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Veröffentlicht am 12.08.2017

Alter schützt vor Liebe nicht

Und jetzt lass uns tanzen
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Nachdem ihr Mann Henri verstorben ist, lebt die 78-jährige Marguerite Delorme zum ersten Mal seit über 50 Jahren allein und muss auch alle Entscheidungen endlich einmal allein für sich treffen. Henri war ...

Nachdem ihr Mann Henri verstorben ist, lebt die 78-jährige Marguerite Delorme zum ersten Mal seit über 50 Jahren allein und muss auch alle Entscheidungen endlich einmal allein für sich treffen. Henri war Notar und sie die Frau an seiner Seite, die sich zwar um alles kümmerte, aber wenig zurückbekam, vor allem keine Liebe. Marguerite hatte kein eigenes Leben, und nun tritt ihr eigener Sohn in die Fußstapfen des Vaters und will ebenso über sie bestimmen. Marguerite steht auf unsicheren Beinen, weiß nicht so richtig, welche Richtung ihr Leben nehmen soll, als sie bei einer Kur in den Bergen auf den 73-jährigen Witwer Marcel Guedj trifft, der mit seiner großen Liebe Nora viele Jahrzehnte glücklich war und noch immer trauert. Recht schnell verlieben sich die beiden ineinander – sehr zum Missfallen ihrer eigenen Familien, die keinerlei Verständnis aufbringen für die Gefühle der beiden Betagten, die sich jedoch nicht davon abbringen lassen, das Leben endlich zu genießen, gemeinsam etwas Neues zu erleben und sich wieder jung zu fühlen. Wird ihre Liebe den Widrigkeiten des Alltags trotzen?

Karine Lambert hat mit ihrem Buch „Und jetzt lasst uns tanzen“ einen wunderschönen und gefühlvollen Roman über die Liebe im Alter vorgelegt, der von der ersten Seite an bezaubert. Der Schreibstil ist einfühlsam, zart und leise, fast poetisch zu nennen, dabei auch sehr bildhaft. Sehr rücksichtsvoll beleuchtet die Autorin Verlust und Trauer sowie die Zaghaftigkeit, die älteren Menschen innewohnt, wenn sie auf einmal ganz allein dastehen und mit Dingen konfrontiert werden, um die man sich vorher zu zweit gekümmert hat bzw. bei denen man Unterstützung hatte. Ebenso zeigt Lambert auf, mit welchem Unverständnis die nachfolgenden Generationen reagieren, selbstsüchtig und gewohnheitsmäßig über das Leben anderer ihr Urteil fällen bzw. ihren eigenen Willen ohne Rücksicht auf die Gefühle durchsetzen wollen und dabei in Kauf nehmen, die Betroffenen zu bevormunden oder um ihr Glück zu bringen. Warum sollte man sich nicht mehr verlieben, wenn man älter ist? Welches Recht haben jüngere Generationen, dies in Frage zu stellen? Die Autorin zeigt die Respektlosigkeit auf, aber auch die wachsende Selbständigkeit trauernder Menschen, die ein neues Glück gefunden haben und sich selbst genügend Fragen stellen bzw. Zweifel hegen, als dass sie auch noch von anderen verunsichert werden sollten.

Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und platziert worden. Sie wirken so lebensnah und authentisch, man kann sich gut in sie hineinversetzen. Die 78-jährige Marguerite ist eine Frau, die jahrzehntelang erst unter der Fuchtel ihrer Eltern und dann unter ihrem kalten Ehemann ihr Leben regelrecht fristete. Sie musste auf Wärme und Liebe verzichten, ein Wunder, dass sie das überlebt hat. Sie ist eine Frau, die sich Leidenschaft und Schmetterlinge wünscht, die Hoffnung darauf aber eigentlich schon aufgegeben hat. Marguerite wirkt lange Zeit unsicher, gewinnt aber im Laufe der Geschichte immer mehr an Stärke. Marcel ist ein warmherziger Mann, der die Liebe jahrelang erleben durfte und den der Verlust gebrochen hat. Er fühlt sich einsam, das Zusammentreffen ist regelrecht sein Rettungsanker, um weiterhin am Leben festzuhalten und es von einer ganz neuen Sicht- und Lebensweise kennenzulernen. Auch die anderen Protagonisten sind sehr gut ausgewählt und unterstützen mit ihrem Erscheinen und ihren Handlungen die Handlung.

