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Veröffentlicht am 23.07.2017

•"The land of the free and the home of the brave"

Die Küste der Freiheit
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17. Jh. Die junge Anna Hochstetter lebt als Mennonitin mit ihrem Vater bei einer Täufergemeinde in Hessen und hilft als Hebamme und Heilkundige den Einheimischen, was nicht gern gesehen ist. Als sie eines ...

17. Jh. Die junge Anna Hochstetter lebt als Mennonitin mit ihrem Vater bei einer Täufergemeinde in Hessen und hilft als Hebamme und Heilkundige den Einheimischen, was nicht gern gesehen ist. Als sie eines Abends auf dem Heimweg von einem Deserteur überfallen wird, kann sie nur das beherzte Eingreifen des Leutnants Lorenz von Tannau, einem adligen Papisten, vor einer Schändung retten. Zwischen den beiden entsteht sofort ein unsichtbares Band, beide haben Gefallen aneinander gefunden, leben aber in völlig verschiedenen Welten. Während Lorenz mit seinem Regiment als Leihsoldat für die Engländer nach Amerika entsandt wird, gerät Anna nach dem Tod ihres Vaters in der Täufergemeinde in Ungnade und wird von ihnen verbannt. Da sie nichts besitzt, durch unglückliche Umstände ihre Überfahrt nach Amerika verpasst und in Irland gestrandet ist, muss sie sich als Schuldmagd verkaufen. Anna landet in den Südstaaten als Sklavin auf einer Tabakplantage, deren Besitzer ein Auge auf sie geworfen hat und sie sich gefügig machen will. Während Anna sich mit einigen der schwarzen Sklavengemeinde anfreundet, hat sie sich andere allerdings auch unbewusst zu Feinden gemacht, die ihr neben dem Plantagenbesitzer sehr gefährlich werden. Durch einen großen Zufall trifft sie in ihrer schwärzesten Stunde wieder auf Lorenz, der ihr erneut das Leben rettet. Doch sie werden weiterhin verfolgt und sind nie sicher vor dem nächsten Schlag mitten im Unabhängigkeitskrieg der Vereinigten Staaten von Amerika. Werden Anna und Lorenz doch noch ein glückliches und erfülltes Leben führen können und eine neue Heimat in Amerika finden?

Maria W. Peter hat mit ihrem Buch „Die Küste der Freiheit“ einen wunderschönen, opulenten und spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, er lässt den Leser schnell vergessen, dass 800 Seiten vor einem liegen, so sehr nimmt die Geschichte gefangen, die sich über einen Zeitraum von 7 Jahren erstreckt und bei der man gedanklich mit den Protagonisten eine Reise von Deutschland über Irland nach Amerika angeht. Die Landschaftsbeschreibungen sind so farbenfroh, dass vor dem inneren Auge Bilder entstehen – es ist fast so, als wenn ein Film im Kopf abläuft. Der Spannungsbogen wird sehr schnell aufgebaut und steigert sich von Kapitel zu Kapitel, dem Leser werden nicht viele Atempausen gegönnt, fiebert man doch sehr mit den Protagonisten mit, die von einem Abenteuer ins nächste rauschen und manche Situation aussichtslos erscheint. Die Autorin hat hervorragende Recherchearbeit geleistet und präsentiert einen historischen Hintergrund, der interessanter nicht sein könnte. Ebenso lässt sie den Leser an einer Vielfalt von Themen teilhaben, die die Menschen damals wie heute umtreibt. So geht es um den Sklavenhandel, religiöse Unterschiede, gesellschaftliche Normen, die Stellung der Frau, Kriegshandlungen und Standesunterschiede, aber vor allem um das höchste Gut – die Freiheit eines Menschen. Alles ist hier auf qualitativ sehr hohem literarischem Niveau in der Handlung verpackt. Der Leser erlebt Geschichte hautnah mit, was nur dem Können der Autorin zu verdanken ist.

