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Veröffentlicht am 22.07.2017

Probleme auf Französisch

Willkommen in der Provence
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Vivianne lebt mit ihrem Ehemann Victor, einem Bankdirektor, in einem großen Haus in Aix-en-Provence. Die beiden sind seit 25 Jahren verheiratet. Alles ist wie immer, als sie Victor morgens verabschiedet. ...

Vivianne lebt mit ihrem Ehemann Victor, einem Bankdirektor, in einem großen Haus in Aix-en-Provence. Die beiden sind seit 25 Jahren verheiratet. Alles ist wie immer, als sie Victor morgens verabschiedet. Doch Victor kommt nicht mehr nach Hause. Nachdem sie ihn telefonisch nicht erreichen kann, weil er sein Handy abgestellt hat, meldet Vivianne ihn im Büro als schwerkrank ab und wird bei einem Mittagessen mit Victors Kollegen Emile darüber informiert, dass ihr Mann sie mit einem Berg an Schulden sitzengelassen hat: er hat sämtliche Konten leergeräumt und auch noch eine Traumwohnung in Paris gekauft. Was soll Vivianne jetzt machen ohne Geld und mit jeder Menge Schulden? Nach dem Schock erst mal ein Hèrmes-Täschchen kaufen und dann auf Freundin Aline hören, die sie sofort bei Airbnb anmeldet und Zimmer in ihrem Wohnhaus für Touristen öffnet. Ab jetzt hat Vivianne Begegnungen mit Gästen unterschiedlichster Couleur und lernt währenddessen auch noch den netten Arzt Felix kennen, der ihr Herz höher schlagen lässt. Vivianne hat sich schon fast mit ihrer Situation als „Neu-Single“ angefreundet, da platzt auf einmal Victor wieder in ihr Leben…

Brigitte Guggisberg hat mit ihrem Buch „Willkommen in der Provence“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker und flüssig, ab und an blitzt ein wenig Humor hervor. Die Handlung wird aus der Perspektive von Vivianne in der Ich-Form erzählt. Die Beschreibungen der Umgebung von Aix-en-Provence sind bildhaft und lassen vor dem inneren Auge diese wunderschöne Landschaft mit ihrer Vielfalt an Gerüchen, Farben und Eindrücken, die das Gefühl von Urlaubsstimmung hochkommen lassen. Der Spannungsbogen, der kurz nach Beginn gelegt wird, steigert sich im weiteren Verlauf nicht sehr und lassen die Handlung so vor sich her plätschern bis zum offenen Ende.

Die Charaktere sind unterschiedlich ausgestaltet und innerhalb der Handlung platziert worden. Vivianne ist nicht gerade eine sympathische Protagonistin, ihre Oberflächlichkeit ist oftmals regelrecht unerträglich. Sie schaut arrogant auf andere herab und dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Sie wirkt wie die gelangweilte reiche Ehefrau, die nicht weiß, was sie mit sich anfangen soll. Auch ihre Freundinnen behandelt sie nicht immer nett, wobei die Frage ist, wie man in diesen Kreisen Freundschaft definiert. Da wird gelogen und versteckt, damit die anderen nicht erfahren, was einem gerade widerfahren ist. Victor ist auch nicht gerade eine Leuchte, er ist auf Selbstfindungstrip und denkt erst einmal nur an sich selbst, was ihn auch nicht gerade sympathisch macht. Dafür sind die Freundinnen Aline, Dodo, Eloise und Marcelle menschlicher als Vivianne wirkt. Die eine schreibt einen Sexroman, die andere leistet sich das eine oder andere Fettnäpfchen, eine will ihren Traum verwirklichen und die letzte ist Karrierefrau mit guten Ideen. Aber bei ihnen allen stimmt die Bezeichnung „Freundin“. Emile ist ein schmieriger Kerl, der sich einen Vorteil verschaffen will, wie auch immer. Und Felix ist ein netter Mann, der aber leider einfach zu blass bleibt, um wirklich Herzklopfen zu verursachen.

„Willkommen in der Provence“ ist ein Roman über neue Chancen, alte Freundschaften, verdrängte Träume und Veränderungen. An sich alles Themen, die einen wirklich gut unterhalten können. Leider ist die Umsetzung hier nicht ganz gelungen und landet nur im Mittelfeld, vor allem aufgrund der unsympathischen Hauptprotagonistin, die nicht mitreißen konnte.

Veröffentlicht am 21.07.2017

Frankies Glück

Ein Sommergarten in Manhattan
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Frankie lebt in New York und hat mit ihren beiden besten Freundinnen eine Eventagentur. Sie arbeitet als Blumendekorateurin für die High Societey. Sie ist sehr gefragt weil talentiert, denn sie liebt Blumen ...