„Und jetzt lass uns tanzen“ ist ein großartiger Roman über eine Liebe im Alter, über das unvorhergesehene Glück, über das Herausbrechen aus alten Sichtweisen, über die Chancen, die das Leben einem anbietet und über das Entdecken der Freude am Leben überhaupt. Ein wundervolles Buch, das unter die Haut geht und viele Gedankengänge in Bewegung setzt. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich gelungenes Highlight!

Veröffentlicht am 11.08.2017

Paris - historische und kulturelle Metropole

Paris
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Die Metropole und französische Hauptstadt Paris ist die Stadt der Liebe, der Kultur und des Laissez-faire. Es besteht nicht nur aus dem Eifelturm, dem Louvre und Sacre Coeur, sondern setzt sich aus vielen ...

Die Metropole und französische Hauptstadt Paris ist die Stadt der Liebe, der Kultur und des Laissez-faire. Es besteht nicht nur aus dem Eifelturm, dem Louvre und Sacre Coeur, sondern setzt sich aus vielen verschiedenen Arrondissements mit ihren Prachtboulevards und kleinen Gassen zusammen, jeder einzelne ist eine kleine Stadt für sich, in der es vieles zu entdecken und zu bestaunen gibt.

Markus Spiegelhalder führt den Leser mit seinem Buch „Paris – Lichte Straßen im Abglanz der Zeiten“ durch eine Stadt der Jahrhunderte, zeigt die Veränderungen auf und erzählt deren Kulturgeschichte. Er lässt den Leser an der Entstehung und Entwicklung teilhaben, lässt eine Zeitreise durch verschiedene Kriegsphasen zu, wobei vor allem die Französische Revolution einige Spuren in der Stadt hinterlassen hat. Sei es die Architektur, die verschiedenen Gesellschaftsstrukturen oder auch die verschiedenen Königshäupter, die diese Stadt als Regenten ihren Stempel aufgedrückt haben, alle finden in diesem Buch ihren Platz.

Paris ist mir nicht fremd, durfte ich mich doch für einige Jahre Bürgerin der französischen Hauptstadt nennen und die Metropole lieben lernen. Ich habe die Katakomben unter der Stadt besucht, die Straßen durchstreift und die Museen belagert. Eigentlich könnte man sagen, dass ich die Stadt recht gut kenne. Durch die Lektüre dieses Buches habe ich jedoch einige neue Geschichten über Paris erfahren, die meinem nächsten bald anstehenden Besuch der Stadt einen anderen Blickwinkel geben.

Vielen Dank für ein sehr informatives und auch gefühlvolles Buch über eine Stadt, die weltoffen und warmherzig ist, die schöne, aber auch dunklere Seiten hat. Doch sie bleibt immer liebenswert und einzigartig – so wie dieses Buch!

Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.08.2017

Teufelswasser

Der Duft des Teufels
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1695 Köln. Der Italiener Giovanni Paolo Feminis verdient sich als Kramhändler seinen Lebensunterhalt, um seine Frau Sophia und seine Kinder durchzubringen. Seine Leidenschaft gilt allerdings dem Herstellen ...

1695 Köln. Der Italiener Giovanni Paolo Feminis verdient sich als Kramhändler seinen Lebensunterhalt, um seine Frau Sophia und seine Kinder durchzubringen. Seine Leidenschaft gilt allerdings dem Herstellen von Düften, insbesondere will er das Rezept seines Großvaters für die Kreation eines besonderen Aqua mirabilis entschlüsseln, um damit seinen Lebensstandard zu heben. Als er seine Frau von der Kirche abholen will, gelangt er mitten in einen Menschenauflauf, denn die Kirche wurde geschändet. Jeder ist sich sicher, dass der Teufel hier die Hand im Spiel hat. Die Hebamme Kathrina Obladen ist Witwe und lebt allein im Haus ihres Mannes. Sie bekommt keine Aufträge mehr, sondern vedingt sich ihren Unterhalt mit Flickschneiderei, denn sie wird von allen „die Protestantische“ genannt, obwohl sie katholisch ist und regelmäßig die Messe besucht. Als der Weber Fritz Haan ihr einen Antrag macht, lehnt Kathrina diesen ab, denn der Mann ist ihr unheimlich. Haan ist über die Abweisung so zornig, dass er auf Rache sinnt. Die Möglichkeit kommt schneller als erwartet in Gestalt des Dominikanermönches Bruder Martin, einem wortgewandten harten Mann, der dem Teufel in Köln den Gar ausmachen will. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Er zettelt mit Fritz Haan eine Hetzjagd gegen Frauen an, als in Köln ein Duftwasser auftaucht, das die Menschen willenlos und sündig machen soll, das sogenannte Teufelswasser. Haan hat nichts Besseres zu tun, als Kathrina als Hexe anzuzeigen, die daraufhin mit vielen anderen Frauen in den Kerker wandert. Der Kaufmannssohn Daniel, den Katharina erst vor kurzem kennengelernt hat, holt sich Giovanni Paolo Feminis mit ins Boot – gemeinsam machen sie sich auf die Jagd nach dem Hersteller des Teufelswassers und versuchen, die Frauen aus ihrem Gefängnis zu befreien.