Die Charaktere sind nuanciert ausgearbeitet und punktgenau platziert. Jeder von ihnen ist einzigartig und sehr individuell, mit Ecken und Kanten, eigenem Kopf und vielen Eigenheiten, die die Vielfalt des Menschen ausmachen. Deshalb fällt es als Leser auch nicht schwer, sich gefühlsmäßig mit dem einen oder anderen zu verbinden und mitzuleiden, zu hadern oder zu freuen. Alle wirken sehr lebendig und authentisch. Anna ist eine sehr sympathische und tiefgläubige Frau, die von zuhause aus ein einfaches Leben gewöhnt ist und deren Hauptsorge ihren Mitmenschen gilt, denen sie immer wieder eine helfende Hand bietet. Auch wenn Anna oftmals ängstlich wirkt, innerlich ist sie durch ihren Glauben gefestigt und lässt sich auf keine Kompromisse ein. Sie bleibt standhaft, selbst wenn sie einiges an Leid ertragen muss und entwickelt eine Stärke und einen Mut, der einem nur Respekt abringt, wenn man die damaligen Verhältnisse mit in Erwägung zieht. Lorenz ist ein energischer Mann, der sich vor keiner Konfrontation scheut. Zu Beginn noch eher standesdenkend, entwickelt er sich immer mehr dahingehend, dass er sich für die Schwachen einsetzt und ihnen jedwede Unterstützung zuteilwerden lässt. Auch bei ihm zeigt sich während der Handlung eine Persönlichkeitsentwicklung, die erfreulich zu beobachten ist. Kurt Paul ist ein Widerling, wie man ihn sich schlimmer nicht ausdenken kann. Er lebt vom Leid anderer, betrügt, mordet und ist hinterhältig bis aufs Blut. John Huntley ist ein arroganter Großgrundbesitzer, der keinen Respekt vor dem Leben hat und gerne Menschen quält, um seinen Willen zu bekommen. Dabei bedient er sich unlauterer Methoden, die einfach nur Abscheu hervorrufen. Noah ist ein farbiger Sklave, der sich mit Tieren auskennt und sich durch seine sanfte und hilfsbereite Art Respekt verdient. Er hat das Herz am rechten Fleck und ist immer wieder ein Highlight, wenn er auf der Bildfläche erscheint. Auch die anderen Protagonisten wie Everet, Father Shean oder Abigail sind eindrucksvolle Wesen, die die Geschichte mit ihrer Anwesenheit bereichern und für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Auch die Ausstattung des Buches muss noch erwähnt werden, denn neben zwei Karten wird auch ein ausgedehntes Nachwort und ein Glossar mitgeliefert, die viele zusätzliche nützliche Informationen zur Handlung bieten.

„Die Küste der Freiheit“ ist ein spannender, ausgezeichnet recherchierter historischer Roman, der dem Leser eine Geschichtsstunde par excellence liefert. Man ist regelrecht „live“ dabei und hat ein tolles Kopfkino dazu. Alle, die „Fackeln im Sturm“ liebten, werden hier absolut begeistert sein. Besser kann man einen Roman nicht machen. Absolute Leseempfehlung für einen tollen Schmöker, den man immer wieder lesen kann!

Veröffentlicht am 22.07.2017

Das Leben ist endlich - man muss sich ihm stellen!

Wildblumensommer
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Zoe lebt in London, ist verlobt und arbeitet in der Firma ihres Vaters. Alles könnte so weitergehen, doch dann bekommt sie nach einer ausgiebigen ärztlichen Untersuchung die niederschmetternde Diagnose, ...

Zoe lebt in London, ist verlobt und arbeitet in der Firma ihres Vaters. Alles könnte so weitergehen, doch dann bekommt sie nach einer ausgiebigen ärztlichen Untersuchung die niederschmetternde Diagnose, dass sie sich wegen eines Aneurysmas in ihrem Kopf operieren lassen muss. Die Operation ist kompliziert und nicht ungefährlich, die Entscheidung dafür ebenso schwierig. Zoe hat das Gefühl, vor dem Eingriff noch etwas erledigen zu müssen und reist nach Cornwall, wo sie zuletzt vor 14 Jahren gewesen ist. Hier hat sie den schönsten Sommer verbracht, aber leider auch den schlimmsten. Zoe wandelt auf den Spuren der Vergangenheit, um endlich Licht ins Dunkel zu bringen und trifft dabei auf ihre ehemalige große Jugendliebe Jack. Das Wiedersehen spült viele Emotionen in Zoe empor und die Hoffnung, eventuell doch eine Zukunft mit Jack zu haben. Doch die Vergangenheit steht wie ein Monster zwischen ihnen. Wird es Zoe gelingen, die Geheimnisse zu lüften? Und wie wird sie sich entscheiden?