Frankie lebt in New York und hat mit ihren beiden besten Freundinnen eine Eventagentur. Sie arbeitet als Blumendekorateurin für die High Societey. Sie ist sehr gefragt weil talentiert, denn sie liebt Blumen und Pflanzen über alles und das sieht man ihren Gestecken und Sträußen auch an, die man ihr praktisch aus den Händen reißt. Ihre geheime Leidenschaft ist jedoch die Gestaltung von Dachgärten. Eines Tages bittet sie ihr Vermieter und der Bruder ihrer besten Freundin Paige, der Landschaftsarchitekt Matt, ihn bei einem Gartenprojekt zu unterstützen, da ihm eine Mitarbeiterin ausgefallen ist. Frankie sichert sofort ihre Unterstützung zu, wird doch ein Traum von ihr wahr und kennt sie Matt doch schon ihr ganzes Leben lang, weshalb sie ihn auch nicht im Stich lässt. Aber schon kurze Zeit später merkt sie, auf welch verhängnisvolles Projekt sie sich da eingelassen hat, denn es fordert ihre ganze Energie, vor allem aber ihr Herz und ihre Gefühle….

Sarah Morgan hat mit ihrem Buch „Ein Sommergarten in Manhattan“ den zweiten Roman ihrer Manhattan-Serie vorgelegt, das dem ersten Buch in nichts nachsteht in Bezug auf Romantik und einer prickelnden Handlung. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und gefühlvoll, der Leser findet sich schnell in der pulsierenden Metropole New York und bei dem Trio von drei echten Freundinnen wieder, die ein recht aufregendes Leben führen und mit ihrer Eventagentur alle Hände voll zu tun haben, um romantische Träume von Heiratswilligen zu erfüllen, sehr zum Unwillen von Hauptprotagonistin Frankie. Durch wechselnde Erzählperspektiven lernt der Leser sowohl Frankie als auch Matt sehr gut kennen, die ihre Gefühle und Gedanken hier offenbaren. Durch geschickte Winkelzüge gelingt es der Autorin, die Spannung zu steigern und den Leser bei der Stange zu halten. Das Buch ist ein regelrechter Pageturner.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet worden, sie wirken wie junge Leute von heute, die sich eine Existenz aufbauen, jede Menge um die Ohren haben, um sich in einer Großstadt zu behaupten, aber auch ihre Ängste und Nöte haben, die sie nicht nach außen tragen. Allesamt wirken sie sehr lebendig, individuell und real. Frankie ist eine junge Frau, die auf den ersten Blick etwas unterkühlt und zurückhaltend wirkt. Sie hat liebestechnisch nicht viel Erfahrung, lässt auch niemanden außer ihren engsten Freundinnen näher an sich heran, denn sie ist durch ihren familiären Hintergrund geprägt. Frankie gibt sich oftmals zynisch, was eigentlich gar nicht richtig zu ihr passt. In Wirklichkeit ist sie ängstlich und hat nicht viel Selbstwertgefühl. Dabei ist sie nach außen selbstbewusst und nicht gerade auf den Mund gefallen. Gleichzeitig wirkt sie oft wie eine Chaotin, weil sie so tollpatschig ist, doch Frankie ist liebenswert, hat Phantasie und Träume, die der Leser bei der Lektüre entdecken wird. Matt ist ein sympathischer Mann und hat die Nase voll von gescheiterten Beziehungen. Er ist zielstrebig, geduldig, hartnäckig, aber offen und geradlinig. Auch die beiden Freundinnen von Frankie, Paige und Eva, sind liebenswerte Protagonistinnen, die neben einigen anderen zusätzlichen Pepp in die Geschichte bringen.

„Ein Sommergarten in Manhattan“ ist ein romantisch-leichter Liebesroman mit schönen Dialogen und reichlich Unterhaltungswert, um einen wunderbaren regnerischen Nachmittag auf der Couch zu verbringen und sich gedanklich in die Welt von Frankie und Matt zu träumen. Absolute Leseempfehlung für einen gelungen 2. Teil der Manhattan-Serie!

Veröffentlicht am 21.07.2017

Delfter Blau

Nachtblau
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1654 Holland. Catrijn ist gerade Witwe geworden und verkauft ihr Hab und Gut, um endlich ihre Heimatdorf De Rijp verlassen und in die Stadt ziehen zu können. Dort will sie ihr Auskommen als Haushälterin ...