Birgit Jasmund hat mit ihrem Buch „Der Duft des Teufels“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und mit altem Vokabular gespickt, das im angehängten Glossar ausführlich erklärt wird. Die Autorin hat gut recherchiert und gewährt dem Leser einen Einblick in die damaligen Lebensumstände, Glaubensrichtungen sowie die gesellschaftlichen Strukturen, die es im 17. Jh. in Köln gegeben hat. Die Streifzüge durch die Stadt sind so lebendig beschrieben, dass der Leser sich das alte Köln wunderbar vorstellen kann. Die Hexenverfolgung ist schon einige Jahre her, aber die Autorin macht durch geschickte Dialoge und charismatische Protagonisten deutlich, wie schnell sich die Menschen manipulieren lassen und wieder dem Aberglauben verfallen, ihre Meinung ändern und sich sogar gegen die eigenen Nachbarn stellen, mit denen sie vorher befreundet waren.

Die Charaktere sind schön ausgearbeitet und gut platziert. Jeder einzelne hat seine Eigenarten, Stärken und Schwächen, so wirken sie realitätsnah und lebendig. Der Leser kann seine Sympathien gerecht verteilen und sich gut in den einen oder anderen hineinversetzen. Katharina ist eine sympathische Frau, die sich allein durchs Leben schlagen muss. Sie hält sich gerade so über Wasser, da ihr die Menschen aufgrund des protestantischen Glaubens ihres verstorbenen Mannes mit Misstrauen begegnen. Sie lässt sich nicht unterkriegen und stellt sich mutig jeder Herausforderung. Daniel ist ein attraktiver Mann, der viel Wert auf Gerechtigkeit legt, Aberglauben verabscheut und sich für die Schwächeren einsetzt. Er ist hilfsbereit und lässt auch mal die Fäuste sprechen. Giovanni Paolo Feminis ist ein lustiger Kauz, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, seine Familie liebt und eine feine Nase für Düfte besitzt. Fritz Haan ist ein unangenehmer Mann, der von Neid zerfressen andere Menschen ins Unglück stürzt. Er lügt und ist gewalttätig, sollte er seinen Willen nicht bekommen. Dominikanermönch Martin ist ein verblendeter Mann mit viel Charisma, der die Menschen mit Worten manipuliert, um an sein Ziel zu kommen.

„Der Duft des Teufels“ ist ein spannender historischer Roman über Aberglauben, Düfte, Teufelswerk und aufrechte Bürger, die die Wahrheit herausfinden wollen. Für diese famose Unterhaltung kann es nur eine absolute Leseempfehlung geben!

Veröffentlicht am 11.08.2017

Der Traumladen

Der Hochzeitsladen
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100 Jahre ist es bereits her, dass der „Hochzeitsladen“ in der Kleinstadt Heart’s Bend/Tennessee eröffnet wurde und jahrelang von Cora Scott, der Nichte der Gründerin geführt wurde. Darin konnte sie doch ...