Kathryn Taylor hat mit ihrem Buch „Wildblumensommer“ einen sehr emotionalen und berührenden Roman vorgelegt, der dem Leser ans Herz geht und ihn durch einen wunderschönen gefühlvollen Schreibstil mit in die Geschichte hineinzieht. Das Buch verwirrt schon durch den schönen Titel, lässt es doch den Glauben an eine sommerliche Unterhaltungslektüre zu. Es handelt sich zwar um eine zauberhafte Liebesgeschichte mit tollem Landschaftssetting, jedoch stehen sehr ernste und spannende Themen im Raum, die den Leser während der Lektüre konstant in Atem halten. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass neben Zoe auch andere Personen zu Wort kommen. Gleichzeitig gibt es einen zweiten Erzählstrang, in dem der Leser Rose kennenlernt, die Freundin von Zoe. So bekommt man mit den Rückblenden in die Vergangenheit einen Rundumblick über sämtliche Ereignisse und auch ein tieferes Verständnis für die einzelnen Charaktere. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und lassen den Leser von der herrlichen Gegend Cornwalls träumen. Der Spannungsbogen wurde gemächlich angelegt, nimmt aber innerhalb der Geschichte immer mehr an Fahrt auf und lässt einen oftmals am Buch kleben.

Die Charaktere wurden individuell ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr lebendig, kraftvoll und authentisch, der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, fühlt und leidet während der Handlung mit ihnen. Zoe ist eine sympathische Frau, deren Leben auf den ersten Blick perfekt aussieht, doch nicht nur gesundheitlich muss sie sich mit tiefgreifenden Entscheidungen tragen, auch seelisch ist sie seit Jahren aus dem Gleichgewicht. Zoe ist mutig, sich ihren Dämonen zu stellen und ebenso zielstrebig. Sie scheut sich nicht vor der Wahrheit, auch wenn sie schmerzvoll sein sollte. Ihre Seele soll endlich Frieden finden. Jack ist ein toller Typ, einfühlsam, offen und ehrlich ist er wie ein Fels in der Brandung. Er gibt Dinge, die ihm wichtig sind, nicht so schnell auf und versucht alles, um sie zu einem guten Ausgang zu bringen. Rose ist ebenfalls eine nette Frau, die ebenfalls so einiges verdauen musste und nun wohl so langsam ihr Leben wieder ins Gleichgewicht bekommt. Auch die anderen Protagonisten geben der Handlung mit ihrem Auftreten und ihren eigenen kleinen Episoden noch mehr Tiefe und Spannung.

„Wildblumensommer“ ist ein zauberhafter und sehr berührender Roman über Liebe, Freundschaft, Verlust und Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Der Roman ist ein richtiger Pageturner, man klebt regelrecht an den Seiten fest und kann sich gar nicht von dem Buch trennen. Die Geschichte wirkt auch nach dem Lesen noch eine Weile nach und genau das ist es doch, was einen guten Roman ausmacht. Absolute Leseempfehlung für ein tolles Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 22.07.2017

Probleme auf Französisch

Willkommen in der Provence
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Vivianne lebt mit ihrem Ehemann Victor, einem Bankdirektor, in einem großen Haus in Aix-en-Provence. Die beiden sind seit 25 Jahren verheiratet. Alles ist wie immer, als sie Victor morgens verabschiedet. ...

Vivianne lebt mit ihrem Ehemann Victor, einem Bankdirektor, in einem großen Haus in Aix-en-Provence. Die beiden sind seit 25 Jahren verheiratet. Alles ist wie immer, als sie Victor morgens verabschiedet. Doch Victor kommt nicht mehr nach Hause. Nachdem sie ihn telefonisch nicht erreichen kann, weil er sein Handy abgestellt hat, meldet Vivianne ihn im Büro als schwerkrank ab und wird bei einem Mittagessen mit Victors Kollegen Emile darüber informiert, dass ihr Mann sie mit einem Berg an Schulden sitzengelassen hat: er hat sämtliche Konten leergeräumt und auch noch eine Traumwohnung in Paris gekauft. Was soll Vivianne jetzt machen ohne Geld und mit jeder Menge Schulden? Nach dem Schock erst mal ein Hèrmes-Täschchen kaufen und dann auf Freundin Aline hören, die sie sofort bei Airbnb anmeldet und Zimmer in ihrem Wohnhaus für Touristen öffnet. Ab jetzt hat Vivianne Begegnungen mit Gästen unterschiedlichster Couleur und lernt währenddessen auch noch den netten Arzt Felix kennen, der ihr Herz höher schlagen lässt. Vivianne hat sich schon fast mit ihrer Situation als „Neu-Single“ angefreundet, da platzt auf einmal Victor wieder in ihr Leben…

Brigitte Guggisberg hat mit ihrem Buch „Willkommen in der Provence“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker und flüssig, ab und an blitzt ein wenig Humor hervor. Die Handlung wird aus der Perspektive von Vivianne in der Ich-Form erzählt. Die Beschreibungen der Umgebung von Aix-en-Provence sind bildhaft und lassen vor dem inneren Auge diese wunderschöne Landschaft mit ihrer Vielfalt an Gerüchen, Farben und Eindrücken, die das Gefühl von Urlaubsstimmung hochkommen lassen. Der Spannungsbogen, der kurz nach Beginn gelegt wird, steigert sich im weiteren Verlauf nicht sehr und lassen die Handlung so vor sich her plätschern bis zum offenen Ende.

Die Charaktere sind unterschiedlich ausgestaltet und innerhalb der Handlung platziert worden. Vivianne ist nicht gerade eine sympathische Protagonistin, ihre Oberflächlichkeit ist oftmals regelrecht unerträglich. Sie schaut arrogant auf andere herab und dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Sie wirkt wie die gelangweilte reiche Ehefrau, die nicht weiß, was sie mit sich anfangen soll. Auch ihre Freundinnen behandelt sie nicht immer nett, wobei die Frage ist, wie man in diesen Kreisen Freundschaft definiert. Da wird gelogen und versteckt, damit die anderen nicht erfahren, was einem gerade widerfahren ist. Victor ist auch nicht gerade eine Leuchte, er ist auf Selbstfindungstrip und denkt erst einmal nur an sich selbst, was ihn auch nicht gerade sympathisch macht. Dafür sind die Freundinnen Aline, Dodo, Eloise und Marcelle menschlicher als Vivianne wirkt. Die eine schreibt einen Sexroman, die andere leistet sich das eine oder andere Fettnäpfchen, eine will ihren Traum verwirklichen und die letzte ist Karrierefrau mit guten Ideen. Aber bei ihnen allen stimmt die Bezeichnung „Freundin“. Emile ist ein schmieriger Kerl, der sich einen Vorteil verschaffen will, wie auch immer. Und Felix ist ein netter Mann, der aber leider einfach zu blass bleibt, um wirklich Herzklopfen zu verursachen.

„Willkommen in der Provence“ ist ein Roman über neue Chancen, alte Freundschaften, verdrängte Träume und Veränderungen. An sich alles Themen, die einen wirklich gut unterhalten können. Leider ist die Umsetzung hier nicht ganz gelungen und landet nur im Mittelfeld, vor allem aufgrund der unsympathischen Hauptprotagonistin, die nicht mitreißen konnte.

Veröffentlicht am 21.07.2017

Frankies Glück

Ein Sommergarten in Manhattan
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Frankie lebt in New York und hat mit ihren beiden besten Freundinnen eine Eventagentur. Sie arbeitet als Blumendekorateurin für die High Societey. Sie ist sehr gefragt weil talentiert, denn sie liebt Blumen ...

Frankie lebt in New York und hat mit ihren beiden besten Freundinnen eine Eventagentur. Sie arbeitet als Blumendekorateurin für die High Societey. Sie ist sehr gefragt weil talentiert, denn sie liebt Blumen und Pflanzen über alles und das sieht man ihren Gestecken und Sträußen auch an, die man ihr praktisch aus den Händen reißt. Ihre geheime Leidenschaft ist jedoch die Gestaltung von Dachgärten. Eines Tages bittet sie ihr Vermieter und der Bruder ihrer besten Freundin Paige, der Landschaftsarchitekt Matt, ihn bei einem Gartenprojekt zu unterstützen, da ihm eine Mitarbeiterin ausgefallen ist. Frankie sichert sofort ihre Unterstützung zu, wird doch ein Traum von ihr wahr und kennt sie Matt doch schon ihr ganzes Leben lang, weshalb sie ihn auch nicht im Stich lässt. Aber schon kurze Zeit später merkt sie, auf welch verhängnisvolles Projekt sie sich da eingelassen hat, denn es fordert ihre ganze Energie, vor allem aber ihr Herz und ihre Gefühle….

Sarah Morgan hat mit ihrem Buch „Ein Sommergarten in Manhattan“ den zweiten Roman ihrer Manhattan-Serie vorgelegt, das dem ersten Buch in nichts nachsteht in Bezug auf Romantik und einer prickelnden Handlung. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und gefühlvoll, der Leser findet sich schnell in der pulsierenden Metropole New York und bei dem Trio von drei echten Freundinnen wieder, die ein recht aufregendes Leben führen und mit ihrer Eventagentur alle Hände voll zu tun haben, um romantische Träume von Heiratswilligen zu erfüllen, sehr zum Unwillen von Hauptprotagonistin Frankie. Durch wechselnde Erzählperspektiven lernt der Leser sowohl Frankie als auch Matt sehr gut kennen, die ihre Gefühle und Gedanken hier offenbaren. Durch geschickte Winkelzüge gelingt es der Autorin, die Spannung zu steigern und den Leser bei der Stange zu halten. Das Buch ist ein regelrechter Pageturner.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet worden, sie wirken wie junge Leute von heute, die sich eine Existenz aufbauen, jede Menge um die Ohren haben, um sich in einer Großstadt zu behaupten, aber auch ihre Ängste und Nöte haben, die sie nicht nach außen tragen. Allesamt wirken sie sehr lebendig, individuell und real. Frankie ist eine junge Frau, die auf den ersten Blick etwas unterkühlt und zurückhaltend wirkt. Sie hat liebestechnisch nicht viel Erfahrung, lässt auch niemanden außer ihren engsten Freundinnen näher an sich heran, denn sie ist durch ihren familiären Hintergrund geprägt. Frankie gibt sich oftmals zynisch, was eigentlich gar nicht richtig zu ihr passt. In Wirklichkeit ist sie ängstlich und hat nicht viel Selbstwertgefühl. Dabei ist sie nach außen selbstbewusst und nicht gerade auf den Mund gefallen. Gleichzeitig wirkt sie oft wie eine Chaotin, weil sie so tollpatschig ist, doch Frankie ist liebenswert, hat Phantasie und Träume, die der Leser bei der Lektüre entdecken wird. Matt ist ein sympathischer Mann und hat die Nase voll von gescheiterten Beziehungen. Er ist zielstrebig, geduldig, hartnäckig, aber offen und geradlinig. Auch die beiden Freundinnen von Frankie, Paige und Eva, sind liebenswerte Protagonistinnen, die neben einigen anderen zusätzlichen Pepp in die Geschichte bringen.

„Ein Sommergarten in Manhattan“ ist ein romantisch-leichter Liebesroman mit schönen Dialogen und reichlich Unterhaltungswert, um einen wunderbaren regnerischen Nachmittag auf der Couch zu verbringen und sich gedanklich in die Welt von Frankie und Matt zu träumen. Absolute Leseempfehlung für einen gelungen 2. Teil der Manhattan-Serie!

Veröffentlicht am 21.07.2017

Delfter Blau

Nachtblau
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1654 Holland. Catrijn ist gerade Witwe geworden und verkauft ihr Hab und Gut, um endlich ihre Heimatdorf De Rijp verlassen und in die Stadt ziehen zu können. Dort will sie ihr Auskommen als Haushälterin ...

1654 Holland. Catrijn ist gerade Witwe geworden und verkauft ihr Hab und Gut, um endlich ihre Heimatdorf De Rijp verlassen und in die Stadt ziehen zu können. Dort will sie ihr Auskommen als Haushälterin verdienen, obwohl sie viel lieber malen würden. Leider ist die Herrschaft, bei der sie ihre Stelle antreten soll, kurzfristig verstorben. Durch Zufall lernt sie den sympathischen Weltenbummler Matthias kennen, auf dessen Empfehlung sie in Amsterdam im Haushalt seines Bruders und dessen Familie unterkommt. Die Hausherrin ist eine ambitionierte Malerin, so bekommt Catrijn die Gelegenheit, sogar den großen Rembrandt kennenzulernen. Eines Tages steht Jakob, der Knecht aus ihrem Heimatdorf, vor ihr und erpresst sie, denn Catrijn hat ein dunkles Geheimnis. Um ihn loszuwerden, gibt sie ihm Geld und kündigt am gleichen Tag noch ihre Stellung. Sie bekommt von ihrem Hausherrn eine Empfehlung, sich bei seinem Bruder Evert zu melden, der eine Porzellanfabrik in Delft unterhält und Hilfe braucht. So landet Catrijn schließlich in Begleitung von Matthias, an den sie ihr Herz verloren hat, bei Evert. Während Matthias sich von ihr verabschiedet, um auf Weltreise zu gehen und Catrijn damit die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft nimmt, beginnt sie bei Evert als Malerin in der Werkstatt und sie beginnt, sich endlich wohl zu fühlen. Doch auch hier wird sie nach einiger Zeit von Jakob aufgespürt…

Simone van der Vlugt hat mit ihrem Buch „Nachtblau“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt, der als Kulisse das Holland des 17. Jahrhunderts zum Hintergrund hat. Der Schreibstil ist schön flüssig, der Leser taucht schnell in die vergangene Zeit ein, lauscht Ich-Erzählerin Catrijn bei ihren Gesprächen und nimmt heimlich teil an ihren Gedanken, Geheimnissen und ihrem Leben. Die Reisebeschreibungen durch die holländische Landschaft sind sehr bildhaft und lassen den Leser das alte Holland erleben, wo die Wege noch beschwerlich und meist über das Wasser stattfanden. Der Spannungsbogen wird schon gleich zu Beginn schön angelegt und schraubt sich im Verlauf der Handlung immer mehr in die Höhe. Die Autorin gibt auch einen schönen Einblick in das damalige Leben und die Gepflogenheiten der Bevölkerung sowie die Standesunterschiede und auch den Ausbruch der Pest und deren Auswirkungen. Gleichzeitig erfährt der Leser etwas über die Entstehung des berühmten Delfter Porzellans und dessen Entwicklung. Auch die Stellung der Frau ist ein Thema in dieser Geschichte. Die Autorin weiß mit dem Leser zu spielen und durch geschickte Wendungen ebenso zu überraschen.

Die Charaktere sind sehr schön und individuell ausgestaltet, sie wirken sehr lebendig und authentisch. Catrijn ist eine sympathische Protagonistin, die in einer liebevollen Familie auf dem Land aufgewachsen ist, leider aber Pech mit ihrem Ehemann hatte. Sie liebt die Malerei, doch als Frau darf sie kein Gewerbe ausüben, ohne Mitglied der Zunft zu sein. Sie hat ein offenes Wesen, ist ehrlich und tatkräftig, greift vielen helfend unter die Arme. Innerlich ringt sie mit sich und hütet ein dunkles Geheimnis, dass sie das Leben kosten könnte. Matthias ist ein Weltenbummler, er hat Hummeln im Hintern, aber er ist auch sehr attraktiv und weiß die Frauen zu becircen. Dabei ist er jedoch offen und ehrlich und macht keine falschen Versprechungen. Evert ist Witwer und leidet noch unter dem Tod seiner Frau und seiner Kinder. Er ist ein gutmütiger Mann mit Geschäftssinn, der seine Angestellten anständig behandelt und gute Ideen zu schätzen weiß. Jakob ist ein Mann, den man nur schwer einschätzen kann. Er wirkt nicht gerade sympathisch, schleicht ständig herum und setzt die Menschen unter Druck, um sein Leben dadurch zu verbessern. Auch die „Nebendarsteller“ haben alle ihren berechtigten Platz in dieser schönen Geschichte und machen die Handlung rund und harmonisch. Auch der Einwurf von bekannten Namen wie Vermeer und Rembrandt geben dem Ganzen einen authentischeren Zug.

„Nachtblau“ ist ein sehr spannender historischer Roman, der beste Unterhaltung bietet und den der Leser, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen kann. Absolute Leseempfehlung!