1654 Holland. Catrijn ist gerade Witwe geworden und verkauft ihr Hab und Gut, um endlich ihre Heimatdorf De Rijp verlassen und in die Stadt ziehen zu können. Dort will sie ihr Auskommen als Haushälterin verdienen, obwohl sie viel lieber malen würden. Leider ist die Herrschaft, bei der sie ihre Stelle antreten soll, kurzfristig verstorben. Durch Zufall lernt sie den sympathischen Weltenbummler Matthias kennen, auf dessen Empfehlung sie in Amsterdam im Haushalt seines Bruders und dessen Familie unterkommt. Die Hausherrin ist eine ambitionierte Malerin, so bekommt Catrijn die Gelegenheit, sogar den großen Rembrandt kennenzulernen. Eines Tages steht Jakob, der Knecht aus ihrem Heimatdorf, vor ihr und erpresst sie, denn Catrijn hat ein dunkles Geheimnis. Um ihn loszuwerden, gibt sie ihm Geld und kündigt am gleichen Tag noch ihre Stellung. Sie bekommt von ihrem Hausherrn eine Empfehlung, sich bei seinem Bruder Evert zu melden, der eine Porzellanfabrik in Delft unterhält und Hilfe braucht. So landet Catrijn schließlich in Begleitung von Matthias, an den sie ihr Herz verloren hat, bei Evert. Während Matthias sich von ihr verabschiedet, um auf Weltreise zu gehen und Catrijn damit die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft nimmt, beginnt sie bei Evert als Malerin in der Werkstatt und sie beginnt, sich endlich wohl zu fühlen. Doch auch hier wird sie nach einiger Zeit von Jakob aufgespürt…

Simone van der Vlugt hat mit ihrem Buch „Nachtblau“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt, der als Kulisse das Holland des 17. Jahrhunderts zum Hintergrund hat. Der Schreibstil ist schön flüssig, der Leser taucht schnell in die vergangene Zeit ein, lauscht Ich-Erzählerin Catrijn bei ihren Gesprächen und nimmt heimlich teil an ihren Gedanken, Geheimnissen und ihrem Leben. Die Reisebeschreibungen durch die holländische Landschaft sind sehr bildhaft und lassen den Leser das alte Holland erleben, wo die Wege noch beschwerlich und meist über das Wasser stattfanden. Der Spannungsbogen wird schon gleich zu Beginn schön angelegt und schraubt sich im Verlauf der Handlung immer mehr in die Höhe. Die Autorin gibt auch einen schönen Einblick in das damalige Leben und die Gepflogenheiten der Bevölkerung sowie die Standesunterschiede und auch den Ausbruch der Pest und deren Auswirkungen. Gleichzeitig erfährt der Leser etwas über die Entstehung des berühmten Delfter Porzellans und dessen Entwicklung. Auch die Stellung der Frau ist ein Thema in dieser Geschichte. Die Autorin weiß mit dem Leser zu spielen und durch geschickte Wendungen ebenso zu überraschen.

Die Charaktere sind sehr schön und individuell ausgestaltet, sie wirken sehr lebendig und authentisch. Catrijn ist eine sympathische Protagonistin, die in einer liebevollen Familie auf dem Land aufgewachsen ist, leider aber Pech mit ihrem Ehemann hatte. Sie liebt die Malerei, doch als Frau darf sie kein Gewerbe ausüben, ohne Mitglied der Zunft zu sein. Sie hat ein offenes Wesen, ist ehrlich und tatkräftig, greift vielen helfend unter die Arme. Innerlich ringt sie mit sich und hütet ein dunkles Geheimnis, dass sie das Leben kosten könnte. Matthias ist ein Weltenbummler, er hat Hummeln im Hintern, aber er ist auch sehr attraktiv und weiß die Frauen zu becircen. Dabei ist er jedoch offen und ehrlich und macht keine falschen Versprechungen. Evert ist Witwer und leidet noch unter dem Tod seiner Frau und seiner Kinder. Er ist ein gutmütiger Mann mit Geschäftssinn, der seine Angestellten anständig behandelt und gute Ideen zu schätzen weiß. Jakob ist ein Mann, den man nur schwer einschätzen kann. Er wirkt nicht gerade sympathisch, schleicht ständig herum und setzt die Menschen unter Druck, um sein Leben dadurch zu verbessern. Auch die „Nebendarsteller“ haben alle ihren berechtigten Platz in dieser schönen Geschichte und machen die Handlung rund und harmonisch. Auch der Einwurf von bekannten Namen wie Vermeer und Rembrandt geben dem Ganzen einen authentischeren Zug.