100 Jahre ist es bereits her, dass der „Hochzeitsladen“ in der Kleinstadt Heart’s Bend/Tennessee eröffnet wurde und jahrelang von Cora Scott, der Nichte der Gründerin geführt wurde. Darin konnte sie doch vielen Bräuten ein liebevolles Umfeld und die Erfüllung ihrer Kleiderträume bieten. Coras heimlicher Traum war immer Rufus gewesen, doch wird sie dieses Glück jemals ereilen? Nun steht dieser Laden seit langem leer und ein Investor möchte das heruntergekommene Geschäft abreißen. Doch der hat nicht mit Haley gerechnet, die gerade in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist, nachdem ihre beste Freundin Tammy an Krebs gestorben ist und auch ihre Beziehung in die Brüche ging. Haley will neu durchstarten und da kommt ihr der Hochzeitsladen wie gerufen, erinnert er sie doch an ein altes Versprechen. Haley krempelt die Ärmel hoch, doch immer wieder hat sie mit allen möglichen Problemen zu kämpfen, es ist wie verhext! Wird ihr Neuanfang mit dem Hochzeitsladen in Heart’s Bend gelingen und ihr eine neue Zukunft geben?

Rachel Hauck hat mit ihrem Buch „Der Hochzeitsladen“ einen wunderschönen gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist einfühlsam, dabei aber flüssig und einnehmend. Der Leser findet sich schnell in dem kleinen Örtchen Heart’s Bend wieder und begleitet Haley bei all ihren Unternehmungen, erlebt die Schwierigkeiten bei der Gründung eines Unternehmens und die Hoffnungen, Zweifel und Träume von Haley hautnah mit. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, der eine behandelt Haley und die Gegenwartssituation, der andere lässt den Leser am Leben von Cora Scott in den 30er Jahren teilhaben. So hat man einen schönen Vergleich zwischen der Vergangenheit und Gegenwart des Ladens und dem Leben seiner jeweiligen Besitzerin, die allerdings auch irgendwie miteinander verbunden sind. Vier Personen kommen in diesem Buch zu Wort, die jeweils aus ihrer Sicht zur Geschichte beitragen. Gerade diese Perspektivwechsel geben einen schönen Rundumblick über Verhältnisse untereinander und auch die Beziehung zu dem Laden. Auch den Hochzeitsladen selbst beschreibt die Autorin so liebevoll und lebendig, dass er vor dem inneren Auge des Lesers regelrecht zum Leben erweckt wird.

Den Charakteren wurde mit viel Liebe Leben eingehaucht. Sie alle haben ihre Eigenheiten, Ecken und Kanten, wurden vom Schicksal gebeutelt und kämpfen sich durch Schwierigkeiten. Gerade deshalb wirken sie lebendig und authentisch. Haley ist eine junge Frau, die gerade einige Schläge verkraften musste, vor allem der Tod ihrer besten Freundin macht ihr schwer zu schaffen. Aber auch der Betrug durch ihren Ex ist nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Aber sie ist eine mutige Frau, die anpacken kann und sich eine neue Zukunft schaffen und ihrem Leben einen neuen Sinn geben möchte. Dabei muss sie sich aber auch auf Gott einlassen. Cora ist ebenfalls eine starke Frau, der ihr Glaube wichtig ist und die anderen gern bei der Verwirklichung ihrer Träume behilflich ist. Insgeheim hofft und wartet sie auf die Erfüllung ihres eigenen. Cole ist ein netter Mann, hilfsbereit und tatkräftig. Birch ist ein warmherziger Kerl, gutmütig und selbstlos kümmert er sich um Cora. Auch die anderen Protagonisten geben mit ihrem Erscheinen der Handlung weitere Impulse und machen die ganze Lektüre rund.

Der christliche Aspekt findet sich in diesem Roman sowohl in der Handlung als auch in den Dialogen der Charaktere wieder. Es geht um Vergebung, Hoffnung und Liebe, auch zu sich selbst. Doch auch Gottes Hilfe ist hier ein Thema, denn mit dem Glauben an ihn und dem „sich in seine Hände geben“ erfährt der Mensch immer wieder Unterstützung in den Fragen des Lebens und seinen Einfluss auf die alltäglichen Dinge.

„Der Hochzeitsladen“ ist ein wunderschönes Buch über Hoffnungen, Träume, über das Leben und die Ergreifung von Möglichkeiten. Absolute Leseempfehlung für ein sehr romantisches Lesevergnügen!

Veröffentlicht am 11.08.2017

Das Leben mit dem Schinderhannes

Die Räuberbraut
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19. Jh. Hunsrück. Die junge Juliana Blasius, Tochter eines Bänkelsängers und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, trifft nach einem Tanzvergnügen auf einen charismatischen Mann namens Johannes Bückler, ...

