange braucht, um auch kopfmäßig bei ihren Freundinnen und auf Fidschi anzukommen. Sina hat einen verzogenen Sohn, der überheblich und großkotzig ist. Bisher wurde sie seiner Unverschämtheiten nicht Herr. Ingrid erfährt erst auf der Insel, was es heißt, das Leben auch mal zu genießen. Die einheimische Hausangestellte Ateca ist insgeheim die Mutter der Kompanie, denn sie ist immer zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird und hat das Herz am rechten Fleck. Ihre Gespräche mit Gott sind ebenso unterhaltsam wie die Geschichten der einzelnen Frauen. Auch die anderen Protagonisten wissen mit ihren kleinen Auftritten während der Handlung zu überzeugen und hinterlassen beim Leser ein rundum vollständiges Bild.

„Zartbitter ist das Glück“ ist eine berührende und tiefgründige Geschichte über das Leben, die Kraft der Freundschaft, alte Geheimnisse, versäumte Gelegenheiten und den Mut, noch einmal ganz neu anzufangen. Alle, die sich gern von ausdrucksstarker Lektüre verführen lassen, sind hier bestens aufgehoben. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.09.2017

Zeit für Veränderungen

Pirasol
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2014. Die 84-jährige Witwe Gwendoin Suhr lebt mit der 69-jährigen Thea Hartwig, die sie auf dem Friedhof kennengelernt hat, in der alten Fabrikantenvilla Pirasol. Gwendolin hat ihren einzigen Sohn viele ...

2014. Die 84-jährige Witwe Gwendoin Suhr lebt mit der 69-jährigen Thea Hartwig, die sie auf dem Friedhof kennengelernt hat, in der alten Fabrikantenvilla Pirasol. Gwendolin hat ihren einzigen Sohn viele Jahre nicht mehr gesehen, seitdem ihr verstorbener herrischer Ehemann Willem diesen vor langer Zeit aus dem Haus vertrieben hat. Doch plötzlich gibt es die Nachricht, dass dieser sich wieder in der Stadt aufhalten soll. Gwendolin zermürbt sich seitdem mit Schuldgefühlen und lässt ihr Leben noch einmal Revue passieren, angefangen bei ihrer Kindheit über den Krieg bis hin zu ihrer Ehe und dem Verlust des Sohnes. Thea dagegen fühlt sich von der Nachricht bedroht und setzt alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ein, ihr erschlichenes Wohnrecht in der Villa zu verteidigen und nach all den Jahren des Zusammenlebens mit Gwendoline ihre Ansprüche auf Pirasol geltend zu machen. Wird Gwendoline die Kraft aufbringen, sich endlich gegen Thea zur Wehr zu setzen?

Susan Kreller hat mit ihrem Buch „Pirasol“ einen sehr eindrucksvollen und poetischen Roman vorgelegt, der dem Leser noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Der Schreibstil besticht durch eine besondere Sensibilität und eigene wunderbare Wortkreationen, die des Lesers Herz anrühren. Schnell versinkt man in dieser Geschichte voller Traurigkeit und Schmerz, jedoch nicht ohne den unterschwelligen Funken namens Hoffnung, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Die Handlung lebt von den ständigen Perspektivwechseln zwischen Gegenwart und Gwendolins Erinnerungen an 80 Jahre Vergangenheit. Die Zeitreise durch ein bereits lange gelebtes Leben ist ebenso bildgewaltig wie die gegenwärtige Lebenssituation der beiden Frauen, die beim Leser ein Auf und Ab auf dem Gefühlsbarometer verursachen.

Die Charaktere wurden so individuell wie realistisch geformt und geben dem Leser tiefe Einblicke in ihre Gedanken, ihre Gefühlswelt und ihre Intentionen. Gwendolin ist eine sehr zurückhaltende und stille Frau, die sich Zeit ihres Lebens nie aufgelehnt oder Schwierigkeiten entgegen gestellt hat. Sie hasst sich selbst dafür, ihren Sohn gegenüber dem despotischen Ehemann nicht verteidigt zu haben, doch dafür fehlte ihr die Kraft, hat sie sich doch ihrem Schicksal ergeben. Doch gerade das macht ihr ihr Leben zur Hölle, und sie will diesen Zustand partout noch ändern, endlich selbstbestimmen und Frieden mit sich selbst schließen. Thea ist eine berechnende, starke Frau, die genau weiß, was sie will. Sie kennt keine Skrupel, ihren Willen durchzusetzen, bedient sich der psychologischen Manipulation, um Gwendoline Stück für Stück zu entmündigen.