„Nachtblau“ ist ein sehr spannender historischer Roman, der beste Unterhaltung bietet und den der Leser, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen kann. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.07.2017

Der Rächer

Du sollst nicht leben (Ein Marina-Esposito-Thriller 6)
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Darren Richards hat mit einem Unfall zwei Leben ausgelöscht und ist durch einen Formfehler weiterhin ein freier Mann. Doch nicht lange, denn er gerät in die Hände des „Rechtssprechers“, der ihn vor die ...

Darren Richards hat mit einem Unfall zwei Leben ausgelöscht und ist durch einen Formfehler weiterhin ein freier Mann. Doch nicht lange, denn er gerät in die Hände des „Rechtssprechers“, der ihn vor die Wahl stellt: sein Leben oder das seiner Freundin Chloe und dem gemeinsamen Kind Shannon. Darren ist sein eigenes Leben wichtiger, so fällt seine Entscheidung schnell, die er dann mit eigenen Augen mitverfolgen muss. Der „Rechtssprecher“ meldet die Morde der Polizei und verlangt ausdrücklich Phil Brennan, zum Tatort zu kommen. Aber es werden noch weitere Tote folgen und Phil wird schnell klar, dass er einen rächenden Serienmörder verfolgt, doch diesmal kann er nicht auf die Unterstützung seiner Ehefrau, der Profilerin Marina Esposito, setzen, die in eigener Mission in Colchester einen schwierigen Fall zu lösen hat. Während der Untersuchungen wird Phil ständig aufs Neue vom „Rechtssprecher“ kontaktiert, doch bringt ihn das bei der Aufklärung nicht weiter. Phil will den Täter schnappen, bevor der erneut zuschlagen kann und hofft, dass dieser einen Fehler begeht, der ihn zu ihm führt…

Tania Carver hat mit dem Buch „Du sollst nicht leben“ einen sehr spannungsgeladenen Thriller vorgelegt, der Nervenkitzel pur nicht nur verspricht. Dies ist der 6. Band um Marina Esposito und ihren Ehemann Phil Brennan, der ebenfalls wieder in sich abgeschlossen ist. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser ist ab der ersten Seite als unsichtbarer Beobachter mitten in der Handlung. Die Geschichte ist in zwei Handlungsstränge unterteilt, die einerseits Phils Suche nach dem „Rechtssprecher“ aufzeigen, andererseits Marinas eigene Ermittlungen in einem anderen Fall darlegen. Durch die wechselnden Perspektiven und die unterschiedlichen Fälle wird die Spannung immer weiter in die Höhe gepuscht und macht oftmals atemlos. Auch die verschiedenen Themenbereiche wie Drogenhandel, Selbstjustiz, Gerechtigkeit und Prostitution bringen ein Vielfaches an Spannung. Durch geschicktes Verwirrspiel der Autoren lassen den Leser immer wieder vor neuen Überraschungen stehen, sogar den Täter lernt der Leser kennen. Das Ende gibt schon einen Vorgeschmack auf den nächsten Band.

Die Charaktere sind individuell ausgearbeitet und haben ihre Ecken und Kanten, deshalb wirken sie durchweg lebendig und real. Allein die Hauptprotagonisten entwickeln sich weiter und wirken schon wie alte Freunde, die man bei der Arbeit beobachtet. Phil Brennan ist ein rechtschaffender Mann, der sich wie ein Pitbull in seine Aufgaben verbeißt. Er hasst es, zum Narren gehalten zu werden und vermisst seine Frau, die ihn schon bei vielen Fällen unterstützt und Hilfe geleistet hat. Marina ist eine intelligente Frau, die diesmal an einem eigenen Fall arbeitet und hier ebenfalls vor Herausforderungen steht, die weiter gehen, als ihr lieb ist. Durch die gut gewählten und ausgestalteten Nebenprotagonisten und ihren Handlungen bekommt die Geschichte einen atemberaubenden Verlauf voller Hochspannung.

„Du sollst nicht leben“ ist ein spannungsgeladener Thriller, der mit einigen sehr gruseligen Szenen aufwartet und ein regelrechter Pageturner ist. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen und Kopfkino ist hier garantiert. Leseempfehlung für Nervenkitzel pur, während man gespannt auf den nächsten Teil der Serie wartet.

Veröffentlicht am 15.07.2017

Zwei Herzen schlagen in einer Brust

Der Gaukler und die Tänzerin
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1737 Landgrafschaft Hessen Darmstadt. Magdalene ist der uneheliche Bastard des Landgrafen von Hessen Darmstadt und wächst behütet im Hause ihres Vaters auf. Als 6-jährige musse sie den Mord an ihrer Mutter ...

1737 Landgrafschaft Hessen Darmstadt. Magdalene ist der uneheliche Bastard des Landgrafen von Hessen Darmstadt und wächst behütet im Hause ihres Vaters auf. Als 6-jährige musse sie den Mord an ihrer Mutter durch die zukünftige Ehefrau des Landgrafen, Luise von Spiegel, mitansehen und vor Angst flüchtet sie. Magdalene landet bei einer Zigeunergruppe und findet hier eine neue Heimat, wird Tänzerin und bekommt sogar den neuen Namen Suni, während sie nach und nach das schlimme Ereignis verdrängt. Doch nach und nach kommen die Erinnerungen durch Ausflüge und Begegnungen zurück und machen ihr die Gefahr bewusst, in der sie schwebt, besonders, als sie zufällig Luise von Spiegel gegenüber steht, der Mörderin ihrer Mutter. Den Schokoladenmohr Mathis, ihr Freund aus Jugendtagen, hat es ebenfalls schlecht getroffen. Er ist Teil des Kuriositätenkabinetts von Lorenz, dem Liebhaber Luises, und muss dessen Befehlen gehorchen. Lorenz, der sich bei Luise lieb Kind machen will, setzt Mathis darauf an, Magdalene aufzuspüren, denn er will sie töten. Doch Mathis macht da nicht mit und versucht, Magdalenes Leben und auch seins zu retten. Ob es den beiden gelingen wird, endlich Frieden und Sicherheit zu finden?

Nicole Steyer hat mit ihrem Buch „Der Gaukler und die Tänzerin“ einen sehr fesselnden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, schnell wird der Leser in ein anderes Zeitalter entführt und nimmt als stiller Beobachter an den Geschehnissen im 18. Jahrhundert teil. Der Spannungsbogen wurde schnell hoch angelegt und steigert sich noch während der Geschichte immer weiter in die Höhe durch die ständigen Verfolgungen und Unglücksfälle, die dem Leser oftmals die Luft anhalten lassen. Sehr detailliert beschreibt die Autorin die Jagd auf Magdalene, hier hätte man sich vielleicht etwas kürzer fassen können. Auch gab es einige Zufälle zu viel, doch dies tut der spannenden Handlung keinen Abbruch. Die sehr gute Recherchearbeit der Autorin, die ihrem Roman durch reale Vorbilder Authentizität eingehaucht hat, macht die Geschichte besonders. Das Thema „menschliche Andersartigkeit“ kommt hier besonders zum Ausdruck, denn die meisten Charaktere sind entweder Zigeuner oder Kleinwüchsige oder Farbige, und diese Menschen wurden zur damaligen Zeit ausgegrenzt, verachtet oder zur Schau gestellt, damit sich das gemeine Volk darüber amüsieren konnte. Ebenfalls gibt die Autorin Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit und kann dem Leser so ein reales Bild vermitteln.

Die Charaktere wurden von der Autorin sehr schön ausgestaltet und platziert. Sie wirken wirklichkeitsgetreu, individuell und sehr authentisch und gerade deswegen wachsen einige von ihnen dem Leser besonders ans Herz. Magdalene ist eine mutige und starke junge Frau, die bereits einiges in ihrem Leben meistern musste. Der Mord an ihrer Mutter hat sie geprägt und sie bisher zu einem Leben im „Untergrund“ und auf der Flucht verdammt. Bei den Zigeunern fühlt sich Magdalene heimisch und verstanden. Sie sind ihr eine neue Familie geworden, die sie schützt. Aber leider kann sie sich nie sicher fühlen. Mathis ist ein lieber Kerl, der durch seine Hautfarbe zu leiden hat. Er dient als Amüsement der Obrigkeit und wird in einer Truppe von Andersartigen mit zur Schau gestellt, um den Menschen eine Gänsehaut zu bescheren. Mathis ist ein ehrlicher und hilfsbereiter Mann, der sich gegen Unrecht wehrt und seinen Freunden jederzeit Hilfe angedeihen lässt. Louise ist eine hartherzige Frau, die nur an sich selbst denkt und durch Lügen, Betrügen und Morden ihre Ziele verfolgt. Lorenz ist ein eiskalter Mann, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Auch die übrigen Protagonisten wissen durch ihr Auftreten und ihre Handlungen zu überzeugen und verhelfen der Geschichte zu weiterer Spannung und Lebhaftigkeit.

„Der Gaukler und die Tänzerin“ ist ein spannender historischer Roman, der Intrigen, Geheimnisse, Mord, Liebe und Freundschaft in sich vereint. Absolute Leseempfehlung für ein sehr unterhaltsames Buch, das ein wunderbares Kopfkino entstehen lässt!