19. Jh. Hunsrück. Die junge Juliana Blasius, Tochter eines Bänkelsängers und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, trifft nach einem Tanzvergnügen auf einen charismatischen Mann namens Johannes Bückler, der sich im Verlauf eines Gesprächs als der berühmt-berüchtigte Räuberhauptmann Schinderhannes herausstellt. Als dieser ihr das Angebot macht, mit ihm und seiner Truppe zu ziehen, entschließt sich Juliana schnell, bricht mit ihrer Familie und geht in Begleitung ihrer Schwester Margret mit auf Reisen. Schinderhannes ist dafür bekannt, hauptsächlich reiche Kaufleute und Händler jüdischer Abstammung zu berauben, wobei die übrige Bevölkerung ihm genug Rückhalt gibt und ihn sogar noch unterstützt. Juliana verliebt sich schnell in den selbstbewussten Hannes und nimmt dabei in Kauf, ständig auf der Flucht zu sein und nie einen festen Wohnsitz ihr Eigen zu nennen. Doch je länger die Raubzüge und das Versteckspielen dauern, umso mehr sehnt sich Juliana nach einem eigenen Zuhause, wo sie mit Hannes leben kann. Doch wird Hannes ihrem Wunsch nachgeben und sich endlich einen sicheren Broterwerb suchen, oder tanzt er weiter auf dem Drahtseil, bis er erwischt wird und sich die Schlinge um seinen Hals legt?

Astrid Fritz hat mit ihrem Buch „Die Räuberbraut“ einen spannenden und unterhaltsamen historischen Roman um eine geschichtlich belegte Person vorgelegt. Mit einem flüssig-authentischen und lebendigen Schreibstil lässt die Autorin den Leser schnell in eine vergangene Zeit abtauchen und an der Seite von Juliana hautnah das Leben einer „Räuberbraut“ miterleben. Die einzelnen Passagen aus dem Jahr 1844, die Julianas Rückblenden auf ihr Leben beinhalten, sind ebenso interessant, denn sie zeigen auf, wie sehr sich die Denkweise von ihr über die Jahre verändert hat. Der Spannungsbogen ist gemächlich angelegt und steigert sich innerhalb der Handlung immer weiter bis zum finalen Schluss. Die historischen Fakten wurden von der Autorin akribisch recherchiert und der Handlung als glaubhaften Hintergrund unterlegt. Die Raubzüge wurden so eindrucksvoll geschildert, dass man sich vor dem inneren Auge alles sehr gut vorstellen konnte. Die vielen Reisen zeichnen ein strapaziöses Bild, wenn man bedenkt, wie mühsam und beschwerlich damals das Fortkommen mit Gepäck war.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie haben alle ihre Eigenheiten, Stärken und Schwächen, wirken aufgrund dessen sehr lebendig und realitätsnah. Juliana ist eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen. Sie ist ebenso mutig wie stark, lässt sich von Schicksalsschlägen so leicht nicht unterkriegen. Aber sie ist auch eine Frau mit Wünschen und Träumen, die sie gerne in die Tat umsetzen würde. Doch für ihre Liebe verzichtet sie auf vieles und setzt sich immer wieder der Gefahr aus. Hannes ist ein attraktiver und charismatischer Mann, der aufgrund seines Selbstbewusstseins und seines Wagemutes die Menschen schnell um den Finger wickeln kann. Er ist redegewandt und mutig, aber auch leichtsinnig und fast schon hochmütig, fühlt sich seiner Sache geradezu zu sicher, denn er ist sich der Unterstützung der normalen Bevölkerung sicher, die ihn immer wieder unterstützt. Dies nutzt er aus, was sich am Ende rächen wird. Margret ist Julianas Schwester, sie gibt Juliana Halt und ein Stück weit auch Familie und Altbewährtes, dass Juliana oftmals vermisst. Auch die übrigen Protagonisten tragen mit ihrem Erscheinen und ihrem Tun zur Spannung und Unterhaltung dieses Romans bei.

„Die Räuberbraut“ ist ein unterhaltsamer und spannender Roman über die Raub- und Beutezüge des bekannten Schinderhannes, der dem Leser einen Mehrwert an Informationen bietet und Geschichte leibhaftig miterleben lässt. Hier ist eine Leseempfehlung auf jeden Fall verdient!