„Pirasol“ ist ein literarisches Meisterwerk, das dem Leser auf eindrucksvolle Art deutlich macht, dass jeder sein Leben ändern kann, egal in welchem Alter. Es gilt den Willen dazu aufzubringen und dann den Weg unbeirrt zu gehen, ohne sich beeinflussen oder bevormunden zu lassen. Hierfür kann es nur eine absolute Leseempfehlung geben. Chapeau – alles richtig gemacht!

Veröffentlicht am 10.09.2017

Jede Geschichte hat mehrere Seiten...

In einem anderen Licht
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Die Journalistin Miriam ist seit zwei Jahren mit ihrem kleinen Sohn Max allein, denn ihr Mann Gregor starb bei einem Auslandseinsatz als Fotograf. Miriam arbeitet für das anspruchsvolle amburger Frauenmagazin ...

Die Journalistin Miriam ist seit zwei Jahren mit ihrem kleinen Sohn Max allein, denn ihr Mann Gregor starb bei einem Auslandseinsatz als Fotograf. Miriam arbeitet für das anspruchsvolle amburger Frauenmagazin „Anabel“ und als Organisatorin für die Preisverleihung der von der Reedereierbin Dorothea Satorius gestifteten Auszeichnung für Zivilcourage zuständig. In Zuge der Vorbereitungen ist auch ein Interview mit der recht medienscheuen Stiftungspatin geplant. Bevor Miriam das Interview führt, erreichen sie Briefe, die sie auffordern, Dorothea Satorius nach „Marguerite“ zu fragen. Miriam nimmt die Briefe zunächst nicht ernst, doch dann wird sie doch stutzig, denn der Absender ist sehr hartnäckig. So spricht Miriam Dorothea direkt an, doch die weicht ihr aus, wobei sie allerdings nichts dagegen hat, wenn Miriam selbst nach den Antworten sucht. Miriam, neugierig geworden, fängt an zu recherchieren. Eher zufällig gerät sie auf die Spur einer Untergrundformation der 70er Jahre in Berlin, einer terroristischen Nachfolgegruppierung der RAF und damit auf ein Stück jüngster Zeitgeschichte verbunden mit Verrat, Gewalt und Liebe.

Katrin Burseg hat mit ihrem Buch „In einem anderen Licht“ einen sehr eindringlichen Roman vorgelegt, der die jüngste deutsche Vergangenheit auf verschiedene Art und Weise beleuchtet. Der Schreibstil ist flüssig und zieht den Leser schnell in die Handlung hinein. Die Autorin bedient sich einer leichten und verständlichen Sprache, ohne große Gefühlsregungen an den Tag zu legen, um den Leser in keiner Weise zu beeinflussen. Gleichzeitig beleuchtet sie die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, so dass man einen Rundum-Eindruck erhält, denn nichts hat nur eine Sichtweise, jemand anderes sieht die Dinge „in einem anderen Licht“. Die Handlung teilt sich zum einen auf in die Gegenwart und zum anderen werden die 70er Jahre zum Leben erweckt. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber während der Handlung immer mehr, vor allem auch durch die verschiedenen Sichtweisen. Und gerade das macht das Besondere von Bursegs Schreibweise aus. Dazu verbindet sie die Themen Vergangenheitsbewältigung, Schuld, Verlust und Trauerverarbeitung miteinander, weckt damit sowohl die Neugier und das Interesse des Lesers, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und platziert worden. Sie wirken wie aus dem Leben gegriffen, realistisch und zeitgemäß. Miriam hat den Verlust ihres Mannes noch nicht ganz verarbeitet, da bekommt sie eine Aufgabe, die sie völlig vereinnahmt und auch vom eigenen Kummer ablenkt. Sie ist sensibel, einfühlsam, aber auch hartnäckig und neugierig. Durch ihre intensive Recherchearbeit merkt man, wie sie ihre eigene Trauer in den Hintergrund schiebt und sich völlig konzentriert in die Arbeit stürzt. Dorothea lebt sehr zurückgezogen und ist medienscheu. Sie wirkt geheimnisvoll, doch das hat seine Gründe, die sie gern für sich behalten möchte. Bobo ist ein Lebenskünstler, ein Nachbar Miriams, der in ihr Gefühle weckt, die ihr ein schlechtes Gewissen verursachen. Die Nebenprotagonisten unterstützen mit ihren kleinen Geschichten ebenfalls die Authentizität der Geschichte.

„In einem anderen Licht“ ist ein zeitgenössischer Roman über die jüngste deutsche Nachkriegsgeschichte, die spannend erzählt wird und dem Leser die Möglichkeit gibt, alles von mehreren Seiten zu betrachten. Ein Buch das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig zu fesseln weiß. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung